darfs und zur Speisung der Koksöfen ausreichen, da die weite—
ren Abteufungsarbeiten indes auf beiden Schächten sehr
ꝛnergisch betrieben werden, wird man im Laufe des Winters
auch die sechste Sohle, auf welcher vor Eintritt der Katastrophe
der Hauptbetrieb stattfand, voraussichtlich erreichen und als—
»ann mit dem Kohlenversandt wieder beginnen können. — Ein
Brubenunfall, welcher leicht zu einem viel schlimmeren Ende
hätte führen können, ereignete sich am Samstag auf Zeche Lud—
vig. Der am Seil niedergehende mit 15 Mann besetzte Korb
schlug an der zweiten Sohle mit seiner ganzen Fallwucht
nuf den sogenannten Sicherheitskaps. Diese Kaps hätten
zurückgezogen sein müssen, da der Korb zur dritten Sohle
niedergehen sollte. Von den Insassen des Korbes mußten vier
Mann wegen der erlittenen ziemlich schweren Verletzungen dem
Krankenhause überwiesen werden, die Uebrigen sind mit Kon—
usionen und Erschütterungen davongekommen. Den Maschinen—
värter soll keine Schuld treffen, der Mechanismus an den
Kaps soll fehlerhaft gewesen sein.
* Von unsern Kolonieen.
Gute Fortschritte macht in jüngster Zeit der Bahnbau in
Deutsch-Ostafrika. Gegenwärtig wird die Usambarabahn, die
von Tanga bis Muhefa befahren wird, nach Korogede weiter
geführt. Ueber 20 Kilometer Strecke sind in Arbeil. — Die
deutsche Chinesenkompagnie, die in Lizun
Kidutschou) ausgebildet wird, macht bedeutende Fortschritte.
Die Leute zeigen eine erstaunliche Körpergewandtheit. Sie
haben kleidsame Uniformen, anliegende Röcke mit Husaren—
chnüren, dazu blaue Pumphosen, und als Kopfbedeckung einen
pitzen chinesischen Helm mit Roßhaarschweif in schwarz-weiß—
sot. Es wird besonders auf schön gebundene Zopfe gehalten.
Die Reinlichkeit, auf die ebenfalls sehr streng gesehen wird, ist
den Chinesen vorläufig noch ein böhmisches Dorf. Alle Kom—
nandos werden in deutsch gegeben, nur die Instruktionen in
hinesisch.
Auslaud.
*Luxemburg. Dr. med. Herzog Karl Theodor
in Bayern untersuchte Donnerstag Vormittag in seiner Augen—
klinik den Großherzog von Luxemburg, der an
einem leichten Augenkatarrh leidet. Herzog Karl Theodor in
Bayern, der fürstliche Augenarzt, hat bekanntlich eine Schwester
der Erbgroßherzogin von Luxemburg zur Gemahlin, die ihm
mit großer Aufopferung bei der Ausübung seines Berufes an
die Hand geht.
* Chieago. Am Sonntag Abend wurde die den deut-
schen Kriegspeteranen aus den Feldzügen 1864,
1866 und 1870/71. vom Kaiser Wilhelm verliehene
Fahme eingeweiht. Der deutsche Botschafter v. Holleben hielt
die Weiherede, in der er ausführte, der Kaiser sende jedem Ein—
jelnen der Krieger seinen Gruß und verleihe ihnen als Zeichen
seiner Huld eine Fahne, die das Wahrzeichen deutscher Treue
und Soldatenehre sei. Der Kaiser bitte, daß alle, die
imerikanische Bürger geworden seien, trotzdem ihr altes Vater—
and lieben mögen und habe den Wunsch, daß die Beziehungen
zwischen den stammverwandten Ländern, zwischen Deutfchland
ind Amerika, gefördert würden.
* Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.
Der englische General Buller ist am 25. ds. Mts. in
Diur ban angekommen und gleich nach Pietermaritzburg weiterge—
reist. Wie es scheint, hat er die Kriegsleitungin Natal
selbst übernommen und wird sich voraussichtlich in den nächsten
Tagen persönlich mit dem Oberbefehlshaber der Buren General
JFoubert im Kampfe zu messen haben. In Ladysmith sieht
s nach einer Mitteilung des Reuter'schen Bureaus schlecht aus.
Die eingeschlossene Besatzung verhält sich ruhig, erwidert das Feuer
der Buren nicht und ist wohl selbst auf die Uebergabe gefaßt, die
von den Buren-Führern täglich erwartet wird. Wenn ihr noch
Hülfe gebracht werden soll, so ist es nun die höchste Zeit, aber erst
muß General Joubert besiegt und nach Lady mith
zurück oder davon abgedrängt werden und das wird keine leichte
Mühe sein. Im Süden von Ladysmith ist die Kriegslage inso—
ern gerade günstiger für die Engländer, als die beiden von der
Zauptabteilung abgeschlossenen Detachements von je 2000 Mann des
Benerals Hildyard bei Estcourt und des Generals Barton am Mooi—
Flusse sich jetzt vereinigt haben, merkwürdigerweise bei Frere, etwa
10 englische Meilen nördlich von Estcourt und ebenso viel südlich
»on Colenso. Sie würden sich danach immer noch in dem von den
Buren besetzten Gelände und in der Gefahr befinden, jederzeit von
allen Seiten angegriffen zu werden. Gleichzeitig wird auch be—
richtet, daß der General Jo uu ber t vom Mooi-River in der Richtung
auf Ladysmith zurückgeht. Es klingt kaum glaublich, daß er jetzt,
wvo der Entscheidungskampf bevorsteht, die anscheinend sehr gute
Lerteidigungsstellung am Mooi-yruß aufgeben sollte. Vielleicht
sjandelt es sich nur um eine Veränderung in der Besetzung dieser
Stellung.
Vom südlichen Kriegsschauplat liegen die Nach—
richten vor, daß Stormberg von den Buren genommen und die
FEisenbahnbrücke zwischen Rosmead Junktion und Middel—
burg, etwa 100 Kilometer südlich von Colesberg, gesprengt worden
ist. Durch diese Brückenzerstörung beabsichtigen die Buren, den Vor—
narsch britischer Streitkräfte von Port Elisabeth aus zu erschweren
Ferner wird der Uebertritt von 70 Farmern aus Barklay-East
150 Kilometer nordöstlich von Queenstown gemeldet.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz hat am 25
ds. Mts. wieder ein größeres Gefecht bdei Grasspan, nördlich von
Belmont, stattgefunden. Der Erfolg für die Engländer scheint ziem—
lich zweifelhaft, da sie es für gut befunden haben, sich danach nichf
vorwärts, sondern rückwärts zu bewegen.
* Kleine Mitteilungen.
Kischinew. Hier ist ein Circus Durownieder
gebrannt. Eine Anzahl dressierter Tiere sind dabei um—
gekommen. — Aachen. Auf dem Bahnhofe Marschirthor
vurde ein Weichensteller beim Ueberschreiten der Geleise
don einem Zuge erfaßt und getötet. — Wien. Die
österreichisch-amerikanische Gum mifabrik in Breitensee ist
größtenteils nie der gebrannt. Der Schaden im Betrage
von 150 000 Gulden ist durch Versicherungen gedeckt. — Eine
Bräfin wurde in ihremSchlafzimmer als vyerkohlteLeiche
aufgefunden. Während sie im Bette las, hatten Kerzenflammen
die Vorhänge entzündet. — Kaiserslautern. Der
Tagelöhner Mattler unternahm einen Mord versuch auf
eine Schwiegereltern. Er brachte den beiden betagten
Leuten mehrere bedeutende Wunden bei und verletzte noch vier
dausinsassen mehr oder minder schwer durch Messerstiche. Bei
einer Verhaftung setzte er sich verzweifelt zur Wehr und erhielt
dabei von einem Kriminalbeamten eine tiefe Kopfwunde. —
Heilbronn. Die Hinrichtung des Raubmörders
Vogl von Habelsbach in Niederbayern, der im Mai die Lehrerin
Frieda Gilbert von Schlüchtern ermordet hat, wurde heute früh
durch Scharfrichter Siller im Hofe der alten Kaserne voll—
zogen. — Kempen. Am Mittwoch Abend ist in dem benach—
darten Benrad der Taglöhner Konrad Repkes, ein 74jäh⸗
rigerGreis,ermordet worden. Kurz vor seinem Tode
bezeichnete er zwei seiner Neffen als die Thäter. —
Remagen. Hier wurde ein Schäfer, der eine Schafherde
nach Bonn treiben wollte, unterhalb der Station Remagen
vom Blitzzug erfaßt und getötet. — Offen—
bach. Durch eine Feuer sSbrun st wurden in vergangener
Nacht in der Kaserne des 2. Bataillons des 168. Infanterie—
Regiments die Montierungsstücke der 7. 8. und teil—
weise auch der 6. Kompagnie zerstört.
Aus dem FSaarrevier.
Saarbrücken, 830. November 1899.
*Am Sonntag, den 3. Dezember, vormittags 93
Uhr findet im Alten Münchener Kind'l in Si. Jo—
hann eine Sitzung des Vorstandesdes Kreis—
Kriegerverbandes statt. Zu dieser Sitzung sind die
sämtlichn Verbandsvereine eingeladen und gebeten
worden, einen Vertreterzuentsenden.