Die Spscherer Höhen
fFoto Roth
flaschen, ganz und halb gefüllt, Messer, Löffel, Knöpfe ... Ueber dem Sterben
der Krieger von 1870 steht das tröstliche Bildwort frommer Hoffnung als erd—⸗
hafte Wirklichkeit: Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Ehrental. Warm flutet die Sonne durch das Gezweig der Hemlocksfichte, der
Ulmen und Eschen. Rank und frei schickt der Tulpenbaum seine Krone empor,
über Trauerbuchen und Grautannen triumphierend. In mildem Glanz spannt
sich der Aether über den Totenhain. Blutrot ziehen die Sandwege ihre breite
Bahn, die grünen, in Lorbeer und Epheu gebetteten Hügelreihen innig umschlie⸗
ßend. Wir können uns dem Banne dieser Stätte nicht entziehen. Auf uns schaut
das ernste Antlitz der Kreuze und Mäler, geformt aus Marmor, Eisen und
Stein, in uns ein dankerfüllter heißer Atem. Da ruhen sie, die Toten von Spi⸗
chern, Freund und Feind, Offizier und Mann, und auch jene unvergeßliche tap⸗
fere Frau, die nach schlichtem Leben am Schlachttage des 6. August zur Heldin
wurde und, vom Schicksal begnadet, an einem 6. August die Augen schloß. Tau⸗
send und Abertausend Rosen klettern als Liebeszeichen den Hügel hinan, der
Hain und Grab sinnig umschirmt. Jenseits des Gräberfeldes reckt sich ein prun⸗
kender Rasen zur Landstraße hin, jener Straße, auf der Deutschlands erste
Armee jubelnd nach Westen zog ...
Spichern schlug Bresche am 6. August. Es war eine denkwürdige, aber seltsame
Schlacht. Kameke, der Kommandeur der 14. Division, griff den Gegner mit
schwacher Kraft frontal und ungestüm an, ohne Stellung und Stärke des Feindes
genügend aufgeklärt zu haben. Er vertrieb keine Nachhut, wie er wähnte, sondern
verbiß sich in ein Korps, das 3 Divisionen stark trotz seines Abmarschwillens
gefechtsbereit versammelt war. Die 14. Division stand vor dem Zusammenbruch.
Was sie rettete, war deutsches Kameradentum. Es gelang die Vorhutregimenter
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