Wehru Momp,
—X
vP
*
*
vd
*
5
*
—2
715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 4. Ins.⸗Gebühr pro 3spaltige Zeile 20 8. Auflage 4400.
)⸗
IBIL. Neunkirchen, Ad den 3. Januar I1886.
ü—
—
—A
Steig auf mit Gott, du junges Jahr,
Mit deinen Sternen mild und klar,
Steig auf am Himmelsbogen!
Aus deiner Lichter hellen Chor
Tritt schon mein Morgenstern hervor,
Der oft mein Herz gezogen:
Ehristus, Jesus,
Stern der Sterne,
Nah und ferne!
Licht vom Morgen!
Ja, du bleibest nicht verborgen.
O geh uns auf am dunklen Ort,
—A
Die Finsternis hier innen!
In uns ist ewge Todesnacht;
Rur wo dein Lebensglanz erwacht,
Da werden licht die Sinnen.
Dann, dann bricht an
Fine Quelle
Selger Helle,
Dann gehts heiter
Auf dem Himmelspfade weiter.
Ilbert knauf
——
Gott, du bist mein Gott, frühe wache ich
zu dir!
Bsalm 63. 2
—F in schönes Neujahrsgebet -— ich weiß kein schöneres.
E Neujahrsgebet für die einzelne Christenseele,
* ein Neujahrsgebet für unser deutsches Volkk.
Selig ist der Mensch, der es beten kann im Geist
und in der Wahrheit. Nicht jedes Menschenkind darf
dies große Wort auf seine Lippen nehmen. Wer noch
ein Gott dem Herrn fremd gegenüberstehendes Herz
hat, wer dem Worte und dem Geiste Gottes das Herz
noch verschließt, der soll sich nicht erdreisten, dies Wort
zu sprechen. Aber wer darf denn das Wort auf die
Lippen nehmen? Antwort: Der, dem das Neujahrs-—
evangelium ins Herz geleuchtet, dem der Jesusnanie
der schönste Name ist im Himmel und auf Erden. Der
bußfertige und gläubige Christ allein — er ist es,
der sagen darf und wirklich sagt: Gott, du bist mein
Gott!“ Denn Gott der Herr neigt sich zu uns und
wird unser Gott nur in Jesu. Niemand komnit
zum Vater, denn durch ihn. Ohne das Gebet im Her—
jen: Gott, du bist mein Gott! möchte ich keinen
einzigen Tag beginnen mit seiner Plage und mit seiner
Freude. Ohnedem getraute ich mir nicht, die Schwelle
des neuen Jahres, das wie im Schleier verhüllt vor
uns liegt, zu überschreiten. Ich wäre wie ein Wanders—
mann, der ein fernes Ziel zu erreichen hat und nimmt
auf die Reise keinen Stab mit und kein schützendes
Kleid und keine Wegzehrung. Aber dies Neujahrsgebet
im Herzen, trete ich mutig den Weg an und spreche
mir zu: Unverzagt und ohne Grauen soll ein Christ,
wo er ist, stets sich lassen schauen.
Und ich setze hinzu: frühe wache ich zu dir! Ich
wache, d. h. ich thue die Augen auf, ich richte sie zur
Höhe, ich hebe meine Augen anf zu den Bergen, von
velchen mir Hülfe kommt. Ich befehle dem Herrn
meine Wege und hoffe auf ihn — er wirds wohl
machen. Ich befehle ihm meine Seele, daß er
sie in heiliger Ordnung halte und ihr den Glauben
stärke und im Glanben sie heilige, ich befehle ihm mei—
nen Leib, daß er ihn zum Tempel des heiligen Geistes
bereite, ich besehle ihm mein Leben, daß das föchiiff—
lsein meines Lebens durch Stürme und Wogen einmal
inlaufe in den stillen Friedenshafen des ewigen, seligen
Renjahrs im Himmel. Ich blicke nach oben, und wenn
neine Wege dunkel sind und ich mich in die Führungen
neines Gottes nicht gleich finden kann, so blicke ich
zöher und ruhe nicht, bis mein Glaubensauge in Gottes
Vaterauge sieht und hineindringt in Gottes Vaterherz.
Aber das Psalmwort ist auch ein Neujahrsgebet
üür unser ganzes deutsches Christenvolk. O
daß doch unser Volk, von dem Geiste Gottes berührt,
in Stadt und Land, in Palästen und Hütten das Gebet
im Herzen bewegte und auf die Lippen nähme: Gott,
du bist mein Gott! Darf unser Volk so sprechen,
darf es das thun in seinem gegenwärtigen Stand? Ist
Hott unseres Volkes Gott? In gewissem Sinne ja!
Hott der Herr hat es ins Dasein gerufen, hat ihm
eine Stellung angewiesen unter den Völkern der Erde,
)jat es ausgestattet mit edlen Gaben, hat ihm deu
Freudenglanz des Evangeliums in seine Wälder scheinen
lafsen, hat seine Hand fühlbar werden lassen in den
Heschicken des Volkes alter und neuer und neuester Zeit.
In diesem Sinne ist Gott unseres Volkes Gott.
Aber auch in dem Sinne, daß nun unser Volk diesen
Bott, den alten Bibelgott und Christengott, erwählete?