Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

ziehungen zu den Züchtern des Schwarzwaldes und 
durch periodischen gemeinsamen Bezug von Nutztieren, den Ein— 
taufspreis dauernd möglichst billig zu gestalten, die Aufstellung 
oon Zuchtstieren der Hinterwälder Rasse da, wo es die Be— 
dürfnisse erfordern, zu betreiben, die Beschickung von Aus— 
stellungen in die Hand zu nehmen und namentlich den Arbeit— 
gebern in Vorschlag zu bringen, daß sie bedürftigen, fleißigen 
und seßhaften Arbeitern, welche sich solche Kühe anschaffen 
wvollen, durch ein kleineres, allmählig abzutragendes Darlehen 
die Anschaffung ermöglichen und erleichtern. 
Xx. Guichenbach, 9. Sept. Am Sonntag feiert die ganze 
Bürgermeisterei Sellerbach, sowie Heus— 
veiler, ihre diesjährige Kirmeß. 
x. Etzenhofen, 9. Sept. Ein großer Trauerzug war es, 
der am Montag Morgen um 11 Uhr seinen Gang durch unseren 
Ort nach dem Friedhofe zu Cölln nahm, um die sterblichen 
Ueberreste des im hohen Alter von 78 Jahren verstorbenen und 
dereits 18 Jahre pensionierten Grubenhüters 
Herrn Feld zur ewigen Ruhe zu betten. Eine große Anzahl 
Beamte und Bergleute in Uniform in Begleitung der ganzen 
von der Heydter Bergkapelle, sowie der Krieger— 
berein, dessen Mitglied der Verstorbene war. aaben demselben 
das letzte Geleite. 
K. Viktoriaschächte, 8. Sept. In den letzten Tagen hat die 
Förderung auf der Grubenabteilung Viktoria des 
Steinkohlenberawerks Gerhard zum ersten Male eine Tonnen— 
zahl von über 2000 erreicht, gewiß ein erfreuliches Zeichen für 
die Leistungsfähigkeit derselben. 
xGeiligenwald, 9. Sept. Wegen anderweitiger Be— 
setzung des Vereinslokales wird unser, Kriegerverein“ 
erst morgen seine diesjährige Sedanfeier im Heintzschen 
Saale abhalten. Ein reichhaltiges Programm wird den Mit— 
gliedern und ihren Angebörigen einige genußreiche Stunder 
bereiten. 
«e. Ensdorf, 8. Sept. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr 
brach in dem in der Nähe des Bahnhofs gelegenen Hause des 
Bergmanns August Becker plötzlich Feuer aus, 
welches, obgleich die Feuerwehr rasch zur Stelle war und sofort 
ihre Thätigkeit entfaltete, auch das südlich anstoßende Haus 
des Bergmanns Nikolaus Becker ergriff. Bei der 
herrschenden Trockenheit und da das Feuer an den auf⸗ 
gespeicherten Heu- und Strohvorräten willkommene Nahrung 
fand, war es nicht möglich, dem verheerenden Elemente sofort 
Finhalt zu gebieten. Die Feuerwehr mußte sich deshalb darauf 
heschränken, die rechts und links anstoßenden übrigen Häuser 
zu retten, was ihr auch gelang. Das Vieh und Mobiliar konnte 
in Sicherheit gebracht werden. Das Unglück trifft den Niko— 
aus Becckerum so härter, als derselbe sich schon längere Zeit 
ain den Folgen einer schweren Berufsverletzung im Völk— 
linger Knappschaftslazarett befindet. Tele— 
graphisch nach Hause berufen (1! D. Red.) erblickte der auf 
zwei Stöcken herbeiwankende bedauernswerte Mann voller 
Wehmut nur noch die rauchenden Trümmer seines Hauses. 
Glücklicherweise sind die abgebrannten beiden Häuser ver— 
sichert. 
Fanny. 
Humoreske von Gebh. Schätzler-Perafsini. 
Machbruck verboten.) 
Fortsetßzuna. 
III. 
Herr Doktor Erich. 
In ihrem Zimmer, am Erkerfenster, saß nachdenklich die 
Frau Oberst. Selbstredend drehten sich ihre Gedanken nur 
im das Glück und die Zukunft ihres Kindes. 
Es schmerzte sie, wenn sie an die Stunde dachte. wo der 
Mann kam und ihr das einzige Kleinod nahm, das sie besaß 
— ihren Ehegatten konnte sie trotz aller Anhänalichkeit doch 
nicht für ein Kleinod rechnen. 
Um so eingehender wollte sie darum den ankommenden 
Freier mustern, und fiel das Ergebnis nicht sehr zu Gunsten 
des Delinquenten aus, dann war es nichts mit der Sache; nun 
und nimmermehr! 
Daß der junge Doktor schüchtern sein sollte, berührte sie 
nur angenehm, um so mehr, da er sonst ein tüchtiger Kopf war. 
Schüchterne Männer haben immer Glück bei den holden Frauen 
— das heißt, die kecken ja auch; ein Jeder in seinem Wirkungs— 
kreis. Der Geschmack ist ja auch bekanntlich in der Liebe 
verschieden. 
So viel aber steht fest, ein etwas schüchterner und stark 
verliebter Jüngling bietet offenbar mehr Garantie, unter das 
kleine Pantöffelchen zu geraten. als einer, der die Welt stürmen 
möchte. 
Einem sehr klugen Weibchen gelingt es freilich, auch einen 
solchen unter das niedliche Instrument zu bringen. — Beweis: 
der Oberst, — aber immerhin ist das schwerer. 
Nun jedenfalls wird Mama Oberst dem Töchterchen den 
Feldzugsplan der jungen Ehe mitteilen; und Aennchen müßte 
nicht das lustige, offene Backfischchen — hm — sein,. um ihre 
Waffen nicht zu schätzen. 
„Er will noch heute ankommen,“ sagte sich Frau Eulalie; 
„ich muß ihn erst sprechen ehe er zu Albert geht; oder gar zu 
Aennchen. Nein, die soll er mir nicht mehr allein sprechen, ehe 
nicht die Verlobung beschlossene Sache ist; und daß ich mein 
Kind zu hüten weiß, dafür bin ich Mutter.“ 
Sie öffnete nun die Thür, um nach Marie zu sehen. So— 
eben kam das Mädchen von der Küche, noch lächelnd im Bewußt— 
sein des empfangenen Thalers. 
„Wo ist Aennchen, Marie?“ 
Das Möädchen lächelt. 
„In der Küche, Frau Oberst; ach, freut sich das Fräulein.“ 
„So, so!“ nickte zufrieden Frau Eulalie; „also in der 
Küche; das freut mich auch. Marie, wenn ein junger Herr 
kommt, — es wird nicht lange mehr anstehen, — so führe ihn 
sofort zu mir in mein Zimmer.“ 
„Noch einer“ dachte Marie. „Wen soll denn der nehmen?“ 
„Mein Mann braucht davon nichts zu erfahren: ich will 
ihn erst allein sprechen.“ 
Marie schaute ihre Herrin zwar etwas verdutzt an, sagta 
aber dann doch: 
„Schön, Madame!“ 
Die Frau Oberst trat in ihr Zimmer zurück und Marie 
zing die Treppe hinunter nach dem Rahm im Keller. 
Ehe sie jedoch die Stufen der finsteren Gewölbe betrat, 
erschien im Hausflur ein junger Mann, der, sie bemerkend, so 
fort auf sie zutrat. 
„Erlauben Sie, Herr Oberst Tannheim?“ — 
„Wohnt hier; jawohl!“ bestätigte eifrigst das Mädchen 
Herrjeh! Sie sind —?“ 
„Ja — allerdings!“ nickte er, da sie stockte. 
„Der junge Mann?“ endigte sie. 
„Auch das,“ antwortete er: „haben Sie die Güte. mir zu 
sagen —“ 
„Ich weiß, ich weiß! Bitte, folgen Sie mir, mein Herr.“ 
Sie führte ihn hinauf und vor die Thüre der Frau Oberst 
„Bitte; hier ist die Frau Oberst —“ 
„Aber ich wünsche doch den Herrn —“ 
„Bst! Ich soll Sie erst zur Madame führen.“ saate sie 
halblaut. 
„Ah,“ dachte er, „wahrscheinlich ist der Oberst nicht an— 
wesend und ich bin genötigt, mit der Frau zu sprechen. Das ist 
mir unangenehm; Frauen verstehen gewöhnlich nicht viel von der 
Heilkunde, sind zu zimperlich und fallen in Obnmacht. wenn 
so ein Köter schreit.“
	        
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