Full text: Der Bergmannsfreund (45.1917)

Seite 148. 
dahn⸗ und Schiffahrtsgesellschaften förmlich über— 
annt von Amerikanern ausländischer Abkunft, die 
sich ein Billet sür die Rückkehr nach Europa nach 
exfolgtem Friedensschluß sichern wollen. Als 
Bründe für die Rückwanderung wird unter 
anderem angeführt die Sehnsucht nach der Heimat, 
don der so viele während der letzten Jahre voll⸗ 
nändig abgeschnitten gewesen sind. Weitere Gründe 
sind die billigere Erwerbung von Land in Europa 
und die Fortschritte der sozialpolitischen 
Besetzgebung. Bei dieser Sachlage werden 
die Vereinigten Staaten sich nach Friedensschluß 
einem großen und schwierigen Proͤblem gegenüber 
definden. 
2 3v g 8 435 
eine Hhachrichten. 
Uver 1440 Millionen Mark Kriegsanleihe 
ind vom Feldheere auf die 7. Kriegsanleise gezeichnet 
und zwar 934.92 Millionen Mark das Heimatheer und 
O5, a2 das Feldheer. — Eines der ersten großen 
riegsbeschädigtenheime in Deutschland ist in 
Kassel trotz der Schwierigkeiten des Bauwesens vollendet 
und nunmehr seiner Bestimmung übergeben worden. Unter 
der Leitung des Akademieprosessors Weben-Kasset haben 
Ktriegt beschädigte selbst künstlerische Ma ereien und wodern 
erngereilte Friese geschassen. ONiben einem orthopädischen 
wecken dienenden und eleichzeisig als Aula verwendbaren 
Durnsagl sind Schlosser-, Tischler⸗ und Schuhmacherwerk⸗ 
talten bestimmt, um die Kriegsbeschädigten wieder für die 
Brrufsarbeit zu ertüchtigen. Spielplätze und Gärten, um⸗ 
zeben die Cebändegrunpe, der, wenn das Bedürfnis und 
»e Mittel vorhan en sind, noch ein Blindenheim ange— 
zhedert werden soll. Höbsch ausgest ttete Zimmer und 
Ader in jedem Steckwerk, sowie ein Dauerhad, dem 
Audig Warmwasser zufliest, birlen den Kriegsbeschädigten 
rin angenehmes Heim. — Der Kampflieger Buckler 
at seinen 29. anerkannten Vuftsieg errungen. Leutnant 
Buckler, der im Alter von 23 Jahren steht, wurde als Sohn 
eines Dachdeckermeisters in Mainz geboren, besuchte dort 
die Volksschule und erlernte dann das Dachdeckerhand— 
werk. Nach bestandener Gesellenprüfung meldete er sich 
freiwillig beim Infanterie-Leibregiment 117 in Mainz und 
wurde dort Anfang 1914 zum Unteroffizier befördert. Um J. 
Mobilmachungstag rückte er mit seinem Truppen'eil ins 
Feld und erhielt bereits nach 5 Woen das Eiserne Kreuz 
. Klasse. Als er sich bei einem Sturmangriff an der 
Westfront durch einen Sturz eine Verletzung zuzog, die 
n zum weiteren Felddienst bei der Infonterie untauglich 
machte meldete er sich zur Ausbildung als Flugzeug— 
führer und kam Ansangs 1916 als Flugeeugführer an 
tie Westfront. Seinen ersten Laftsieg als Jagdflieger er⸗ 
rang er am 17. Dezember 1916 mit dem Abschuß eines 
französischen Caudron-Flugzeuges. Während seiner Tätig— 
leit als Ftieger wurde er einmal durch einen Absturz 
und einmal durch ein Brandgeschoß während eines Luft⸗ 
campfes verwundet, nahm aber nach Heilung seiner 
Verletzungen seinen Dienst mit vorbildlicher Begeisterung 
vieder auf. Durch seine Besörderung zum Offizier ist ihm 
die wohlverdiente Anerkennung für seine hervor—⸗ 
ratende Tapferkeit, die ihn unter die besten unserer Jagd⸗ 
Leger stellt, zuteil geworden. — Im Hafen von Hali—⸗ 
sax ist durch falsche Signalgebung ein amerikanisches 
Münitionsschiff mit einem norwegischen Dampfer 
zurammengestoßen und insolgedessen in die Luft geflogen. 
Die gewaltige Explosion zerstörte auch die angrenzenden 
GBebäude und verursachte eine Feuersbrunst, die bei dem 
herrschenden Sturmwetter sich schnell ausdehnte und das 
aanze nördliche Drittel der Stadt in Trümmer und Asche 
legte. DTie Zahl der Opfer wird auf 2000 Tote 
und 53000 Verletzte geschätzt. — Der Magistrat 
der Stadt Nienburg in Hannover gibt bekannt, daß 
einer Anzahl von Kaufleulen für Dezember-Januar kein 
Zucker zugewiesen ist, weil die Betreffenden bei der letzten 
Petroleumverteilung das staͤdtische Publikum fast 
zollständig vernachlässigt und dadurch bewirkt haben, daß 
un großer Teil der siädtischen Bevölkerung kein Perroleum 
erhalten konnte. — Annähernd 400000 Verfahren 
vegen Zuwiderbandlung gegen Vorschriften zur Sicher⸗ 
reuung der Volksernährung in Preußen sind in der Zeit 
dom 1. Oktober 1916 bis zum 30. September 1917 ber 
den preußischen Staatsanwältschaiten und Amtsgerichten 
antbängig geworden. — Für die deutschen Kriegs— 
efangenen in Rußland sind vier Millionen 
Mark, davon drei Millionen aus Reichsmitteln, eine 
Seillion aus nationalen Spenden, der deutschen Schutzmacht 
Schweden zur Verfügung gestellt worden. Diese Mittel 
ind in erfter Linie zur Beschaffung von Zusatzuahrung 
zur Gefangenenkost und zum Ankauf warmer Unterkleidung 
bestimmt. — Ein schweres Eisenbahnungläück 
kreignete sich auf der Sirecke von Vosna nach Lobstädt. 
Ter' von Pegau in Berna ankommende Perivnenzug stirß 
eim Braunkohlenwerke Borna mit einem aus dem Bahn⸗ 
ofe Borna aussahrenden Güterzuge zusammen. Hierbei 
urden der erste und zweite Personenwagen des Wegauer 
uges ineinandergeschoben und größtenteils zertrümmert. 
wei Insassen dieser Wagen wrurden dabei leirer 
etötet, während zwei andere schnere und mehrere 
eichte Verietzungen davontrugen. — In Grube „Annal“ 
bui Aachen, die von dem großen Explostonsung ück heim— 
gesucht wurde, sind im ganzen 568 Bergbeute zu Tode 
erkommen. Sie werden in einem gemeinsamen Grahe 
3F0osokßf werdos 
Der Bergmannsfreund. 
Aus dem Saarreoier. 
Saarbruücken. den 18. Dezember 1917. 
**x Wir halten durch! Der Kriegsplan 
mserer Feinde war von Anfang an auf drei Vor⸗ 
russetzungen aufgebaut. Sie nahmen an, daß es 
zelingen werde, die deutschen Armeen im Felde 
zurch die gewaltige übermacht der Zahl zu ver—⸗ 
uchten, die deutsche Bevölkerung durch die Blockade 
ur See auszuhungern und schließlich die wirt⸗ 
chaftliche und militärische Wider— 
tandskraft Deutschlands durch den infolge 
der Absperrung herbeigeführten Kohstoffmangel 
zu brechen. Das Genie der militärischen Führung, 
der Heidenmut des deutschen Kriegers, die Opfer⸗ 
villigkeit und Genügsamkeit der Zivilbevölkerung 
jaben die Erwartung der Feinde grimmig ent— 
äuscht, sie sind ihrem Ziele serner denn je“ Nun 
joffen sie, durch einen ungeheuren Aufwand an 
Material, den Sieg, der ihnen in weite Fernen 
ntschwand, an sich zu reißen, indem sie annehmen, 
daß Deutschland, dem alle wichtigen Rohstoffe ab— 
zejchnitten sind, diesem Kampf der technischen Rüstung 
iicht standhalten könne. Auch hoffen sie, daß 
unsere Industrie aus Mangel an Roh— 
und Betriebsstoffen die Bedürfnisse des 
Heeres und der Heimat über kurz und lang nicht 
nehr zu decken imstande sein werde. 
lus englischem Munde haben wir schon allzuost 
»ie Versicherung hören müssen, daß Teutschland trotz 
zꝛtiler militärischer Erfolge an dem Mangel an 
-Zchmieröl oder an Salpeier oder an Kupfer zu— 
zrunde gehen müsse. Eine gewaltige Organisation, 
n der Vertreter der Technik und Industrie 
nit militärischen Organen Hand in Hand arbeiten, 
st seit Kriegsbeginn in der Kriegsrohstoff-Abteilung 
»es Kriegsministeriums geschaffen worden, ein 
zewaltiger Apparat, dessen Aufbau sich auf keinerlei 
rühere praktische Erfahrungen grür den konnte, der 
iber gut und sicher arbeitet. Zunächst kommt die 
Möglichkleit in Frage, die eigene Produktion im 
rande und evtl. in den besetzten Gebieten in ge— 
vissem Maße zu sleigern. Hier ist alles irgend 
Mögliche geschehen, z. B. sind viele alte Berg— 
verke und Gruben wieder in Betrieb genommen 
vorden, und neue erschlossen. Hierdurch ist unsere 
nländische Erzeugung wesentlich erhöht worden. 
zum andern verstand man, dem Mangel an ge—⸗ 
vissen Produkten durch gleichwertige Ersatz— 
toffe zu begegnen, eine Technik, in der Deuisch⸗ 
and insolge seiner wissenschaftlichen Methoden eine 
gewaltige Höhe erreicht hat. Die Zahl der Er— 
indungen auf dem Gebiete der Ersatzstoffe ist 
ꝛegion. Es sei hier nur an eine der bedeutendsten 
ꝛrinnert, die Gewinnung des Stickstoffes aus 
der Luft, ohne die weder unsere Munitions- 
rzeugung, noch unsere Landwirtschaft den erforder⸗ 
ichen Salpeterbedarf hätte decken tönnen. Außer 
Necuproduktion und Ersatzstoffgewinnung kommt 
noch die Einfuhr aus den besetzten und verbündeten 
Zändern in Betracht, die zum Teil nicht unbeträchtlich 
st. Die so gewonnenen Vorräte können nun noch 
zurch geeigneie Streckung besser ausgenutzt werden, 
eine Maßnahme, die vor allem auf dem Gebiete 
»er Nahrungsmittel⸗ und Textilindustrie sich aufs 
deste bewährt hat. Ohne auf Einzelheiten einzu— 
gehen, kann doch soviel gesagt werden, daß trotz 
jelegentlicher Schwierigkeilen auf einzelnen Gebieten 
zin Mangel an den wichtigsten Roh— 
toffen durch die vorausschauende Vorsorge unserer 
deeresverwaltung und ihrer vortrefflichen Organi— 
Ation nie in dem Maße eintreten wird, daß da— 
durch unser Wille zum Durchhalten und 
zum Siege erheblich beeinträchtigt werden dürfte. 
Darüber herrscht bei den Leitern unserer höchsten 
Stellen, wie erst kürzlich der Kriegsminister von 
Zellingrach in der bayerischen Kammer bestätigt 
hat, nur eine Meinung. Wir können und 
verden auchinder Rohstoffversorgung 
durchhalten. Die letzte Hoffnung unserer Feinde 
vird, wie alle früheren, zuschanden werden an dem 
Zeist der Ordnung, der Selbstzucht und der Vater— 
andsliebe, der das deutsche Volk im Kampfe gegen 
die ganze Welt auf allen seinen Wegen erfüllt, 
nag es nun mit den Waffen oder mit dem wirt— 
chaftlichen Rüstzeua auf der Wacht aegen den 
n 
Nr. 17. 
* Die Kohlenversorgung nähert sich jetzt 
dem schwierigsten Punkte, denn der Dezember ist 
die Zeit, in welcher der geringsten verfügbaren 
Kohlenmenge der größte Bedarf gegenübersteht. 
Der Hausbrand stellt zu Beginn des Winters 
die höchsten Anforderungen. Auch in den in⸗ 
dustriellen Betrieben werden neben den 
Betriebskohlen Heizkohlen nötig. Die Eisen— 
bahnen, die Gas- und Elektrizitätswerke ver— 
angen Deckung des vermehrten Winterbedarfs. 
die Brennereien, die Zuckerfabriken und 
onstigen Lebensmittelfabriken, besonders 
die auch im Kriege so wichtig gewordenen Trock 
uungsanstalten, steigern die Nachfrage. Zu diesem 
„Saisonbedarf“ tritt der Kohlenverbrauch der 
riegsindustrie, der in gleichem Schritt mit 
der Intensität unserer Land-, See⸗- und Luftkrieg— 
triegführung anwächst. Allen diesen Anforderungen 
Jegenüber ist, so heißt es u. a. in einer Zuschrift 
an die „Deutsche Bergwerksztg.“, die Möglichkeit 
der Deckung beschränkt durch die Leistungs- 
fähigkeit der Eisenbahnen und der 
Schiffahrt, denn wie in jedem Herbst erfordert 
die Verfrachtung der Kartoffel- und Rübenernte 
»ine große Anzahl Wagen. Dazu trat in diesem 
Jahre die Mitwirkung der Eisenbahnen an der 
Vorbereitung und Durchsührung unserer siegreichen 
Offensive in Italien. Diese Beanipruchung muß 
nalürlich die Wagengestellung für die 
dohlenförderung ungünstig beinflussen. Nach— 
eilig wirkt auch die geringere Zahl, der 
Arbeitstage im Dezember, durch die sich 
dohlenproduktion und Versand mehr vermindern 
als der Kohlenverbrauch. Es ist also klar, 
daß erhöhter Wagenbedarf und ein— 
zeschränkte Leistungsfähigkeit durch 
ihr Zusammentrefsen vorübergehend 
einen verstärkten Druck ausüben. In— 
dem man sich die Gründe klar macht, erkennt man, 
daß die jetzt auftretenden Schwierigkeiten wohl 
ibgeschwächt, aber nicht vermieden werden können. 
Weiter erkennt man aber auch, daß es sich nur um 
einen vorübergehenden Zustand handelt. Es ist 
eine verhältnismäßig kurze Belastungsprobe, 
der wir uns unterwerfen müssen. Alle Vor— 
bereitungen, um sie ohne Beeinträch— 
igung unserer Kriegswirtschaft zu 
iberwinden, sind getroffen. Der klare 
Finblick in die Verhältnisse ergibt ein festes Pro— 
zramm: jetzt heißt es, den kritischen Zeitraum so 
zu überwinden, daß die Bevötkerung das Not- 
wendige an Kohle, Gas und Elektrizität erhält, 
daß der uhaufschiebbare Bedarf für die Einbring— 
ung und Verardeitung der Ernte und für die 
Lebensmittelindustrien gestellt wird, und daß in 
der Kriegsindustrie das Gesamtpro— 
grammrinnegehalten wird. Einschrän— 
kungen müssen auf allen Gebieten erfolgen 
Ebenso klar wie die Notwendigkeit empfindlicher 
Einschränkungen ergibt sich aber aus den Zaählen 
die Sicherheit, daß die schwierigste Zeit 
»hne bleibenden Nachteil überwunden 
werdenkann und wird. 
»Von dem öffentlichen Landsturmauf⸗ 
ruf vom 5. Juni 1915 wird, wie der Herr Landrat 
mKreisblatt wieder bekannt gibt, die ganze 
üngste Jahresklasse des 1. Aufgebots betroffen, 
oweit die Aufgerufenen das 17. Lebensjahr bereits 
vollendet haben, oder sobald sie dieses Lebensjahr 
hollenden. Es besteht daher während der ganzen 
Dauer des Krieges die Verpflichtung für diejenigen, 
die das 17. Lebensjahr vollenden, sich zur Land⸗— 
turmrolle anzumelden. Die Anmeldungen 
saben am darauffolgenden Werktage, an dem die 
dandsturmpflichtigen das 17. Lebensjahr vollenden, 
auf dem zuständigen Bürgermeisteramte zu erfolgen. 
** Zur Eutlastung der Personeuzüge 
301 nud 362 hat die Königliche Euenbahn⸗ 
direktion vom 3. Dezember ab zwischen Fried⸗ 
richssthal und St. Wendel die Züge Vorz. 
301 und Nz. 362 versuchsweise eingelegt. Vorz. 
301 verkehrt: ab Friedrichksthal 620, ab Reden 681, 
ab Neunkirchen 640, ab Ottweiler 618, ab Nieder⸗ 
inxweiler 654, ab Oberlinxweiler 659. an St. Wendel 
713 Vorm. Nz. 362 verkehrt: ab St. Wendel 120, 
ODhboerslinyrweiser 127. ab Niederlinrweiler 138
	        
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