Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

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1715 Postverzeichnis. Dreizehnter Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 4. Ins. Gebühr pro 3spaltige Zeile 2M . Auflage 5100. 
442 Neunkirchen, *4 den 20. Juni LISSG. 
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Von ihm und durch ihn und zu ihm sind 
alle Ziunge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! 
Röm. 11. 36. 
Dya⸗ ist der Lobpreis, in welchem unsere Gedanken 
9 zuletzt zur Ruhe kommen, wenn sie lang genug 
* dem Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit, davon 
das heutige Trinitatisfest redet, nachgesonnen haben. 
Wir werden dies wunderbare Gottesgeheimnis mit 
unseren kurzen Menschengedanten nimmer erfassen, so 
wenig, als man das uneundliche Meer in eine kleine 
Grube an seinem Ufer füllen kann. Das freilich wissen 
wir, daß diejenigen eitel Thoren sind, die mit dem 
bloßen Einmaleins die Herrlichkeit des lebendigen Gottes 
aus dem Felde zu schlagen gedenken, „eins sei nicht 
drei und drei sei nicht eins“. Das Leben fragt nie 
und nirgends nach toten Zahlbegriffen. Wer wüßte 
nicht von gottgesegneten Familien, die, so viel auch der 
Glieder, doch eines Herzens und eines Sinues sind. 
Der Mensch ist unstreitbar ein einig Wesen, und doch, 
wie verschieden und mannigfach mags in ihm sich regen! 
Hier stellt der Wille sich gegenüber der besseren Erkennt— 
nis, dort bleibt die Erkenntnis zurück, wo Herz und 
Wille längst vorwärts geeilt sind, wiederum ist dort 
das Gemüt längst schon ersaßt, wo der Verstand noch 
inimer ernstlich dawider sich setzt. Und boi dem allen 
doch immer und immer wieder der eine selbe Mensch! 
Mit toten Zahlen bezwingt man nicht einmal die Wun— 
der menschlichen Wesens, geschweige sprudelndes Gottes— 
leben. Aber allerdings, soviel wir auch hervor— 
bringen mögen hier aus dem Leben des Menschen, Bild 
nach Gottes Bild, dort aus dem Leben der Natur, 
diesem Wiederschein göttlicher Herrlichteit, um das Ge— 
heimnis der heiligen Dreifaltigkeit uns näher zu brin— 
gen: verstanden ists damit noch nicht, ja wir müssens 
uns sagen, in dem Augenbtick, wo wirs erfaßt zu haben 
vermeinten, wars unter den Händen uns schon ent— 
schwunden, seiner göttlichen Herrlichkeit entkleidet, weil 
eben in die Schranken menschlichen Sinnens und Den— 
tens eingezwängt. Immer nur wird gleiches von 
gleichem, der PRensch vom Menschen, Gott nur von 
Gott erkannt werden können. „Der heilige Geist erst 
erforschet alle Dinge, auch die Tiesen der Gottheit.“ 
Wir tasten nur herum an dem wunderbaren Gottes— 
geheimnis und doch — ob wirs auch nimmer ver— 
stehen — erfahren können wir doch das gnaden— 
reiche Walten dieses wmunderbaren Gottes und., so oft 
wirs erfahren, soll unser Herz ausbrechen in Jubel und 
Dank. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! 
Von ihm sind alle Dinge. Es hat ihm nicht 
genügt, in selbsteigener Seligkeit und Herrlichkeit zu 
weilen von Ewigtkeit zu Ewigkeit. Er sprach, und die 
Welt entstand. Er sprach, und der Mensch ward ge— 
sormt nach seinem Bild zur lebendigen Sceele. Was 
sich ereignet hat seitdem, unter seiner Leitung hats ge— 
stauden, unter seinem Befehl. Selig wir, daß als 
Christen wirs wissen, nicht ein blinder Zufall, nicht ein 
ieltsam Ungefähr regiert die Welt, sondern die starke 
hand des allerbarmenden Gottes! Selig wir, daß als 
Thristen wirs wissen, „alle unsere Haare auf dem Haupte 
sind gezähtet; er weiß, wie oft ein Christe wein' und 
was sein Kummer sei, kein Zähr- und Thränlein ist 
so klein, er hebt und legt es bei“. 
Durch ihn sind alle Dinge. Im ewigen Wort, 
Gott bei Gott hat er je und je sich geoffenbaret, durch 
den Sohn die Welt geschaffen, durch den Sohn sein 
Volk gerüstet für die Zeit des Heils, durch den Sohn 
die Welt erlöst, die Sünde gesühnt. Selig wir, die 
wir im Kämmerlein unser Herz nun ausschütten dürfen 
vor Gott, unserm lieben Vater in Christo, Segen über 
Segen uns holen dürfen am Fluchholz dort auf Golgatha. 
Zu ihm sind alle Dinge. Das ist das Ziel der 
Menschenwelt, daß durch die Kraft des heiligen Geistes 
alles Gott geheiligt, alles in sein Bild verklärt werde. 
Selig wir, die wir einen Helfer haben wider das wun— 
derliche, trotzige und verzagte Herz, wissen, daß wir 
nicht Waisen bleiben sollen, wissen, daß wir nicht ver— 
geblich uns mühen, dulden und leiden, ringen und 
kämpfen. Es gibt eine Zeit noch der Vollendung. 
Ihm sei Ehre in Ewigkeit! — so schlie— 
hen wir ab die festliche Hälfte des Kirchenjahres. Den 
zjanzen Reichtum seiner Gottesgnade hat der dreieinige 
Gott abermals vor uns ausgebreitet. „Die Liebe, die 
den Himmel hat zerrissen und sich zu uns ins Elend 
niederließ“ — zur heiligen Weihnacht ist sie licht und 
jell vor unser Auge getreten. „Das Leben, es 
»echielt den Sieg und hat den Tod bezwungen“ — zur 
Osterzeit haben wirs jubelnd begrüßt am offenen Grabe 
in Josephs Garten. „O heiliger Geist, kehr bei uns 
ein und laß uns deine Wohnung sein“ — haben wir 
in froher Pfingstversammlung gesungen. Ja, „seine 
Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sie ist alle Mor— 
gen über uns nen, seine Treue ist groß.“ Ihm, dem 
Dreieinigen, sei Preis und Ehre jetzt und in Ewigkeit! 
Hallelnja! Amoen.
	        
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