Full text: Behaal meech lew

Sprachlehre und ähnliches des 
Moselfränkischen 
1. Das Moselfränkische, ein Zweig des West—⸗ 
fränkischen, wird gesprochen im Stromgebiete der Mosel 
bis Andernach a. Rhein: also in Lothringen, Luxemburg, 
der mittleren und unteren Saar, dem Saargau, der Eifel 
und dem Hochwald (die Gebiete von Pfalz⸗Simmern 
und Grafschaft Thalfang ausgenommen). 
2. Zur Schreibung und Aussprache sei noch 
bemerkt, daß es einfach unmoͤglich ist, all den Reichtum, 
die Verschiedenheiten und die Feinheiten der Sprache und 
Laute in der Schreibung wiederzugeben. (Siehe die vor⸗ 
aufgehenden Bemerkungen Seite 90.) Wörter wie Dall 
(Tal), denn (der), wenn (wer), unn (an), enn (in) wer⸗ 
den ganz anders gesprochen, als z. B. Fall, denn, wenn; 
das a, das u, das e klingt, wiegt sich in den Mitlauten, 
als wenn es deren drei, vier und noch mehr wären. 
Ebenso steht es mit der Lautfülle bei den Selbstlauten; 
die reinen oder bloßen Laute des Hochdeutschen kommen 
in der Mundart kaum vor. 
Die laut gemäße Schreibung ist nicht folgegetreu 
durchgeführt; für das Ohr wäre es z. B. nie nötig, meh 
statt me (mehr) zu schreiben, oder freh statt fre (früh), 
sehn statt sen (sehen); es geschah als Zugeständnis an das 
Auge, das im schriftdeutschen ein anderes Wortbild 
gewoöhnt ist und bei dem Zugeständnis leichter versteht; 
die rein lautliche Schreibung ist dem Auge zu ungewöhnt 
und darum unverständlich. 
3. Einen ersten Fall (Nominativ) hat die Mundart 
nicht; d. h. er deckt sich mit dem vierten Fall; de, denn 
Jasel — der Esel usw.; we, wä, wenn — wer.
	        
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