Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

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Whrünem, — 
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1715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Breis pro Quartal 50 4. Ins.⸗Gebühr oro 3spaltige Zeile Mua. Auflage 5200 
56 41. Neunkirchen, 332 den 10. Oktober 1886. 
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Da ste aber ihre Hugen aushoben, sahen ste 
niemand, denn Jesum allein. 
Matth. 17,9 
ommtherzu, laßt uns dem Herrn 
—B und jauchzen dem Hort 
Duüunsers Heils! Lasset uns mit Dan— 
ken vor sein Angesicht kommen und 
mit Psalmen ihm jauchzen! — sso lautet 
aus Gottes Wort die Einladung zu dem Feste, dessen 
Beginn soeben die Glocken in alle Lande der evange— 
lischen Christenheit hinausgeläutet haben. Ein seltenes 
Fest, einzig in seiner Art: das 50jährige Ju— 
biläumunserer tenuren Kaiserswerther 
Diakonissen-Anstalt und zugleich die Ju— 
belfeier der Diakonissen-Sache überhaupt. 
Aber haben wir auch ein Recht zur kirchlichen Feier dieses 
Festes? Einer jeden Festfeier innerhalb der Kirche 
Gottes muß ja doch eine von Gott gewirkte Festthat— 
sache zu grunde liegen. Nun, was wars denn, was 
am 13. Oktober 1836 hier in der kleinen Dia— 
sporagemeinde der Rheinprovinz geschah? Nichts anderes 
doch, als eine That der christlichen barmherzigen Liebe 
zu den Elenden und zugleich eine That zur Einführung 
des alten apostolischen Diakonissen-Amtes in unserer 
Kirche, wenn auch in neuerer, zeitgemäßerer Gestalt. Der 
13. Oktober 1836 ist also unser Festtag und die Er— 
öffnung des ersten Diakonissen-Krankenhauses ist unsere 
Festthatsache, und darum haben wir ein Recht zur 
lirchlichen Feier. 
Bei dieser Feier treten uns nun vor allen Dingen 
die ehrwürdigen, in Gott ruhenden Väter unserer Dia— 
konissensache, durch welche der Herr seine Thaten unter 
den Menschenkindern gethan hat, in dankbarer Erinne— 
rung vor unsere Seele, selbstverständlich allen voran 
der schlichte Mann, der Diakonissen-Vater, wie wir ihn 
am liebsten nennen, Fliedner, der teure Knecht 
Gottes, in dessen ganzer anspruchslosen Erscheinung 
das apostolische Wort wie 'verkörpert vor uns stand: 
„Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine 
Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.“ Neben 
ihm sehen wir Goßner, den Evangelisten, den er sich 
aus der anderen Kirche geholt hat, und im schönsten 
Verein mit ihm den geistesklaren und geistesstarken, 
dieljährigen Träger des evangelischen Glaubenslebens 
der Kirche im Elsaß, Härter von Straßburg, und 
m Grunde eins mit ihnen den geistvollen Prediger 
und geistgesalbten Seelsorger der evangelisch-lutherischen 
Kirche Löhe, und an seiner Seite den Mann mit 
dem stillen Ernst auf dem Angesicht, Schultz von 
Bethanien in Berlin, und unter ihnen den vieljährigen 
Mittelpunkt der Diakonissensache in seinem Vaterlande, 
den arbeitstreuen und arbeitsreichen Fröhlich! Sie 
haben uns in schönem Zusammenklange gezeigt, was 
Gottes Wort von der weiblichen Diakonie sagt; sie 
haben die ganze Diakonissensache aufgebaut auf dem 
Grunde des göttlichen Wortes und das alte apostolische 
Diakonissenamt in Uebereinstimmung mit unseren kirch— 
lichen Bekenntnissen wieder aufgerichtet. Wohlan, so 
gedenket nach dem Apostelworte Eurer Lehrer und folget 
ihrem Glauben nach! 
Dort auf dem Verklärungsberge waren die größten 
Heiligen des alten Bundes bei Jesu erschienen, Moses 
und Elias; sie redeten mit Jesu, darnach verschwanden 
sie, und als die Jünger ihre Augen aufschlugen, sahen 
fie niemand, denn Jesum alleinm. Jesus allein 
wollte und sollte ihr Ein und Alles sein. Und so soll 
es auch bei uns gelten. Die Väter der Diakonissen- 
sache in allen Ehren, ja in dankbarster Erinnerung 
unter uns; aber von uns soll nicht gesagt werden, daß 
wir gelegentlich dieser Feier auch dem Zuge der Zeit 
zgefolgt wären und hier Menschennamen und Menschen⸗ 
werk verherrlicht hätten. Nein alle, die von unserer 
Feier hören und lesen, sollen den Eindruck haben: sie 
haben in Kaiserswerth niemand gesehen, denn Jesum 
allein. Du liebes, teures Kaiserswerther Mutterhaus 
mit deinen 35 unter Gottes Segen so schön aufblühen— 
den Töchteranstalten; du ehrwürdige Mutter Fliedner, 
deren Lebensabend der gnädige und barmherzige Gott 
auch noch durch diese Feier so wunderbar freundlich 
verklärt und vergoldet hat; ihr lieben Schwestern, deren 
Fuß stehen darf da, wo der Heilige Gottes gewohnt, 
und auch da, wo die Pharaonen einst das Regiment 
geführt haben; teure Brüder im Amte und ihr alle, 
unter deren Händen dieses Werk so groß und so starl 
geworden ist, und wir, die wir die Freude haben, mit 
euch zu feiern, nicht wahr, es versteht sich für uns 
ganz von selber, daß wir heute die Feier dieser Tage 
mit dem einmütigen Bekenntnis beginnen: nicht den 
Vätern, lieber Herr, noch weniger uns, nein, deinem 
Namen sei die Ehre um deiner Güte und Wahrbeit 
willen! 
Jesus allein ist unser Lob, unser Trost und unsere 
Hoffnung an diesem großen Jubeltag. „Arme 
habt Ihr allezeit bei Euch, und wenn Ihr wollt, könm
	        
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