Richard von Kienle
Jupiter Optimus Maximus und Juno Regina,
ein Götterpaar aus der GSermania Superior“
Anter den Weiheinschriften der Germania Superior ist Jupiter Optimus Ma—
zimus und Juno Regina das am häufigsten begegnende Götterpaar. Es übertrifft
alle übrigen Paarungen bei weitem an Zahl und unterscheidet sich von diesen noch
dadurch, daß sich neben der strengen Paarformel, die nur diese Namen enthält, auch
reine Anzahl von Erweiterungen dieser Paarung findet. Am häufigsten ist hiervon die
Verbindung mit dem Genius loci, die sich in mehreren Inschriften nachweisen läßt,
so daß sich die Zweiheit zu einer Dreiheit umbildet. Auch sie wird in einigen Fällen
noch erweitert durch Zusätze wie Mercurius (CII. XIII 6634) oder di deaeque
»mnes (ebd. 6440, 6632, 6640). Dieser aus einer Paarheit erweiterten Dreiheit
steht die kapitolinische Trias Jupiter Optimus Maximus, Juno Regina, Minerva
gegenüber, die in der Germania Superior nie in reiner Form begegnet, sondern
stets erweitert durch Zusätze wie di deaedue immortales (CI. XIII 6727), ceteri
di immortales (CII. XIII 11815), Fortuna (CII. XIII 6728). Die reine Form,
die in anderen Provinzen nicht selten ist, die auch die Germania Inferior kennt,
fehlt in der Superior aber völlig.
Auffallend ist die Verbreitung der Formel. Im Gebiet der Helvetier, in Moudon
findet sich der südlichste Beleg (CIL. XIII 5042), die reine Formel ohne irgendwelche
Erweiterung. Sie steht völlig vereinzelt und nur die Inschrift CII. XIII 5248 kennt
noch im Helvetiergebiet die erweiterte Formel, wo neben Jupiter Optimus Maximus
md Juno Regina auch die di deaeque omnes genanni werden.
Die nächsten Belege für die Paarformel bietet das Triboker-Gebiet mit Inschrif—
tenfunden aus Straßburg (CII. XIII 41604) und Brumath (ebd. 6010), die die
reine Paarformel aufweisen. Häufiger ist die Widmung im Nemetergebiet, wo sie
⁊ mal nachweisbar ist, (CI. XIII 6073. 60830. 60903. 6008-6400,614129), immer in
reiner Paarform ohne jede Erweiterung. Eine leichte Abweichung zeigt die Inschrifi
Finke 156, die an Jupiter Optimus Maximus und Juno (ohne den Zusatz Regina!)
gerichtet ist. Im Vangionenland hat Worms s5 Belege der reinen Paarform (CIL
XIII 6216- 6220).
Rechts des Rheins zeigt das Gebiet um Rottenburg den südlichsten Beleg in
Kusterdingen bei Tübingen (CIL. XIII 6376). Die in Metzingen gefundene Inschrift
ebd. 6379 dürfte wohl kaum neben Jupiter Optimus Maximus auch Juno Regina
enthalten und wird nicht hierher zu stellen sein. Am inneren Limes liegen weiter
die Belege von Stein (CIL. XIII 6456) und Hornegg (ebd. 6485), während
1) Der Aufsatz ist aus der Semesterzeit der germanisch-römischen Untergruppe
der Arbeitsgemeinschaft für oberrheinische Landes- und Volksforschung an
der Universität Heidelberg hervorgegangen. Wertvolle Bereicherung hat
er vor allem durch Dozent Dr. H. Hommel erfahren.
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