Ernst Ghristmann
Ramsen unod Stumpfwaloͤ —
was bedͤeuten ihre Namen?
Den Namen des Dorfes Ramsen hören wir in älterer Zeit regelmäßig des Klo—
sters wegen, das 1446 Berthold von Winzingen hier stiftete; zumeist erscheint er in
der Verbindung und Form „in Ramosa“, so 1174 und 1227 in Urkunden, die in
Remlings „Arkundlicher Geschichte der Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern“
(1836) abgedruckt sind, ferner 1249 und 1306 im Wormser Arkundenbuch, 1249 und
1304 im Ottierberger Urkundenbuch und 1208 in Molitors Zweibrücker Urkundenbuch.
Es ist also nicht verwunderlich, daß man jenes Ramosa und damit den heutigen Na—
men Ramsen gern aus dem Lateinischen herleitete, als weibliche Form eines Eigen—
schafiswortes ansah, das vom lat. ramus „Zweig“ abgeleitet ist, daß man sich als
eigentlich dazu gehörendes Dingwort vallis „Tal“ hinzudachte; dann wäre der Sinn
bvon vallis ramosa „ästiges, d. i. buschiges Tal“. Die Verfechter dieser Herleitung
konnten darauf hinweisen, daß wir öfter Namen haben, die eigentlich nur einen Teil
des vollen Namens darstellen. Aber je mehr gewisse Leute immer noch mit Vorliebe
ofälzische Ortsnamen aus dem Lateinischen erklären, um so mißtrauischer müssen wir
solchen Deutungen gegenüber sein. In unserem Falle ist dieses Mißtrauen um so
zerechtfertigter, als der RName, von dem wir sprechen, in den oben genannten Quellen
meist wieder mit vorgesetztem „in“ — 1146 Ramesa, 1300 Ramesen, 1319 Ramse
und 1363 Ramese lautet; ebenso schreibt eine rheinpfälzische Urkunde im Haupit—
Staatsarchiv München (Fasz. 181, Nr. 2. 887), in die mir eine Abschrift des Herrn
Oberregierungsrats Or. C. Pöhlmann Einblick gewährte, 1305 „daz dorf Ramezen“.
Jenen oben genannten 7 laieinisch aussehenden Formen stehen also 8 mit einem viel
deutscheren Gesicht gegenüber. Nun bemühen sich aber die lateinisch-klösterlichen Ar—
funden zumeist auch zweifellos deutsche Ortsnamen ins Lateinische zu übersetzen oder
wenigstens ihnen lateinisches Aussehen zu geben; z. B. tritt so und so oft das zwei⸗
fellos deutsche, Ramsen benachbarte Rosenthal als vallis rosarum auf und ebenso
Gräfinthal (bei Bliesbolchen) als vallis comitis. Wir haben also ein Recht, die
lateinische Herkunft des Namens Ramsen in Frage zu stellen und dafür eine deutische
Herleitung zu versuchen.
Ich trug mir vor einigen Monaten die Flurnamen der Gemarkung Ramsen und
der Waldabieilungen um den Ort her zusammen, und zwar sowohl die heutige amt⸗
iiche und mundariliche Form als auch ihre Gestalt in älteren Quellen. Oabei stieß ich
in dem bekannten Werk „Die Herrschaften des unteren Nahegebietes“ von Fabricius
(S. 437) auf die beiden Waldnamen „Ramsberg“ und „Stampf“; letzterer bezeich—
get natürlich den heutigen Stumpfwald, aber was der andere meint, konnte ich zu—
nächst nicht herausbekommen; weder in Ramsen noch in der Umgebung ist ein solcher
Berg oder Wald bekannt. Er muß aber an den „Stampf“ angrenzen, das geht aus
sener Stelle bei Fabricius hervor. Nun arbeiteie ich im Staatsarchiv Speyer das