Friedrich Sprater
Von den ältesten Straßen der Pfalz
Aus der geographischen Lage der Pfalz mit ihrem Anteil an der oberrheinischen
Tiefebene und ihrem westlich davon gelegenen Hinterland ergeben sich zwei Haupi⸗
cichtungen der ältesten Verkehrswege. Oie eine Linie folgte dem Rheinstrom und
»erband die Pfalz mit dem Süden und Norden. Die zweite Haupilinie verlief in
westöstlicher Kichtung. In vorrömischer Zeit waren es aber noch keine Kunststraßen,
sondern nur Verkehrswege, deren Nachweis im Gelände kaum mehr möglich ist. Die
vichtigsten dieser Berkehrswege mögen von den Römern übernommen und in römi—
scher Technik ausgebaut worden sein. Da diese Technik in späterer Zeit nicht mehr
ingewendet wurde, haben wir die Möglichkeit, die Römerstraßen festzustellen,
und können zum Teil auch die Frage untersuchen, wieweit diese Straßen ältere Ver—
kehrswege übernommen haben. Allerdings sind auch in der Zeit der Römerherr—
schaft durchaus nicht alle Verbindungen als Kunststraßen ausgebaut worden, sondern
sicherlich nur ein kleiner Teil derselben. Es werden dies vor allem die Verbindun—
gen gewesen sein, denen eine militärische Bedeutung zukam. Der Ausgangspunkt der
wichtigsten Straßen wird daher die Hauptstadt Obergermaniens, Mainz, sein. Eine
Straße führte nach Süden durch die Pfalz dem Rhein entlang und über die Alpen
nach Italien. Weitere Straßen führten nach dem Innern Galliens, von denen eine
Straße nach Metz die Pfalz durchschnitten haben dürfte.
Die wichtigste Römerstraße in der Pfalz ist die Rheinstraße. Ihr Verlauf ist
in der Haupisache bekannt, auf große Strecken ist sie als künstlich aufgeschütteter
Damm heute noch erhalten, in ihrem weiteren Verlauf mehrfach durch Grabung fest—
gestellt. Sie kommt von Lauterburg und führt über Rheinzabern, Germersheim,
Speyer und Frankenthal nach Worms. Zwischen Berg und Rheinzabern ist der
römische Straßendamm fast ununterbrochen erhalten. Er besitzt an der Basis eine
Breite von durchschnittlich ßs m, während die Fahrbahn 3—5328 m breit ist. Der
Damm besteht aus einer Aufschüttung von Kies und Sand. An mehreren Stellen
kann man seitlich von der Römerstraße kleinere Gruben beobachten, denen Material
zur Ausbesserung der Römerstraße entnommen wurde. Ausgedehnte Kiesgruben
liegen in dem Walde westlich von Pfortz, wo vermutlich das Material zur Herstellung
der Römerstraße gewonnen wurde. Soweit die Straße erhalten ist, führt sie auf dem
Hochufer. Obwohl hier das Gelände vollständig eben ist und die Straße leicht gerad—
linig hätte durchgeführt werden können, macht sie doch größere und kleinere Biegun—
gen, die durch die Natur nicht bedingt sind. Die kleinen aber verhältnismäßig tief ein⸗
geschnittenen Bäche im Bienwald wurden teils durch Furten, teils mit Brücken über—
quert. In welcher Zeit die Straße in römischer Technik ausgebaut wurde, entziehi
sich noch unserer Kenninis. Vielleicht fällt sie in die Zeit der Kaiser Claudius,
in dessen Regierungszeit nicht nur der Grenzschutz am Rhein, sondern auch das
Wirifchaftsleben neu organisiert wurde. Um diese Zeit wurden an der Römerstraße
die bedeutenden Militärziegeleien von Rheinzabern eingerichtet. An den wichtigsten
Straßen standen annähernd 2 m hohe Sieinsäulen, auf denen die Entfernung von
der Hauptstadt des Gaues angegeben war, und zwar im 1. und 2. Jahrhundert in
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