Full text: Der Bergmannsfreund (45.1917)

Nr. 2. 
nüssen, endlich zu zwingen. Eine so bedeutende 
Anterstützung an schwerer Artillerie, an Flieger— 
eschwadern usw. ist ihm im ganzen Verlaufe seines 
krieges von den Verbündeten noch nicht gegeben 
worden, wie in diesem Monat, und trotzdem liegt 
Triest weiter vor seinem Ziele als je. Der Held 
dieser Abwehrschlacht, Boroewie, hat zwar die 
eine und andere Stellung vor der Übermacht 
räumen und gelegenere dafür beziehen müssen, aber 
unerschüttert wie die schwer bestückte Hermada 
stehen die besten Truppen der Donaumonarchie 
bdor der Pforte, die an das Meer führt und vom 
Norden aus beobachtet Conrad von Hötzendorff 
jeden Schritt, den der Gegner vorwärts setzt, um 
ihm im gegebenen Augenblick aus dem Suganaltal 
ein Halt entgegenzudräuen. 
Trotz aller zur Zeit noch wirksamen Kampfes— 
weise steht es gut um uns und „mit wachsender 
Aufgabe wächst (nach des Kaisers Wort an das 
deutsche Heer, die Marine und die Schutztruppe 
pom 1. Auguft d. Is.) unsere Kraft „Wir sind 
aicht zu besiegen.“ „Denn wir wollen siegen!“ 
Und daß wir siegen werden, des sei uns die 
rohe Botschaft zum Beginn der neuen Woche ein 
verheißungsvolles Zeichen: Deutsche Korps sind 
üdöstlich von Riga über die Düna gegangen und 
die Russen haben unter diesem Druck begonnen, 
„ihren Brückenkopf westlich des Flusses 
eilig zu räumen.“ — Diese am 1. September 
begonnenen Operationen der 8. deutschen Armee 
haben mit einem sehr bedeutenden Erfolg ein— 
gesetzt. Schon am 3. September richtete Seine 
Majestät der Kaiser an Ihre Maiestät die Kaiserin 
folgendes Telegramm: 
„Generalfeldmarschall Prinz Leopold von 
Bayern meldet mir soeben die Einnahme von 
Riga durch unsere Truppen. Ein neuer Merk— 
jtein deutscher Kraft und unbeirrten Sie— 
enswillens. Gott helfe weiter. Wilhelm.“ 
Weiter richtete Seine Majestät an den General—⸗ 
feldmarschall Prinzen Leopold von Bavern 
olgendes Telegramm: 
„Dir und der 8. Armee spreche ich aus Anlaß 
der Einnahme von Riga meinen und des Vater— 
landes Glückwunsch aus. Umsichtige Führung 
und stahlharter Wille zum Sieg verbürgen 
einen schönen Erfolag. Weiter mit Gott. 
Wilhelm J. R.“ 
Mit Riga ist die größte und älteste deutsche 
Stadt des Baltenlandes in deutsche Hände ge— 
allen. Wer durch die Straßen Alt-Rigas geht, 
önnte oft meinen, in Lübeck oder Bremen zu fein. 
Schon bei der großen Offensive im Sommer und 
herbste 1915, die uns bis an die Düna brachte, 
echnete man mit der Einnahme Rigas, aber dann 
olieb die Offensive vor Riga stehen, um so größer 
wird nun die Freude sein, die deutschen Fahnen 
iber dem deutschen Riga wehen zu sehen. 
Wenn wir jemals in diesem Kriege voll Freude 
ind Stolz Siegesfahnen herausgesteckt haben, so ge— 
chieht es jetzt, wo dieses älteste deutsche Kolonial— 
and wieder in unserem Besitze ist. Der Einnahme 
Rigas kann man eine symbolische Bedeutung bei— 
legen, es ist das Symbol der wiedererstarkten 
deutschen Kraft im Osten. Was uns in 
früheren Jahrhunderten, da Deutschland schwach 
war, von unserem uralten Besiße verloren gegangen 
war, ist heute durch deutsche Kraft zurückgewonnen 
vorden. 
Den großen Erfolg verdanken wir den ge⸗ 
schickten Maßnahmen der höheren Führung, die die 
Rierzu notwendigen Kräfte rechtzeitig bereitstellte, 
ind den taktisch richtigen Ort erkannte, um sie in 
entscheidender Weise anzusetzen. Durch den über— 
ang südöstlich von Riga in der Gegend von Ürkyll 
vurde bei weiterer Durchführung der Operationen 
Flanke und Rüuͤcken aller derjenigen ruffischen 
Truppen bedroht, die noch in und bei Riga Wider 
stand zu leisten fuchten. Dieser Druck und die da— 
mit verbundene Gefahr hat die russische Heeres— 
eitung zu schleunigem Růckzuge und zur Aufgabe 
des besetzten Gebieles veranlaßt. Der Erfolg ist 
weiterhin der außerordentlichen Leistungs— 
fähigkeit unserer Truppen zuzuschreiden, 
die den Faslbreraqun uüRer TävierGen Kechae, 
Der Bergmanusfreund. 
nifsen erkämpft haben, denn die Russen waren 
uuf ein derartiges Unternehmen vorbereitet und 
zaben einen außerordentlich heftigen Wider— 
tand geleistet. Sie konnten aber den deutschen 
Angriff nicht aufhalten, sondern wurdeu unter 
chweren blutigen Verlusten geschlagen und zurück— 
zeworfen. Die Einnahme von Riga war der Lohn, 
der den siegreichen Truppen zufiel. 
Personalnachrichten. 
Oberbergamtsbezirk Halle. 
Dem Berghauptmann und Oberbergamtsdirektor Schari 
n Halle a. S. ist der Charakter als Wirklicher Geheimer 
Iberbergrat mit dem Range der Räte erster Klasse ver— 
iehen worden. — Der Baurat Wedding ist an die 
dönigliche Berawerksdirektion in Saarbrücken ver— 
eßt worden 
Oberbergamtoberzirk Dortmund 
Der Charakter als Bergrat mit dem persönlichen 
kange der Räte vierter Rlasse wurde verliehen dem Ober— 
ergamtsmarkscheider Bimler in Dortmund, dem Berg⸗ 
evierbeamten, Bergmeister Dr. Middelschulte in 
Zzamm, sowie den Berginspeltoren Richstaetter in 
decklinghausen, Goldkuhle in Essen, Weihe in 
ochum und Köhler in Recklinghausen. 
Tagesneuigkeiten. 
28erlin. den 8. September 1917. 
Unser Kaiser weilt bekanntlich sehr oft 
inter seinen Soldaten. Mit Stolz erfüllt es daher 
ins Deutsche, daß wir einen Obersten Kriegsherrn 
sjaben, der wahrhaft Soldat ist, der mit seinen 
Soldaten wahrhaft kameradschaftlich fühlt, ihr 
Not und Leid mitempfindet, wie ihren Stolz und 
hre Kampffreudigkeit, der ihre blutige Vaterlands— 
irbeit dankend hochherzig würdigt und sie durch 
Beispiel und Wort zu neuen Heldentaten anzufeuern 
veiß. Unser Friedenskaiser ward aus der Not 
der Zeit ein Soldaten-, ein Kriegskaiser, an 
dem seine Feldgrauen in Verehrung hängen, dessen 
euchtendes Beispiel gottergebener Pflicht ihnen den 
Riesenkampf gegen die Übermacht der Feinde mit 
zurchhalten hilft. Überall, wo es gilt zu danken 
vo es gilt anzufeuern, zu lohnen und zu belohnen, 
st unser Kaiser in diesen schweren Jahren an der 
Front zu finden gewesen. Bald im Osten, bald 
m Westen; bald bei den blauen, bald bei den 
eldgrauen Helden. So besuchte der Kaiser kürzlich 
uch seine Marine, die Schöpfung seines nimmer 
nüden Geistes, auf Helgoland, auf der Insel, die 
vie ein Wärter vor unseren Häfen liegt, auf 
Boden, den er in kluger iß dem deutschen 
Keiche gewann, damals gegen die Stimmen vieler 
Besserwisser. Der Kaiser schritt hier die Reihen 
ib, und in die knappen soldatischen Antworten 
uuf den Begrüßungsruf: „Guten Morgen, 
Natrosen! Guten Morgen, Flieger! Guten Morgen, 
deizer!“ mischen sich die Hurrarufe der Arbeiter, 
ind die Mützen und Kappen fliegen von den 
kdöpfen. Am nächsten Tage war der Kaiser bei seinen 
Truppen in Flandern, umgeben von seinen Feld— 
errn, die ihre Namen in die Geschichte eingruben. 
Wieder trat der Herrscher mitten unter seine Feld⸗ 
zrauen und hohe Offiziere, junge Leutnants, Unter⸗ 
ffiziere und Mannschaften traten vor ihren Kaiser 
ind empfingen die heiß verdienten Ehrenzeichen 
nit ein paar freundlichen Worten und kräftigem 
dandschlag. Bei dieser Gelegenheit hielt der Kaiser 
ine Apsprache an seine sturmerprobten Truppen. 
*Uber unsere deutsche Arbeiterschaft 
zum vierten Kriegsjahre sagt das Zentralblatt 
der christlichen Gewerkschaften Deutschlands 
n Nr. 17 (13. August): „Das deutsche Volk steht 
n der Verteidigung der Grundlagen seiner Exisienz. 
Sein Kampf ist gerecht! Wie auch das Schicksal 
ich wenden mag, all unser Tun und Handeln zur 
iegreichen Durchführung unseres Verteidigungs— 
ampfes wird uns von der Weltgeschichte und mehr 
ioch, von dem höchsten Lenker aller Menschengeschicke 
als treue Pflichterfüllung angerechnet. Darm liegt 
)as stärkste, das ausschlaggebende Moment, wenn 
vir trotz all der furchtbaren Leiden, Qualen und 
Bedrängnisse doch immer wieder dabei stehen 
»leiben: Wir müssen durchhalten, mag 
—sommen, mas da wisl.Die deutsche Ar 
Seite 11. 
beiterschaft hat sich durch das Hilfsdienstgesetz mit 
einer solchen Entschlossenheit hinter die Armeen an 
der Front gestellt. Sie weiht ihre besten Kräfte 
der Herstellung genügender Verteidigungsmittel, ob⸗ 
wohl die —— unter denen sich ihre Arbeit 
vollzieht, nach wie vor schwierige sind. Immer 
noch hat sie die Feinde im Innern des eigenen 
Volkes, nämlich jene, die nicht nur Erschlaffung 
dredigen, sondern Verrat an den eigenen kämpfen⸗ 
den Brüdern, in überwältigender Mehrheit ent— 
chieden von sich abgewiesen. So soll es 
auch in Zukunft sein! Die Kämpfe an den 
Brenzen unseres Landes nehmen in steigendem Maße 
den Charakter von Entscheidungskämpfen an. Umso 
wichtiger ist es, jede Möglichkeit trotziger Abwehr 
zu schaffen. Unsere christliche Arbeiterschaft, 
des sind wir überzeugt, wird es auch im vierten 
Kriegsjahre an nichts fehlen lassen, um 
folche Möglichkeiten bereitzuftellen. So 
vollen wir gefaßt und entschlossen in das vierte 
driegsjahr eintreten: Wir wollen an den Grenzen 
zelfen an der Zerschmetterung der wahnsinnigen 
Bläne unserer Feinde.“ 
*Die nächste Tagung des Reichstages 
dürfte mit gesetzgebersschen Maßnahmen nur 
in beschränktem Umfange belastet sein. Von Ein⸗ 
Tuß hierauf sind die umfangreichen Personal⸗ 
eränderungen in den Reichsämtern und preußischen 
Ministerien, denn begreiflicherweise werden die 
aeuen Männer in den leitenden Stellen sich erst 
in die Fragen einzuarbeiten haben, die unter ihren 
Vorgängern bereits zu Vorlagen herangereift waren. 
*Auser Offizierkorps macht uns kein Volt 
der Erde nach, es ist der Mittelpunkt, um den sich 
uuser herrliches Heer gliedert, aus dem es seine 
beste Kraft nimmt, sein Rückgrat. Ein großer Teil 
ind wahrhaft nicht die schlechtesten unter ihnen 
tammt aus dem Kadettenkorps, und so ist mit 
Recht der 1. September dieses Jahres als ein 
Ehrentag auch für unser Offizierkorps und unsere 
Armee bezeichnet, denn zweihundert Jahre früher 
ward das königliche Kadettenkorps gegründet. 
Die Zahl derer, welche für den Ruhm, die Größe 
und Wohlfahrt des Vaterlandes ihr Leben ein—⸗ 
gesetzt und geblutet haben, gibt laut redend Zeugnis 
don dem Geiste, den die Kadettenanstalt von ieher 
erfüllt hat. 
*Dem Ziele unseres verschärften U⸗ 
Bootkrieges, die Feinde durch Störung ihrer 
driegswirtschaft und Munitionsherstellung in den 
Wurzeln ihrer militärischen Schlagkraft zu treffen, 
kommen wir mit jedem Tag näher, das zeigt nicht 
nur das glänzende Gesamtresultat, sondern auch 
mmer mehr der auch dem Blick des Laien ver— 
ttändliche tägliche U-Boot-Bericht mit der Zahl der 
versenkten Tonnage und den näheren Angaben 
liber den Charakter der Ladung. So wurden 
ürzlich 24000 Tonnen Kohlen, in der Haupt⸗ 
ache nach Italien bestimmt, auf den Grund des 
Meeres befördert. Was ein solcher Ausfall für 
Italien, das überdies von je zu wenig Kohlen von 
kẽngland erhielt, bedeutet, liegt auf der Hand. 
Jede weitere Abschnürung muß die stärkste Wirkung 
auf die Kriegsfähigkeit Italiens ausüben, namentlich 
in einem Augenblick, wo die Offensive an der 
Front reichste und ungestörte Munitionszufuhr 
derlangt. Auch Schiffe mit Munition und Ge— 
reidedampfer von Australien nach Italien 
vurden neuerdings eine Beute unserer U-Boote. 
Was nützt aber England und seinen Bundesgenossen 
die schönste australische Ernte, wenn sie auf dem 
Transport versenkt wird. Durch die Offensive in 
Jlandern, die die Vernichtung unserer U-Boot—⸗ 
Stützpunkte zum Ziele hat, wollte sich England 
Luft machen und einen Gegner abschütteln, der ihm 
an der Kehle sitzt. Aber wir lassen nicht locker. 
Wir wissen, daß England der Hauptfeind ist, 
und daß sich die Endphase des Weltkrieges immer 
mehr zu einem Zweikampf zwischen Deutsch— 
(and und Enaland zuspitzt. 
Dauernde Spionengefahr! 
Meidet öñentliche Gespräche über militärtiche 
und wirtischaftlive Dinge!
	        
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