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Millkommen am heiligen deutschen Rhein!
Die 5. Tagung des Bundes der Saar—
Vereine in Hannover hatte, einem aus dem Saar—
gebiet mehrfach geäußerten Wunsch entsprechend. beschlossen,
den 6. Bundestag nach Frankfurt a. M. einzuberufen. Da—
durch sollte die Möglichkeit gegeben werden, daß möglichst
viele Teilnehmer aus dem Saargebiet der Tagung beiwohnen
konnten. Der Beschluß war mit dem Zusatz gefaßt worden,
daß Köln aus dem gleichen Grunde in Frage käme, falls
inzwischen die Räumung der ersten Zone endlich durchgeführt
sein sollte.
Wenige Monate nach der Hannoverschen Bundestagung
fand die große Locarno-Konferenz statt, die soviel an neuem
Geist der Verständigung und der Versöhnung versprochen,
deutscher Zukunft, deutscher Einheit und deutscher Kultur
nission gedenken.
Bei allem aber die Gegenwart nicht ver—
zessen. Nicht vergessen, daß die Locarnomächte noch den
zrößten Teil ihrer gegebenen Zusagen für Rhein, Mosel,
Saar unerfüllt ließen. Wir wollen unsere Gewissen und
die Gewissen unserer übrigen Volksgenossen schärfen, von
deutschem Recht nichts verkümmern zu lassen, Locarnogeist
nicht nur im Munde zu führen, sondern zu verlangen, daß
man auch danach handelt.
Wir wollen uns besonders mit der Not an der
Saar, mit der politischen, der nationalen. der bitteren
Köln, im August 1926.
E⸗ ist eine große Freude und Genugluung für die ganze deutsche Nation, daß die Bevöl—
Akerung des Saargebiels unerschükkerlichen Sinnes und ungebeuglen
Mukes immer wieder mit allem WMachdruck einhellig ihr Deutschtum
bekennkt. Ganz Deutschland und insbesondere wir Rheinländer fühlen uns eins
mit den Saarländern, die in ihrer unverbrüchlichen Treue kroh aller polilischen Knechtkung und
Bedrückung, kroh aller Lockungen und wirkschaftlichen Schädigungen nicht wankelmülig wurden noch
werden.
Dies heroische Beispiel eines Volkes, das um seine heiligsten Güter ringk,
dessen Leib und Seele ein Teilstück deulschen Seins und Wollens bilden, müßßte längst schon
die Sachwalkter des Völkerbundes zur Einsicht gebracht haben, daß das
künstliche Gebilde des Saarstaakes ein offenbarer Mißgriff ihrer Politik ist. Ihn zu
oerbessern sind sie nicht nur ihrem eigenen Ansehen in der Well und dem Gedanken eines wahren
Völkerbundes schuldig, sondern auch dem schuldlos gepeinigten Volke.
Vergegenwärkigk man sich die überaus kraurige Lage unserer deulschen Stammesbrüder an der
Saar, so muß in jedem Deulschen, insbesondere aber im Herzen eines jeden Rheinländers, der die
Faust des Siegers am eigenen Leibe verspürt oder verspürt hal, der heiße Wunsch aussteigen,
daß diesem Zustande möglichst bald ein Ende bereitet werde.
Gott schüte das deutsche Land und Volk an der Saar!
Adenauer
Oberbürgermeister.
aber leider nur zu wenig davon gehalten hat. Sie hat
aber die Räumung der ersten Zone Anfang des Jahres zur
Folge gehabt.
Köln ist frei! Ein Stück heiligen deutschen Bodens
am Rhein ist der solange vermißten und so heiß ersehnten
deutschen Freiheit wieder gegeben. Das ganze deutsche
Volk hat diesen Tag der Freiheit deutscher Stammesbrüder
am Rhein begeistert begrüßt. Besonders herzlich war die
Freude an der Saar, wo man in dieser Befreiung den
Hoffnungsstrahl baldiger eigener Freiheit begrüßte.
Und so hat die Bundesleitung in Gemeinschaft mit
anderen landsmannschaftlichen Organisationen beschlossen,
den 6. Bundestag in Verbindung mit einer großen rheini⸗
schen Befreiungsfeier im endlich befreiten Köln zu halten.
Dort wollen wir mit den befreiten Brüdern und mit unsern
noch um ihre Freiheit ringenden Volksgenossen von der
Saar Weihestunden deutscher Freiheit und
deutschen Freiheitshoffens halten, wollen
wirtschaftlichen NRot befassen. Mit unseren Freunden
aus dem Saargebiet beraten, was geschehen muß, damit
die Saarregierung ihre Pflicht gegenüber der ihr
anvertrauten Bevölkerung, ihre Pflicht dem Vertrag, dem
Völkerbund und Deutschland gegenüber erfüllt. Sie hat
aeutral zu sein, sie hat alle französischen Bestre—
zungen an der Saar zurückzudrängen, hat sich jeder
Beeinflussung der Meinung der Bevölkerung zu enthalten,
zat sich der großen wirtschaftlichen Not der Saargebiets—
zewohner anzunehmen und hat zu verhindern, daß Frank—
reich das Saargebiet aussaugt und an den Bettelstab bringt.
Wir wollen in Köln erneut und mit besonderer Be—
onung der nicht erfüllten Locarnoversprechungen unsere
S„timme gegen das Unrecht an der Saar erheben, es ver—
iehmlich in alle Welt schreien, wie der Völkerbund
iunschon Jahre und Jahre dieses Regimesan
der Saar unterstützt, das Frankreich im
Saargebiet zur nachträglichen Annexion