Full text: 1935-1936 (0001)

Blatter sür saarlandisch⸗Afalzeisches Volkstum 
herausgegeben vomvolksbildungsverband Pfale·SGaar⸗ 
9. Heft 
Oftermond 1936 Jahrgang 1935 / 36 
Slsässisch: 
D'r Oschterhas 
Die Rewe, die weine, 
D' Kirschbaum blejt, 
Un schittelt die Näschtle, 
M'r meint jo, es schneiijt. 
Was isch an d'r Oschtre 
Die Welt eso scheen! 
Saa, hesch nit im Hase 
Sin Wäddele g'sehn? 
Jetz nüs in d'r Garde 
Un suech mer im Gras, 
Am End het dort Cier 
Versteckelt d'r Haas. 
Die eine sinn gähli, 
Die andere blöi. — 
Saa, bet's nit au roti? 
Geh anne un löji! 
un hesch de eins g'funde, 
Ze freu di, min Kind, 
Die Bluemle un d'Oschtre 
Vergehn e so g'schwind. 
Ken Glück un ken Häsel 
Bliet langi Zitt stehn, 
Furt sinn sie, de hesch küm 
E Wäddele g'sehn. 
L. W. Voeltzel 
Der Slaube an die Erneuerung der Naturmächte 
im heimischen Frühjahrsbrauchtum Fritz Heeger 
Uralt und tief eingewurzelt in der Seele des deutschen Volkes ist der Glaube 
an gewisse ehrfurchterregende Naturmächte. Altnordische Quellen sprechen von 
einer Macht der Sonne (8S6larmegin); der Schriftsteller Prokopius berichtet 
uns von der Sehnsucht der nordischen Menschen nach dem licht⸗ und wärmespen⸗ 
denden Gestirn und von dem großen Fest, das sie bei der Wiederkehr der Sonne 
feierten. Schon aus der germanischen Frühzeit haben wir Zeugnisse für die Ver⸗ 
ehrung des fließenden Wassers, dem man läuternde und reinigende Kraft zu—⸗ 
schrieb. Schließlich glaubte man an eine ganz besondere Macht der Erde (alt⸗ 
aordisch jardarmegin), die sich in dem ewigen Wachsen und Sprießen der 
Pflanzenwelt kundtut. Mit diesem Glauben ist innig die Vorstellung ver⸗ 
knüpft, daß sich diese segenspendenden Mächte im Lenz erneuern und da beson⸗ 
dere Wirksamkeit entfalten. Reste dieses uralten Frühlingsglaubens lassen sich 
heute noch in unserem Brauchtum und Volksglauben erkennen.
	        
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