beinahe seinem Beruf zum Opfer gefallen. Welcher
Schreck daher die junge Frau durchbebte, als sie
hörte, in dem Schacht, in dem ihr Mann arbeite,
habe eine Explosion stattgefunden, kaun man sich
denken. Voll Lob und Dank gegen den Herrn
schlossen sich nun die Herzen der Eheleute inniger an
inander, und keinmal geht von nun an der wackere
Bergmann seinem Tagewerk nach, ohne vorher mit sei—
ner Frau gebetet und sich dem Schutze Gottes befohlen
zu haben. Der jungen Frau aber sind seitdem Putz
und Vergnügen nicht mehr wie bisher die Hauptsache,
ondern sind ihr recht nichtige Dinge geworden, und sie
lebt, eins mit ihrem Manne, ein Leben mit Gott,
und kein glücklicheres Paar ist in dem Dorf zu finden,
ils H.'s.
Wer andern eine Grube gräbt, fällt sefbst hinein,
oder
Eine verunglückte Rärenjagd.
Ja, so gehts und so gehts oft: Wer andern
eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Und das Eine, l. Paulinus, ist nicht sittlich und das
Andere nicht klug. Unsere Leser ahnen schon, um was
es sich handelt. Wie haben doch die römischen Blätter,
»oran St. Paulinus in Trier, schon seit Wochen ge—
sjöhnt über den „literarischen Bären, den irgend ein
deutscher Prädikant in Gestalt der Preisauf—
gabe des reichen Schotten gegen Rom losgelassen“, über
die „Fälschung“ und „Erfindung“, die der feindselige
Haß gegen die römische Kirche geboren! Am tobsüch—
tigsten aber geberdeten sich die „Bärenjäger“, als der
Buchhändler John Kensit in London sich dahin ge—
äußert, daß er keine Idee irgend welcher Art von dem
Namen des reichen Schotten habe. St. Paulinus leistet
sich noch in seiner neuesten Nr. folagenden pathetischen
Erguß:
„Alle diese erbärmlichen Mittel reichen aber nicht, um das
„Ev. Wochenblatt“ aus dem Sumpf wieder herauszubringen,
in welchen es sich durch seinen Abdruck der erdichteten Geschichte
des „reichen Schotten“ unter dem Hohngelächter der ganzen
Begend und unter Achselzucken seiner eignen Freunde hinein—
geritten hat.“
Auf einmal aber machen die Bärenjäger ellenlange
Gesichter. Was ist denn geschehen? Nun, das wollen
wir unsern Lesern zu ihrer Erheiterung kurz mitteilen.
Herr Pfr. Terlinden, der verdiente Herausgeber
des „Rhein.-Westfäl. Gustav-Adolf-Blatts“, wandte sich
gleichfalls an den genannten Herrn John Kensit mit
olagendem Brief;:
Duisburg a. Rh., 1. August 1886.
Geehrter Herr! Ist es wahr, daß an Ihrem Buchladen die
Worte angeschlagen stehen: „Ich zahle 1004) Pfund dem, der
nir eine einzige Bibelstelle nachweist, wonach man zur Jung—
irau Maria beten soll,“ und dann weitere neun Säßtze, bis es
uletzt heißt: „lO 000 Pfund zahle ich dem, der mir für alle zehn
Sätze Belege aus der Schrift bringt?“ Sie würden mir einen
großen Gefallen erweisen, wenn Sie mir umgehend per Karte
einfach mit „Ja“ oder „Nein“ antworten wollten. Sie werden
uis der Karte des katholischen Professors Dr. Rebbert aus
Paderborn vom 53. Juli bereits ersehen haben, daß es sich hier
im eine Kontroverse zwischen Protestanten und Katholiken han—
delt. Mit der nochmaligen dringenden Bitte um gefällige Ant—
wort Ergebenst Terlinden, Pfarrer.
Darauf antwortete Herr John Kensit folgendes:
London, den 4. August 1886.
Lieber Herr! Als Antwort auf Ihre Anfrage wünsche ich
ein entschiedenes „Ja“ zur Bekräftigung der Mitteilung zu geben,
daß ich einen Zettel ausstelle, worin ich eine Belohnung von
10000 Pfund sedem r7mischen Katholiken anbiete. welcher es
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internehmen will, aus Gottes Wort die eigenartige und lächer—
iche, ja ungehenerliche Lehre dieser abtrünnigen Kirche, betref
end die 19 genannten Punkte, zu beweisen. Mein Herr! Ob—
zleich dieser Zettel bei Tausenden cirkuliert hat und in dem Fen—
ter meines Ladens ausgestellt war, der Thür an Thür neben
dem Hauptbilderladen liegt, welcher täglich von jesuitischen und
indern Priestern besucht wird (so daß sie unmöglich vorüber—
jehen können, ohne ihn — den Zettel — zu sehen), hat doch
iicht einer von ihnen irgend etwas mehr versucht, als eine
jgelegentliche Beschimpfung meiner selbst und die Bitte, daß ich
uifhören möchte, den Zettel auszuhängen. Zu Zeiten habe ich
inigen armen aufgebrachten Römisch-Katholischen ein Eremplar
vyon Gottes Wort eingehändigt, und ihre Antwort war immer:
„Wir beweisen unsere Religion aus der Tradition und nicht
aus der Bibel.“ Ich bin entzückt zu hören, daß einige
dieser Römischen in Deutschland daran denken,
die Fragen zübeantworten und so die Beloh
nuungezuserlangen.
Luthers Augen wurden durch das Studium von Gottes Wort
zeöffnet, und ich hoffe, das Resultat des Suchens und For—
cheus wird noch viele zu dem wahren Bischof und Hirten ihrer
Jesus Christus. dem einzigen vollkommenen Vriester.
ühren.
Seit ich Ihren Brief erhielt, freute ich mich, anzukündigen,
daß nicht nur 10900 Pfund Sterling, sondern außerdem noch
weitere 75 Pfd. Sterl. gegeben werden als Zusatz zu einigen
weiteren Antworten auf die Fragen, von welchen ich hiermit
eine Abschrift einschließe. Bitte, sagen Sie den Blättern, welche
den Zettel abgedruckt haben, meinen Dank. Ich hoffe, durch Sie
aoch weiter von Römischen zu hören, welche wie Luther zur
Wahrheit kommen. Ihnen dankend für die Mühe, die Sie sich
Jgegeben haben, verbleibe ich
Ihr aufrichtiger John Kensit.
Herr John Kensit hat diesem Briefe ein Exem—
plar des Plakats beigefügt, welches in seinem Laden zu
finden ist. Dasselbe lautet:
Belbohnung
von 10000 Pfund Sterling.
1. 1000 Pfund Belohnung jedem römischen Katholiken, welcher
zine einzige Bibelstelle anführt zum Beweise, daß wir zur Jung—
rau Maria beten sollen.
2. 1000 Pfund Belohnung jedem römischen Katholiken, welcher
eine Bibelstelle zum Beweise anführt, daß der Wein beim beili—
zgen Abendmahl nur den Priestern gegeben werden soll.
3. 1000 Pfund Belohnung jedem römischen Katholiken, der
auch nur eine Bibelstelle anführen kann, aus welcher hervorgeht,
daß St. Petrus nicht verheiratet war.
4. 1000 Pfund für jeden, der mit einer Bibelstelle beweisen
kann, daß die Priester nicht heiraten dürfen.
5. 1000 Pfund für jeden, der mit einem Bibelspruche bewei—
ien kann, daß man zu den Toten oder für die Toten beten soll.
6. 1000 Pfund für jeden, der eine einzige Bibelstelle au—
führen kann, worin gesagt wäre, daß es mehr als einen Mittler
wischen Gott und den Menschen gibt.
7. 1000 Pfund für jeden, der eine Schriftstelle beibringen
kann, die beweist, daß Petrus Bischof in Rom gewesen ist.
8. 1000 Pfund für jeden, der eine Stelle aus der heiligen
Schrift aufzeigen kann, die beweist. daß die römische Kirche die
aälteste Kirche ist.
9. 1000 Pfund für jeden, der einen Bibelspruch nachweist,
welcher besagt, daß die Jungfrau Maria uns selig machen kann.
10. 1000 Pfund für jeden, der mit einer einzigen Stelle
des Neuen Testamentes beweisen kann, daß der Papst Christi
Stellvertreter oder St. Petri Nachfolger sei.
Zusammen 19000 Pfund Belohnung jedem, welcher die
verlangten Schriftstellen anführen kann.
„Suche in der Schrift.“
„Christus ist alles und in allen.“
Welche verblüffende Botschaft für St. Paulinum!
Doch wir wollen nicht höhnen, wie er gethan, wollen
hm vielmehr gern all seinen Hohn und all seine Grob—
heiten gnädigst verzeihen, wenn er obigen Brief seinen
Lesern wortgetreu mitteilt. Wir meinen das von sei—
ner Ehrlichkeit um so mehr erwarten zu dürfen,
als er das erste Schreiben desselben Verfassers sofort
jubelnd in die Welt hinausposaunt und dadurch den
Glauben zu erwecken gesucht hat, als sei das Preis-
ausschreiben nach Form und Inhalt
pon irgend einem romhassenden deut—