Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

—X— irn *.4 
—8— 
1715 Postverzeichnis. Dreizehn‘er Jahrgang. — Preis pro Quartal 50 4. Ins. Gebühr oro Zspaltige Zeile Med. Auflage 5100. 
8 16. Neunkirchen, 733 den 18. April I886. 
M ι L 
umm 
— Zum Konfirmationstag. 
Der Frühling kommt! Von Gottes Gnaden 
Besiegt das Leben riugs den Tod, 
Voll Jugendfrische stehn die Saaten 
Im Morgentau und Abendrot; 
Beweckt durch Sonnenschein und Regen 
Ersteht aus tief verborgnem Keim 
Ein hoffnungsreicher Blütensegen 
Mit edien Duft und Honigseim. 
Und in der Kirche heilgem Garten, 
GBesammelt um des Herrn Altar, 
Steht, Seinen Segen zu erwarten, 
Im Festschmuck unsre Kinderschar; 
Was in der Taufe, slill verschlossen, 
Als Saatkorn in ihr Herz gelegt, 
Das fsoll nun fruͤhlingskräftig sprossen, 
Daß Blüten es und Früchte trägt. 
Wer wird die junge Pslanzung hüten 
Vor Frühringsfrost und Welternacht? 
Wer kaun in feindlichen Gebieten 
Umgürten sie mit Siegesmacht? 
Wer reicht zum Kampf mit Welt und Sünden 
Das Geifliesschwert in ihre Hand? 
LWer lehrt sie — sterbend überwinden, 
Und einziehn ins gelobte Land? 
Der Glaube isis, der lebensstarke, 
Ser Glanbe an des Heilauds Blut, 
Vor diesem Zeichen flieht der Arge, 
In dieser Festung hat mans gut! 
Der Glaͤube ists, der alles sindet 
Bei Ehrim Kreuz vor Christi Thron, 
Aufs Felsensundament gegründet, 
daß „Jefus wahrlich Gottes Sohn“! 
Ja, „dieser ists“, — schon in der Taufe 
gam Er mit Wasser, uns zum Heil. 
Er schenkt zum Karmpfe und Siegeslaufe 
Uns Seiner Gnaden vestes Teil. 
ser kommt im Blut! — zu Seinem Mahle 
Ruft Er auch dich, o Kinderschar, 
Da reicht Er dir im Todesthale 
Die Levenselemente dar. 
So komm mit Deinen Friedensgrüßen, 
Dreieniger Gott, kehr bei uns ein! 
Wollfi unfre Kinder fest umschließen, 
Sie sind ja ewig, ewig Dein! 
Suin hesie siark in Deiuner Wahrheit, 
Des Geistes Zeugnis“ sei ihr Licht, 
Dann führ sie heim zur vollen Klarheit: 
Wer Dir gehöri, der „stirbt ja nicht“! 
Golgatha. 
Matthäi N, 80 -56. 
xn der Hohepriester des alten Bundes am 
)y8.— Versöhnungstage den schweren Vorhang des 
——— hinter sich herabsinken ließ, dann 
stand das ganze versammelte Volk in heiliger 
Andacht und betete zu dem Herrn seinem Gott ein Buß⸗ 
gebet für seine Sunde, die das Kind Aarons drinnen 
versöhnen mußte, ein Bittgebet um den Segen, der 
wie eine Wolke voll Segen auf dürres Land herabtauen 
wollte, ein Dankgebet für die große Erbarmung, daß 
unter allen Tagen im Jahr auch ein Versöhnungstag 
sein durfte. 
Die ganze Christenheit ist heute und in dieser ganzen 
Woche in derselben Lage wie das Volk des alten Bundes. 
Die stille Woche ist es, die anbricht; ringet darnach 
mit Gebet und Flehen, daß ihr stille seid — nicht bloß 
äußerlich, daß die Freuden der Welt, die Vergnügungen 
des Lages, der Lärm der Arbeit schweigen: innerlich 
still, daß uun einmal auch irdische Sorge, vergängliches 
Leid, zeitliche Unruhe aus dem Herzen schwinde, und 
eure Seele stille werde zu Gott, der uns hilft. Mit 
gefalteten Händen ziemt es sich einzugehen und zu 
tehen in dieser heiligsten Woche des Jahres, mit beten— 
dem Herzen ist es recht würdig und heilbringend zu 
schauen, was in ihr einst geschehen ist, und weil es ewige 
Bedeutung hat, noch immer so ist, als ob es geschähe. 
Ja, bereite dich, mein Herz, wir gehen im Geist hinauf 
nach Golgatha, auf dessen blutgetränkten Höhen das, 
was kein Engel faßt, geschah, und wenn schon dieses 
Blatt am Eingang der Woche dir Golgathas Geschichte 
vor die Seele stellt, so lerne von ihr am Eingang 
schon, wie du am Ausgang feiern, wie du am Versöh— 
nuͤngstage der Welt beten sollst. 
Du örest es, sie spotten sein. Ach, wie tief, wie 
abgrundtief muß die Sünde in die Welt gedrungen 
sein, daß selbst vor solchem Weh, das doch jedes Men— 
schenherz, sollte man meinen, mit Mitgefühl erfüllen 
muß, sich noch Spötter finden; — daß selbst unter dem 
weischneidigen Schwert des Todes, das schon ihre Brust 
— lästern; — daß selbst das 
ihnen doch wohlbekannte Bibelwort des 22. Psalmes, 
das der sierbende Heiland in seiner Seelenangst redet, 
zum Hohn verdreht wird, als ob er den Elias rufe. 
Mahnt uͤns das alles nicht? Wenn die Sünde das zu— 
wege bringen mag, was sind wir doch für Menschen, 
daß wir dieser Macht noch dienen, daß wir ihre Ketten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.