Aus dem BSaarrevier.
Saarbrücken, 7. Oktober 1899.
*Knappschaftliches. Die bisherigen Oberberg⸗
misdiätare Pintschovius, Liebig und Leismann
sind aus dem Staaisdienste ausgetreten und vom 1. Oktober
d. J. ab zu Sekretären bei dem Saarbrücker
Knappschaftsvereine ernannt worden.
*Knappschafts-Berufsgenossenschaft—
hich e s. Die Miiglieder der Sektion J sind zu der am Sams3⸗
ag, den 21. Ottober d. Is. im Hotel Dissch zu Köhn
staitfindenden Außerordentlhichen Sektionsper—
fammlung eingeladen worden. Auf der Tagesordnung
steht u. a.: Ersatzwahl für das Vorstandsmitglied Bergrat
Müller und' für die stellvertretenden Vorstandsmitglieder
Oberbergrat Krümmer und Bergwerksdirek—
ror Frohwein.
* Wie wir hören, wird die bereits vor längerer Zeit in
Aussicht genommene öffenthiche Versammlung zur
GBründung einer das Saarindustrierevier um—
fassenden Abteilung des Deutschen Flottenvereins
am Sonntag, den 29. Oktober d. J., nachmittags 5 Uhr, im
Saalbau zu Saarbrücken stattfinden. Einige Mitglieder
dom geschäftsführenden Ausschuß des Hauptvereins in
Berliun werden aus diesem Anlaß hier erscheinen.
* Dem Vereinehemaliger 7. Ulanen ist von
Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog Friedrich von
Baden cin Betrag von 100 Mark zur Anschaffung einer
Standarte überwiesen worden.
*Louisenthal, 6. Okt. Die nächsteär ztliche Unter—
suchung der Rentenempfänger des Vertrauens—
mannsbezirks 4 (Berginspektion II zu Louisenthal) findet im
Knappschaftslazarett zu Völklingen am Frei—
tag, den 13. Okiober d. Is., nachmittags 2 Uhr statt.
M. Sulzbach, 6. Okt. Das Haus des Bergmannes
Willie am Grubenpfad ging bei der Versteigerung für den
Preis von 12000 Mk. in den Besitz des Bergmannes
Göbel über. — Am nächsten Sonntag wird der hiesige
Männer-Gesangoerein im Saale von Well wieder
eins seiner beliebten humoristischen Konzerte veranstalten.
X. Elversberg, 3. Ott. Herr Lehrer Weber von
dier ist an die kath. Schule nach Sulzbach berufen worden.
X. Elversberg, 6. Oktt. Ein Ehren-und Freudentag
war für unsern Kriegerverein der vorige Sonntag, an welchem dem—
jelben der von Sr. Majestät verliehen Fahnenschmuck von Herrn
Landrat Freiherrt von Laur überreicht wurde. Die Aus—
zeichnung besteht aus einer schönen Atlasschleife in den preußischen
Fatben und einem silbernen Nagel mit dem preußischen Wappen. Um
1 Uhr nahm der Verein vor dem Vereinslokale Aufstellung, woselbst
der Herr Landrat begrüßt wurde. Der große, prächtig dekorierte
Klemann'sche Saal war bis zum letzten Platz besetzt; auch viele
Bergbeamte von Heinitz waren als Gäste zu dem feierlichen Akte
erschienen. Bei der Uebergabe und Nagelung der Auszeichnung ge—
dachte der Herr Landrat der segensreichen Wirksamkeit des Vereins
und wünschle demselben eine weitere gedeihliche Entwickelung. Das
markige Kaiserhoch wurde von den Kameraden begeistert erwiedert.
Nachdem Kamerad Vorfahrer Emmerich, der seit Gründung
des Vereins Fahnenträger ist, für die hohe Auszeichnung ge—
dankt und weiteres würdiges Tragen der Fahne gelobt hatte, kenn—
zeichnete Kamerad Lehrer Bach die nationale und soziale Auf⸗
zabe des Kriegervereins. Das ausgebrachte Hoch galt dem Ver—
dandsvorsihenden, Herrn Landrat Freiherr von Laur. Während der
Feier wurde folgende Depesche des Ehrenvorsitzenden, des Herrn
Bergrat Müller, verlesen: „Glückwünsche zur Auszeichnung.
Möge der Verein ihrer dauernd sich würdig zeigen. Froher Festes—
verlauf! Glück auf!“ Die Zwischenpausen wurden von Vorträgen der
Heinitzer Bergkapelle ausgefüllt. Dem wackeren Vereine wünschen
auch wir weiteres Blühen und Gedeihen! — Der Rekrutenball
des Turnvereins nahm einen anregenden Verlauf.
* Steinkohlenarube Frankenholz, 6. Oft. Am Sonntad
vurde Herr Steigera. D. Georg Umlauf aus Lauten—
dach, früher auf hiesiger Grube Steiger, zu Grabe getragen.
Fast sämtliche Bergbeamten und die Bergkapelle, sowie
jahlreiche Knappen beteiligten sich an dem Leichenzuge. Der
Kriegerverein Lautenbach, dessen Mitglied der Ent—
ichlafene war, hatte sich vollständig eingefunden und gab am
Grabe die Ehrensalven ab. Herr Umlauf stand im besten
Mannesalter. Es betrauert ihn eine Witwe nebst 9 Kindern.
Möge ihm die Erde leicht sein!
Im Dunkel der NRahdht.
Roman von F. Arnefeld.
(GFortsetzung.)
„Na, wissen Sie, ich glaube nicht, daß Sie bei dem viel
nusrichten werden,“ sagte Frau Heyne; sie rückte der Frau Wilke
etwas näher und legte ihre Hand vertraulich auf deren Knie.
„Er ist seit seiner Rückkehr gar zu sonderbar; er hat die Praxis
noch vicht wieder übernommen und ist noch nicht ein einziges
Mal ausgegangen. Wenn er nun in den Garten hinunter geht,
herschließt er sein Arbeitszimmer hinter sich, als ob er Einbrecher
fürchte. Am Morgen nach seiner Ankunft aus Berlin waren
eine Stiefel voll nasser Erde, und es hatte doch nicht geregnet.“
„Jetzt ist's genug, kein Wort weiter!“ schrie Heyne auf⸗
springend. und that einige Schritte auf seine Frau zu. Dies—
mal klang seine Stimme sehr befehlend.
Frau Heyne mochte in seinen Mienen gelesen haben, daß es
für sie nicht ratsam sei, weiter zu gehen; sie duckte sich, nicht
unähnlich einer Katze, die einen sehr großen Hund auf sich zu—
kommen sieht.
„Jetzt muß ich aber zum Herrn Doktor!“ sagte Frau
Wiltke.
„Ich werde Sie anmelden,“ versetzte Heyne und öffnete die
Thür. Es ließ sich unschwer erkennen, daß er froh war, die
Unterhaltung zwischen ihr und seiner Frau beendet zu sehen.
Frau Wilke bot Frau Heyne mit einem „Leben Sie wohl!“
die Hand.
Noch einmal ward sie jedoch festgehalten.
„Haben Sie denn auch gehört, daß die Dorothea Brämer
nach Amerika gegangen ist?“ fragte die Redselige sehr geheim—
nishoil.
„Ja, ich habe sie sogar gesprochen.“
„Sie war hier, um Abschied zu nehmen? Nicht? Die alte
Frau Lettkau soll ja ganz außer sich darüber sein. Was ist dem
Medchen nur eingefallen?“
„Je nun, sie will sich's einmal drüben versuchen; es geht
dem Bruder in Newyork gut, und er hat sie kommen lassen“,
antwortete Frau Wilke leichthin und verließ endlich mit einem
nochmaligen Grußt das Zimmer.
Frau Heyne steckte den Finger in den Mund und sah der
ich Entfernenden mit einem überaus pfiffigen Lächeln nach; zu
dem darauf eintretenden Gatten sagte sie: „Die Geschichte hat
inen gewaltigen Haken; dumm machen lasse ich mich schon lange
nicht! Der Tod der Frau — das Verschwinden des Doktors
Formen — hinter dem Allen steckt mehr. Ich weiß noch nicht,
ob die Dorothea Brämer nicht auch damit verwickelt ist, und
unser Herr erst —“
„Aber Frau, bist Du denn ganz von Gott verlassen, daß
Du solchen niederträchtigen Unsinn schwatzest?“ fuhr Heyne auf.
„Wöre ich nicht dazwischen gefahren, Gott weiß, was für hirn—
derbranntes Zeug Du von der Wilke noch zum Vorschein ge—
bracht hättest!“
„Was babe ich denn so Arges gesagt?“ erwiderte sie trotzig.
„Nich's als die reine Wahrheit.“
„Schöne Wahrheit das!“
So?“ Sie stemmte die Arme in die Seite und stellte sich
Nachdruck verboten.