Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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Zeitung zur Unkerhaltung und Belehrung für Bergleute. 
Erscheint jeden Dien stag, Donnerstag und Samstag. Bestellungen nehmen die Expedition in St. Johann a. S. 
alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
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Tagesnenigkeiten. 
BSerlin, den 2. Oklober 1899. 
* Das Befinden der Kaiserin ist gegenwärtig 
ein ganz vorzügliches. Die hohe Frau besuchte dieser Tage das 
in Rominten errichtete Kinderheim. Sie nahm da— 
selbst alle Räumlichkeiten in Augenschein und besichtigte hierbei 
auch die Boden- und Kellerräume. Bei diesem Besuche ereignete 
äch übrigens eine nie dliche Episode. Das Töchterchen 
eines Forstassessors sollte der Kaiserin einen prächtigen Blumen— 
strauß überreichen. Als indessen die hohe Frau die ihr zu— 
gedachte duftende Spende in Empfang nehmen wollte, zog die 
Kleine diese plötzlich schnell zurück und meinte schüchtern: „Ich 
will's aber doch behalten!“ Die Kaiserin lächelte 
ob dieses kindlich naiven Wunsches und erwiderte dem Kinde: 
„Ja, aber natürlich, nimm den Strauß nur noch ein Weilchen!“ 
Die Kleine lief hierauf zu ihrer in der Nähe stehenden Mutter 
und rief dieser, freudestrahlend den Blumenstrauß hoch in der 
Luft schwingend, zu: „Mutter, ich kann ihn be— 
halten!“ — Bei schönem Wetter unternimmt die Kaiserin 
Spazierfahrten durch die herrliche Romintener Haide, oder fie 
lustwandelt mit dem Kaiser Arm in Arm durch das 
Dörfchen, sich bei den Arbeitsleuten nach diesem oder ienem 
ꝛrkundigend. 
* Zum Mitglied des Herrenhauses ist vom 
Kaiser de Oberbürgermeister Marxvon Düssel- 
dorf ernannt. 
** Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten, 
Thielen, hat in demn zu Gummersbach im Regie— 
rungsbezirk Köln verstorbenen Landrat Richard 
Haldy seinen Schwiegersohn verloren. Herr Haldy 
hat den Kreis Gummersbach seit dem Jahre 1884 kom— 
missarisch, seit 1886 definitiv verwaltet. Nach einjähriger 
Krankheit starb er, erst 4a2 Jahre alt. Sowohl durch seine Ver— 
valtungsthätigkeit als auch durch seine persönlichen Charakter⸗ 
eigenschaften hatte er sich dort die allaemeine Anerkennung er— 
vorben. 
*Der 7. internationale Geographen— 
kongreß wurde am Donnerstag im Abgeordneten— 
hause eröffnet. Prinzregent Albrecht von 
Preußen, der Protektor des Kongresses, hieß die Er— 
schienenen im Namen des Kaisers willkommen und sprach seinen 
Dank dafür aus, daß ihm die Ehre geworden sei, zum Protektor 
des Kongresses gewählt zu werden. Sodann erariff der 
Reichskanzler das Wort, begrüßte die Versammlung und 
dankte im Namen der Reichsregierung, daß der deutsche Boden 
für den Kongreß gewählt sei. Herr Kultusminister 
Der. Studt wies auf das Interesse der Unterrichtsverwalt⸗— 
ung an den Bestrebungen des Kongresses hin und gedachte 
Alexander v. Humboldt's, Leopold Buch's und Karl Ritters, 
velche die Erdkunde in Preußen entwickelt hätten. Bürger- 
meister Kirschner begrüßte die Anwesenden im Namen 
der Stadt Berlin. 
* Bismarckehrung. Auch die deutschen 
Eisengießer, die dieser Tage ihre 31. Generalversamm— 
ung in München abgehalten haben, wollten es sich nicht nehmen 
lassen, ds Reichsgründers in Dankbarkeit zu 
gedenken. Nach ernster Arbeit zogen sie hinaus zu dem Bis- 
marck-Denkmal am Starnberger-See. wo— 
selbst eine schöne Gedenkfeier stattfand. 
* Ein furchtbares Verbrechen ist abermals 
nitten in der Reichshauptstadt, in einer verkehrsreichen Straße 
verübt worden. Dieses Mal handelt es sich um die That 
eines halbwüchsigen Burschen, um einen mit 
tierischer Rohheit ausgeführten Raubmordversuch des Enkels 
gegen die alke Großmutter. In dem Hause Luisen— 
straße Nr. 4 hat der 15 Jahre alte Arbeits- und Laufbursche 
Franz Wegener, in Gemeinschaft mit einem Anderen, seine 
83jährige Großmutter, die Witwe Auguste Friede— 
rike Kaps, geb. Barleben, zu ermorden versucht und beraubt. 
Die Frau ist durch Messerstiche und Schläge lebensgefährlich 
oerletzßt. Der Mordbube ist aqlücklicher Weise bereits 
ergriffen. 
*Charlottenburg, 30. Sept. Eine Gedenktafel ist am 
Geburishause des verstorbenen Reichskanzlers Grafen 
Caprivi angebracht worden. 
* Danzig, 30. Sept. Ein furchtbares Feuer 
—DD 
ziger Oelmühle ist ein achtstöckiges Maschinenhaus, die 
Fabrik mit ihrem gesamten Inventar und allen Vorräten nieder⸗ 
gebrannt. Der Schaden beläuft sich auf etwa 13 Millionen 
Mark. 
* Bremerhaven, 30. Sept. Der hiesige Fischdampfer 
„Karl“ ist mit O Mann Besatzung in der Nord see 
untergegangen. 
* Kiel, 30. Sept. Der Kaiser ließ, wie aus Danzig be— 
kannt wird, vor der Inspizierung des Panzerkreuzers „Kaiser“ 
die Besatzung an Deck antreten und sagte in einer Ansprache: 
„Ich habe das Schiff hierher befoblen, um Euch persönlick
	        
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