Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

Beachtung, weil sich sein Urteil auf ie Kenntnis der 
zaiticen Zusande am Rhein stützt. Spender ist überzeugt, daß 
evVocarno Abmachungen weitgehende Rückwirkungen auf die 
Verhaltnisse am Rhein ünd an der Saar haben werden, und geht 
— behaupten, daß die Be— 
friedung und —— am Rhein „gleichbedeutend mit dem 
böligen Verzicht Frautreichs auf die historische französische 
Rheinlandpolitik“ sei. Dieses Glaubens sind wir nicht und 
können es um so weniger sein, als die Auswirkungen der fran— 
8 Rheinlandpolitit allein die Erscheinung sind, die wir in 
en lehten sechs Jahren am Rhein und Saar beobachtet haben, 
sondern die politischen und mililtärischen Erscheinungen, die seit 
mehreren hundert, Jahren unentwegt nach der Rheingrenze 
dräugen. Die jüngsten Veröffentlichungen über den zunehmenden 
Miderstand im Lager der französischen Rheinlandpolitiker gegen 
die Durchführung des Geistes von Locarno beweisen deutlich, daß 
der Geist Richeleus auch heute noch aielstark auf den deutschen 
Rhein gerichtet ist. 
Auch Spender kennt diesen Geist und versteht das Mißtrauen 
Dent hlands gegen Frankreich, wenn man sich bei dem fran— 
zösischen Rachbar darum streitei, wie der Geist von Locarno g 
ijernmähig in der Besahungsstärke äußern soll. Desha 
daß Spender auf dem Sitandpunkt, daß die Streitfrage nicht 
barum geht, ob 88 000 oder 45 000 Besatzungstruppen am Rhein 
stehen sollten, sondern daß es sich nur darum handeln kann, 
uch den letzten fremden Soldaten vom drannen 
Boden zuräckzuziehen, Jo, daß die Deutschen 
wirtlich jühlen können, daß sie mit den anderen 
Großmäachten in Genf auf dem Fuße der Gleich— 
berechtigung stehemn.“ Nach Erörterung dex eingelnen 
Gründe, die französischerseits gegen eine sr fichtbare An⸗ 
wendung des Geistes von Locarno vorgebracht werden, kommi 
Spender zu denselben Schlußfolgerungen, die sich mit dem End⸗ 
siel der deutschen auswärtigen Volitik decken; Wir können nicht 
einereits ertlären“ sagt der englische Politiker, „Europa müsse 
dem Schiedsgerichtsversahren vertrauen und dem durch den 
Vertrag von Locarno geschaffenen neuen Geiste, um guten 
Willens die politischen ageeee zu regeln, andererseits aber 
darauf beharren, daß über die Deutschen noch die Peitsche ge— 
schwungen werden müsse .. Halbe Maßnahmen euen nichts 
Mir durten nicht vergessen, daß der Verjsailler Vertrag eine 
frühere Raäumung des desehten Gebietes vorsieht, wenn Deutich⸗ 
land seine Verpfuchtungen erfüllt und dies niemand bestreitet. 
England und Frankreich mögen endlich sagen, daß sie in 
dieser Hinsicht Locarno logisch anwenden wollten, wenn die 
Deutschen sortsjahren, guten Willen zu beweisen und daß eine 
frühere Abstimmung im Saargebiet ins Auge zu sassen sei ...“ 
Ueber, das Saargebiet sagt Spender also nicht viel. Er 
vertritt aber insofern die deutsche Auffassung in der Saarfrage. 
als er die Abstimmung zur endgültigen Klärung der politischen 
Verhältnisse an der Saar und zur Vorbeugung künftiger Streit⸗ 
frage über das Saurgeblet für notwendiag hält, diese aber au“ 
einen fräheren Zeitpuntt gelegtwissen wihl 
Das Saargebiet als „Ansteckungoherd“ 
In dem Kampf, den das „Echo de Paris“ gegen die Heimat, 
rechtsbewegung in Elsaß⸗-Lothringen führt, ist eine interessante 
Wendung eingetreten. Der phantasiebegabte Korrespondent des 
Blattes, Kerillis, der den Nachweis erbringen will, daß die groize 
Voltsbewegung in Elsaß-Lothringen bezahlte Arbeit darstelle, hat 
sich nach den Saargebiet begeben und meldet prompt, daß 
ich dori die „porgeschobenen Posten der deutschen 
propagandisten“ befinden. Bezeichnenderweise stützt er sich 
dabei nicht auf eigene Beobachtungen im Saargebiet, sondern er 
bezieht Jseine Bewecise — aus Berlin, von wo von gut 
untertichteter Seite (französische Botschaft?) mitgeteilt worden 
sei, alles deute darauf hin, daß die Ansteckun durch das Saar⸗ 
et mit aller Macht betrieben werden —* Im stärksten 
aße versuche man auf die saarländische Geistlichkeit einzuwirken. 
damit von dieser Seite eine Verbindung mit der katholischen 
Geistlichkeit in Elsaß-Lothringen herbeigefuͤhrt werde; diese ist 
bisher langsamer vor sich gegangen, als die Autonomisten er⸗ 
vartet haben. Es sei Talsache, daß alle politischen Parteien im 
Zaargebiet wie auf ein Kommando ihre alte Feindchat be⸗ 
zrüben und ihr Interesse seit einigen Wochen auf die elsässische 
Frage konzentirierten. Rechtsanwalt Levacher, das Haupt der 
aarländischen Zentrumspartei, der als Franzosenhasser bekannt 
ei, habe sich zum Verteidiger der „Zukunft“, und der Autono⸗ 
nisten bestellt. So entwickle und organisiere sich in methodischer 
Weise der deutsche Angriff auf die elsässische Grenze, die nach 
dori sozusagen offen sei. (Das Saargebiet grenzt übrigens nich 
an Elsaß, sondern an Lothringen.) 
Im Saargebiet lächelt man über diese Phantasien des 
Echd de Paris“. Man ist zu sehr durch eigene Note beansprucht, 
im das Bedürfnis zu haben, sich um fremde Awe eeee zu 
fümmern. Wo die eigentliche Ursache der Mißstimmung im 
EHaß liegt, geht aus der in Wehrgeenden „Lothringer Volks⸗ 
hervor; Ja, schuld ist die Regiernung, die ihre offiziellen 
Heriteter nach Metz sendet, um uns „Pack“ zu schimpfen: schuld 
ist die Regierung, die es zuläßt, daß unsere Kinder verspottet 
ind auf Bilderbogen als Esel abgebildet werden; schuld ist die 
Regierung, die zusieht, wie wir unter einer dreifachen Steuerlast 
usammenbrechen, die man im Innern Frankreichs niemand zu— 
muten würde; schuld ist die Regierung, die die Muttersprache 
don über dreivieriel der Bevölkerung vernichtet und die Kinder 
ju Idioten machen will. Der Schuldige sitzt in Paris und nicht 
in Zabern oder gar in Hambach. (Viel weniger im Saargebiet.,) 
die Verteidigung unserer Heimatrechte werden wir niemals auf— 
zeben, weil wir das unserem Volke schuldig sind und weil wir 
—— wollen, daß unsere Rachkommen uns einmal verfluchen 
werden.“ 
Ddas Ende. 
Verreckt. 
Der Ausdruck ist nicht gerade vornehm, in diesem Falle 
allein aber angebracht: die Richertsche französisché 
Giftnatter der sogenannie Neue Saarkurier“ 
ist eingegangen, verreckt im eigenen Kot. Am 830. Januar 
hat dieses Giftreptil französischer Propaganda das letzte Mal 
die saarländische Oeffentlichkeit verpestet und sich hierbei audk 
des letzten Restes übertünchter französischer Anständigkeit ent— 
kleidet. Mit seiner letzten Nummer hat dieses Gossenpapien 
allen, die es bis dahin noch nicht gewußt haben sollten, höchß 
eindrucksvoll demonstriert, daß es ein Schmutzpfuhl zur Verleum 
dung und Entwürdigung alles Deutschen, zur Verbreitung von 
Zuchtlosigkeit und Gemeinheit gewesen ist, für das es die not— 
wondige geldliche Unterstützung von Frankreich erhielt. Es glich 
jenen Dirnen, die Frankreich während des deuischen Vormarsches 
in den okkupierten Gebieten zurücklie, um die deutschen Sol— 
daten zu infizieren und sie dadurch kampfunfähig zu machen. Diese 
Teufelstaktik hat damals ebenso wenig Erfolg gehabt wie die 
auf den „Saarkurier“ übertragene im Saargebiet 
Nun hat auch der letzte französische Saarpolitiker eingesehen, 
daß alle herausgeworfenen Propagandamillionen im Saargebiet 
nichts vermögen. Die deutsche Treue an der Saar ist so un— 
erschütterlich, wie sie nicht käuslich ist. Die Wut über diesen vollen 
Mißerfolg und über die dadurch entzogenen Unterstütßungsgelder 
haben die bisherigen Frankenknechte im Solde Frankreichs ihr 
letztes Gift verspritzen lassen, um sich weniastens in der Sterbe— 
stunde ihres „geistigen Produktes“ bemerkbar zu machen. Sie 
versuchen die vorläufige Einstellung ihrer „Geistesarbeit“ damit zu 
begründen, daß es die saarländische Justiz ihnen unmöglich 
machte, sich so zu betätigen, wie es ihrer Moral und Geistes— 
verfassung entspricht. Spitzel-Schöttler hat daher zum letzenmal 
oon Forbach aus sich vernehmbar zu machen versucht und damit 
den letzten Rest von Zweifel über seinen Dirnencharakter be— 
eitigt. Bekanntlich hat dieser „Ehrenmann“ wegen seiner mehr⸗ 
achen Verurteilung zu einem halben Jahre Gefängnis ein 
Hnadengesuch bei der Regierungskommission eingereicht. Man 
wird gespannt darauf sein dürfen, ob Herr Rault noch vor scinem 
Abgang aus dem Saargebiet von seinem Begnadigungsrecht 
Schöttler gegenüber Gebrauch machen wird. Oder sollte die gist— 
geladene Wut der Schöttler und Genossen darauf zurückhzuführen 
sein, daß Herr Rault es abgelehnt hat, diesen Schmutkinken 
seiner Gnade teilhaftig werden zu lassen? 
Die Saargebietsbevölkerung, die das Blatt von Anfang an 
abgelehnt hat und daher in erster Linie zu seinem Eingehen bei— 
zetragen hat, empfindet trotzdem volle Genugtuung darüber, daß 
durch das Verschwinden dieses französischen Propagandaorgans 
ein weiterer Beweis für die völlige Erfolglosigkeit der fran— 
pösischen Bestrebungen im Saargebiet gegeben wurde. Die 
„Saarbrücker Zeitung“ bemerkt zu dem Verschwinden dieser 
französischen Giftpflanze u. a: 
Was das Blatt an eigenem leistete, hatte übrigens kaum 
je über dem Rinnsteinniveau gestanden. Es jedoch zu dem zu 
machen, was es schließlich wurde, war seinem letzten Chefredakteur 
Dr. Schöttler beschieden. Dieser kam, nachdem er vorher schon 
im Rheinland französischer Spitzel gewesen war, mittellos hierher 
und wurde schließlich auf Grund gewisser Empfehlungen von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.