Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

darfs und zur Speisung der Koksöfen ausreichen, da die weite— 
ren Abteufungsarbeiten indes auf beiden Schächten sehr 
ꝛnergisch betrieben werden, wird man im Laufe des Winters 
auch die sechste Sohle, auf welcher vor Eintritt der Katastrophe 
der Hauptbetrieb stattfand, voraussichtlich erreichen und als— 
»ann mit dem Kohlenversandt wieder beginnen können. — Ein 
Brubenunfall, welcher leicht zu einem viel schlimmeren Ende 
hätte führen können, ereignete sich am Samstag auf Zeche Lud— 
vig. Der am Seil niedergehende mit 15 Mann besetzte Korb 
schlug an der zweiten Sohle mit seiner ganzen Fallwucht 
nuf den sogenannten Sicherheitskaps. Diese Kaps hätten 
zurückgezogen sein müssen, da der Korb zur dritten Sohle 
niedergehen sollte. Von den Insassen des Korbes mußten vier 
Mann wegen der erlittenen ziemlich schweren Verletzungen dem 
Krankenhause überwiesen werden, die Uebrigen sind mit Kon— 
usionen und Erschütterungen davongekommen. Den Maschinen— 
värter soll keine Schuld treffen, der Mechanismus an den 
Kaps soll fehlerhaft gewesen sein. 
* Von unsern Kolonieen. 
Gute Fortschritte macht in jüngster Zeit der Bahnbau in 
Deutsch-Ostafrika. Gegenwärtig wird die Usambarabahn, die 
von Tanga bis Muhefa befahren wird, nach Korogede weiter 
geführt. Ueber 20 Kilometer Strecke sind in Arbeil. — Die 
deutsche Chinesenkompagnie, die in Lizun 
Kidutschou) ausgebildet wird, macht bedeutende Fortschritte. 
Die Leute zeigen eine erstaunliche Körpergewandtheit. Sie 
haben kleidsame Uniformen, anliegende Röcke mit Husaren— 
chnüren, dazu blaue Pumphosen, und als Kopfbedeckung einen 
pitzen chinesischen Helm mit Roßhaarschweif in schwarz-weiß— 
sot. Es wird besonders auf schön gebundene Zopfe gehalten. 
Die Reinlichkeit, auf die ebenfalls sehr streng gesehen wird, ist 
den Chinesen vorläufig noch ein böhmisches Dorf. Alle Kom— 
nandos werden in deutsch gegeben, nur die Instruktionen in 
hinesisch. 
Auslaud. 
*Luxemburg. Dr. med. Herzog Karl Theodor 
in Bayern untersuchte Donnerstag Vormittag in seiner Augen— 
klinik den Großherzog von Luxemburg, der an 
einem leichten Augenkatarrh leidet. Herzog Karl Theodor in 
Bayern, der fürstliche Augenarzt, hat bekanntlich eine Schwester 
der Erbgroßherzogin von Luxemburg zur Gemahlin, die ihm 
mit großer Aufopferung bei der Ausübung seines Berufes an 
die Hand geht. 
* Chieago. Am Sonntag Abend wurde die den deut- 
schen Kriegspeteranen aus den Feldzügen 1864, 
1866 und 1870/71. vom Kaiser Wilhelm verliehene 
Fahme eingeweiht. Der deutsche Botschafter v. Holleben hielt 
die Weiherede, in der er ausführte, der Kaiser sende jedem Ein— 
jelnen der Krieger seinen Gruß und verleihe ihnen als Zeichen 
seiner Huld eine Fahne, die das Wahrzeichen deutscher Treue 
und Soldatenehre sei. Der Kaiser bitte, daß alle, die 
imerikanische Bürger geworden seien, trotzdem ihr altes Vater— 
and lieben mögen und habe den Wunsch, daß die Beziehungen 
zwischen den stammverwandten Ländern, zwischen Deutfchland 
ind Amerika, gefördert würden. 
* Vom Kriegsschauplatz in Südafrika. 
Der englische General Buller ist am 25. ds. Mts. in 
Diur ban angekommen und gleich nach Pietermaritzburg weiterge— 
reist. Wie es scheint, hat er die Kriegsleitungin Natal 
selbst übernommen und wird sich voraussichtlich in den nächsten 
Tagen persönlich mit dem Oberbefehlshaber der Buren General 
JFoubert im Kampfe zu messen haben. In Ladysmith sieht 
s nach einer Mitteilung des Reuter'schen Bureaus schlecht aus. 
Die eingeschlossene Besatzung verhält sich ruhig, erwidert das Feuer 
der Buren nicht und ist wohl selbst auf die Uebergabe gefaßt, die 
von den Buren-Führern täglich erwartet wird. Wenn ihr noch 
Hülfe gebracht werden soll, so ist es nun die höchste Zeit, aber erst 
muß General Joubert besiegt und nach Lady mith 
zurück oder davon abgedrängt werden und das wird keine leichte 
Mühe sein. Im Süden von Ladysmith ist die Kriegslage inso— 
ern gerade günstiger für die Engländer, als die beiden von der 
Zauptabteilung abgeschlossenen Detachements von je 2000 Mann des 
Benerals Hildyard bei Estcourt und des Generals Barton am Mooi— 
Flusse sich jetzt vereinigt haben, merkwürdigerweise bei Frere, etwa 
10 englische Meilen nördlich von Estcourt und ebenso viel südlich 
»on Colenso. Sie würden sich danach immer noch in dem von den 
Buren besetzten Gelände und in der Gefahr befinden, jederzeit von 
allen Seiten angegriffen zu werden. Gleichzeitig wird auch be— 
richtet, daß der General Jo uu ber t vom Mooi-River in der Richtung 
auf Ladysmith zurückgeht. Es klingt kaum glaublich, daß er jetzt, 
wvo der Entscheidungskampf bevorsteht, die anscheinend sehr gute 
Lerteidigungsstellung am Mooi-yruß aufgeben sollte. Vielleicht 
sjandelt es sich nur um eine Veränderung in der Besetzung dieser 
Stellung. 
Vom südlichen Kriegsschauplat liegen die Nach— 
richten vor, daß Stormberg von den Buren genommen und die 
FEisenbahnbrücke zwischen Rosmead Junktion und Middel— 
burg, etwa 100 Kilometer südlich von Colesberg, gesprengt worden 
ist. Durch diese Brückenzerstörung beabsichtigen die Buren, den Vor— 
narsch britischer Streitkräfte von Port Elisabeth aus zu erschweren 
Ferner wird der Uebertritt von 70 Farmern aus Barklay-East 
150 Kilometer nordöstlich von Queenstown gemeldet. 
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz hat am 25 
ds. Mts. wieder ein größeres Gefecht bdei Grasspan, nördlich von 
Belmont, stattgefunden. Der Erfolg für die Engländer scheint ziem— 
lich zweifelhaft, da sie es für gut befunden haben, sich danach nichf 
vorwärts, sondern rückwärts zu bewegen. 
* Kleine Mitteilungen. 
Kischinew. Hier ist ein Circus Durownieder 
gebrannt. Eine Anzahl dressierter Tiere sind dabei um— 
gekommen. — Aachen. Auf dem Bahnhofe Marschirthor 
vurde ein Weichensteller beim Ueberschreiten der Geleise 
don einem Zuge erfaßt und getötet. — Wien. Die 
österreichisch-amerikanische Gum mifabrik in Breitensee ist 
größtenteils nie der gebrannt. Der Schaden im Betrage 
von 150 000 Gulden ist durch Versicherungen gedeckt. — Eine 
Bräfin wurde in ihremSchlafzimmer als vyerkohlteLeiche 
aufgefunden. Während sie im Bette las, hatten Kerzenflammen 
die Vorhänge entzündet. — Kaiserslautern. Der 
Tagelöhner Mattler unternahm einen Mord versuch auf 
eine Schwiegereltern. Er brachte den beiden betagten 
Leuten mehrere bedeutende Wunden bei und verletzte noch vier 
dausinsassen mehr oder minder schwer durch Messerstiche. Bei 
einer Verhaftung setzte er sich verzweifelt zur Wehr und erhielt 
dabei von einem Kriminalbeamten eine tiefe Kopfwunde. — 
Heilbronn. Die Hinrichtung des Raubmörders 
Vogl von Habelsbach in Niederbayern, der im Mai die Lehrerin 
Frieda Gilbert von Schlüchtern ermordet hat, wurde heute früh 
durch Scharfrichter Siller im Hofe der alten Kaserne voll— 
zogen. — Kempen. Am Mittwoch Abend ist in dem benach— 
darten Benrad der Taglöhner Konrad Repkes, ein 74jäh⸗ 
rigerGreis,ermordet worden. Kurz vor seinem Tode 
bezeichnete er zwei seiner Neffen als die Thäter. — 
Remagen. Hier wurde ein Schäfer, der eine Schafherde 
nach Bonn treiben wollte, unterhalb der Station Remagen 
vom Blitzzug erfaßt und getötet. — Offen— 
bach. Durch eine Feuer sSbrun st wurden in vergangener 
Nacht in der Kaserne des 2. Bataillons des 168. Infanterie— 
Regiments die Montierungsstücke der 7. 8. und teil— 
weise auch der 6. Kompagnie zerstört. 
Aus dem FSaarrevier. 
Saarbrücken, 830. November 1899. 
*Am Sonntag, den 3. Dezember, vormittags 93 
Uhr findet im Alten Münchener Kind'l in Si. Jo— 
hann eine Sitzung des Vorstandesdes Kreis— 
Kriegerverbandes statt. Zu dieser Sitzung sind die 
sämtlichn Verbandsvereine eingeladen und gebeten 
worden, einen Vertreterzuentsenden.
	        
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