Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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Zeitung zur Unterhallung und Belehrung für Bergleute. 
krscheint jdden Dienstag, Donner sstag und Samstaqg. Bestellumgen nehmen die Erpedition in St. Johann a. S. 
alle Poftanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Zreis füͤr das Vierteljahr bei der Erpedition 30 Pfg., durch die Poflanstalten oder durch die besonderen Boten bezogen 40 Bfg 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Nachdruck ist nur mit vollständiger Guellenangabe gestattet. 
Amtliches. 
Der Bergassessor Oberschulte ist vom 1. Sep⸗ 
sember d. J. ab zum Bergenspektor bei dem Stein— 
ohlenberawerke Gerharrernannt worden. 
Der Schicht meister und Sekretäer Boldt zu 
Brube Göttelborn ist vom 1. September d. J. ab zum 
Bergwerksdirektionssekretär zu Saar— 
brücken befördert worden. 
Tagesnenigkeiten. 
Zu den Kaisertagen im rheinisch-westfälischen 
Industriegebiet. 
Am Samstag früh begab sich der Kaiser, wie kurz be— 
richtet, von Villa Hügel über Kettwig-Düsseldorf nach 
Solingen. Auf Bahnhof Ohligs war drei Minuten 
Aufenthalt. Der Prinz Wilhelm-Kriegerverein, dessen Pro⸗ 
ektor der Kaiser ist, war auf dem Bahnsteig aufgestellt. Der 
Kaiser richtete freundliche Worte an den Verein. Der Zug fuhr 
zunächst durch Solingen, ohne anzuhalten durch. Bald 
hrauste er über die Müngstener Riesenbrücke, begrüßt 
don Tausenden und Abertausenden, die im Thal standen. 
Bei Schloß Küpperstein hielt der Zug. Der Kaiser stieg 
aus und beschaute von dem eigens aufgerichteten Schaugerüst 
etwa 10 Minuten lang das gewaltige Brückenwerk. 
Dann gings weiter per Wagen zur Thalsperre. Dorit 
degrüßten ihn Magistrat und Stadtverordnete von Remscheid. 
Fin Ehor von 270 Sängern sang ein herrliches Lied, und nach 
Beendigung desselben flatterten 1200 Brieftauben auf, die An— 
vesenheit des Monarchen verkündend. Frl. Hedwig Plaß sprach 
einen Prolog und überreichte dem Kaiser einen Blumenstrauß. 
Der Kaiser antwortete humorvoll: „Es war sehr schön, ich 
danke Ihnen, und es thut mir nur leid, daß ich Ihnen nicht in 
Versen antworten kann.“ Der Erbauer der Thalsperre Geheim— 
rat Intze, übernahm die Führung und gab dem Kaiser die 
aötigen Erläuterungen. Ein allerliebster Zwischen— 
fall trug sich hier zu. Eins der vielen Pathenkinden 
des Kaisers, der 7. Knabe des Arbeiters Kirschner, 
itellte sich dem kaiserlichen Pathen vor in schmucker Matrosen— 
kleidung, trug ein kurzes Gedicht vor und überreichte einen 
Blumenstrauß. Der Kaiser schüttelte dem Kleinen herzlich 
lachend die Hand und sagte: „Das hast Du schön gemacht, 
kleiner Freund!“ Als der Kleine seinen Blumenstrauß, den er 
überreichen sollte, nicht gleich hergeben wollte, sagte der Kaiser: 
„Ja, was der Deutsche einmal hat, das hält er auch fest!“ 
Die Kriegervereine, die an der Thalsperre aufgestellt waren, 
wurden vom Kaiser mit den Worten begrüßt: „n' Morgen, Ka— 
meraden!“ Nun ging die Fahrt weiter nach Schloß Burg 
und von dort wieder zurück zu Riesenbrücke, die diesmal 
dom Thal aus besichtigt wurde. Im Kaiserzelt begrüßte der 
Monarch den Oberbürgermeister von Solingen. Um 3 Uhr 
10 Minuten erfolgte die Abfahrt durch die spalierbildende 
Menge nach Solingen und von dort zurück nach Villa 
Hügel, wo die Ankunft gegen 6 Uhr abends erfolgte. — Daß 
der Kaiser müde und abgespannt war, ist erklärlich. 
Nicht Jeder bringt es fertig, 2 Tage ununterbrochen vor riesigen 
Menschenmengen vorbeizufahren, um immer von Neuem diesel— 
hen Ovationen entgegenzunehmen. Der Kaiser setzte mit Rück— 
icht auf seine Abgespanntheit denn auch einen Besuch des 
Bootshauses auf den folgenden Morgen aus. Am Sonn— 
ag Morgen war auf Villa Hügel Gottesdienst 
»efohlen, bei welchem Pastor Geibel aus Werden als Geistlicher 
ungierte. Abends gegen 8 Uhr brachten die Essener Gesang— 
ereine dem Kaiser eine Serenade. Am Sonntag Vor— 
nittag 11 Uhr verließ der Kaiser in Begleitung des Kanonen— 
königs Krupp in offenem Wagen Villa Hügel und begab sich 
nach kurzer Besichtigung des Beamten-Kasinos zum Bahn-— 
hof, woselbst die Abfahrt 113 Uhr erfolate 
Berlin, den 16. Aug.1899. 
* Von Kassel reiste der Kaiser am Montag um 11 Uhr 
nach Arolsen, um der Einweihung des Kaiser Wil— 
helm-Denkmals, das Fürst und Volk von Waldeck er— 
richtet haben, beizuwohnen. Der Kaiser wurde auf dem Bahnhof 
hon dem Fürsten und den Prinzen des fürstlichen Hauses 
mpfangen. Eine Ehrenkompagnie mit Fahne hatte auf dem 
Bahnhof Aufstellung genommen. Kurz nach 1 Uhr fand auf 
dem reich geschmückten Festplatze gegenüber dem Schlosse die 
FEnthüllungsfeier statt. Nach der Festrede hielt der Fürst eine 
Ansprache, in der er dem Kaiser in seinem und seines Volkes 
Namen für das Erscheinen dankte. Er schloß mit einem Hoch 
auf den Kaiser. Der Kaiser antwortete, indem er an die 
Rampe des Kaiserzeltes trat. Er sagte dem Fürsten und seinem 
Volk Dank. Er hoffe, daß die Gesinnung des Vaters des 
Fürsten noch weiter bestehen und gepflegt werde. Er schloß mit 
Anem Hurrah auf den Fürsten und sein Haus. Hierauf folagte
	        
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