Das Saarland-Museum in Saarbrücken
Hermann Keuth
Das Gebäude der Marktpassage im Stadtteil St. Johann, in dem sich bisher
das Heimatmuseum der Stadt Saarbrücken befand, ist nun im Bau begriffen.
Es wird neuer Raum geschaffen. Ein zweckmäßiger Aufgang entsteht, die Pas—⸗
sage wird durch Gittertore abgeschlossen, um die Bogengänge für museale Zwecke
ausnützen zu können. Das ganze Gebäude wird neu hergerichtet. Es wird mit
Beginn des Winters die Sammlungen des neuen Saarlandmuseums aufnehmen.
Der Raumgewinn beträgt etwa ein Drittel des heutigen Raumes. Die unzweck⸗
mäßigen Winkel und Ecken, sind beseitigt worden. Alles ist hell, übersichtlich und
geräumig. Nicht weniger als neun große Schaufenster werden für das Museum
werben. Sie werden in ihren Auslagen auf den Sinn, und den Inhalt des Mu⸗
seums hinweisen. Leider ist es nicht möglich, die Vereinigung des Vor⸗ und
Frühgeschichtlichen Museums, schon jetzt räumlich durchzuführen. Dieses Mu—⸗
seum bleibt in seinem bisherigen Hause am Ludwigsplatz als selbständige Abtei—⸗
lung des Saarlandmuseums.
Die Aufgabe des Saarlandmuseums ist die Darstellung der Kultur des Saar⸗
landes, mit dem Mittelpunkt Saarbrücken. Sein Schicksal soll in ihm Ausdruck
finden. Bei der Vielgestaltigkeit der Erlebnisse und der Erscheinungen ist es nur
möglich, Hauptpunkte herauszustellen. Ueber alles andere wird eine Studien⸗
sammlung berichten, die an das Museum angegliedert wird, und die der For⸗
schung zur Verfügung steht.
Die Raumfolge im Museum wird durch die Geschichte des Landes im Wesent⸗
lichen bestimmt. Sie beginnt mit einer kurzen Darstellung der Landschaft und
ihrer Eigentümlichkeiten, leitet über zum Mittelalter und endet in einer ent⸗
sprechend der Wichtigkeit des Geschehens breit aufgemachten Darstellung des
Saarkampfes. Innerhalb dieses Rahmens werden besonders die kostbaren Möbel
des 18. Jahrhunderts, sowie die Porzellane der Fürstlich-Nassau⸗Saarbrückischen
Porzellan⸗Manufaktur, eine Sammlung, die einzigartig in der Welt ist, Beach—
tung finden. Gegenstände aller Art, geben ein lebendiges Bild von dem Zeit⸗
geschehen, das seinen Höhepunkt in der Kultur des 18. Zahrhunderts fand uͤnter
Fürst Wilhelm Heinrich. Neben den Originalen ergänzen Fotographien, Zeich—
nungen, Karten, Modelle usw. das Bild. Saarbruͤcken will kein Kunst⸗ oder
Kunst-Gewerbe⸗Museum, in dem lediglich die kostbhare Originalschöpfung spricht.
Die Aufgabe ist, in der Hauptsache eine lehrhafte Schau, bei der die Nachbildung
ebenso spricht, wie das Urstück selbst, zu bieten. Die zweite große Abteilung des
Museums wird über das Volkstum der Saar Auskunft geben können. Im Mit—⸗
telpunkt steht das alte Bauerntum mit seiner bodenständig gewachsenen Kultur.
Es ist dies ein äußerst interessanter Abschnitt, da sich hier an der Saar verschie—
dene Formströmungen trafen und ihren Niederschlag fanden. Das Museum kann
fast lückenlos über die bäuerlichen Siedlungsformen, den Hausbau und den
Hausrat berichten. Eingehend wird die Volkskunst behandelt, bei ihr stehen im
Vordergrund die alten Zeichen und Symbole, die bis in die germanische Früh—
zeit der Landschaft zurückgehen. Der Uebergang des alten Bauernlandes zuin
Industrieland wird dargestellt bis in unsere heutige Zeit, die eine fortschreitende
Umformung des Siedlungsbildes brachte. Das Museum wird überhaupt bemüht
sein, das Neue mit dem Alten zu verbinden, denn nur aus der Gegenüber—
stellung des Heutigen mit dem Gewesenen erwächst eine Verständnis. Das
Museum soll lebendig und nicht eine Anhäufung von toten Gegenständen sein.
Es soll durch sinnvolles Zusammenfügen einen Gesamteindruck vermitteln.
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