Johannes Postius
Zusammenhänge zwischen kulturgeographischen,
wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhält—
nissen auf der südwestpfälzischen Hochfläche
im 18, Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert kann ganz allgemein als jenes bezeichnet werden, in wel—
chem die Keime u. a. der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhältnisse unserer
modernen Zeit liegen. Für die Südwestpfälzische Hochfläche bedeutete es noch mehr
Denn sie war als Teil der Rheinlande im 30jährigen Krieg und in den Franzosen⸗
kriegen in einer Weise verwüstet worden, daß überhaupt die ganze Besiedlung wieder
neu aufgebaut werden mußte. So kann man hier besonders gut, da zeitlich und räum—
lich nahegerückt, das Ineinandergreifen und die Wechselwirkung menschlicher und land⸗
schaftlicher Einflüsse verfolgen und feststellen, in wie hohem Maße die Entwicklung
einer Kulturlandschaft nicht nur von politisch-, sondern gerade auch von geistes- und
kulturgeschichtlichen Zuständen und Bewegungen bestimmt ist.
Werfen wir jedoch zuerst einen Blick auf die Möglichkeiten, welche die Land—
schaft dem Menschen bietet, in deren Rahmen er sich auswirken kann.
Die Lage der Landschaft und ihre Bodenverhältnisse sind Veranlassung, sie ein
iypisches Aebergangsgebiet in West-Ostrichtung zu nennen. Im Westen schließt sich
ihr der altbesiedelte Bliesgau mit seinen ackerbautragenden Muschelkalkböden an, im
Osten geht sie langsam in die Pfälzischen Vogesen über, deren Buntisandsteinböden
heute wie je bewaldet sind. So hat sie Teil an beiden Elementen: Am Muschelkalk,
der die Höhen bedeckt, und am Bunisandstein, der nur in den Tälern angeschnitten
ist. Andere Möglichkeiten als die der Bodennutzung, sei es zu Acker oder zu Weide
und Wald bietet hier die Natur dem Menschen nicht. Auch hinsichtlich des Verkehrs
liegen die Verhältnisse nicht günstig. Die Landschaft ist außerordentlich stark zertalt,
aber bis auf ein einziges greifen die Täler nicht über die Landschaft hinaus. Dieses
einzige jedoch, das Schwarzbachtal, eine bedeutende Verkehrsrinne, hat einen über—
mächtigen Nebenbuhler in der annähernd gleichgerichteten Kaiserslauterer Pforte,
die von jeher den größten Teil des Verkehrs an sich zog. Auch innerhalb der Süd—
westpfälzischen Hochfläche ist der Verkehr erschwert durch den häufigen Wechsel von
Berg und Tal, es sei denn — aber das ist meist nicht der Fall — er vollziehe sich
entweder nur auf der Hochfläche oder nur in den Tälern.
Somii ist die Zahl der natürlichen Gegebenheiten, die sich der Mensch zunutze
machen könnte, gering, und sie selbst sind sehr einseltig. Der Spielraum füür die Ent—
wicklung der Kulturlandschaft ist eng und deren Gestalt scheint ganz von der Natur
vorgeschrieben. Aber sie scheint es nur. In Wirklichkeit ist sie in höchstem Ausmaß
vom Menschen und seinen Zielen, seinen Fähigkeiten und seinen Mitteln bestimmt
und zwar in immer steigendem Maße in je jüngere Zeit man kommi. Zu zeigen.
wie sehr sie es aber auch schon vor 200 Jahren war, sei hier das Ziel.
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