Full text: Der Bergmannsfreund (45.1917)

Nr. 14 
15. Jahrgang 
Bründungsjahr 1870 
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den 28. November 1817. 
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Glück, 
quf! 
ug zur Unterhaltung uun Belehrung fü leute 
Zeitung zur Unterhaltung ua velehrung für Bergleute. 
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Frscheint im Kriege wöchentlich einmal (Freitags). Bestellungen nehmen die Geschäftsstelle in Saarbrücken 8, Futterstratze 6/7. alle Postanstalten. sowie auf den hieñigen 
Gruben und den benachbarten Orischaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Viertelsahr bet der Geschaͤftsstelle und durch die besonderen Boten bezogen 50 Pfg, durch die Postanstalten (ohne Bestellgeld) 60 Pfg. 
Anzeigen-Aufträge für den „Bergmannsfreund, nehmen entgegen: Die Schriftleitung in Saarbrucken Iund die Geschäftsstelle, Saarbrücken 8, Futtersträße 6/2. sowie 
Rntlice Beraboten Anzeigenvreis Die fünfgespaltene Kleinschriftzeile oder deren Raum 20 WPfa., auswãärtige Anzeigen 25 Pfa. 
Wieder irrt Mißmut durch's Land. 
Wieder schüren die Unzufriedenen das heimliche 
Feuer der Auflehnung gegen die Nöte der Zeit. 
Wohl: Der vierte Kriegswinter wird noch schwerer 
verden, als es der dritte war. Denn die ungeheure 
Anspannung unseres Wirkschaftslebens hat dessen 
Flaftizität gemindert, aller Ecken und Enden reicht 
die Decke nicht mehr, in die wir uns in Friedens⸗ 
eiten warm und weich hüllen konnten. Aber 
zaben wir Daheimgebliebenen, die wir 
des Krieges fürchterliches Elend mit eigenen Augen 
nicht sahen, die wir vom sausenden Tod der 
Branaten verschont blieben und nicht vor den 
Mörderhänden russischer Kosaken und afrikanischer 
Wilden zu zittern brauchten, ein Recht müde 
zu werden, so lange unsere Feldgrauen 
tandhalten?, Sind wir nicht Fleisch 
»on ihrem Fleische und Blut von ihrem 
Blute? Haben wir nicht alle Freuden und Leiden 
mit ihnen gemeinsam geteilt? Und nun auf ein— 
nal, da es gilt die Gemeinsamkeit in ihrer höchsten 
Vollendung zu zeigen, sollten wir mutlos die Flinte 
ins Korn werfen und unseren Vätern und Brüdern 
n den Rücken fallen? Nein! So lange 
deutsche Treue kein leeres Wort ist, 
vird und kann dies nicht eintreten! 
Wir sind dabei, uns den Frieden zu erkämpfen, 
den sie uns weigern, durch Waffensiege zu 
erzwingen, was unsere Worte nicht 
»ermochten. Zum Generalsturm an allen 
Fronten ruft Hindenburg. Auch auf der 
Inneren Front! Wie Helden, die gewohnt sind, 
ihre Pflicht zu tun, ohne zu murren, werden 
und müssen wir alle bis zum letzten 
des Vaterlandes Rufe folgen! Die letzte 
Faser im Körper muß sich straffen, sollen Sieg 
ind Frieden unser sein. Das stolze Gefühl völliger 
rinigkeit wird uns die Kraft in den entscheidenden 
Vochen geben. Und wenn auch der Tisch noch 
arger gedeckt ist als ehedem — und zufrieden 
nnen wir hier in unserer Südwestecke Deutsch— 
ands immer noch sein — schwach wollen wir 
»ennoch nicht werden! Damit einst die 
Zeimkehrenden, wenn sie unsere Ver—⸗ 
zagtheit um den Preis ihrer Siege ge— 
braͤcht hätte, nicht vorwurfsvoll und 
»erächtlich die Frage an uns richten 
nüssen: Und Ihr..2 
Im Westen rast Trommelfeuer. Auf der 
zlutdurchtränkten flandrischen, Ebene, am 
Aisne?-Knie stürmten die Feinde mit ver— 
weifelter Kraftanstrenguug, um noch an des 
Winters Schwelle die deutsche Eisenfront zu durch— 
hrechen. Tag und Nacht glüht der Himmel vom 
Mündungsfeuer der Geschütze. Die deutschen Linien 
erwandeln sich unter ihrem Eisenhagel in form⸗ 
ose Trichterfelder, hinter ihnen senkt sich der 
Schleier des Sperrfeuers nieder, und bis weit 
hinein ins Land werden jeder Zollbreit Erde, jede 
hütte und jeder Wald, der den Unseren Schutz 
hieten könnte, planmäßig von den Todesboten der 
chweren feindlichen Artillerie zermalmt. Und 
dennoch haben sie's geschafft! Stolz 
Herkündet der deutsche Bericht: Sie haben sich 
wie Helden geschlagen. 
Die Tage von Oesel gehören der Welt— 
geschichte an. Was Engländern, und Franzosen 
nit ihren reichen Hilfsmikteln auf Gallipoli nicht 
zelang, deutsche Tatkraft vermochte es. Durch 
Minenfelder bahnte sich die Flotte ihren Weg, 
kämpfte feindliche Batterien meder und bereitete 
den Truppen ihre Straße, die zum ersten Mal, 
eitdem das Deutsche Reich besteht, über See ge— 
—— 
eßter Minute herbeieilte, noch die englischen Unter— 
eeboote, die schon von der Beherrschung der Ost⸗ 
ee träumten, vermochten auch nur eine Stunde 
ang den deutschen Siegeszug zu hindern: Über 
wanzigtausend Gefangene und reiche Kriegsbeute 
berliehen dem deutschen Erfolge sichtbaren Aus— 
druck. Es war einer jener Schläge, von denen 
wir hoffen dürfen, daß sie den wankenden russischen 
Staatsbau in den Grundvesten erschüttern werden 
und dem kommenden Frieden die Tore öffnen. 
Kaum aber war der Kanonendonner im Riga— 
schen Meerbusen verhallt, brach das Unwetter 
am Isonzo über Italien herein. Was 
Cadorna mühsam in elf Schlachten unter beispiel⸗ 
osen Opfern Schritt um Schritt gegen die öster— 
reichisch⸗ungarischen Verteidiger erfocht, wenige 
Herbfttage haben es ihm genommen. Von den 
hneebedeckten Gipfeln der Julischen Alpen ist die 
Trikolore gerissen, auf italienischem Boden kämpfen 
schon die Unseren, und Vadug und Nenedia zittern 
yor ihnen. 
Das ist Deutschland! Das ist sein 
zsterreichischungarischer Verbündeter! 
Die feindlichen Zeitungen jubilierten seit langem: 
Sie liegen im Sterben, sie haben sich verblutet, 
doch an letzter gewaltiger Ansturm und ihre 
Fronten müssen brechen. Der russische Wintersturm, 
die sengende Glut auf den Schlachtfeldern Frank⸗ 
sche RMedrniens haben Ro r2ormürht. sie 
sind am Ende! Und aus diesem Glauben heraus 
wiesen sie höhnisch unsere Friedens— 
hände zurück, sie schlugen nicht nur darauf, wie 
zer Vertreter der deutschen Gewerkschaften auf 
dem internationalen Berner Kongreß so treffend 
agte, sie spuckten auch hinein. Unsere 
zelden im Osten und Westen haben 
icht viel Worte gemacht. Seit dreiein— 
iertel Jahren sind sie gewohnt, ihre Tage zwischen 
Zchützengraben und Eisenbahnwagen zu verbringen, 
iehen sie aus dem Krieg in den Krieg, wohin 
siiée der Kaiser und Hindenburg rufen. 
Noch immer glüht das Feuer der Begeisterung in 
hnen. Noch immer lebt der furor teutonicus! 
Das ist das Große, Gewaltige an 
unserem Volksheer, das es unüberwindbar 
nacht, auch wenn es in der Minderzahl kämpft: 
Die volle Hingabe an seinen Beruf, die nie 
»rlöschende Begeisterungsfähigkeit, 
die tiefe Erkenntnis seiner heiligen Auf— 
zgabe und die glühende Liebe zum Vater— 
'ande, die alles Schwere zu ertragen leicht 
nacht, die täglich Opfer über Opfer bringt für 
zie Daheimgebliebenen und die kommenden Ge— 
chlechter. 
Die Nachgeborenen werden einst die 
zanze Größe dieser Zeit ermessen. 
And wenn sie nur einen Funken von Liebe für 
»as Stück Erde haben, daß ihre Väter in jahre— 
angem heißem Ringen mit ihren Leibern gegen die 
übermacht der ganzen Welt schützten, dann müssen 
ie pochenden Herzens jener Zeit gedenken, die wir 
etzt durchleben. Durch Menschenalter hindurch 
verden sie an den Tagen, die die Entscheidung 
ahen, die Glocken läuten und mit inbrünstiger 
dankbarkeit dem deutschen Heldenvolke 
danken, dessen Gigantenkraft stolz die unsag— 
haren Leiden der Kriegsjahre trug. Nicht nur der 
Kecken in schlichten Grau und Stahlhelm, auch 
»der Männer und Frauen, der Greise 
ind Kinder, die — jeder zu seinem Teil — 
hr Opfer trugen und ihren Baustein bei⸗— 
teuerten zum ragenden Tempel des Vaterlandes. 
An die Nachwelt wollen wir denken, da wir an 
»es vierten Kriegswinters Schwelle stehen. An 
»ie Nachwelt sollt auch ihr denken, 
»enen die Schultern unter der Kriegs— 
ast schwach zu werden drohen. Wollt 
hr, daß auf das helle Bild schlichter Heldengröße, 
»as Deutschland in den Zeiten bietet, die über sein 
Schicksal entscheiden, dunkle Flecken fallen? Wollt 
ihr kleiner sein, als die Helden der flandrischen 
Ebene, der Aisne- und Jsonzoschlachten? Wollt 
hr armselig und verachtet von euren Kindern und 
dindeskindern beiseite stehen, wenn sie die Tage 
eiern werden. in denen Deutschland am arößten 
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