Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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feste zu Ehren des Gottes der Epidemie, und Substriptionslisten 
liefen umher, um die Kosten dieser Veranstaltungen zu decken. Die 
großmütigen Substribenten hatten das Recht, über ihrer Thür eine 
kleine Inschrift anzubringen: „Dieser Mann hat Opfer gebracht, 
um den Gott der Epidemien zu ehren.“ Und im Gefühl der dadurch 
erlangten Immunität fuhren sie fort Melonen zu essen, unreines 
Wasser zu trinken und sich so die Cholera zuzuziehen. Durch nichts 
durch keinen Mißerfolg sind die chinesischen Aerzte von derartigen 
Heilmitteln abzubringen. Sie glauben eher daran, daß sie die Me— 
kbode schlecht angewandt haben, als daß die Methode falsch ist. 
8. Was einem nicht alles passieren kann. Schicke ich 
da kurz vor Weihnachten einen Jungen mit einem Brief, ent— 
haltend eine beinahe vergessen? Weihnachtsgeschenkbestellung 
zum benachbarten Hauptpostamt, belehre ihn auch, wo der 
Briefeinwurf sei und daß er erst den Deckel daran aufheben 
müsse, ehe er den Brief einwerfen könne. Das Weihnachtsfest 
tam, aber das ersehnte Geschenk blieb aus. Vor kurzer Zeit 
sfandte mir nun das Postamt meinen besagten Brief zu mit 
dem Bemerken, derselbe habe im Keller gelegen und nach seinem 
Aussehen zu schließen schon recht lange. Was ergab sich, als 
ich meinen Jungen ins Gebet nahm? Er hatte Post, Einwurf 
u. s. w. richtig gefunden, dagegen nicht den Deckel am Einwurf, 
sondern an dem darunter befindlichen Kellerloch aufgehoben 
und meinen Brief durch dieses in den dunklen Keller geworfen 
— wo ihn leider das liebe Christkind nicht fand. 
* Aus einer noch ungedruckten Naturgeschichte. 
— Hase: Der Hase lebt im großen Ganzen — Vom Kohle, 
den die Bauern pflanzen; — Thut keinem Tierlein was zu Leid, 
— Hat viele Feinde, wenig Schneid. — Zum Glücke sind ihm 
scharfe Ohren — Und Hasenfüße angeboren. — Es gäbe sonst, 
wenn das nicht wär', — Länast keinen Hasenbraten mehr. — 
Die Häsin kriegt auch häufig Kinder; — Aus Hasenhaar macht 
man Cylinder. — Giraffe: Schier Affe nennt sich dieses 
Tier, — Hat aber trokdem, glaube mir, — Mit allen Affen 
weit und breit — Nicht die geringste Aehnlichkeit; — Ist 
schwefelgelb, mit schwarzen Flecken — Und kann den Hals un—⸗ 
glaublich strecken. — Sonst nübet es den Menschen wenig; 
— Nur manchmal dient's dem Wüstenkönig, — Wenn er gerade 
Eile bat. — Zum Reiten. (Siehe Freiligrath.) — Kameel: 
Von Wüstentieren, ohne Fehl, — Das wüsteste ist das Kameel. 
— Es hat der Höcker zwei sogar, — Sonst wär es nur ein 
Dromedar. — Hauptsächlich dient es zum Verkehr; — Doch 
aeht es durch kein Nadelöhr. — Den Nutzen, welchen es in 
Form — Von Schimpfwort leistet, ist enorm. 
* Aus der Instruktionsstunde. Unteroffizier: Was kom ni 
veim So!daten nie vor? (Alles schweigt.) Sogar diese einfache 
Frage könnt Ihr nicht beantworten, Ihr Tölbel — die hintere 
Patrontasche kommt nie vor! 
* Im Examen. Professor: „... Bei uns sind die Fre ad— 
wörter so eingewurzelt, daß wir sogar als Abschiedsgruß noch immer 
das französische „adieu“ beibehalten haben. Können Sie mir als 
Ersatz einen echt deutschen Gruß nennen, Müller? — Müller: Pros't! 
* ühne Behauptung. Nordpolforscher (erzählend): ... Da 
hockten wir nun auf dem Eise; immer kälter wurde es, und noch 
mmer war nichts von unseren Gefährten zu sehen — wir saßen wie 
auf Kohlen! 
* Häuslicher Blitzableiter. Mann: ... Ich bitt' Dich, 
Weiberl, hör' auf zu singen, sonst denken unsere Nachbarn. vir 
hdaben uns schon wieder gezankt! 
* Bedenkliche Anhänglichkeit. (Im Zuchthaus.) Fremder: 
. .. Sind denn Ihre Gefangenen mitunter auch anhänglich? — 
Gefängniswärter: Gewiß! Die meisten kommen wieder! 
Preis 5 Mt. 50 Pfg. gebunden. Nach unserer Ueberzeugung ist dieses 
das Beste in seiner Art und hat seit seinem ersten Erscheinen über 
ein Dutzend Auflagen erlebt und bedarf überhaupt keiner weiteren Em 
pfehlungen mehr. Wir sehen ab von der Besprechung der Rezepte, dit 
das Buch enthäli und welche nach dem unfehlbaren Urteil vieler 
Hausfrauen vortrefflich sein sollen. Die Belehrungen und Betrach 
ungen, welche in den 26 Briefen, aus welchen das prächtige Buch be⸗ 
steht, enthalten sind, der von Herz und Gemüt zeugende Ton des 
Ganzen, der poelische Hauch, welcher hier über die oft trockene Nüch— 
ternheit des Hauswesens gebreitet ist, die klare, edle Sprache, in wei— 
cher die Briefe geschrieben sind, die poesievolle Auffassung des Haus— 
wesens, welche aus letzteren hervorleuchtet, — läßt alles das eini 
wünschen: „Möchten doch einmal alle Töchter solch eine Hausfrau 
werden, wie sie hier im Buche steht!“ — Betont muß werden, daß 
alle Gebiete des Hauswesens nach Gebühr erörtert werden, alle. Das 
möge genügen. Bei Abfassung des Buches stand die Hausfrau über 
der Schriftstellerin, eine Empfehlung mehr. Möge deshalb das treff— 
liche Werk Eingang finden in recht vielen Familien, die ihm bislang 
noch kein Plätzchen eingeräumt haben! 
* Das neueste Heft 20 der illustrierten Familienzeitschrift „Fun 
Guten Stunde“ (Deutsches Verlagshaus Bong u. Co., Ber— 
lin W., Preis des Vierzehntagsheftes 40 59) enthält Abhandlungen 
über die „Radiererin und Kupferdruckerin“, sowie über die Aus— 
dehnung der „Scherrebecker Kunstweberei“. Im belletristischen Teil 
beginnt ein neuer Roman „Ohne Segen“. Auch sei hingewiesen 
auf das in der Gratisbeilage „Illustrierte Klassikerbibliothek, Meister— 
novellen des 19. Jahrhunderts“ beginnende hervorragende Werk des so 
geschätzten feinsinnigen Dichters Adolf Wilbrandt „Johann Ohlerich“. 
Briefkasten. 
* Th. W. in L. Gewöhnliche Tauben gehen, wenn sie sick 
in einem fremden Schlage niederlassen, ohne weiteres in den Besitz 
des betreffenden Schlagbesitzers über, eine Bestrafung kann deshaukb 
nicht eintreten, selbst wenn die zugeflogenen Tauben von dem Lieb— 
haber, dem sie zugeflogen sind, zurückbehalten werden. Bei Brief— 
tauben verhält sich die Sache jedoch anders. Diese nehmen in der 
Gesetzgebung eine Ausnahmestellung ein,; sie sind der Mi— 
liiärbehörde zur Verfügung gestellt und dürfen, wenn sie sick 
verfliegen, nicht zurückbehalten werden. Geschieht dies 
dann tritt Bestrafung ein. 
*J. W., Bergmann in R. Die Zeichen bedeuten volle Seh— 
schärfe und geringe körperliche Fehler, welche die Fähigkeit zum Diens 
mit der Waffe nicht ausschließen. Wegen zurückgebliebener körper 
licher Entwicklung (allgemeiner Schwächlichkeit) sind Sie ein Jah' 
zurückgestellt. 
* M. R., Bergmann in O. Bei Ihrer Größe und dem 
Brustumfange können Sie sich bei den Dragonern, Husaren und bei 
der Infanterie zum freiwilligen Eintritt schon jetzt melden. Wender 
Sie sich an das dortige Bezirkkskommando. Diese Militärbehördt 
wird Ihnen das Weitere mitteilen. Die Wehrordnuna können 
Sie in jeder Buchhandlung kaufen. 
* Ein Knappe in Wustweiler. Wir nehmen Ihren Artikel 
nisccht quf, und zwar 1. weil Sie es nicht einmal für noiwendig ge— 
halten, unter Ihr Geschreibsel Ihren Namen zu setzen; 2. weil wir 
annehmen, daß Sie mit Ihrem Artikel die beiden Personen kränken 
wollen. Dazu giebt sich der Bergmannsfreund“ nicht zer 
Also: „Hinein in den Papierkorb!“ 
*N. St., Bergmann in Gerhard. Auf Grund des 88 
des Unfall-Versicherungs-Gesetzes haben eingeschriebene Hülfs— 
Sterbe-etc, Kassen Anspruch auf Erstattung ihrer Auf— 
wendungen, insofern derselbe Leistungsgrund aus vorgen. Gesetze 
vorliegt. Sind mehrere Kassen beteiligt, so wird der auf Grund 
des Unfall-Versicherungs-Gesetzes zu zahlende Betrag nach Maßgabe 
der Aufwendungen verteilt. Der Saarwellin ger-Verein 
hat daher auf Grund des 58 Anspruch auf Erstattung 
der gezahlten, Beerdigungskosten falls ein Mitglied 
durch Betriebsunfall zu Tode kommt. Gleichzeitig hat aber auch 
der S. Kn.V., welcher 75 Mt. Beerdigungskosten zahlte, Anspruch 
Angenommen, die Knappschaftsberufsgenoffenschaft habe 81 Mtk. zu 
zahlen, so würden davon auf Ihren Verein 86 Mtk. und auf den 
S. Kn.-V. 45 Mk. entfallen. Gehört ein Mitglied mehreren Kassen 
an, so werden die Beerdigungskosten unter sämtlichen Kassen nack 
Maßgabe der Aufwendungen verteilt. Daß der von Ihnen gen. Ver⸗ 
ein schon dreimal bei der Verteilung von Beerdigunaskoster 
heteiligtkt war, ist daher sehr wohrscheinlich 
Literarilches. 
*In Engelhorn's Verlagsbuchhandlung in 
Stuttgart ist soeben erschienen: M. S. Kübler, „Das 
Hauswessen“, 14 pielfach umg⸗arheitete und vermehrte Auflage 
Nexanimornicher Revafteur J 3. — —— del in Sa——Raen PHruck und Nerslag der Sgarpruckerei St NRohann
	        
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