Full text: Der Saar-Freund (4.1923)

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Mitteilungen des Vereins 
„Saar ⸗ Freund“ 
der Pfälzer in Berlin. 
Nummer 1 
(Grtsgruppe des Pfälzerwalö⸗-Vvereins, E. v.) 
vereinsadresse: Berlin⸗Schöneberg, Cisenacher Ste. ss8. Schriftführer: Fritz Müller (Tel. Stephan 9039). / vereinslokal: Hotel Atlas, Berlin N. 24, Friedrichstr. 108 
a. d. Weiden dammer Brücke. Jed. Freitag Stammtisch. J Zuschristen, die Zeitung betr. an den vors. Karl Fraenger, Charlottenbg., Eosanderstr. 7 (Tel. wilh. 3261). 
Rückblick. 
(Auszug aus dem Jahresbericht des 1. Vorsitzenden. 
Herrn Fraenger, 
gehalten in der Generalversammlung am 1. 12. 1922.) 
Das ablaufende Vereinsjahr 1922 kann im allgemeinen als 
still bezeichnet werden. Unsere Stammtisch- und Vereinsabende 
waren mäßig besucht. Ebenso ließ der Besuch unserer sonstigen 
Veranstaltungen zu wünschen übrig. Während wir im ersten 
halben Jahre bemüht waren, unsere Mitglieder durch Vorträge 
usw. zu unterhalten, veranlaßte uns der schwache Besuch, während 
der Reisezeit unsere Veranstaltungen zu unterbrechen und unsere 
Vereinsabende erst vom September ab wieder neu aufleben zu 
lassen. Schuld an diesem schwachen Besuch dürfte wohl in erster 
Linie die allgemeine wirtschaftliche Krise sein, die es vielen 
unserer Mitalieder unmöglich macht, die mit dem Besuch solcher 
Veranstaltungen verbundenen Ausgaben zu bestreiten. Leider 
haben wir aber auch eine gewisse Interesselosigkeit feststellen 
müssen; denn zu den von uns angeseßten Veranstaltungen war es 
leider nicht möglich, Mitglieder zu finden, die sich der Arbeit des 
Zustandekommens unterzogen haben. Die Last der Vereins— 
geschäfte ruht auf wenige Mitglieder, speziell die der Ver— 
gnügungen. welche einzig und allein auf den Schultern unseres 
Obmannes des Vergnügungsausschusses, Herrn Thier. ruhten. 
Für das Zustandekommen unserer Vergnügungen sind wir Herrn 
Thier zu unendlichem Dank verpflichtet. Herr Thier hat sich unter 
Hintansekung seiner eigenen Person jederzeit in den Dienst des 
Vereins gestellt. 
Unter der allgemeinen wirtschaftlichen Krise hat auch der 
Verein in seiner Gesamtheit zu leiden. Die vor 154 Jahren inse 
Leben gerufene Vereinszeitschrift „Der Pfälzer in Berlin“ müssen 
wir eingehen lassen, da es uns nicht mehr möglich ist, bei den 
dauernd steigenden Unkosten dieselbe durchzuhalten. Im letzten 
Jahre war uns dieses nur möagalich durch größere Spenden, die 
uns teils von ungenannter Seite, teils aus Mitgliederkreisen 
zugewendet wurden. Wir haben nun mit dem Saarverein in 
Berlin ein Abkommen getroffen, wonach uns der Verein in seiner 
Zeitschrift ‚Der Saarfreund“ die letzten Seiten für unsere Mit— 
teilungen und Nachrichten aus unserer Heimat überläßt. „Der 
Saarfreund“ erschien bisher zweimal im Monat. Wir hoffen, 
damit unsere Mitalieder auch weiterhin zufrieden zu stellen. 
Im Gegensatk zu der schwachen Beteiligung bei unseren Zu— 
sammenkünften haben wir einen schönen Zuwachs an neuen Mit— 
gliedern zu verzeichnen. In diesem Jahre sind 80 Pfälzer unserem 
Verein neu beigetreten, so daß sich unsere Mitaliederzahl auf 314 
beläuft. Wie ich schon erwähnte, veranstalteten wir eintge Vor— 
träge, und zwar sprach am 3. März unser Mitglied Herr Ant 
über „Geschichtliches aus der Wirtschaftsgeschichte und Technik in 
der Pfalz in der Frühzeit bis zur französischen Revolution“. Am 
31. März sprach unser Mitalied Herr Profit. sozigalpolitischer 
Referent im Reichsministerium des Innern, über „Die Pfälzer 
in Abwehr fremder Einflüsse‘. Dieser Vortrag war bereits für 
den Februar angesetzt. mußte aber damals infolge des Eisen— 
bahnerstreiks verschoben werden. Ferner sprach am 2. Juni unser 
Mitglied Herr Direktor Vogel vom Saar-Verein über .Das 
Saargebiet unter französischer Fremdherrschaft“. Wie ich jedoch 
bereits erwähnt habe, muß ich zu meinem größten Bedauern sagen. 
daß diese Vorträge. troßdem sie für uns Pfälzer von größtem 
Interesse waren, schwach besucht waren. 
Seit unserer leßten Generalversammlung veranstalteten wir 
am 2. Weihnachtsfeiertage im Friedrichshof eine Weihnachtsfeier, 
die in schönster Harmonie und Zufriedenheit verlief. Weiter 
peranstalteten wir am 8. April im Tiergartenhof unser Jahres— 
fest. bei dem unser Heimatdichter Ludwig Hartmann aus Lud— 
wigshafen mitwirkte. Weiter erfreute uns an diesen beiden 
Veranstaltungen Herr Thier durch seine vortrefflichen Dar— 
bietungen. Am 24. Juni fanden wir uns im Jagdschloß Stern 
bei Neubabelsberg zu einer einfachen Johannisfeier zusammen, 
die ebenfalls in angeregter Stimmung verlief. Ferner veranstal— 
teten wir im Februar eine Besichtigung des Schloßmuseums und 
im Mai einen Nachmittagsausflug nach Kohlhasenbrück. Im 
Januar d. J. fand im Rheingold eine Kundgebung der Rhein— 
änder staftt. bei der auch wir zahlreich vertreten waren. 3* 
Ehren der anwesenden Rheinländer aus dem Reiche fand, abends 
in der Philharmonie ein Festabend statt, wobei unser Mitglied 
Herr Thier durch seine Liedervorträge zur Laute zur Unterhaltung 
beitruag. Ende April weilte der Kölner Männergesangverein in 
Berlin, wobei im Opernhause ein Empfang durch die Reichs— 
und Staatsbehörden angesetzt war. Unser Verein war bei dieser 
Veranstaltung durch den Vorsitzenden offiziell vertreten. Die 
Vorsitzenden der Rheinischen Vereine wurden bei dieser Gelegen— 
reit dem Reichspräsidenten vorgestellt. Bei den zu Ehren des 
Zölner Männergesangvereins außerdem angesetzten Veranstal⸗— 
ungen war der Verein durch zahlreiche Mitglieder vertreten. 
Ende Juni weilte der Krefelder Männergesangverein in Berlin 
und waren wir auch bei diesen Veranstaltungen vertreten. Bei 
»en Veranstaltungen der übrigen hiesigen süddeutschen landsmän— 
tischen Vereine, wie Badener, Bayern und Württemberger, so— 
vie bei den verschiedenen Rheinischen Vereinen beteiligten wir 
uns ebenfalls. Wie bereits im letzien Jahre, so trafen sich auch 
diesmal, und zwor am 3. September die norddeutschen Ortis— 
yruppen des P. W. V., und zwar in Jüterbog-Luckenwalde. Im 
Mai d. Is. fand im Zoologischen Garten eine Trachtenschau statt, 
uind zwar speziell für die südwestdeutsche Ecke. Es war uns jedoch 
nicht möglich. in pfälzischen Trachten mitzuwirken, da gleichzeitig 
n Mannheim badisch-pfälzische Maitage abgehalten wurden, so 
daß wir aus der Pfalz keine Trachten bekommen konnten. Wir 
hoffen, daß es uns gelingen wird, falls wieder einmal eine 
Traächtenschau stattfindet, auch in pfälzischen Trachten teilnehmen 
zu können. — Rach alter Sitte huldigen wir auch dem Wander⸗ 
Port und veranstalteten jeden Monat eine Wanderung. 
Ausblick! 
Seit 4 Jahren lastet die Faust des Siegers auf unserer 
heimat, und jeden Tag müssen wir uns aufs neue fragen, wie 
dange wird und soll dieser Zustand noch dauern? Wer Fühlung 
nit der Heimat hat und wer in der letzten Zeit aufmerksam die 
Tageszeifungen verfolgte, der wird gehört und gelesen haben, 
daß Frankreich immer noch nicht von seinem Vorhaben, die Pfalz 
und das ganze linke Rheingebiet zu annektieren, abgelassen hat. 
Im Gegenteil, seine augenblicklichen Bestrebungen sind eifriger 
denn je. Meiner Ansicht nach sind wir der Katastrophe näher 
Als wir glauben. Es muß nun unsere Pflicht und unser Be— 
treben sein, hier in Berlin, wo wir noch über die Zustände im 
Rheinland frei und offen reden können, für unsere Heimat zu 
wirken und, wenn es not tut, für unsere Heimat einstehen. Um 
einen festen Halt zu haben, ist es erforderlich, daß wir treu zu—⸗ 
ammenstehen und für unseren Verein, für das Rückgrat unserer 
Bestrebungen, nach besten Kräften werben. 
Wir verweisen nur auf die in den Zeitungen bekannt 
zegebenen Zustände in der Pfalz, die die dortigen Verhältnisse 
unhaltbar machen. 
Bibliothek. Wir bitten unsere Mitglieder, die Bibliotheks— 
oͤücher wegen Bestandsaufnahme im Januar gelegentlich des Ver— 
einsabends zurückgeben zu wollen. 
Am 5. Januar 1923 findet im Vereinslokal, Restaurant 
„Atlas“, Friedrichstraße 105, Vereinsabend statt. 
Am 7. Janunar 1923 erste Programmwanderung. Führer 
Herr und Frau Thier. Neubabelsberg — Sakrow (Rast) — Römer— 
chanze — Krampnitz — Nedlitz (Rast) — Pfingstberg — Pots— 
dam. Abfahrt: Ueber die Stadtbahn, Bahnhof Friedrichstr. 824, 
Zoo 8,38, Charlottenburg 8,45, Wannsee 9,11, Neubabelsberg an 
9,18. Vom Potsdamer Wannsee-Bahnhof ab 8,20 an 8.58., Um— 
teigen in Stadtbahnzug. 
Unsere Landsleute von der Saar sind zu unserer Wanderung 
herzlich willkommen. 
Sountag, den 4. Februar 1923 Jahres feier in den Logen⸗ 
sälen, Joachimsthaler Str. 18. Wir bitten, schon heute diesen 
Tag vorzumerken.
	        
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