Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

XXIX Jahrgaus . ex gma n 1 5 —S 
Glůck * 
Zeitung zur Unkerhaltung und Belehrung für Bergleule. 
— — 
Erscheint jden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Bestellungen nehmen die Erpedition in St. Johann a. S., 
alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 30 Pfg., durch die Postanstalten oder durch die besonderen Boten bezogen 40 Pfg. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Uachdruck ist nur mit nolbäudener Mueslenangabe gestattet. 
Ar —— 
Der Hülfskohlenmesser Hubert Zimmer des Hafen— 
amtes Malstatt ist vom 72. November d. Is. ab zum 
Kohlenmesser ernannt worden. 
Tageeenigkeiten. 
Berlin den 283. Oktober 1899. 
xDer Geburtstag der Kaiserin wurde am 
Sonntag im Neuen Palais festlich begangen. Vormittags nahm 
die hohe Frau die Gratulation des engeren Hofes entgegen. Um 
1 Uhr mittags fand Familien-Frühstückstafel und um 7 Uhr 
abends eine größere Mittagstafel statt. 
* Wie die „Köln. Ztg.“ vernimmt, wird Kaiser Wil-— 
helm am 18. November nach England reisen. Prinz 
Albert von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, 
ebenfalls ein Enkel der Königin Viktoria, wird ihn begleiten. 
*xAls Residenzdes Kronprinzen wird im näch— 
sten Jahre wahrscheinlich das Stadtschloß in Pots- 
dam fungieren. Bekanntlich soll der Kronprinz mit Er— 
reichung seiner Volljährigkeit eigene Hofhaltung erhalten. Er 
wird zunächst auf ein halbes Jahr in das erste Garde- 
Regauͤment z. F. eintreten und später die Universität 
in Bonn beziehen. Der Termin seiner Uebersiedelung ist noch 
nicht festgesetzt. 
* Wie wir dem Annoncenteil der „Köln. Ztg.“ entnehmen, ist 
am 16. Oktober ds. Is. zu Potsdam der Königliche 
Berghauptmanna. D. Prinz Augustvon Schönaich— 
Carolath im 78. Lebensjahre, nach kurzem Krankenlager, sanft 
entschlafen. Das Kgl. Oberbergamt Dortmund widmet 
dem Verstorbenen folgenden Nachruf: „Er hat im Jahre 1851 
dem hiesigen Oberbergamte als Oberbergamts-Referendar angehört 
und vom 1. Juli 1864 bis dahin 1888 an der Spitze desselben ge— 
standen. Durch seinen Eifer in der Fürsorge für die Entwickelung 
und Hebung des Bergbaues im hiesigen Bezirk sowie durch die 
Liebenswürdigkeit und Anfpruchslosigkeit seines Wesens hat er sich die 
dankbare Erinnerung Aller, die mit und unter ihm gearbeitet haben, 
gesichert.“ Wir hoffen, in einer der nächsten Nummern über den Ver— 
storbenen Näheres mitteilen zu können. 
* Am Samstag Abend veranstalteten zum Besten der 
Ueberschwemmten hier ansässige Bayern im 
Neuen königl. Opernhause mit Genehmigung des Kaisers eine 
Wohlthätigkeitsaufführung. In der Hofloge befand sich die 
Kaiserin mit den Prinzen und der Vrinzessin. 
* Der technisscchen Hochschulen, denen der 
mKaiser soeben so wichtige Rechte verliehen hat, giebt es 
neun im deutschen Reiche. Drei kommen auf Preußen: 
Berlin, Hannober und Aachen. Die übrigen sechs sind in 
München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Darmstadt und 
Braunschweig. Rund 4000 war die Zahl ihrer Zuhörer im 
Jahre 1883; im Sommer 1896 zählte man ihrer 8600, dar— 
Jater 1200 Ausländer. Mehr aber als alle Schwesteranstalten 
ist in dieser Zeit im Verhältnis, weil sie in der Reichscentrale 
war, die Berliner Hochschule gewachsen. Vor 10 Jahren hatte 
sie 1100 Hörer, jetzt sind es mehr als 3800. An Zahl der Hörer 
ist sie die zweitgrößie Hochschule Preußens geworden;: nur die 
Universität Berlin hat mehr, nämlich 6900. 
* Ueber die Jubelfeier der Technischen Hoch— 
sch u le tragen wir unserem Bericht in der Samstagsnummer noch 
folgendes nach: Ein großer volkstümlicher Festtag und ein erheben— 
»ꝛer Festakt von kulturgeschichtlicher Bedeutung — das war der Ein— 
)ruck, den jeder Teilnehmer der Feier von dem denkwürdigen Tag 
mpfing. Die Hauptakte der Zentenarfeier der Technischen Hoch— 
chule, die Enthüllung der Denkmäler von Krupp und 
Siemens und die große Festfeier im stolzen Lichthofe der An— 
talt, vollzogen sich in einem Rahmen, wie er glanzvoller kaum ge— 
hacht werden kann. Der Schönheitssinn des Architekten und die Ge— 
chicklichkeit des Ingenieurs hatten sich mit dem strahlenden Glanze 
der farbenprächtigen Schöpfungen des Elektrotechnikers und mit 
der Schaffensfreudigkeit des bildenden Künstlers vereinigt, um dem 
ichönen Feste, das die Vertreter der werkthätigen deutschen Lande 
am den Kaiser geschart, auch äußerlich das Gepräge des 
Außergewöhnlichen zu geben. Die der Enthüllung der 
Dentmäler vorangehende Festrede hielt KXommerzienrat 
Servaes, der Vorsitzende des Vereins zur Wahrung der gemein— 
amen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen und 
»er nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl— 
Industrieller. Um 512 Uhr rückte die vom Garde-Pionier— 
8ataillon gestellte Ehrenkompagnie mit wehender Fahne und 
lingendem Spiel an und nahm auf dem Reitweg vor der Hoch— 
chule Aufstellung. Inzwischen fanden sich die Ehrengäste ein, dar— 
uinter der Herr Minister für Handel und Gewerbe 
Brefeld. Um 312 Uhr verkündeten die Hochrufe der zu vielen 
Tausenden angesammelten Menge das Ersscheinen der Maje— 
tätten, denen der Kronprinz, die Prinzen Eitel Frie,— 
drich, Adalbert, August Wilhhelm und Oskar sowie 
Brinz Joachim Albrecht folglen. Der Kaiser trug zu Ehren der 
dochschule die Uniform der Eisenbahnbrigade, die Kaiserin ein Lila, 
nit Pelz besetztes Sammetkostüim und Kapothut. Der Kaiser 
chritt zunächst die Ehrenkompagnie ab und begab sich sodann nach der 
eierlichen Begrüßung mit seiner hohen Gemahlin und den Prinzen 
sowie dem Gefolge unter Vorantritt der Chargierten des Ausschusses 
in die Festhalle. Da sowohl der Kaiser wie auch die Kaisetin
	        
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