Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

Richert seligen Angedenkens zum Leiter des Blattes bestimmt, 
Unter Schöttler entwickelte sich das Blatt zum allerübelsten Re— 
volver- und Skandalblatt, besonders nachdem die französischen 
amtlichen Gelder nach dem Stutrz des nationalen Blocks immer 
spärlicher zu fließen begannen und zuletzt ganz versiegten. Schließ—⸗ 
lich öffneten noch ein paarmal franzöfische nationalistische Kreise 
und andere Leute die Hand. Doch das Schicksal des Blattes war 
besiegelt. Es war, da ja jedermann hier von seinem Propaganda⸗ 
charakter wußte, zu einem Schandfleck für den französischen Ramen 
zeworden. Der gerechten Strafe für schmutzige Verleumdungen 
hatten sich bereits seit einiger Zeit alle Redakteure des Blattes 
durch die Flucht entzogen. Es war auch ein Zeichen der Zeit, daß 
man Lumpen zu „Journalisten“ machte. 
Und die „Saarbrücker Landeszeitung“ bestätigt dem Fremd— 
gewächs: 
Das unter jedem journalistischen Niveau stehende Presse— 
erzeugnis des französischen Propagandachefs Köchlin und 
seines Adlatus Schöttler teilt seinen werten Lesern mit, 
daß es „vorläufig“ sein Erscheinen einstellt. Nicht einmal an⸗ 
ständig zu sterben versteht derartige Kangille. Mit einem 
widrigen Gegeifer verreckt fie wie ein giftiges Reptil am 
Straßenrande.. 
Der enthüllte Atteniatsplan der französtschen Propaganda an 
der Saar. 
Anfang August vergangenen Jahres verstand das franzöfische 
Propagandaorgan für das Saargebiet, der „Reue Saar-Kurier,“ 
die Oeffentlichkeit mit einer Sensation zu überraschen: Rechts⸗ 
radikale geen des Saargebiets hätten in Verbindung mit ent— 
sprechenden Geheimorganisationen in München den abenteuer— 
lichen Plan ghabt. den en Chefredakteuer des frankophilen 
„Neuen Saar-KHuriers“ Schöttler in seiner Wohnung zu über— 
allen und ihn per Auto zur „Aburteilung“ durch eine dortige 
Geheimorganisation nach München zu bringen. Der „Neue Saar⸗ 
Kurier“ wußte über diesen „Attentatsplan“, der nicht zur Aus— 
ührung kam, so viele Einzelheiten zu berichten, daß man im 
Saargehbiet alsbald den Verdacht hegle, daß es sich hier um be— 
stellte Arbeit handelt, um der Sarregierung wie im * 
Kennell die Möglichkeit zu geben, dem Voölkerbund über im Saar— 
gebiet bestehende „Geheimorganisationen“ mit dem Ziele des 
Sturzes der Saarregierung zu berichten. Es knüpfte sich an diese 
Mitteilungen des „Neuen Saar-Kuriers“, die mit der Verhaftung 
einer ganzen Reihe jugendlicher Personen verbunden war, eine 
ziemlich heftige Pressefehde, aus der sich als Tatbestand ergab, 
daß es sich bei diesem sogen. Attentatsplan keineswegs um eine 
ernste Sache, sondern um ein Manvöver gehandelt hat, dessen vor⸗ 
bereitende Einzelheiten dem in Aussicht genommenen „Atten⸗ 
— z 
Die eigentlichen Urheber des Planes waren ein ehe— 
maliger Polizeiwachtmeister Steigner und ein geweg Ebel 
Steigner war derjenige, der sich Anfang August in der Wohnung 
Schöttlers einfand, um ihm alle Einzelheiten des angeblich gegen 
ihn geplanten Attentats mitzuteilen um für diese Mitteilungen 
300 Franken von Schöttler in Empfang zu nehmen. Ebel war 
deee der mit einem anderen jungen Mann in München 
auftauchte, sich dort durch sein en verdächtig machte und 
schließlich bei einem Führer von Altoberland, namens Oester⸗ 
reich, vorsprach, um den angeblichen Attentatsplan zu entwickeln 
Anfang Januar stand diese sonderbare Attentatsaffäre vor 
dem Schwurgericht zur Verhandlung. Schöttler als der Haupt— 
beteiligte war nicht erschienen, da er wegen seiner Verurteilung 
p ie Mongaten Gefängnis es für angebracht hält, sich auf 
ranzösfischem Boden aufzuhalten. Der Verlauf der Verhandlung 
ergab zunächst, daß die sogen. aoasn überhaupt keine 
Rolle in dem ———— fpielte, weil sie sich bei der Vor— 
untersuchung. als völlig gegenstandslos erwiesen hatte. Dagegen 
wurde festgestellt, daß sich Steigner, der Gewährsmann Schött 
lers, eines Einbruchdiebstahls in ein Sprengstofflager schuldig 
gemacht hatte, und daß Ebel an dieser Diebstahlsaffäre beteilig' 
war. Im übrigen stellte das Gericht lediglich eine versuchte Röti⸗ 
dne Der Staatsanwalt plädierte jedoch auf mildernde 
mstände, da die Angeklagten noch nicht vorbestraft seien. Von 
besonderm Intercsse, besonders im Hinblick auf die propagan—⸗ 
distischen Behauptungen Schöttlers., waären die Ausführungen des 
Staatsanwalts, daß sich nichts erwiesen habe, was auf 
das Bestehen von geheimen Organisationen im 
Saargebiet schließen lJasse. Ebenso bestünden 
keinerlei —I mit irgendwelchen 
rechtsrheinischen radikalen Organisationen. 
Das Urteil!l lautete schließlich gegen Steigner, da er 
die treibende Kraft war und aus gewinnsüchtigen Mo— 
tävengehandelt hat, zu eine m Jage neun Monaten 
BGefängnis, gegen Ebel auf ein Jahr Gefängnis. 
—R Mitangeklagfen Zimmer und Schindler wurden freigesprochen. 
So bleibt somit von dem ganzen Attentatsplan, wie er von dem 
„Neuen, Saar⸗-Kurier“ seinerzeit gekennzeichnet worden war, nichts 
weiter übrig als eine ähnliche Blamage, wie sie die französische 
Propaganda im Falle der Kennellschen Dokumente erlebte. 
a 
Im Kampf nicht erlahmen! 
In Deutschland gibt es weite Volkskreise, die des Glau⸗ 
bens sind, mit Abschluß des Locacno-Vertrages erübrige es 
sich, sich jetzt noch um das Schicksal umstrittenen oder abge⸗ 
trennten deutschen Bodens zu sorgen, die der Meinung sind, 
jetzt werde uns unser Recht von selbst zufallen. Die so ur⸗ 
teilen, haben ernstlich nicht im Kampfe um das Recht deutscher 
Volksgenossen, um die Zugehörigkeit deutschen Heimatbodens 
gestanden. Wer heute dem Kampf um deutsches Schicksal 
und deutsches Volkstum aufgibt, fällt der deutschen Regie⸗ 
rung, den deutschen Brüdern und Schwestern in gefährdeten, 
besetzten und abgetrennten Gebieten in den Rücken, die heute 
im diplomatischen oder im deutschen Rechtskampf die Rück⸗ 
wirkungen von Locarno sich mühsam erst erringen müssen. 
Der Kampf um die Befreiung des Rheinlandes, um 
die Zurückgewinnung des Saargebiets, 
um die Rechtsstellung der Grenzlanddeutschen ist heute heißer 
denn je entbrannt. Die Zukunft des Saargebiets ist noch 
keineswegs gesichert, die Bevölkerung muß wie bisher zur 
ständigen Abwehr neuer An⸗- und Uebergriffe bereitstehen, 
muß fortgesetzt den Gegner beobachten, ob er sich micht zu 
neuer Ueberrumpelung vorbereitet. 
Seit seiner Gründung steht der Bund der Saar⸗ 
Vereine mit der Saargebietsbevölkerung Schulter an 
Schulter, um das deutsche Volk außerhalb des Saargebiets 
über die Vorgänge an der Saar aufzuklären. Mit seiner 
Zeitschrift 
„Der Saar⸗Freund“ 
versucht er — und nachweislich mit bestem Erfolg — das 
Saargebiet dem übrigen Deutschland in seinen Kämpfen und 
Leiden, Freuden und Sorgen nahezubringen. Er hat seinen 
Inhalt durch die illustrierte Beilage „Saar-Heimat⸗ 
bilder“ wesentlich bereichert, um über die Schönheiten des 
Saargebiets, über alte deutsche Kultur an der Saar in Wort 
und Bild zu plaudern. 
Wie.in früheren Jahren müssen wir auch diesmal alle 
unsere Freunde in Stadt und Land darum bitten, durch Ein⸗ 
sendung eines 
Sonder⸗Veitrages 
den weiteren Ausbau und Fortbestand der Zeitschrift sichern 
zu helfen. Dann wird es uns möglich sein, auch im Jahre 
1926 die Aufgaben zu erfüllen, die unserem Bunde im 
Kampfe um die Deutscherhaltung des Saargebiets gestellt 
sind. Je kräftiger und einmütiger dieser Kampf geführt 
wird, je schneller und vollendeter wird der Sieg errungen 
werden. 
Wer die Freiheit und das Recht des Saargebiets will. 
darf bei der Aufbringung eines Sonderbeitrages nicht 
fehlen. 
Dieser Auflage des „Saar-Freund“ liegt eine Zahl⸗ 
karte bei, um deren Benutzung wir zum Besten unserer 
Saarheimat dringend bitten. 
Geschäftsstelle „Saat-Verein“ 
und 
Schriftlelung des „Saar-Freund.“ 
— — — ¶ —— — 
Briefkasten. 
Von L. in S. M. 4— mit bestem Dank erhalten 
Von K. in S. M. 5 mit bestem Dank erhalten 
Von B. u. S. in M. M. 6— mit bestem Dank erhalten
	        
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