Georg Biundo
Der Trifels
in der deutschen Kaiserzeit
Och solt ir vil wol wissen das
Dazwischen Strasburg als ich las
Und Spire lit drilie bere
Als uns seit der warheit were.
Davon er Drivels ist genant,
In allen landen wol bekant.“
Rudolf von Ems (F 1254), Weltchronik.
In des deutschen Reiches Westmark, der Pfalz am Rhein, nahe bei dem
Städichen Annweiler grüßen auf drei hintereinander liegenden Bergspitzen des
Wasgaus die Ruinen zerfallener Burgen: Trifels, Anebos und Scharfeneck, letziere
im Volksmunde auch Münz genannt. GSie verdienen, allen voran der Trifels, von
der Nachwelt mehr als dem Namen nach gekannt und beachtet zu werden. In deut—
schen Gauen findet sich kaum eine Burg, die dem Trifels an Wichtigkeit und Bedeu—
tung gleichkommt: war er doch einst die wichtigste Feste des salisch-fränkischen Stam—
mes und besonders der Hohenstaufen und auf Jahrhunderte hinaus der Verwah—
rungsort der Insignien des Reiches.
Wer vom Trifels nach Osten schauend die zwischen den Bergkegeln gelegenen Ein—
sattelungen betrachtet und bedenkt, daß diese schon in frühgeschichtlicher Zeit Zugänge
aus der Rheinebene nach dem Wasgau und dem Pfälzer Walde waren, dem werden
vor allem die beiden von Birkweiler und Leinsweiler an Neukastel vorbeiziehenden
bei der Münz sich vereinigenden Zufahrtslinien auffallen, die schon als vorrömische
Straßenzüge anzusprechen sind. In alter Zeit war der aus der Rheinebene, von Ser—
velingen (Wüstung bei Landau) und Arzheim kommende, in sanftem Anstieg über den
„Zollstock“ führende Heerweg, der sich südlich der Münz über der Bindersbacher
Steige auf der Nordseite des Rehberges, dann füdlich des wuchtigen Asselsteines und
des Ebersberges auf Gossersweiler hinzieht, die gegebene Siraße für den Durch—
gangsverkehr nach Westen. Vermuilich bei Gossersweiler sich teilend führte dieser
Weg einerseits über Hauenstein nach Metz, andererseits überLindelbronn in der Rich—
tung Bitsch weiter. In der Schenkungsurkunde der Wilgarta vom 16. April 828 an
das Kloster Hornbach wird eine platea publica, eine Straße bei Hauenstein erwähni.
Daß es eine Siraße war, beweisen die noch in den alten Forstkarten stehenden Be—
zeichnungen „ob der Hohen Straße“ auf der Westseite des Förlenberges und „ob der
Straß“ auf der Nordseite des Rehberges). In alter Zeit wählte man Höhenwege,
da die Täler stark versumpft waren und etwaige Talwege der Ansicherheit halber ge—
mieden wurden. So liegt die Annahme nahe, daß die unmittelbar an der Heerstraße
gelegene Münz einstmals die eigentliche Burg war, die der Sicherung der nahen Heer
straße diente, da gegen Anebos und Trifels nur befestigte Beobachtungsposten waren
1) Pfälz. Museum-Pfälz. Heimatkunde 1932, 228.
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