gleich zusammen und beschlossen, gegen die Unterdrückung der
jffentlichen Meinung fortan einmütigen und bis zum äußersten
entschlossenen Widerstand zu leisten. Auf diesen Beschluß hin
wurde das nächste welsche Elaborat von der Saarbrücker
Stadtpresse abgelehnt mit der Bemerkung, sein Ab⸗
druck sei mit Rücksicht auf den Leserkreis unmöglich. Eine Maß—
regelung der hier Widerstand leistenden Zeitungen, wie erwartet
wurde, wagte man jedoch nicht. Die kleine Landpresse,
damals zumeist wirtschaftlich in bedrängter Lage, war jedoch
gezwungen. dem militärischen Drucke nachzu—
geben. Niit dem nächsten Artikel aus der französischen Küche er⸗
schien zugleich der Befehl, den übersandten Bericht unweigerlich
und unbedingt zu bringen. Die um ihre Ehre kämpfenden Saar⸗
brücker Blätter suchten und fanden einen Ausweg. Sie hatten die
Verpflichtung, auf der vordersten Spalte der
ersteen Seite dse Bekanntmachungender Militär—
behörde zu veröffentlhichen. Man einigte sich nun
dahin, den Artikel als Bekanntmachung des Gene—
rals aufzufassen und ihn an der gekennzeichne—
ten Stelse alssolcheerscheinen zu lassen. Ein herz⸗
liches Lachen über diesen Streich befreite an jenem Tage die be—
drückten Gemüter des ganzen Saartals und führte weiterhin zur
Wiederholung des probaten Mittels. Die Militärverwaltung
hüllte sich in Schweigen, die Verbitterung aber, die sie beherrschte,
löste sich dann von Zeit zu Zeit als Strafe für den Ungehorsam
in Zeitungsverboten aus. Troz strengster Vorzensur traf
diese Maßregelegung die Saarbrücker Zeitung“ am 13.
und 14. Dezember 1918, die „Volkszeitung“ am 31. Januar
und 1. Februar 1919, die „Volkssst im me“ am 18. November
bis 1. Dezember 1918.
Aehnlich, wenn nicht noch übler, erging es den Blättern in
Saarlouis. Saarbrücken sollte erst mit den aufgenötigten
Axtikeln für Frankreich gewonnen werden, Saarlouis betrachteten
die Franzosen jedoch trotz der deutschen Haltung seiner Presse,
Behörden und Bevölkerung bereits als ihre Domäne. Sie er—⸗
Hofften. daß sie im Kreise Saarlouis mit Ausnahme einiger
Bürgermeistereien nach Abschluß des Friedens für immer
bleiben würden“ (Eberstleutnant Poulet). Nach län⸗
geren Quälereien bei der überaus scharf durchgeführten Vorzensur
erhielten die Zeitungen einen Artikel aus dem „Echo de Paris“
„Vergangenes und gegenwärtiges Leiden der
vom Feinde besetzten Länder in Frankreich'“, die
Wiedergabe einer Rede des Erzbischofs von Cambrai.
Zu aleicher Zeit wurden die Verleger aufgefordert. auch weiterhin
Aufsätze. die ihnen zugehen würden. ohne Erklärung über den
Ursprung zu veröffentlichen Sämtliche Zeitungenließen
den Befehl, die Bischofsrede zu bringen, unbe—
ach tet. worauf ihnen folgendes Schreiben zuging:
„Am 29. Januar habe ich Ihnen zwecks Veröffentlichung eine
Erklärung des Marschalls Foch an amerikanische
Journalisten übersandt.
Am 28. Januar habe ich Ihnen zu gleichem Zweck eine Rede
des Erzbischofs von Cambrai über das Elend der Be—
pölkerung in den besetzten Gebieten von Frankreich zugehen lassen.
Bisher ist keiner der beiden Artikel in Ihrer Zeitung erschienen.
Sie werden gebeten, sie morgen aufzunehmen, widrigenfalls
das Erscheinen Ihrer Zeitung bis auf weiteres
verboten wird. Poulet,
Militärverwalter des Kreises Saarlouis.“
Dieser Drohung des als Draufgänger bekannten Poulet
mnußte sich die Presse fügen. Das Kreisblatt wollte
indessen der peinlichen Sache noch ausweichen und sie mit folgen⸗
der Einleitung veröffentlichen:
„Seitens der französischen Militärverwaltung geht uns Nach⸗
stehendes zur Veröffentlichung zu“ doch wurden diefe Worte bei
der Vorzensur gestrichen. Die Redaktionen erhielten im Anschluß
hieran noch Zensuranweisungen übermittelt, in denen es u. a.
heißt: „Artikel oder Informationen, die der Presse von einer
amtlichen Seite zugehen, dürfen nicht mit der Vorbemer⸗
kung ‚amtlich“. „asus amtlicher Quelle“ oder mit Fin⸗
leitungen wie, von amtlicher Quelle erfahren wir
uiw. veröffentlicht werden.“
Die Drangsalierung der Saarpeesse nahm in
der Folgezeit kein Ende, aber erfolglos; sie blieb standhaft wie
die Bepölkerung. Um hier Wandel zu schaffen, wurde unter der
Patenschaft der französischen Militärbehörde in Saarbrücken die
Druckerei des Saarbrücker Abendblattes“ angekauft,
neet 48 — 52 20 —α M7Al bα ν
ösische Propagandablatt Le Rouvean Courrier de la
zarre“, das in deutscher und französischer Sprache heraus⸗
zegeben wurde. Zunüchst umschmeichelte man hier die Bevölke—
ung des Saargebietes und pries das edle Frankreich als den
Ketter aus aller wirtschaftlichen Not. Als aber alles Liebes⸗
verben vergeblich war, griff man zu einer fortgesetzten Be⸗
chimpfung und Verleumdung des Deutschtums.
das Blatt hat dann später, um besser werben zu können, den
ranzösischen Titel fallen lassen und nennt sich bis heute „Neuer
zaarkurier“. Es ist inzwischen, da die Unterstützungsquellen
zicht mehr so ergiebig fließen, zu einem Skaändalblatt mit
»twa 1500 Auflage herabgesunken. Als deren
zerantwortliche Redakteure werden bisweilen vor
zericht Straßenkehrer, Ofenheizer und Zeitungs⸗
»erkäufer präsentiert. Die Leiter der Redaktion sind zum
Teil Separatisten gewesen und seit langer Zeit Leute von
iblem Leumund. Es gibt Zeiten, in denen gegen diese Herr⸗
chaften ein Dutzend Beleidigungsprozesse vor Gericht schweben.
zie gehen dann auf sogenannten Urlaub, verschwinden aus dem
zaargebiet und treiben von Forbach aus ihr Un⸗
vesen. Ich glaube recht unterrichtet zu sein, daß mit dem
l. April 1926 das Schandblatt dem Saargebiet „Lebewohl“ sagen
wird.
Für Saarlouis leistete sich aus der Wallerfanger Ecke
er Gutsbesitzer Fabvier, französischer Leut⸗
rant, mit einigen Französlingen 1920 „zur Wahrung fran⸗
zösischer Interessen im Kreise Saarlouis“ den Ankauf des
ilten Saarlouiser „Journals', das schnell von seiner
döhe herabsank und dessen Auflage heute nur noch auf
z00 geschätzt wird. In ihrer Hoffnung Maienblüte waren
zeide Propagandablätter sogar noch mit sogenannten Ablegern
ersehen, so die vom „Saarkurier“ gelieferte MReunkirchener
Abendpost“. Aber nicht lange währte diese Expansionskraft.
zeute ist die gesamte französische Propaganda—
»resse trotz aller aufgewandten Geldmittel zu
oller Bedeutungslosigkeit verurteilt. Die
Abnehmer sind zumeist persönlichen Skandal liebende dekadente
kaffeehausbesucher und von der französischen Bergverwaltung ab⸗
zjängige Personen.
Zu der französischen Propaganda ist auch die
Prefseabteilung der „neutralen“ Regierungs—
ommission zu rechnen, denn sie arbeitet Hand in Hand
nit den von den Franzosen angekauften Zeitungen. Diese Ab⸗
eilung muß überdies noch die Bevölkerung mit jährlich 120 000
zranken bezahlen. Uebersetzungen aus den saarländischen Blättern
verden von dieser Stelle aus übermittelt an den Chef der
ranzösischen Spionage im Saargebiet, an die
zöheren Beamten der Bergwerksdirektion, die Militär⸗
ommandeure der benachbarten Gebiete und an Zeitungen, wie
La Sarre Françcaise“, „Journal d'Alsace Lorraine“ und andere
Heßblätter.
Was der Gewalt versagt blieb, versuchte in Güte der unter
ßeneral Wirbel bereits 1919 auftauchende ehemalige Metzer
Archivdirekter Hauviller zu erreichen. Er wurde einst von
en Deutschen aus seiner Stellung ohne Pension entlassen und
rstrebte nach dem Kriege sein Heil bei den Franzosen. Ver—⸗
jzebens suchte diese als Geschichtsklitterer bekannte Perlönlichkeit
ie Redaktionen heim. Es glückte ihm nicht, seine Vekehrungs⸗
ersuche der Saarbevölkerung in den Blättern unterzubringen.
die von ihm dann verfaßten und überall verteilten Flugschriften
purden sofort in der Vresse auf das schlagendste widerlegt.
Rechtlos aus der Heimat vertrieben.
Es gehört zu den besonderen „Nuhmesblättern“ der fran⸗
oͤsischen Nation, daß sie als besetzende Macht die ihr unbequem
ünkenden Personen unter der Begründung, daß sie geeignet er⸗
cheinen, die „Sicherheit der Besatzung zu gefährden“ — einzelne
ie stärkste Militärmacht der Welt! —, aus der Heimat von Haus
ind Hof zu jagen! Die Saarpresse stellte auch hier die ersten und
ozentual wohl die meisten Opfer. Wenn ich auch sonst nach
Ater guter Gepflogenheit der Presse von Namen absehe, einige
eien hier doch genannt. Wohl als ersten traf dieses Los auf
Verfügung des Generals Andlauer den Redakteur des von der
gergwerksdirektion herausgegebenen Bergmannsfreund“. den
angjährigen verdienstvollen Stadtverordneten und politischen
zührer Theodor Vogel. welcher im Jahre 1918 sein 25jähriges
zubiläum als Schriftleiter unter großen Ehrungen begangen
satte und über 4 Jahre als Landwehroffizier und Kom⸗
agnieführer im Felde gewesen war. Seine Ausweisung
A. Q Fsnrif 10310 meit — der französischen