Sal- und Lagerbuch des Klosters Ramsen aus dem Jahre 1400 durch, um hier die
alten Formen der Flurnamen von Ramsen, Eisenberg, Kerzenheim usw. zu erhalten,
und stieß dabei wieder auf den unbekannten Wald⸗ bezw. Bergnamen,; so heißt es hier:
„Item 1 Walt genant der ransbergk. . . geforcht des closters jungen wald
onden zu“; ferner:
„Item 9 morgen wissen genant die bangartwisse vnd ligt zußen dem closter vnd
dem randsberg“ usw.
Mit dem „Rams-“, bezw. „RKansberg“ muß nach diesen Angaben der heute
Rosenberg genannte Berg und Wald gemeint sein, der sich gleich beim Bahnhof
Ramsen, also gerade gegenüber dem ehemaligen Kloster, dem heutigen Klosterhof,
335 Meier hoch erhebt.
Um mögliche Zweifel auszuräumen: Der Wandel von „RKam⸗“ zu „Ran⸗“, wie
er in den beiden alten Namensformen vorliegt, kommt oft vor; ich führe Beispiele an:
Ranschbach (südlich Landau) heißt 1299 Ramesbach, Bliesransbach bei Saarbrük—
ken 796 Ramesbach, Ransbeek (das wäre hochdeutsch wiederum Ransbach; heute St.
Antelin) in Ostflandern 66 Ramesbecca, 1179 Ransbecta, der Ranoͤsberg im Bez.⸗
Amt Mitterfels im 12. Jahrhundert Ramisperg, ein Ransbach in Württemberg 1246
Ramesbach. Es kann also kein Zweifel bestehen: Ransberg ist eine jüngere, abge—
wandelte Form von Ramsberg.
Wir kennen dieses alte Ram; es ist aus Raban, noch älter Hraban zusammen—
gezogen und müßte, nicht zusammengezogen, heute Raben bezw. Rabe lauten. Der
Name meint zunächst den Vogel, wird dann aber auch Teil eines Rufnamens, so in
Wolfram und Bertram; im Roman von G. Freytag heißt der Held Ingraban, was
später auch zu Ingram zusammenfließt. Als Kurzform zu diesen Rufnamen begegnet
nun Ram, älter auch Raban. Denken wir nur an den berühmten Rabanus Maurus!
Am wahrscheinlichsten ist, daß unser Berg bei Ramsen unmittelbar nach dem Vogel
Rabe benannt ist, möglich aber auch, daß er von einem Manne namens Raban oder
Ram seinen Namen trägt.
Nachdem aber einmal „Kansberg“ daraus geworden war, stand die Entwicklung
nicht still, sondern wahrscheinlich wurde im Volksmunde in späterer Zeit daraus
Ra(n) sberg, das heißt: das n fiel aus, hinterließ aber eine Spur in der genäͤselten Aus—
sprache des vorausgehenden a, und da man den Sinn dieses „Ra(n) sberg“ nicht
mehr verstand, sich aber dabei doch eiwas denken wollte, machte man daraus einen
„Rosenberg“, also den heutigen Namen des Berges, der folglich mit Rosen gar nichts
zu tun hätte. Ich kann es mir ersparen ähnliche Beispiele sogenannter volkseihymologi⸗
scher Umbildungen anzuführen, darf vielmehr annehmen, daß solche genügend bekannt
sind, oder soll ich doch auf Kindsbach verweisen, das eigentlich „Königsbach“ heißen
sollte, auf Trippstadt, das an einer „Triebscheide“ entstand, auf den Tunnelnamen
Eisenkeil, der aus „Eisenkehle“ umgebildet ist, auf Stockborn, das ein „Stockweiler“
war und andere?
Was wir bisher deuteten, ist aber nur der erste Teil des Dorf- und Kloster⸗
namens; auf das „Kames-“ folgt aber 1146 noch ein „a“ und gibt ja mit den An⸗
stoß zu der lateinischen Einkleidung Kamosa. Erst wenn wir dieses Anhängsel aufge⸗
hellt haben, verstehen wir den Dorfnamen. Es kritt auch im gleichnamigen Ramesa
(im Kreis Bolchen in Lothringen), einer Wüstung bei Si. Bernard 1137 und 1464
ebenfalls auf und wir haben es auch in Lutra und Spira, den alten Namen der Wald—
lauter und des Speierbaches und wir haben es heute noch in Wera, Fulda, Schwarza
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