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feste zu Ehren des Gottes der Epidemie, und Substriptionslisten
liefen umher, um die Kosten dieser Veranstaltungen zu decken. Die
großmütigen Substribenten hatten das Recht, über ihrer Thür eine
kleine Inschrift anzubringen: „Dieser Mann hat Opfer gebracht,
um den Gott der Epidemien zu ehren.“ Und im Gefühl der dadurch
erlangten Immunität fuhren sie fort Melonen zu essen, unreines
Wasser zu trinken und sich so die Cholera zuzuziehen. Durch nichts
durch keinen Mißerfolg sind die chinesischen Aerzte von derartigen
Heilmitteln abzubringen. Sie glauben eher daran, daß sie die Me—
kbode schlecht angewandt haben, als daß die Methode falsch ist.
8. Was einem nicht alles passieren kann. Schicke ich
da kurz vor Weihnachten einen Jungen mit einem Brief, ent—
haltend eine beinahe vergessen? Weihnachtsgeschenkbestellung
zum benachbarten Hauptpostamt, belehre ihn auch, wo der
Briefeinwurf sei und daß er erst den Deckel daran aufheben
müsse, ehe er den Brief einwerfen könne. Das Weihnachtsfest
tam, aber das ersehnte Geschenk blieb aus. Vor kurzer Zeit
sfandte mir nun das Postamt meinen besagten Brief zu mit
dem Bemerken, derselbe habe im Keller gelegen und nach seinem
Aussehen zu schließen schon recht lange. Was ergab sich, als
ich meinen Jungen ins Gebet nahm? Er hatte Post, Einwurf
u. s. w. richtig gefunden, dagegen nicht den Deckel am Einwurf,
sondern an dem darunter befindlichen Kellerloch aufgehoben
und meinen Brief durch dieses in den dunklen Keller geworfen
— wo ihn leider das liebe Christkind nicht fand.
* Aus einer noch ungedruckten Naturgeschichte.
— Hase: Der Hase lebt im großen Ganzen — Vom Kohle,
den die Bauern pflanzen; — Thut keinem Tierlein was zu Leid,
— Hat viele Feinde, wenig Schneid. — Zum Glücke sind ihm
scharfe Ohren — Und Hasenfüße angeboren. — Es gäbe sonst,
wenn das nicht wär', — Länast keinen Hasenbraten mehr. —
Die Häsin kriegt auch häufig Kinder; — Aus Hasenhaar macht
man Cylinder. — Giraffe: Schier Affe nennt sich dieses
Tier, — Hat aber trokdem, glaube mir, — Mit allen Affen
weit und breit — Nicht die geringste Aehnlichkeit; — Ist
schwefelgelb, mit schwarzen Flecken — Und kann den Hals un—⸗
glaublich strecken. — Sonst nübet es den Menschen wenig;
— Nur manchmal dient's dem Wüstenkönig, — Wenn er gerade
Eile bat. — Zum Reiten. (Siehe Freiligrath.) — Kameel:
Von Wüstentieren, ohne Fehl, — Das wüsteste ist das Kameel.
— Es hat der Höcker zwei sogar, — Sonst wär es nur ein
Dromedar. — Hauptsächlich dient es zum Verkehr; — Doch
aeht es durch kein Nadelöhr. — Den Nutzen, welchen es in
Form — Von Schimpfwort leistet, ist enorm.
* Aus der Instruktionsstunde. Unteroffizier: Was kom ni
veim So!daten nie vor? (Alles schweigt.) Sogar diese einfache
Frage könnt Ihr nicht beantworten, Ihr Tölbel — die hintere
Patrontasche kommt nie vor!
* Im Examen. Professor: „... Bei uns sind die Fre ad—
wörter so eingewurzelt, daß wir sogar als Abschiedsgruß noch immer
das französische „adieu“ beibehalten haben. Können Sie mir als
Ersatz einen echt deutschen Gruß nennen, Müller? — Müller: Pros't!
* ühne Behauptung. Nordpolforscher (erzählend): ... Da
hockten wir nun auf dem Eise; immer kälter wurde es, und noch
mmer war nichts von unseren Gefährten zu sehen — wir saßen wie
auf Kohlen!
* Häuslicher Blitzableiter. Mann: ... Ich bitt' Dich,
Weiberl, hör' auf zu singen, sonst denken unsere Nachbarn. vir
hdaben uns schon wieder gezankt!
* Bedenkliche Anhänglichkeit. (Im Zuchthaus.) Fremder:
. .. Sind denn Ihre Gefangenen mitunter auch anhänglich? —
Gefängniswärter: Gewiß! Die meisten kommen wieder!
Preis 5 Mt. 50 Pfg. gebunden. Nach unserer Ueberzeugung ist dieses
das Beste in seiner Art und hat seit seinem ersten Erscheinen über
ein Dutzend Auflagen erlebt und bedarf überhaupt keiner weiteren Em
pfehlungen mehr. Wir sehen ab von der Besprechung der Rezepte, dit
das Buch enthäli und welche nach dem unfehlbaren Urteil vieler
Hausfrauen vortrefflich sein sollen. Die Belehrungen und Betrach
ungen, welche in den 26 Briefen, aus welchen das prächtige Buch be⸗
steht, enthalten sind, der von Herz und Gemüt zeugende Ton des
Ganzen, der poelische Hauch, welcher hier über die oft trockene Nüch—
ternheit des Hauswesens gebreitet ist, die klare, edle Sprache, in wei—
cher die Briefe geschrieben sind, die poesievolle Auffassung des Haus—
wesens, welche aus letzteren hervorleuchtet, — läßt alles das eini
wünschen: „Möchten doch einmal alle Töchter solch eine Hausfrau
werden, wie sie hier im Buche steht!“ — Betont muß werden, daß
alle Gebiete des Hauswesens nach Gebühr erörtert werden, alle. Das
möge genügen. Bei Abfassung des Buches stand die Hausfrau über
der Schriftstellerin, eine Empfehlung mehr. Möge deshalb das treff—
liche Werk Eingang finden in recht vielen Familien, die ihm bislang
noch kein Plätzchen eingeräumt haben!
* Das neueste Heft 20 der illustrierten Familienzeitschrift „Fun
Guten Stunde“ (Deutsches Verlagshaus Bong u. Co., Ber—
lin W., Preis des Vierzehntagsheftes 40 59) enthält Abhandlungen
über die „Radiererin und Kupferdruckerin“, sowie über die Aus—
dehnung der „Scherrebecker Kunstweberei“. Im belletristischen Teil
beginnt ein neuer Roman „Ohne Segen“. Auch sei hingewiesen
auf das in der Gratisbeilage „Illustrierte Klassikerbibliothek, Meister—
novellen des 19. Jahrhunderts“ beginnende hervorragende Werk des so
geschätzten feinsinnigen Dichters Adolf Wilbrandt „Johann Ohlerich“.
Briefkasten.
* Th. W. in L. Gewöhnliche Tauben gehen, wenn sie sick
in einem fremden Schlage niederlassen, ohne weiteres in den Besitz
des betreffenden Schlagbesitzers über, eine Bestrafung kann deshaukb
nicht eintreten, selbst wenn die zugeflogenen Tauben von dem Lieb—
haber, dem sie zugeflogen sind, zurückbehalten werden. Bei Brief—
tauben verhält sich die Sache jedoch anders. Diese nehmen in der
Gesetzgebung eine Ausnahmestellung ein,; sie sind der Mi—
liiärbehörde zur Verfügung gestellt und dürfen, wenn sie sick
verfliegen, nicht zurückbehalten werden. Geschieht dies
dann tritt Bestrafung ein.
*J. W., Bergmann in R. Die Zeichen bedeuten volle Seh—
schärfe und geringe körperliche Fehler, welche die Fähigkeit zum Diens
mit der Waffe nicht ausschließen. Wegen zurückgebliebener körper
licher Entwicklung (allgemeiner Schwächlichkeit) sind Sie ein Jah'
zurückgestellt.
* M. R., Bergmann in O. Bei Ihrer Größe und dem
Brustumfange können Sie sich bei den Dragonern, Husaren und bei
der Infanterie zum freiwilligen Eintritt schon jetzt melden. Wender
Sie sich an das dortige Bezirkkskommando. Diese Militärbehördt
wird Ihnen das Weitere mitteilen. Die Wehrordnuna können
Sie in jeder Buchhandlung kaufen.
* Ein Knappe in Wustweiler. Wir nehmen Ihren Artikel
nisccht quf, und zwar 1. weil Sie es nicht einmal für noiwendig ge—
halten, unter Ihr Geschreibsel Ihren Namen zu setzen; 2. weil wir
annehmen, daß Sie mit Ihrem Artikel die beiden Personen kränken
wollen. Dazu giebt sich der Bergmannsfreund“ nicht zer
Also: „Hinein in den Papierkorb!“
*N. St., Bergmann in Gerhard. Auf Grund des 88
des Unfall-Versicherungs-Gesetzes haben eingeschriebene Hülfs—
Sterbe-etc, Kassen Anspruch auf Erstattung ihrer Auf—
wendungen, insofern derselbe Leistungsgrund aus vorgen. Gesetze
vorliegt. Sind mehrere Kassen beteiligt, so wird der auf Grund
des Unfall-Versicherungs-Gesetzes zu zahlende Betrag nach Maßgabe
der Aufwendungen verteilt. Der Saarwellin ger-Verein
hat daher auf Grund des 58 Anspruch auf Erstattung
der gezahlten, Beerdigungskosten falls ein Mitglied
durch Betriebsunfall zu Tode kommt. Gleichzeitig hat aber auch
der S. Kn.V., welcher 75 Mt. Beerdigungskosten zahlte, Anspruch
Angenommen, die Knappschaftsberufsgenoffenschaft habe 81 Mtk. zu
zahlen, so würden davon auf Ihren Verein 86 Mtk. und auf den
S. Kn.-V. 45 Mk. entfallen. Gehört ein Mitglied mehreren Kassen
an, so werden die Beerdigungskosten unter sämtlichen Kassen nack
Maßgabe der Aufwendungen verteilt. Daß der von Ihnen gen. Ver⸗
ein schon dreimal bei der Verteilung von Beerdigunaskoster
heteiligtkt war, ist daher sehr wohrscheinlich
Literarilches.
*In Engelhorn's Verlagsbuchhandlung in
Stuttgart ist soeben erschienen: M. S. Kübler, „Das
Hauswessen“, 14 pielfach umg⸗arheitete und vermehrte Auflage
Nexanimornicher Revafteur J 3. — —— del in Sa——Raen PHruck und Nerslag der Sgarpruckerei St NRohann