Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

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Nachrichten aus dem 
ab getrennten 
Saar- und Pfalzgebiet 
⏑—— — 
Nummer 21 * 7. ]Jahrgang 
Mitteilungsb latt 
des 
Bundes der Saar Vereine 
— — — — — 
Berlin, 1. November 1826. 
Die wirtschastliche Zukunst des Saargebiets. 
Von Karl Sillenbrand, Saarbrücken. 
Mit dem Eintritt des Reiches in den Völkerbund ist 
für das Saargebiet eine neue Lage geschaffen. Die fran⸗ 
ͤsischen Hoffungen, daß das Saarbecken, so wie es die 
Friedensmacher erdacht, zu Frankreich kommen könnte, sind 
endgültig zerstört, und man darf mit einer früheren Rück⸗ 
kehr zum Reiche, als es der Versailler Vertrag vorsieht, 
rechnen. Die Saarbevölkerung darf sich mit berechtigtem 
Slolz daran erinnern, daß sie zu dieser Entwicklung in erheb⸗ 
sichen Maße beigetragen hat. Durch einheitliches 
Vorgehen beisallen großen Fragen und, durch 
Entfendung von Delegationen zum Völker⸗— 
bund hat sie sich nach und nach der französischen Ueber⸗ 
griffe erwehrt und die Welt über den Willen der Saar—⸗ 
debelkerung aufgeklärt. Schier unüberwindbare Hindernisse 
galt es von 1918 bis 1926 zu beseitigen. Den größten An—⸗ 
deil um die Deutscherhaltung des Saargebiets erwarb sich 
die Arbeiterschaft, war sie doch Drohungen und 
Lockungen am meisten ausgesetzt, wie sie überhaupt die Last 
der Fremdherrschaft am härtesten zu spüren bekam. 
Nach dem heutigen Stand der Saarfrage ist die ge⸗ 
schichti iche Mission, unser Land deutsch zu 
erhalten, in der Hauptsache,er füllt, es handelt 
sih jetzt lediglich noch um die Bedingungeén, und um 
en Termin, zu dem die Rückkehr ins Reich erfolgt. 
Zu elner Abstimmung wird es wohl nicht 
kom men, müßte es doch dem Ansehen Frankreichs schwer 
schaden, wenn sich die Bevölkerung mit mindestens 99 Proz 
für den Anschluß an das Reich aussprechen würde. Ent—⸗ 
sprechend dieser Entwicklung gilt es, den Blick jetzt in die 
Zukunft zu richten und das Hauptinteresse den wirt⸗ 
schaftlichen Fragen zuzuwenden und sich darum zu küm— 
mern, wie die Lebensfaͤhigkeit des Landes bei Wieder— 
angliederung an den deutschen Zollverband am besten ge— 
währleistet werden kann. Der sofortigen Inkraftsetzung 
aller Nachkriegsgefetze des Reiches, wie der Reichsverfassung, 
der Steuergesehe, der Sozial- und Arbeiterrechtsgesetzgebung 
stehen keinerlet Hindernifse im Wege. Die wichtigste von 
allen Fragen ist: wie könnendie aufengem Raum 
zusanmengedrängken 800000 Menschen 18h⸗ 
nende Beschäflrgung finden? Es hieße die Ver— 
hältnisse völlig verkennen, wollte man verschweigen, m 
sich die Lebensbedingungen der Saarwirtschaft im Verglei 
zur Vorkriegszeit wesentlich verändert und verschoben haben. 
Vir wollen die Lage des Gebietes an Sand der bisberigen 
Entwicklung zu erlaͤutern versuchen. 
a Hauptzweig unserer wirtschaftlichen Existenz ist der 
hlenbergbau. Er ist mit seiner Belegschaft von 
5000 Menschen das größte Unternehmen, wie er gleich— 
Litig ein starker Abnehmer der Erzeugnisse aus anderen 
ndüstrien, vornehmlich der Eisenindustrie ist Mit der 
onjunktur im Bergbau steht und fällt daher das Varo 
meter der Saarwirtschaft. Der Saarbergbau hat sich in 
Laufe der Zeit, wie folgt, entwickelt: 
Jahr Förderung in To. Anzahl der Belegschaft 
1816 100 319 917 
1850 593 855 4850 
1880 5211389 22918 
1900 9937 253 40 346 
1905 10 630 559 46 016 
1910 10 823 482 52 768 
1912 11663 118 48 918 
1913 12 223 098 49 696 
1914 9276 134 40 154 
1919 8278 209 32 358 
1920 9198714 71 383 
1921 9674 602 71874 
1922 11240 003 72 790 
1923 9192275 74 138 
1924 14 032 118 74 908 
1925 12 989 849 72 563 
Die Aufstellung zeigt, daß es sich beim Saarbergbau 
um eine monatliche Fördermenge von etwa 
1 Million Tonnen Kohlen handelt. Sie ergibt 
weiter, daß die Franzosen die Belegschaft um ein volles 
Drittei, von 49 000 auf 73—74 000 Mann, vermehrt haben. 
Bei Vergrößerung der Belegschaft konnte sich die Gruben— 
verwaltung ausschließlich auf den Nachwuchs aus dem boden— 
ständigen Bergmännsstand des Bezirks stützen, denn wie in 
keinem anderen Kohlenrevier handelt es sich bei den Saar— 
bergleuten um eine ee Bevölkerung, 
wo der Bergmannsberuf vom Vater auf den Sohn übergeht. 
Trotzdem konnte die Bergmannsjugend längst nicht ganz im 
Bergbau unterkommen. Jeder Beschäftigungsrückgang würde 
die bergmännische Bevölkerung besonders hart treffen. 
Seitdem der Saarbergbau eine größere Bedeutung 
erlangte, hat die Frage des Absatzes der Kohle eine 
große Rolle gespielt. Bei einer äußerst fleißigen Belegschaft 
und bescheidenen Löhnen und unter Gewährung von Fracht⸗ 
ermäßigung aller Art hat sich der Saarbergbau nach und 
nach einen ficheren Absßmarkt erobert. Mit Uebergang der 
Gruben an Frankreich trat eine völlige Verschiebung in den 
Absatzverhältnissen ein. Wir lassen eine Tabelle, aus der 
die Absatzderhältnisse von früher und beute zu ersehen sind. 
folgen. 
Abfatzgebiete der Saarkohle. 
a) Unter deutscher Verwaltung: 
1913 
34,0 Proa 
10,09 , 
10,008, 
288 
826 Prox 
Saarbrücker Bezirk 
Uebriges Preußen 
Elsaß⸗Lothringen 
Süddeutschland 
Deutschland
	        
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