Full text: 1.1937 (0001)

Ernst Christmann 
Von Wotans- und Donarsbergen 
in der Pfalz 
Die Frage der zu Michelsbergen umgetauften Wotansberge ist noch nicht überall 
so geklärt, daß keine Zweifel mehr möglich wären; insbesondere in unserer Pfalz ist 
aoch eine Untersuchung nötig, wie weit heutige Michelsberge einst Wotanverehrungs— 
stätten waren. Weiter: Ist unser höchster Berg wirklich nach Donar benannt und 
haben wir außer ihm noch weitere Donarsberge? Auch das bedarf erneuter Prüfung. 
Ich weiß, daß ich kaum eine Antwort zu geben vermag, die alle Zweifel ausräumt; 
aber ich will Neues zur Beurteilung beibringen; vielleicht vermag ein anderer nach 
mir eine bessere und sicherere Lösung zu finden. 
Blicken wir zuerst nach 2 Michelsbergen außerhalb der heutigen Pfalz, bei denen 
„eine sicher bezeugte und erweisbare Linie von der späteren Michaelskirche zurück zur 
Verehrung Wodans an eben diesen Stätten führt“ (Or. Alb. Becker), nämlich 
einmal nach dem Odensberg bei Kassel und zum andern nach dem Heiligenberg bei 
Heidelberg, wo nach Ausweis der dort gefundenen Mercuriussteine ein altes Wotans— 
heiligtum war. Südlich von letzteren finden wir auf zwei weiteren Höhen rechts des 
RKheins, nämlich bei Untergrombach und bei Riegel (am Kaiserstuhl), abermals Mi— 
haelskapellen „an Stellen älterer heidnischer Heiligtümer“ (K. Helm in Nollaus 
„Germ. Wiedererstehung“) ünd zum Mikelsberg und seiner Michaelskapelle bei Mün— 
stereifel wallen noch heute Pilger empor. Im „Völkischen Beobachter“ (vom 17. 11. 
1935) sucht K. A. Staudeer den Gaißlacher Berg im Isartal mit seiner Michaelis— 
kirche als einstige Kultstätie Wotans zu erweisen. 
Nun haben wir auch in der Normandie einen St. Michaelsberg, das Ziel der 
bekannten Kinderwallfahrten, und ebenso in Unteritalien den Berg Cargano als eine 
Haupistätte der Michaelisverehrung. Kann also in der Pfalz mit Wahrscheinlichkeit bei 
einem alten Michelsberg mit einer Kapelle geschlossen weroen, daß Michael hier ge— 
rade an Stelle Wotans getreten sei? 
„Das wichtigste religionsgeschichtliche Ereignis der Jahrhunderte zwischen dem 
Entstehen der Germania des Tacitus und der Annahme des Christentums durch die 
Westgermanen ist die weitere Ausbreitung des Wotan-Kultes. Als dessen Heimat ist 
der Westen festgestellt; am Rhein, Main und Neckar ist der Kult zur Römerzeit durch 
Inschriften an Kulistätten, füir die zum Teil die Lage auf Anhöhen charakteristisch ist, 
erwiesen“, sagt K. Heleim in dem schon einmal genannten, von Nollau herausge— 
gebenen Werk „Germanische Wiedererstehung“ (SG. 347) und weiter (G. 348): 
Das haupisächlichste Herrschaftsgebiet der Wotans-Verehrung aber war in jener 
Zeit .... bei Sachsen und Friesen, Mittel- und Niederfranken. Hier war überall 
der Name des Mittwoch in älterer Zeit Wotanstag, der in nachmhd. Zeit allerdings
	        
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