Vergangenheit und Gegenwart unseres Saarlandes“. In seinen
fesselnden Ausführungen ließ der Redner zuerst die traurigen
Tage des Rückzuges unserer Truppen, die furchtbare
Bedrückung der Bevölkerung des Rheinlandes durch Amerikaner
und Franzosen, wie er selbst in KylLIburg erlebt hatte, an den
Augen der gespannt lauschenden Zuhörer vorbeiziehen. Er ließ
sie so recht miifühlen und miterleben, was die deutsche Bevölke—
rung im Rheinland damals gelitten. Durch humorvolle Anek—
doten aus der Besatzungszeit suchte er das Schwere jener Zeit
etwas zu mildern, wie ja auch das rheinische Volk überhaupt
durch seinen Humor sich über manche schwere Stunde hinweg—
sete. Der Redner wandte sich dann dem Saargebiet zu. Er
führte ua. aus:
Vergeblich hatten sich in früheren Jahrhunderten die Fran—
zosen, besonders Ludwig XIV. bemüht, das Saarland zu annel—
lieren, sei es durch Gewalt, sei es durch List oder Beibringen
einiger alten Akten aus denen man die Zugehörigkeit des Saar—
landes mit Frankreich beweisen wollte. Nach dem Weltkrieg
begann der Kampf um das Saarland aufs neue. Die
waͤlle gegen Deutschland wurden durch den Vertrag von Versailles
errichtet. Eine chinesische Mauer, gebaut aus lauter Schikanen,
soll det Bevölkerung den Ausblick nach Deutschland verwehren
und innerhalb dieser Mauer begann ein riesiger Kampf, dem
Volk die deutsche Seele aus dem ygtzen zu reißen. Der ex st e
Kampf spielte sich ab in Versauslles und endigte mit einem
Sieg der Franzosen, weil sie mit dem schweren Geschütz
der 150 000 Saarfranzosen so lange die anderen Ansichten
bombardierten, bis sie als Sieger auf dem Schlachtfeld standen.
Von Versailles wurde nun der Kampfj ins Saarland hin—
eingetragen. Bis zum heutigen Tage können wir drei
Kampfesepochen und Kampfesarten neen Der
erste Sturm, der durch's Saarland fegte, er sollte aufräumen mit
den Führern des Deutschtums. Ueber 600 Saar—
länder wurden ausgewiesen, um so die Bevölkerung
führerlos zu machen in dem großen Kampfe. Was dann noch
übrig blieb am Führen. wurde so eingeschüchtert durch Drohungen,
daß sie kaum öffenilich auftreten konnten. Noch gefährlicher aber
als dieser brutale Kampf war der Kampf des Zuckerbrotes,
der Bilderbücher, der Gehaliserhöhungen bestimmter Persönlich—
keiten, der Amtsjägerei. Der Frankensegen prasselte über das
Land und ein Teil der Bevölkerung schwämm damals tatsächlich
im Gelde. Es war wohl der — Kampf, den das Saarland
durchzumachen hatte, wenn das Volk es äußerlich auch nicht merkte.
Gerade dieses war das Furchtbare der Lage und manchem guten
Saarländer blutete damals das Herz, wenn er um sich schaute,
besonders dann aber, wenn er Männer sah, die sich dazu hergaben,
voll und ganz im französischen Solde gegen ihre deutschen Mit⸗
brüder durch Spionage, Anzeigen und Werbearbeiten zu kämpfen,
es waren die Saarbündler.
Doch auch diese Herrlichkeit hatte ein Ende, und zwar schlug
der, von dem man es am wenigsten erwartet hätte, alles in
Trümmer, was in fünf mühevollen Jahren aufgebaut wurde. Es
war Poincaré selbst. Der Ruhreinbruch mit den schand—
baren Auswüchsen einer brutalen Gewalipolitik. (Redner schil⸗
derte nun den Ruhreinbruch und die Ausweisungspolitik Frank—
reichs.) Da fiel es dem Saarvolk wie Schuppen von den Augen.
Ein Ekel erfaßte es gegen Frankreich und seine Politik, als es
seine Brüder so furchtbar leiden sah. Da kam der 11. Januar
1923. Der Streit der Bergarbeiter brach mit solcher
Heftigkeit und Einmütigkeit aus, wie wohl selten ein Streik vor—
her. 98 v. H. gingen nicht zur Arbeit. Als nun auch noch die
Gruben auf alle mögliche Art und Weise die Bevölkerung schika—
nierte, war daz Maß voll. Mit einem Male hatte das Saar—
gebiet ein ganz anderes Gesicht erhalten. Die Schlacht war
geschlagen, die Franzosen auf der ganzen Linie
besegt, der Sacarbund, ihre deutschen Hilfstruppen, die
die Streikbrecherdienste geleistet,. m Volke verachtetund
gebrandmarkt. Das Deutschtum auf der ganzen
Linie siegreich.
Doch der Gegner gab den Kampf so leicht nicht auf. Es be—
sg der Kampf um die Jugend den man durch Ein—
ührung dex Ffer zugunsten Frankreiche
entscheiden wollte. Wenn die Franzosenschule bei ihrer
Gründung in zwei, drei Orten größeren Erfolg hatte dürch
Gründe, auf die er nicht näher eingehen wollte, so lehnt die Be—
vpölkerung, vor allem unsere Schuljugend selbst, es auf das ent—
schiedenste ab. Esgab Elternjdieihre Kindexzindie
Franzosenschule zwingen wollten, aber ihr Be—
mühenn scheiterte an dem Widerstand ihrer Kin—
der. Die Franzosenschule, die auch zur Zeit ihrer größten
Blüte nur wenige Saarkinder in ihren Mauern hatte, kann
hee als erledigt betrachtet werden. Die Saar
evölkerung holte nun zu einem schweren Schlage gegen das
Franzosentum aus. Es war die Jahrtausendfeicr. Wun—
derbar vorbereitet durch die Regierungskommission und ihre Ver—
bote wurde sie zu einer solch glänzenden Kundgebung des Deutsch—
tums trotz der Serrichaft eines fremden Volkes, wie sie das Saar—
land wohl noch nie in früheren Jahren und Jahrhunderten ge—
sehen hat. Der Schleier der 1500000 Sadtfranzosen
war durch diesen deutschen Sturm, der durch da.
Saargebiet 38gust, hinweggefegrtundtlarpor
aller Welt lag da das Sagrland als deutsches
Land. Wenn es auch den Saarländern jetzt schlecht geht durch
die Frankeninflation, wenn noch manche Leiden ihm
beorstehen bis zum Jahre 1935, das Deutschtum an der
Saarist gerettet und nichts in der Welt vermag
das Saarland von Deutschland loszureißen.
In einem brausenden Hoch auf das Saarland, in das die
zanze Versammlung begeistert einstimmte, endete der Vortrag des
Herrn Kaplan Schwickerath. Der Vorsitzende der Berliner
Ortsgruppe, Direktor Fett, sprach ihm namens der Versamm—
lung, die durch ihren reichen Beifall dem Redner bereits gedankt
habe, den verbindlichsten Dank aus mit der Versicherung, daß
es außerordentlich erfreulich sei, daß er seine Anwesenheit in
Berlin dazu benützt habe um der treudeutschen Saarsache in so
schöner Weise zu dienen. Der Leiter der Geschäfisstelle, Ver—⸗
waltungsdirektor Vogel, erweiterte diesen Dank. indem er
jeiner Freude darüber Ausdruck gab, daß Herr Kaplan
Schwickerath, der den Lesern des Saar-Freundes“ und der
„Saarheimatbilder“ nicht nur bekannt sei, sondern dem
man seiner kerndeutschen Haltung und seiner Betätigung wegen
im Saargebiet, aber auch im deutschen Vaterlande sehr verehre,
sich gleich bereit erklärt habe, den Sgarvortrag in Berlin
zu hälten. In seiner schlichten und einfachen Weise habe er rein
sachliche Ausführungen gemacht, die wesentliche Ergänzungen
seien zu all dem, was bisher an Aufklärungsarbeit seitens des
Saar⸗Vereins geleistet worden sei. Den Vortrag habe er gehalten
auf Grund seiner reichen Kenntnisse und Erfahrungen, die er als
Geistlicher, mitten in der Bergarbeiterbewegung stehend, mit
Interesse und Fleiß gesammelt habe. Nur wer im Herzgen so
deutsch denke und fühle, könne die Zuhörer so fesseln, wie Herr
Kaplan Schwickerath es verstanden habe.
Im Anschluß daran berichtete Hert Vogel über die
ß. Tagung des Bundes der Saarvereine und die
große deutsche Kundgebung für Rhein, Pfalz und
Saarin Kölnmna. Rh. Er stellte noch einmal fest, daß von
allen in geradezu frivoler und unverantwort—
licher Weise gegen den Saar⸗-Verein —8
Verdächtigungen und gemachten Anwürfen auch
nicht einer den Schein einer Vage et trüge. Trotz
der gegen den Saar-Verein erhobenen Verdächtigungen werde
derselbe sich nie und nimmer behindern lassen, seine Dedzt
tumsarbeit, und seine Aufklärung über die
Verhältnisse an der Saar fortzusühren. Eine
spätere Zeit werde die Richtigkeit der vom Saar-Verein“
seee Politik anerkennen und feststellen, welche wertvolle
hilfe der Saar-Verein dem Deutschtum an der Saar geleistet habe.
Zum Schlusse führte als Illustration zu seinem schoͤnen Vortrag
herr Kaplan Schwickerath eine große Anzahl wohlgelungener
Bilder aus dem Saargebiset, insbesondere von der
Jahrtausendfeier vor und erntete auch für diese Vorführung den
ungeteilien Beifall der Versammlung. Herrn Kaplan Schwacke⸗
rath wissen jedenfalls alle Teilnehmer für den genußreichen
Abend herzlichsten Dank. Möchten unserem deutschen Vaterlande
q dDig solcher zielbewußten und treudeutschen Männer be—
ert sein.
D Die Orisgruppe Köln a. Rh. des Bundes der Saarvpereine
hielt am Mittwoch, den 8. September d. J. im Rudolf-aale
Hahnenstraße 36, ihre Monatsversammlung ab. Gegen 9 Uhr
eröffnete der 1. Vorsitzende die Versammlung. RNach Verleser
der leßten Versammlungsniederschrift wurde als Ersatz für den
ausgeschiedenen 2. Schriftführer, Herrn Nic. Roland, Frl
Luise Alsdorf gewählt. Vorgeschlagen war noch Her'
Hans, der aber ablehnte, weil er schon als Beisitzer dem Vor
tande angehört. Die nächste Versammlung würde mit Zu
stimmung der Mitglieder auf Samstag, den 8. Oktober
festgelegt. für den die Versammlung einen Lichtbilder
vortrag über das Sagarland genehmigte. Sierau
erstattete der 1. Vorsitzende noch Bericht über die hauptsächlichsten
Punkte der Bundestagung vom 14. 8. (Jahresbericht de⸗
Herrn Verwaltungsdirektors Vogel über die Taäligkeit der Saar—
vereine). Hierauf ergriff Herr Dr. Lips das Wort und führt
u. a. guͤs, daß er auf die schmählichen Zeitungsberichte hin sofor!
am Montag, den 16. 8., bei dem 2. Vorsitzenden, Hertn
Weyand, telephonisch eine außerordentliche Versammlung
zwecks Besprechung dieser Berichte beantragt habe, worauf ihm
durch den 1. Vorsitzenden, Herrn Baum üsller, der schriftlicht
Bescheid zugegangen sei, daß die Ortsgruppe Koln nichts mit
diesen Zeitungsangriffen zu tun habe 63w. nicht davon berühr!
werde und er satzungsgemäß eine außerordentliche Versammlunt
nicht für notwendig noch für zulässig exachte. Der 1. Vorsitzend
berichtete hierauf an Hand der Anwesenheitslisten und RNieder
schriften der einzelnen Sitzungen des Arbeits⸗ und Festzugs
ausschusses über den Verlauf der Verhandlungen, so daß die Ver—
sammlung ein klares Bild über die Tätigleit dieser beiden Aus—
schüsse bekam. Durch diese aussührliche Schilderung wurde klat
bewiesen. daß die gegen den Vorstand des Bundes der Saar—