Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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*Bisssmarckehrungen. Der Erzgebirgsverein hat in 
seiner Hauptversammlung auf Antrag des Chemnitzer Zweig— 
dereins beschlossen, dem Fürsten Bismarck auf dem 
Gipfel des höchsten Berges in Sachsen, des Fichtelberges, 
ein Denkmal zu errichten. 
* Die nächste Sitzung des preußischen Abgeord— 
netenhauses ist auf den 16 August anberaumt worden 
mit der Tagesordnung: zweite Lesung der Kanalvorlage. 
Vorher hat die Kommission den Bericht über diese Vorlage fertig 
zu stellen. 
* Der Kreuzer ‚,Deutschland“ mit dem Prinzen 
Heinrich an Bord ist am 21. d. M. in Sa sabo in Japan 
eingetroffen und am selben Tage wieder in See gegangen und in 
Nagasaki angekommen. Der Kreuzer beabsichtigt, am 23. nach 
Gensang auf Korea in See zu gehen. 
* Dresden, 22. Juli. König Albert hat den 
Beneralfeldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, 
Regenten von Braunschweig, zum Chef des 2. Königlich 
ächsischen Ulanenregiments ernannt. 
* Friedrichsruh, 24. Juli. Am ersten Jahres-— 
tagedes Hinscheidens des Fürsten Bismarck, 
30. d. M., wird im Mausoleum zu Friedrichsruh 
eiin Familien-Gottes dien st stattfinden. Im Uebrigen 
soll, nach einem Bescheide des Fürsten Her bert an diesem 
Tage das Mausoleum geschlossen bleiben. Am Tage darauf, 
dem 31. Juli Mittags, wird dann eine Deputation des über 
ganz Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz ver⸗ 
oͤreiteten Vereins deutscher Lokomotivführer eintreffen, um mit 
Erlaubnis des Fürsten Herbert Bismarck am Sarkophage seines 
Vaters einen Kranz niederzulegen, dessen Schleife folgende 
Widmung trägt: „Dem ersten Kanzler des neuerstandenen 
Deutschen Reiches, Sr. Durchlaucht dem Fürsten Otto von 
Bismarck, gewidmet in Anerkennung, Dankbarkeit und Liebe 
dom Verein Deutscher Lokomotivführer.“ 
* Dortmund, 24. Juli. Nach einem am Samstag Nach— 
mittag beim hiesigen Magistrat eingetroffenen Telegramm 
wirdderKaiserdochanderHafeneinweihung 
teilnehmen. Der Zeitpunkt soll noch genauer bestimmt 
werden. Vermutlich wird sich an diese Anwesenheit in Dort— 
mund auch ein Besuch bei Geheimrat Krupp anschließen. Das 
Telegramm an den hiesigen Magistrat lautet wörtlich: „Se. 
Majeßät der Kaiser haben Sich mit der erbetenen Verschiebung 
der Feierlichkeiten zur Einweihung des Dortmunder Hafens 
einverstanden zu erklären geruht und Ihre An— 
wesenheit zugesagt. Ein bestimmter Zeitpunkt kann 
noch nicht angegeben werden.“ 
k* Von der Mosel. Das anhaltende trocken-heiße Wetter 
hat die allgemeine Traubenblüte so gut gefördert, daß 
sie nunmehr auch in den geringsten Lagen als abgeschlossen be— 
crachtet werden darf. Während die Blütezeit der besseren Lagen 
in die naßkalten Regentage am Anfange des Monats fiel und 
von dem ungünstigen Wetter sehr aufgehalten wurde, blühten 
die mittleren und geringeren Lagen rasch durch. Von den ersteren 
werden darum noch viele Trauben abfallen. Immerhin hängen 
die Stöcke so voller Beeren, daß die Winzer mindestens 
auf einen halben Herbst rechnen. 
* Geestemünde, 24. Juli. Die hiesigen deutschen Marine⸗ 
offiziere luden die Offiziere des hier eingetroffenen fran- 
zösischen Avisos „Ibis“ zu einem Festessen ein. 
Die letzteren em pfingen die deutschen Offiziere 
am Sonnabend an Bord. Weiter wird berichtet, 
daß zwischen den französischen und den hiesigen Marineofftzieren 
sich ein überausfreundschaftlicher Verkehrent— 
vickelt hat. 
* Sachsen. König Alberts Ehrentag. Der 
letzte Ueberlebende von den Armeeführern im großen Kriege 
1870-71, König Albert von Sachsen, beging am 
Donnerstag festlich den Tag, an dem er vor fünfzig Jahren 
vegen seiner ruhmvollen Anteilnahme an dem Feldzuge gegen 
Dänemark den preußischen Orden Pour le mériteée er— 
hielt. Kaiser Wilhelm hat durch den Prinzen 
Albrecht von Preußen dem greisen Jubilar die goldene 
Krone zu diesem Orden überreichen lassen. König Albert 
empfing im Schloß Pillnitz die vom Kaiser entsandte Glück— 
wunschdeputation, bestehend aus dem General-Feldmarschall 
Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von 
Braunschweig, dem kommandierenden General des 16. Armee⸗ 
korps, General der Kavallerie Grafen von 
Haeseler, dem kommandierenden General des 3. Armee— 
korps, General der Infanterie v. Lignitzz, und 
dem Generalmajor Freiherrn v. Schele. Die 
Deputation überreichte im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers 
dem Könige die goldene Krone zu dem genannten Orden Pour 
e mérite. Nach dem Empfange fand eine Galatafel zu 40 
Bedecken statt. Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, Regent 
»on Braunschweig, richtete beim Empfang an König Alber! 
olgende Ansprache: „Ich habe von Sr. Majestät dem Kaiser 
den ehrenvollen Auftrag erhalten, allerhöchst seinen herzlichsten 
uind aufrichtigsten Glückwunsch zum heutigen Tage darzu— 
»ringen, zu dem Tage, an welchem fünfzig Jahre vergangen 
ind, daß Ew. Majestät der Order „pour lé mérite“ verliehen 
wurde. Zugleich habe ich auch den weiteren ehrenvollen Auf— 
trag, ein allerhöchstes Handschreiben zu überreichen, welches eine 
Dekoration des Ordens „pour le mérite“ begleitet, die einzig 
n ihrer Art und mit der königlichen Krone geschmückt ist.“ 
önig Albert erwiderte etwa folgendes: Es freut mich 
außerordentlich, daß Se. Majestät der Kaiser diefen Tag im Ge— 
»ächtnis behalten haben und werde ich meinen Dank hierfür 
noch besonders aussprechen. Es ist nun das dritte Mal, daß 
nir der Orden „pour le mériteé“ verliehen wird. Das erste 
Mal vom Onkel, das zweite Mal das Eichenlaub von Kaiser 
Wilhelm und das dritte Mal heute. Ich werde diese Aus— 
zeichnung in stetem Gedächtnis behalten während meines wohl 
aur noch kurzen Lebens, denn, wenn man erst 71 Jahre alt ist, 
'ann man jederzeit abberufen werden.“ Bei der Tafel brachte 
König Albert folgenden Trinkspruch aus: „Hoch erfreut 
ind gerührt von dem neuen Beweise der Teilnahme Sr. Ma— 
estät des Kaisers, die mir heute wiederum zu teil geworden ist, 
fordere ich mit dankerfülltem Herzen die anwesenden Gäste auf, 
die Gläser zu erheben und zu lceren auf das Wohl Sr. Majestäl 
— 
Ausland. 
————— 
* Frankreich. Zur Verleihung des Kreuzes der Ehren— 
segion an einen deukschen Marineoffizier bemerkt 
„L'Adresse“:. Es handelt sich um einen Marinearzt. Vor 
7 Jahren erlitt auf einem französischen Schiffe auf hoher See 
ꝛin Matrose einen Beinbruch. Er wurde ungeschickt amputiert 
und war dem Tode nahe. Obgleich der Kaptän mehrere Dampfer 
amrief, wagte niemand sich dem Schiffe zu nähern. Am 7. Tage 
kam ein deutssches Schiff in Sicht. Trotz des großen 
Unwetters versuchte der Ar zt, auf das französifche Schiff zu 
ommen. Mit Lebensgefahr gelangte er an Bord, wo er den 
Kranken pflegte und verband. Er lehnte jede Entschädigung 
ab und schied, nachdem er mit dem Matrosen Erinnerungen 
an 1870 ausgetauscht und der Kapitän ihn umarmt hatte. Die 
ietzige Regierung verlieh dem Arzt das Kreuz der Ehrenlegion. 
* Rußtland. Die Leiche des Großfürsten Thronfolgers 
Georg traf am Montag in Petersburg ein und wurde am 
selben Tage nach der Peter-Pauls-Kathedrale übergeführt. 
* Japan ist am 17. Juli in die Reihe der völkerrechtlich 
gleichgestellten Kulturstaaten eingetreten. Am 17. Juli wurden 
nämlich die neuen Verträge mit den großen europäischen Mächten
	        
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