Full text: 1935-1936 (0001)

15 Jahre Bund der Saarvereine ESrnst Debusmann 
Als es im Jahre 1919 immer klarer wurde, daß Frankreich begbsichtigte, das 
Saargebiet zu annektieren, wurden im Reich auch die von der Saar stammen— 
den Volksgenossen wach. Sie schlossen sich in vielen Orten Deutschlands zusam— 
men zu Saarvereinen. Zunächst setzten sie sich das Ziel, überall in deutschen Lan— 
den auf die bevorstehende Vergewaltigung des Saargebietes hinzuweisen und die 
deutschen Volksgenossen zum Protest zu veranlassen. 
Im Jahre 1920 vereinigte der Leiter der Geschäftsstelle „Saarverein“ sämtliche 
Saarvereine Deutschlands zu dem Bund der Saarvereine. Der Bund stellte 
sich die Aufgabe, im deutschen Reich überall das Interesse und Verständnis für 
das kerndeutsche Saargebiet zu wecken und zu festigen. Das sollte der kämpfen⸗ 
den Saarbevölkerung eine Rückenstärkung in der Heimat schaffen. Das eigent⸗ 
liche Ziel war „Aufklärung“. Man war sich weder in Deutschland noch viel we⸗ 
niger im Ausland über die Verhältnisse im Saargebiet klar. Die allerwenigsten 
wußten, daß es dort keine nationale Minderheit gab, sondern nur eine rein 
deutsche Bevölkerung. Kaum wußte jemand etwas von den Uebergriffen der 
Besatzung, von ihren Bemühungen, vollendete Tatsachen zu schaffen. Endlich 
stellte sich der Bund die Aufgabe, die im Reich zerstreut lebenden Saarländer 
zu sammeln, um sie dann am Tage der Abstimmung an die Wahlurne zu führen. 
Die Aufklärung erforderte große Mittel und ein reiches Maß von Arbeit. In 
dieser Arbeit werden wir vom Bund der Saarvereine stets die großen Verdienste 
des Herrn Verwaltungsdirektors Theodor Vogel anerkennen. Er war die ganzen 
Jahre unermüdlich tätig, um die nötigen Mittel zu beschaffen, die Aufklärungs⸗ 
schriften entweder selbst zu bearbeiten oder bearbeiten zu lassen. Der Bund der 
Saarvereine hat sich in seiner Arbeit stets von den Parteien losgelöst. Er be⸗ 
trachtete seine Aufgabe als überparteilich und völkisch-⸗national. Er hat sich wei⸗ 
terhin gehütet, etwa in die Verhältnisse des Saargebietes selbst einzugreifen, weil 
in seinen Reihen ein unbegrenztes Vertrauen zu der Treue der Saarbewohner 
herrschte. In vielen Tausenden von Vorträgen wurde im ganzen deutschen Reich 
das Saarproblem dargestellt. Es war interessant zu beobachten, wie mit dem Er⸗ 
starken des nationalen Willens auch das Interesse für das Saargebiet wuchs. 
Während die Redner in den Jahren 1920 und 1021 vielleicht vor 30 bis 40 
Menschen sprechen konnten, wurde in den Jahren 1925 und 1926 ein großer 
Saal gefüllt und nach der Machtergreifung stieg die Zahl der Versammlungs⸗ 
teilnehmer auf 60 bis 80 000. Dabei sind nicht mitgerechnet die 15 großen Kund⸗ 
gebungen, die in allen Teilen Deutschlands stattfanden, deren Wirkung auch über 
die deutschen Grenzen hinausging und die namentlich in Paris eine große Auf—⸗ 
merksamkeit fanden. 
Die letzten Monate vor der Abstimmung stellten an den Bund der Saarvereine 
und die Geschäftsstelle „Saarverein“ Riesenanforderungen. Es galt zunächst 
einmal sämtliche Abstimmungsberechtigten zu erfassen. Weiterhin waren Ein⸗ 
sprüche zu erheben und endlich war eine Organisation zu schaffen, die die 50 000 
Abstimmungsberechtigten aus dem ganzen Reich an ihre Abstimmungsurne 
brachte. Es ist unsere größte Freude, daß die Wallfahrt dieser 50 000 nach dem 
Saargebiet hin und zurück so vor sich ging, daß sie fast unbemerkt blieb. An 
dieser Stelle darf nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, daß ein großer 
Stab von treuen, hingebenden und selbstlosen Mitgliedern auch das Letzte in der 
Abstimmungszeit hergegeben hat. Wir dürfen weiter nicht vergessen, daß es ge⸗
	        
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