Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

Der „Saar-Verein“ hat sich im Jahre 1925 meiner Viei⸗ 
J nach dadurch ein besonderes Verdienst erworben, daß 
die wichtige Frage der sogenannten „Saarlüge“ wesentlich 
zeklärt häl. In der von dem „Saar-Verein“ verlegten 
Broschüre des Rechtsanwalts Giersberg über „Die Saar⸗ 
lüge“ wird der deutschen Oefsentlichkeit zum ersten Male 
mitgeteilt, daß die Behauptung, mit der Clemenceau die 
Zustimmung Wilsons zur Errxrichtung des Saarstaates durch⸗ 
gesetzt hat und wonach 150 000 Einwohner von insgesamt 
ß00 600 Seelen in einer Petition die Einverleibung in 
Frankreich begehrt hatten, auf einer Lüge beruhen würde. 
Hiese Broschüre Giersbergs verweist auf die Veröffentlichung 
der elsässischen Wochenschrift „Die Zukunft“ vom 4. Juli 
1925, in der berichtet wird, daß abgesehen von einigen Anter⸗ 
schristen aus Saarlouis die meisten dieser Unterschriften 
unter dieser Petition aus den lothringischen Kreisen Saar⸗ 
gemünd, Saarburg und dem Kanton Saarunion stammen, 
also nicht aus dem Gebiet des neuen Saarlandes. 
Diese Behauptung scheint mir von ganz außerordentlich 
weittragender Bedeutung zu sein, denn wenn sie richtig ist, 
so ist der amerikanische Präsident Wilson seinerzeit von 
Tlemenceau wissentlich belogen worden. Seine Zustimmung 
kann also nicht als endgültig erteilt angesehen werden. Es 
müßte vielmehr möglich sein, von den Anmerikanern zu er—⸗ 
reichen, daß sie unter Hinweis auf den stattgehabten Betrug 
ihre Zustimmung zu diesem Punkt des Versailler Friedens⸗ 
diktates zurückziehen. 
Diese Angelegenheit scheint mir also für das Saargebiet 
von so großer Bedeutung zu sein, daß der „Saar-Verein“ 
im Jahre 1926 alle seine Kräfte daran setzen müßte, diesen 
Punkt noch näher aufzuklären und alsdann daraus die nöti⸗ 
gen diplomatischen Schritte abzuleiten. Aus dieser Ange⸗ 
segenheit allein ergibt sich die Bedeutung der Tätigkeit des 
Saar-Vereins“ für unser Deutsches Reich. 
Berlin, den 31. Dezember 1925. 
Dominicus, Staatsminister a. D. 
Was immer uns das Jahr 1926 an Rückwirkungen des Wertes 
pon Locarno bringen wird — wir wissen, daß sie die Treue 
des Saar- und Rheinvolkes zur Voraussetzung haben. 
And die Voraussetzung ist gegeben und bleibt bestehen. 
stieder-Ingelheim am Rhein, den 31. Dezember 1825. 
Korell, Piarrer und M.d. R. 
Den Deutschen an der Saar herzliche Grüße! Sie 
bn die wirischaftlichen Leiden zweier 
ationen zu eidulden, die der deutschen und die der 
französischen. Sie find vom Schicksal bestimmt, noch 
nehr zu keiden für ihre deutsche Gesinnung und für 
ihr nationales Empfinden wie die Berölkerung des Rhein⸗ 
zandes. Aber die Deutschen von Saarund Rhein 
haben tapfer die Probe bestanden, und wir werden sie weiter 
hestehen. Denn noch ist das Schicksal nicht abgeschlossen. Die 
Frage, die uns das Jahr 1926 beantworten muß, heißt: 
olldas Saargebiet bis zum Jahre 1935 in 
er Lage bleiben, in der es sich jetzt be— 
brdet 2Als ein Niemandsland, das formell weder zu 
eutschland noch zu Frankxeich gehört? Wir antworten: 
nein! Wir haben die Locarno-Politik der 
Regierung Luther-Stresemann unterstützt, weil sie uns 
einen Lichtblick zu bieten scheint für die Zukunft des Rhein⸗ 
landes und der Saar. In dieser Hoffnung muß uns das 
Jahr, 1926 einen großen Schritt weiter führen. Was die 
Saarbevölkerung dazu tun kann, wird gewiß geschehen. Wir 
mm Reiche wollen versprechen. auch aun unserem Teil unsere 
Pflicht zu tun. 
Berlin,. den 28. Dezember 1925. 
(gez.) Ant. Ertelenz, 
Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Demokratischen 
Vartei. 
Die ersten Monate des Jahres 1926 bringen der nörd⸗ 
lichen Zone des besetzten Gebietes die Freiheit. Besetzt 
bleiben die zweite und dritte Zone. Unter der Herr— 
shaftFrankreichs, vor die nur die Kulifsse des 
Bölkerbundes gezogen ist, bleibt das Saargebiet. 
Aufgabe der deutschen Politik muß es sein, ausj Grund 
des Vertrages von Locarno zu kämpfen für 
eine baldige Räumung der zweiten und dritten 
Zone und damit zusammenfallend für die Abstimmung 
im Saargebiet, die diesem, wie niemand zweifelt, die 
Freiheit und die Zugehörgkeit zu Deutschland wiedergibt. 
Bis dies Ziel erreicht ist, wird es Aufgabe der deutschen 
Außenpolitik sein, im Völkerbund für die Inter⸗ 
essen des Saargebiets einzutreten und die 
französische Vormachtstellung im Saar— 
gebiet zu brechen. Französische Garnisonen und Gen— 
darmerie haben im Saargebiet nichts zu suchen und müssen 
verschwinden. Die besetzten Rheinlande wie das Saargebiet 
haben sehr schwere Zeiten hinter sich. Aber wir sehen 
die Morgenröte einer besseren Zukunft und haben den 
Glauben an die Freiheit, weil wir ihn schöpfen aus der un— 
erschütterlichen Treue, mit der beide Lande an ihrem 
Deutschtum und ihrem Vaterlande festgehalten haben. 
Köln-Braunsfeld, den 24. Dezember 1925. 
(gez.) Prof. Dr. Moldenhauer, 
Mitglied des Reichstags. 
Es ist mir eine große Freude, den Brüdern und 
Schwestern von der Saar namens der Deutschen Volks⸗ 
partei zum Jahresanfang aus deutschem Herzen kommende 
Grüße übermitteln zu dürfen. Es ist gewiß, daß die Sa a rx⸗ 
bevölkerung in diesen Jahren der Fremdherrschaft auf 
eine harte Probe gestellt wird, aber wir wissen auch, daß sie 
trotz allem Schweren und aller Bedrückung den Kampf 
um ihr Deutschtum siegreich bestehen wird. 
Diese Zuversicht darf aber die verantwortlichen Stellen im 
Reiche Richt davon abbringen, ihrerseits kein Mittel unver⸗ 
ucht lassen, die Rot und Bedrängnis zu ere 
leichtern und wenn irgend möglich abzu⸗— 
kürzen. Auf dieses Ziel hat insonderheit die Deutsche 
Volkspartei ihre Politik in den letzten Jahren eingestellt. 
Roch wissen wir nicht, wann und wie wir das Ziel exreichen 
— ein Beweis dafür, daß wir auf falschem Wege sind, sondertt 
dafür, wie schwer und dornenvoll der Weg ist 
und wie groß der Erfolg, wenn wieschleß⸗ 
lichdoch Schritt für Schritt vorwärtskommen. 
Daß dem so sei, daß wir in diesem Jahr, in das wir eben 
eingetreten sind, dem Ziel der Befreiung auch unseres Saar⸗ 
landes sichtbar näher kommen und in absehbarer Zeit die 
Wiedervereinigung mit dem deutschen Vaterlande feiern 
dürfen, das ist ünsere Ueberzeugung und unser herz⸗ 
lbichster Wunschfür die Freunde an der Saar 
zum Beginn des Neuen Jahres. Es war uns 
mmer eine besondere Genugtuung, daß die Saarbevölkerung 
anseren Bestrebungen vollstes Verständnis entgegengebracht 
hat. Ich darf daher auch für die Zukunft die Hoffnung auf 
in vertrauensvolles Zusammenwirken dugere und ver⸗ 
zinde damit den heißesten Dank unserer Freunde aus allen 
Tdeilen des Reichs für die Treue, Tätigkeit und Geschlossen⸗ 
heit, mit denen das Saarvolk in allen Schichten und Ständen 
ein Deutschtum behauptet. Deutschlands Einheit und Frei⸗— 
—D 
Berlin, im Januar 1926. 
A. Kempkes. M. d R. 
Staatssekretär z. D., 
Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses der 
Deutschen Volfspartei. 
Den Volksgenossen auf der Wacht an deutscher Saar 
Dank und Treuegruß zum neuen Jahr. 
Saardeuische haltet aus im Kampfe für 
Freiheit und Recht. Traut auf die eigene Kraft und 
die Unierstützung der deutschen Brüder, dann wird auch für 
euch die Stunde der Befreiung schlagen. 
Berlin, den 2. Januar 1926. 
Die Deutschnationale Volkspartei. 
D. Winkler7*7
	        
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