Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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cheatralischen Abend arrangieren, zu welchem selbstverftändlich 
auch Nichtmitglieder willkommen sind. 
5. Ottweiler, 21. Juli. Am nächsten Sonntag begeht der 
siesige Turnverein auf dem Festplatz „Pavillon“ sein 42. 
Stiftungsfest, womit das 1. Gauturnfest des neu— 
gegründeten Blies-Gaues verbunden wird. Das Festprogramm 
ist folgendes: Am Vorabend gegen 9 Uhr Zapfenstreich; der 
Fesitagmorgen wird durch Weckruf eingeleitet, um 7, Uhr 
morgens Kampfrichtersitzung, daran schließt sich von 8 Uhr ab 
das Einzelwetiturnen. Mittags 123 Uhr gemeinsames Mittag— 
essen im Bereinslokale, um 2 Uhr Aufstellung des Festzuges und 
Umzug desselben durch die Hauptstraße der Stadt. Nach An— 
tunft auf der Feststätie beginnt das Turnen und zwar Frei— 
übungen, sowie Schauturnen. Um 4 Uhr Wettringen und gegen 
7 Uhr Preisverteilung. Von 8 Uhr ab wird ein solenner Ball 
den Turnern Gelegenheit geben, das Tanzbein zu schwingen. 
Die Musik stellt die Kapelle des Rh. Ulanen-Reats. Nr. 7 
Großherzog Friedrich von Baden). 
W. Oberbexbach, 18. Juli. Bei herrlichem Wetter feierte 
die Belegschaft der Grube Bexbach am Samstag 
hr Bergfest. Um 312 Uhr versammelten sich die Bergleute 
in dem großen Verlesesaal, wo die Speisung der Leute statt— 
fand. Ein jeder Knappe erhielt eine gute Fleischsuppe mit 
Rindfleisch, Kartoffeln, Salat und Kalbsbraten, 5 Liter Bier 
und 6 Cigarren. Nach dem ersten Gange hielt Herr Gruben-— 
Verwalter Fischer eine schöne Ansprache an die Beleg— 
schaft, in welcher er hervorhob, daß das Bergfest ein Ver— 
nächtnis für die bayerischen Bergleute von König Max sei. 
Er forderte die Bergleute auf, stets treu und fest zu dem 
obersten Bergherrn Sr. Kgl. Hoheit dem Prinz-Regenten Luik— 
vold zu stehen und brachte ein „Glück auf!“ auf denselben aus, 
in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Die Musit 
spielte schöne Weisen, während des Essens. Bis 5 Uhr war 
Konzert, dann wurde im Freien getanzt bis in alle 
Frühe. Man sah nur friedliche und fröhliche Gesichter während 
des ganzen Festes. Die Bewirtung war Frau Witwe Meyer 
überlragen und erfreute sich allgemeinen Lobes. Dem Herrn 
Verwaller und den übrigen Beamten ist es hauptfächlich zu 
danken, daß das Fest in tadelloser Ordnung und schöner Weise 
zefeieri verlief. Am Sonntag war von 3 Uhr ab Nachfeier 
für die Beamten und die eingeladenen Gäste, auch Bergleute 
hatten Zutritt. 
I. Limbach, 22. Juli. Am vorigen Sonntag hielt in der 
Wirtschaft „Deutscher Kaiser“ hier der Krankenunter- 
tützungsverein Limbach-Altstadt seine Jahres— 
»ersaͤmmluͤng ab, bei der folgender Jahresbericht erstattet 
wurde. Die Einnahmen vom 1. Juli 1898 bis 1. Juli 1899 
betrugen 1003,35 Mk. Die Ausgaben während dieser Zeit 
1075 Mtk., zu dem vorjährigen Kassenbestand von 8095,13 Mk. 
tommen heuer noch 18,25 Mk., sodaß das Vereinsvermögen sich 
am 1. Juli laufenden Jahres auf 3118,38 Mk. bezifferte. Der 
Verein zählt zurzeit 157 aktive Mitglieder, von denen jedes 
monatlich 50 Pfg. zahlt, ferner 27 Pensionäre, von denen jeder 
einen Monatsbeitrag von 25 Pfg. leistet. Die Ausgaben setzten 
sich im verflossenen Jahre aus Sterbegeldern, 200 Mk. (4 
Sierbefälle à 50 Mt.) und Krankengeldern im Betrage von 
375 Mk. zusammen. Als Krankengeld werden am Tage 
50 Pfg. auͤsbezahlt. Bei der Neuwahl wurden die „Alten“ 
einstimmig wiedergewählt, und zwar Ludwig Leibrock 4., 
erster Vorstand, Daniel Bachmann, zweiter Vorstand, Fritz 
Weiler, Kafsierer, Daniel Gabriel, Karl Heß und Karl 
Denne (Alistadt), Beisitzer. Am 1. Juli letzthin waren 25 
Jahre seit der Gründung des Vereins verflossen. Von der 
Feiereines Stiftungsfestes wurdeabgesehen, 
bda es nicht im Wesen eines Kranken-Unter— 
stützungsvereinsüiegt, derartige Feste zu feirn, son— 
dern seine Aufgabe ist es, seine Mitglieder zu unterstützen. Daß 
der Verein während seines Mjährigen Bestehens seiner Aufgabe 
boll und ganz nachzukommen verstanden hat, beweisen vor— 
stehende Zahlen. Wir wünschen dem Verein ein ferneres Blühen 
und Gedeihen. 
Ahnungen. 
Criminal-Novbelle von Gerhardvon Arnim. 
Nachdrud verbotet 
(FJortseßuna.) 
Fast entsetzt sah Herr von Dernburg den Sprecher an, 
der so ruhig und kaltblütig diesen fürchterlichen Verdacht gegen 
den reichen und angesehenen Freiherrn aussprach. Der stolze, 
arrogante Mann ein gemeiner Mörder und „sie“ die Gattin 
ines Mörders, der Gedanke war ihm kaum faßbar. Und doch 
lam ihm in diesem Momente das ganze, so wenig aristokratische 
Benehmen des Mannes in's Gedächtnis, sein brutales, zu— 
veilen sogar ordinäres Wesen, und da erschien mit einem 
Male auch ihm der Verdacht nicht mehr so ganz und gar wider—⸗ 
innig. 
„Ja, Herr Richter,“ fuhr der Detektiv fort, als er die 
leberraschung des Untersuchungsrichters bemerkte, „Sie er⸗ 
taunen, daß ich einen Freiherrn eines solchen Verbrechens fähig 
salte, aber wenn Sie einige Jahre bei uns in Amerika gelebt 
sätten, wäre auch Ihnen diese Person, und wäre sie noch so 
eich und angesehen, gegen jeden Verdacht gefeit. Freilich kann 
ch mich irren bei meiner Vermutung, denn sicher ist es möglich, 
daß irgend ein Anderer das Messer an jener Stelle verloren hat. 
Doch ich habe ganz vergessen zu fragen: wie sieht der Baron 
»igentlich aus?“ 
„Er ist ein großer, kräftiger Mann mit ziemlich regel— 
mäßigem, gebräuntem Gesichte und dunklem Vollbarte.“ — 
Das Signalement paßt bis auf den Vollbart auch auf 
Heidger,“ sagte Wilkens nachdenklich, „den Bart kann er sich 
freilich haben wachsen lassen. Wenn ich nicht irre, erwähnien 
Sie vorhin, er wohne erst wenige Jahre in Wendenheim.“ 
„Ja; er kam direkt von Amerika, als er sich hier nieder— 
ließ.“ 
„Wie ist er in seinem Benehmen, barsch, hitzig, unver⸗ 
schämt?“ 
„Das stimmt genau, und mir scheint er dabei oder viel— 
mehr trotzdem ein Feigling zu sein.“ 
Zum ersten Male verriet bei den Worten des Untersuch— 
ungsrichters der Detektiv eine gewisse Erregung. 
„Ich habe eine Ahnung,“ rief er aus, „als müsse dieser 
Baron unser Heidger sein. Alles, was Sie mir bis dahin über 
enen Herrn von Kalden mitteilten, paßt genau auf meinen 
Schützling. Den Baron zu spielen, das sieht ihm ähnlich, wie 
vird der Herr Baron sich freuen, wenn er plötzlich einen so an— 
anglichen und treuen Bekanten aus Newyork wiedersieht! Der 
Spaß ist gar nicht zu bezahlen, wenn ich daran denke, wie 
herzlich und kräftig ich ihm die Hand zum Willkommen reichen 
verde.“ 
Und der gesetzte, ruhige Mann lachte hell auf bei dieser 
Bemerkung und schob sich alsdann ein frisches Stück Kautabak 
in den mit einem furchtbaren Gebisse bewaffneten Mund. 
„Trotz alledem könnten Sie sich doch im Irrtume befinden, 
Herr Wilkens,“ sprach der Untersuchungsrichter mit ernster Be— 
sorgnis, „jedenfalls müssen Sie den Baron erst genau sich an— 
gesehen haben, ehe ich eine Maßregel gegen denselben unter— 
nehmen kann. Und wie wollen Sie dies anstellen, da er fast 
nie aus seiner Besitzung herauskommt?“ 
„Ich gehe zu ihm, und wenn er mein Mann ist, nehme ich 
den Herrn Baron gefangen und bringe ihn zu Ihnen.“ 
Das Unternehmen könnte doch gefährlich für Sie werden. 
Der Baron ist ein starker Mann, reichlich mit Waffen versehen 
und dürfte sich kaum einem Einzelnen gutwillig ergeben.“ 
„Pah; ich habe den berühmtesten Preisboxer von Newyork 
mit einem Faufischlage hingeworfen und sollte mich vor einem 
Heidger fürchten! Wenn ich nicht mehr Kouraage besäße, würde
	        
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