nebietes, die lange Hand in Hand gingen, be
der Abwehr von Angriffen auf unser Deutsch
tum und bei Versuchen, unsere Heimat zu be—
freien (Zentrum, Sozialdemokraten und
Deutsch-Saarländische Volkspartei) wieder ge—
meinsam ihre Stimme erhoben haben, „um dem
einmütigen Wunsche der Bevölkerung feier
lichst Ausdruck zu geben, daß das Saargebie!
in friedlicher Vereinbarung zwischen Deutsch—
land und Frankreich möglichst bald demübrigen
Deutschland zurückgegeben wird“e.
Wenn in der Erklärung der Parteien zunächst die Annähe
rung zwischen Deutschland und Frankreich begrüßtt wird, so ent
spricht auch dies der Auffassung weitester Kreise der Bevölkerung
an der Saar. Und es ist auch richtig, was die „Saarbrüccker
Zeitung“ (Ar. 31826) hierzu schreibt, nämlich, daß die Bevölke
rung die Franzosen nicht haßt und durchaus in der Lage wäre
ihre guten Eigenschaften zu schäßzen und der Kampf daher nich
geßen die Franzosen als solche gehe, sondern gegen die Angrifft
auf das Deutschtum. Sie hätte hinzusetzen können, daß die
Mehrheit der Saardeutschen, wenn sie «cich nichts
gegen die Franzosen als Volk und Nachbarn hat, do ch von
französischer Kultur und Zivilisationam lieb
sten ganz verschont bleiben möchte und ihre
deutsche Eigenart so unverfälscht wie möglikck
erhalten will. Deswegen können wir doch einer deutsch
französischen Verständigung freundlich und fördernd gegenüber
stehen, ja sogar gut Freund miteinander sein. Der eine muß eber
den andern in Ruhe lassen, vor allem, soweit es sich um national⸗
oder kulturelle Angelegenheiten handell. Doch das nur nebenbei
Allgemein hat man hier auch besonders freudig davon Kennt—
nis genommen, daß die Sozialdemokratische Partei, die eine Zeit—
sang auch bei allgemein deutschen Fragen von großer Wichtig
keit allein marichierte, sich wieder mit den beüden anderen Par
teien, die für ein gemeinsames Handeln in Frage kommen und
hierzu stels bereit waren, zusammengefunden hat. In Fragen
die eine Erleichterung unseres harten Loses unter der Fremd
horrschaft oder gar die baldige Rückforderung des Saargebiete?
zu Deutschland betreffen, darf es bei uns keine Trennung geben
müssen wir gemeinsam vorgehen, wenn der arößtmöglichste Er
folg ertzielt werden joll.
Daß man auch in sozialistischen Kreisen Frankreichs, Eng—
lands und Belgiens mehr und mehr einsieht, daß die Saarfrage
im Sinne der Bevölkerung des Saargebietes, d. h. im deutschen
Sinne, gelöst werden muß und zwar sobald wie möglich, zeigl
u. a. auch eine gFemeinsame Forderung der soziali—
stischen Parteien dieser Länder und der deutschen, die au'
der sogenannten Vierländerkonferen;, die am 21. und 22. Nop
d. J. in Luxemburg stattsand, aufgesteilt wurde. Sie lautet:
„Die sozialistischen Parteien müssen dafür sorgen, daß im Zu
sammenhang mit der Lösung des Rheinproblems das Schick
sal der Bevölkerung des Saargebietes endgültig
und ihrem Willen entsprechend geregelt werden. Es liegt im
Interesse keines Landes, die harte Zert, die der Versailler Ver—
trag der Saarberölkerung auferlegt hat, fortdauern zu lassen
Eine freundschaftliche Regelung. sür die alle Voraussetzungen be
reits geschaffen sind, würde die deutich-französische Annüherung
wirtjam fördern.“
So begrüßenswert solche Willenserklärungen auch sind und
so sehr ihre Urheber uns auch zu Dant verpflichten, so können sie
uns doch nicht veranlassen, die Augen vor den Tatsachen zu ver
schließen. Wir sind eben sehr vorsichtig. ja mißtrauisch in diesen
Dingen geworden. Das soll beileibe nicht heißen, daß wir nich
gewiß wären, daß der Tag unserer Wiedervereinigung mi
Deutschland kommen wird. Davon sind wir von jeher selsenfes
überzeugt gewesen, sonst hätten wir den schweren Abwehrkamp
nicht so erfolgreich führen können. Ebenso gewiß wie wir also
wissen, daß der Befreinngstag auch für uns kommen wird, ebenso
sicher sind wir aber auch davon überzeugt, daß es noch recht vieler
und zäher Arbeit bedarf, bis unser Ziel erreicht ist. Wer die fran
zösische Einstellung kennt und die Aeußerungen der französischen
Presse. namentlich auch die der letzten Tage, ruhig auf sich wirken
läßt, das Echo beachtet, das selbst die ruhigen und zurückhalten—
den Ausführungen Stresemanns bei der Besprechung der außen
vpolitischen Lage am 23. und 24. November im Reichstage in
Ftankreich gesunden haben. und gelesen hat, was Herr Levacher
der erste Vorsißkende der Zentrumssfraktion des Saarlandesrats
kürzlich in einer gräßen Versammlung im Sitädtischen Saalbae
in Saarbrücken über die Lage der saarländischen Außenpoliti
und die in Genf gemachten Erfahrungen sagte, der wird ungeführ
ahnen, was es noch alles zu sun gibt, bis wir sagen können, unse
Ziel ist erreicht.
Herr Levacher hoffi, daß uns die Verhandlungen späté
stens im Jahre 1928 zu Deutschlaäandzurückführe;
werden, rechnet also auch noch mit zwei Jahren, sagte aber ar
anderer Stelle seiner Darlegungen auch: „Wenn Deutschland zun
zwanzigsten Male in Genf gewesen ist, dann sind wir einen große
Schritt weiter“. Wenn man solche Ausführungen auch nicht wöri—
lich nehmen soll, so zeigen sie doch, daß selbst ein sjo gesunde
Optimist wie Herr Levacher es ist, dem im Verein mit anderer
führenden Politikern des Saurgebiets zweifellos auch schon groß—
politische Erfolge beschieden waren, sich, weil er die Verhältniss⸗
genau kennt, darüber klar ist, daß die Kämpfe um die Be
freiung der Saar noch längst nicht zu Ende sind
Daraus ergibt sich sir alle Deutschen, besonders aber für alle zu
sttündigen Stellen im Reiche und auch für den Bund der Saar
Vereine, gemeinsam mit uns mit allem Nachdruck dahin p
arbeiten, daßßz auch für die Saarbevölkerung die Stunde der Be
freiung bald schlägt.
Das Saargebiet will heim.
Der Landesrat leitete seine 4. Sitzungsperiode am 22. Re
vember mit einer bemerkenswerten Kundgebung ein. Dies—
war doppelt bemertenswert: Einmal wegen ihres Inhalts, zun
andern, weil nach langer Zeit auch die Sozialdemo
kratische Partei des Saargebiets sich mit der
übrigen politischen Parteien zu dieser Kundgebung wieder zu
sammenfand. Ausgehend von der Tatsache der deutsch-französischer
Verhandlungen über eine Bereinigung der zwischen beider
Lündern bestehenden Differenzpunkte hielt es der Landesrat fü
zeitgemäß und zweckmäßig, als den einmütigen Willen der Saar
gebietsbevölkerung vor aller Welt das Folgende zu erklären:
„Das Saargebiet begrüßt auf das aufrichtigste die Au—
näherung zwischen dem denutischen Vaterlande und Frankreich
Es ist davon überzeugt, daß die Befriedung Europas und die
Zukunfst der beiden großßen Länder davon abhängt, daßz die
Streitpunkte zwischen ihnen endlich beseitigt werden. Einer
der wesentlichsten ist die Frage des Saargebiets. Der Landes
rat als die gewählte Vertretung des Saarvolkes häli es in
dieser Luge sür seine Pflicht, de in einmütigen Wunsche
der Bevölkterung feierlichst Ausdrud zu geben
daß das Saargebiet in friedlicher Verein—
barung zwischen Deutschland und Franukreich
möqlichst bald dem übrigen Deutichland zu
rühnegeben werde“
Die „Saarbrücker Zeitung“ versieht diese Kundaebung unte
andetem mit folgender kreffenden Bemerkung:
Wenn wir uns all die Jahre mit letztet Kraft gewehrt haben
so geschah es nicht, weil wir von vornherein etwas gegen die
Franzosen hatten, sondern weil wir Deutsche sind. Es ist das Er—
hebendste gewesen in den vergangenen Jahren für jeden Saar
deutschen, daß all das Ungemach, das wir erdulden mußten, uns
nur noch fester und enger zusammenschloß. Nur die Achtung
vor dem Volkstum kann die Befriedung Europas bringen, wie
nur aus einem wahrhafit nationalen Menschen ein gute!
Europäer werden kann. Denn wer hier verwaschen ist. ist es auch
dort. Lasse man uns also endlich wieder dahin, wo wir hin
gehören und wo unser Herz uns gebieterisch hinzieht.
Daß die Rückkehr zum deutschen Vaterlande der einmütige
Wunsch der ganzen Saarbevölkerung ist, das ist oft genug zum
Ausdruck gekommen. Der Landesrat hat sich ein großes Verdiens
erworben, daß er das gerade jetzt noch einmal ausgesprochen hat
Es ist eine einfache Wahrheit zwar, aber die einfachen Wahr
heiten haben oft den schwersten Stand.
Die „Saarbrücker Landeszeitung“ nimmt gleichfalls zu dieser
Erklärung Stellung und meint, daß sie der augenblicklichen
politischen Lage sachlich gerecht wird und geeignet ist, die Dinge
in unserem Sinne voranzutreiben. Sie ist also politisch
wützlich. Es liegt auch durchaus im Sinne des gesunden
polilischen Menschenverstandes, daß die Parteien, die im Reich
gemeiniam die Verständigungas- und Refriedungspalitik treihen,