Full text: 1.1937 (0001)

Johannes Postius 
Zusammenhänge zwischen kulturgeographischen, 
wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhält— 
nissen auf der südwestpfälzischen Hochfläche 
im 18, Jahrhundert 
Das 18. Jahrhundert kann ganz allgemein als jenes bezeichnet werden, in wel— 
chem die Keime u. a. der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhältnisse unserer 
modernen Zeit liegen. Für die Südwestpfälzische Hochfläche bedeutete es noch mehr 
Denn sie war als Teil der Rheinlande im 30jährigen Krieg und in den Franzosen⸗ 
kriegen in einer Weise verwüstet worden, daß überhaupt die ganze Besiedlung wieder 
neu aufgebaut werden mußte. So kann man hier besonders gut, da zeitlich und räum— 
lich nahegerückt, das Ineinandergreifen und die Wechselwirkung menschlicher und land⸗ 
schaftlicher Einflüsse verfolgen und feststellen, in wie hohem Maße die Entwicklung 
einer Kulturlandschaft nicht nur von politisch-, sondern gerade auch von geistes- und 
kulturgeschichtlichen Zuständen und Bewegungen bestimmt ist. 
Werfen wir jedoch zuerst einen Blick auf die Möglichkeiten, welche die Land— 
schaft dem Menschen bietet, in deren Rahmen er sich auswirken kann. 
Die Lage der Landschaft und ihre Bodenverhältnisse sind Veranlassung, sie ein 
iypisches Aebergangsgebiet in West-Ostrichtung zu nennen. Im Westen schließt sich 
ihr der altbesiedelte Bliesgau mit seinen ackerbautragenden Muschelkalkböden an, im 
Osten geht sie langsam in die Pfälzischen Vogesen über, deren Buntisandsteinböden 
heute wie je bewaldet sind. So hat sie Teil an beiden Elementen: Am Muschelkalk, 
der die Höhen bedeckt, und am Bunisandstein, der nur in den Tälern angeschnitten 
ist. Andere Möglichkeiten als die der Bodennutzung, sei es zu Acker oder zu Weide 
und Wald bietet hier die Natur dem Menschen nicht. Auch hinsichtlich des Verkehrs 
liegen die Verhältnisse nicht günstig. Die Landschaft ist außerordentlich stark zertalt, 
aber bis auf ein einziges greifen die Täler nicht über die Landschaft hinaus. Dieses 
einzige jedoch, das Schwarzbachtal, eine bedeutende Verkehrsrinne, hat einen über— 
mächtigen Nebenbuhler in der annähernd gleichgerichteten Kaiserslauterer Pforte, 
die von jeher den größten Teil des Verkehrs an sich zog. Auch innerhalb der Süd— 
westpfälzischen Hochfläche ist der Verkehr erschwert durch den häufigen Wechsel von 
Berg und Tal, es sei denn — aber das ist meist nicht der Fall — er vollziehe sich 
entweder nur auf der Hochfläche oder nur in den Tälern. 
Somii ist die Zahl der natürlichen Gegebenheiten, die sich der Mensch zunutze 
machen könnte, gering, und sie selbst sind sehr einseltig. Der Spielraum füür die Ent— 
wicklung der Kulturlandschaft ist eng und deren Gestalt scheint ganz von der Natur 
vorgeschrieben. Aber sie scheint es nur. In Wirklichkeit ist sie in höchstem Ausmaß 
vom Menschen und seinen Zielen, seinen Fähigkeiten und seinen Mitteln bestimmt 
und zwar in immer steigendem Maße in je jüngere Zeit man kommi. Zu zeigen. 
wie sehr sie es aber auch schon vor 200 Jahren war, sei hier das Ziel. 
27
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.