Walther Tuckermann
Das Oauterer Becken und der topogra—
phische Aufbau der Stadt Kaiserslautern
Die Städie Kaiserslautern und Pirmasens fallen im Innern der linksrheinischen
Bergländer abseits von großen, das Stadibild und die Stadtentwicklung bestimmen—
den Flußläufen, als ungewöhnliche Erscheinungen auf. Sie finden in gewissem Sinne
jhre Gegenstücke auf der rechten Seite in den Städten Solingen und Remscheid
m Bergischen Land, wiewohl hier auf kleinräumigem Boden eine ganz merkwür—
dige Häufung auch noch anderer städtischer, in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung auf
das Mittelalter zurückgehender, zu Städien freilich erst in jüngerer Zeit erhobener
Gemeinwesen sich findet. Der eigenwilligeren, auf besonders launischen Grundlagen
ruhenden Entwicklung der Stadt Pirmasens enispricht auf der rechten Seite, wenn
auch im einzelnen mit stark abweichenden Zügen, Remscheid. Kaiserslautern kann
man freilich wohl noch weniger mit Solingen vergleichen, wiewohl es mit diesem als
städtische Siedlung noch in das Mittelalter hinaufreicht, wie beide ja auch verkehrs.
wirischaftlich günstiger dastehen als ihre Nachbarstädte.
Bei keiner dieser Städte sind die allgemeinen natürlichen Grundlagen von Haus
aus schlechtweg günstig. Die Verkehrslage, die bei Pirmasens und Remscheid aus—
gesprochen schlecht ist, ist bei weitem am günstigsten bei Kaiserslautern. Doch
hat sie bei aller Gunst nun keineswegs in anhaltender Linie positiv das Schicksal der
Stadt beeinflußt. Es ist ja umgekehrt doch so, daß diese Lage der Stadt durch lange
—AVV
zgehemmt hait.
Die Lage in der weit durchlaufenden Flucht von Senken und Ver—
ebnungen, die das mittlere Saarland um Saarbrücken mit dem nördlichen ober—
cheinischen Tiefland verbinden, ist die große Voraussetzung für das Schicksal der Stadi
Kaiserslautern. Das pfälzische Stufenland bricht im Nordwesten im Sickinger Höhen—
cand, ohne freilich mit ihm sein Ende zu erreichen, zu der breiten Senke von Homburg
und Landstuhl ab, die im Westen in schmäleren Talflächen, unierbrochen von dem
Scheitel bei der alten Reichsfeste Kirkel, zum Saarübergang bei St. Johann-Gaar—
brücken und damit nach LCothringen weiterleitet. Der Senke, deren charakieristisch⸗
ster Teil das weithin flache Landstuhler Gebrüch ist, haben in der jüngsten Zeit Da—
niel Häberlei) und Eugenie Löffler?“ vom geographischen Standpunkt aus beson⸗
dere Aufmerksamkeit geschenkt. Das Gebrüch hat nach Ueberwindung einer ganz
flachen Bodenschwelle im Osten noch eine schmäler werdende Fortsetzung im Kai—
serslauterer Becken, das zunächst durch seinen stark sumpfigen und nassen Charakter
1) Neben kleineren Beiträgen besonders in einem allgemein unterrichten—
den Aufsatz über (21) die „westpfälzische Moporniederung“ (1921).
2) (45) „Die Oberflächengestaltung des Pfälzer Stufenlandes“, S. 57; im grö—
zeren Zusammenhang in einem Aufsatz über (48) „Die Kaiserslauterer
Senke“ in der „Westmark“ 1935, und neuerdings (49 in „Landschaft und
Stadt in Pfalz und Saar“, S. 59.
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