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1715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 4. Ins.Gebühr pro 3spaltige Zeile 29 4. Auflage 5100.
35. Neunkirchen, D den 29. August 1886.
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—— ZzZuum Sedantage. —
O Vaterland, du hast dem äußern Feinde
Des Sieges Palmenkrone abgewonnen,
Du bist in Gottes Kraft dem Netz entronnen,
Worin der Gegner Dich zu fesseln meinte!
Doch heute gilts, nach innen sich zu bauen,
Des Hauses Pfeiler neu und tief zu gründen:
Willst du dem Herrn, — Jehovah dich verbünden?
Wilist du auf selbstgeschaffune Macht vertrauen?
Das ist umsonst! — wenn Gottes heilge Rechte
Fin Volt und Tand nicht segnet und behütet,
Ihm nicht der Wahrheit helle Leucte bietet,
Zo lauern des Verderbens Mitternächte!
Es ist umsonst, daß deine Wächter tagen,
Wenn sie Jehovahs heilig Wort verschmähen,
Und taube Frucht in deine Furchen säen: —
NRur bei dem Herrn ist Heilung zu erfragen! —
Für seine Schafe wacht der gute Hirte!
Für seine Kinder sorgt des Vaters Treue!
O Vaterland! — am Fest der Siegesweihe
Mit seiner Gnade Heilkraft dich umgürte!
Er stellte dir aufs blutge Feld der Ehre
Die Blüte Deutschlands, — deine tapfern Söhme! —
Im Schlachtendonner und im Siegsgetöne:
Sie folgten ihm, — dem großen Gott der Heere!
So laß, o Vaterland, von deinen „Söhnen“,
Die siegend, fallend Gott die Ehre gaben,
Gleich einem „Pfeil“ das Wort ins Herz dir graben
Der Glaube nur hilft schwere Arbeit krönen! —
O „Heil dem Volk“, das solche Ostern felert,
„Vor seinen Feinden wird es nicht zu schanden!“
Denn aus der Sünde Grüften auferstanden,
MWird es zu voller Lebenskraäaft erneuert! —
—
Die christliche Zürsorge für die konsirmierte
weibliche Jugend.
Referat,*) exstattet von Pfarrer von, Scheven auf der Kreis—
Synodal-Versammlung zu Saarbrücken am 28. Juli 1886.
Verehrte Herren und Brüder! Wenn ich dem Er—
suchen des Moderamens, das Referat über die Vorlage
des Königlichen Konsistoriums: „Die christliche
Fürsorge für die konfirmierte weibliche
Jugend“ für unsere heutige Synodalverhandlung zu
übernehmen, gern willfahrt habe, so konnte ich das doch
iur thun einerseits im Hinblick auf das reiche Material,
welches der hochwürdige Herr Generalsuperintendent
Dr. Baur in seinem überaus dankenswerten Schrift—
hen: „Unsere weibliche Jugend“ zur Be—
autzung dargeboten hat, und andererseits in der Er—
vartung, daß die Herren Synodalen aus dem Schatze
hrer reicheren Erfahrung das Fehlende zu ersetzen, das
Mangelhafte zu ergänzen und das, was ich 'nur in
Umrissen andeuten konnte, lebendiger auszuführen die
Hüte haben würden.
J. Notwendigkeit der christlichen Fürsorge.
Unser Thema stellt uns vor eine sehr ernste und
wichtige Aufgabe des christlichen Gemeindelebens unserer
Tage. Nicht als ob es unserer Zeit erst aufbehalten
gewesen wäre, die Notwendigkeit einer besonderen Liebes—
*) Auf Wunsch der Synode hier abgedruüdt.
sorge für die konfirmierte Jugend, männliche sowohl
wie weibliche, zu erkennen; nicht als ob die Erkenntnis,
daß die Erziehung des Menschen mit seiner Konfirma—
tion, also mit seinem 14. Lebensjahr etwa, unmöglich
abgeschlossen sein kann, erst von heute datierte — diese
Erkenntnis ist vielmehr in kirchlichen Versammlungen
und christlichen Blättern seit alter Zeit schon und immer
vieder aufs neue zum Ausdruck gelangt, aber die
religiös-sittlichen Verhältnisse der Gegenwart im Allge—
neinen und die unleugbare Thatsache der in erschrecken—
der Weise zunehmenden sittlichen Verwilderung der
Jugend insbesondere stellen den Gegenstand unseres
Themas mit in die erste Reihe unserer heutigen pasto—
ralen Aufgaben und Pflichten.
Zeichnen wir denn zunächst mit einigen kurzen Stri—
hen die religiös-sittlichen Zustände unserer Zeit und un—
seres Volkes.
Wenn auch zu allen Zeiten und 'an allen Orken
der christliche Glaube gegenüber den ungöttlichen Welt—
mächten in der Minderheit gewesen ist, weil eben für
den natürlichen Menschen Augenlust, Fleischeslust und
hoffärtiges Leben immer lockender ist als der Friede
Gottes, so ist doch in unsern Tagen der Strom des
Unglaubens, der Entchristlichung und Entkirchlichung
und der daraus resultierenden Entsittlichung der Volks—
massen zu einer kaum jemals dagewesenen Höhe ange—
schwollen. Eine große Menge unserer Zeitgenossen hat
sich nicht nur dem Leben, das aus Gott ist, fondern