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nieder, während der Henker gleichfalls murmelnd in einiger
Entfernung stehen blieb.
„Verratet mich nicht, ich mache Alles wieder gut.“ Und
fort war er; Angst, Scham und Schrecken beflügelten seine
Schritte.
a Auch ich dachte an die Rücktehr. Doch zuerst lehnte ich
den Gefallenen sanft gegen ein Felsstück, er war noch nicht ganz
—DDD herab. Dann
richtete auch ich meine Schritte heimwärt, aber erst gegen
Morgen, als schon die Hähne krähten, fiel ich in leichten
Schlummer.
Als ich nach einigen Stunden, mich erhob und mich zur
Heimfahrt in mein Pfarrdorf vorbereitete, erschien mein Wirt
n großer Aufregung.
„Der Galgen ist leer, der Räuber fort,“ rief er mir ent—
gegen. „Man hat schon die Umgegend durchsucht, aber ver—
Jebens, die ganze Stadt ist in Aufruhr!“
Ich waär ganz verblüfft. Tage und Wochen vergingen,
allmälich ermüdete die allgemeine Aufmerksamkeit und die
Hüter der öffentlichen Sicherheit standen verzweifelnd vor einem
undurchdringlichen Rätsel.
Ich war längst wieder in mein stilles Pfarrhaus zu Bordo—
aaro zurückgekehrt und machte mir eines Abends — es war der
Tag vor Sankt Matthäi und ich werde dies Datum nie ver—
Jessen — das verzeihliche Vergnügen, den Ertrag meiner
Olivenernte zu berechnen, als mir ein Bauer gemeldet wurde,
der mich zu sprechen wünschte. Ich ließ ihn hineinführen. Die
Thür öffnete sich, ein Mann trat ein und fiel mir schluchzend
zu Füßen, indem er krampfhaft meine Hände umklammerte —
es war der verschwundene, wiederauferstandene Bandit — es
war Sutera! Ich glaubte zu träumen! Endlich ermannte ich
mich, hob ihn vom Boden auf und drückte ihn in einen Lehn—
stuhl; dann ging ich zur Thür und verschloß diese, damit kein
Unberufener Störung bringe.
Jetzt erst betrachtete ich ihn genauer, — es wallete keine
Täuschung ob — er war es — er lebte und saß neben mir! Zu
weit würde es führen wollte ich Euch, caro Signore, erzählen,
vas ich mit dem vom Tode Erstandenen in jener Nacht geredet Briefkaften.
habe. Ich will Euch nur soviel sagen, daß er gekommen war, *H. G., Bergschüler in S. Sie brauchen, da die betr. Ein—
um das nachzuholen, was er vor feiner Hinrichtung durch so nahme ine Unterstüßung ist, he rn e Steuer zu entrichten. Sie
ziele Jahre verfäumt hatte, nämlich seine Rechnung mit dem müssen beim Bürgermeister mit Ihrer Beschwerde vorftellie
Himmel zu machen. Und sie war nicht klein! „Mein Sohn,“ werden.
sagte ich endlich, als ich ihn gegen Miiternacht entlassen mußte *L. W., Bergmaun in A. Wir besoraen Ihnen die beiden
Gott ha: Dir verziehen, aber den Menschen bist Bu Genug- Numman.
huung schuldig. Willst Du di 9— qu * P. A., Vergmann in Reden. Antwort: Beantragen
dn ee n. mein Sohn Sie für Ihren Sohn sofort beim Landratsamte St.
— mich also in den Tod, dem ich kaum entronnen Zendebie Ausstellung eines Meldescheines zum Eintritt
eigpe Als ich in jener schrecklichen Nacht zu mir kam und mich aiß Darijü zerige geriw üriger Der Meldeschein ist dann
fast bewugztlos bis in den alten Turm geschleppt hatte und ich sogleich mit Einstellungsantrag der Matrofendivifion zu
mich endlich, als die Betäubung wich, auf fast unerklärliche Wilßelmishaven oder Kiel einzusenden. Die Sache ist aber
Weise gerettet sah, da that ich einen Schwur auf dieses Kreuz.“ so zu beschleunigen, daß Ihr Sohn noch vor dem 1. Apri
R — an seiner nn verborgen, „daß ich von meinem * Is Aedn Beßn aines —— ic ann der 8*
erischen Wegen umkehren würde. Das will ich auch, ten Divisionen gelangt. Gelingt dies aber bis dahin nicht mehr.
aber mich nochmals den Henkershänden ausliefern: d d so erübrigt nur, daß Ihr Sohn beim Oberz Ersabgeschäf
das von mir verlangen? Muß es sein?“ gn Dereeeelamugern —I en F
2 3 er Narine e . * J thon be—
sntsͤhein Sop c eie n Du wri meiner ücksichtigt in der Regel solche Wünsche, sofern der betreffende Kreis
„wie sie auch auten mag? Willst Zeute füt die Marine zu stellen hat und die vorausgesete Tauglich
Dein Dir rechtlich abgesprochenes Leben in meine Hände ett vorhanden ist.
geben? Willst Du Dein Schicksal der Gnade Gottes und des * A. in Wahlschied. Das Haus würde allerdings auf den
obersten Landesherrn blindlings anheimsiellen? In diesem Namen der Frau eingetragen werden. Mann und Frau brauchen
Falle will ich von Herzen gern Dein Vermittler fein. Zur aber nur auf das Grundbuchamt zu gehen und dort die Ueber—
Tlucht kann ich Dir mit gutem Gewissen nicht raten, aber hälte schreibung des Grundstücks auf den Artikel des Ehemannes
Dich vorläufig verborgen. Hier hast Du etwas Geld,“ er nahm vornehmen zu lassen. Dadurch wird der Mann Miteigen—
es ohne Weigerung, „und hier ist ein Briefchen, worin ich Dich tümer. Diese Ueberschreibung geschieht kostenfrei, weil die Ab—
den Eremitenpatres von Monte San Giuliano empfehle, D. än derung nur im Interesse der Uebereinstimmung des Grundbucheẽ?
ennst doch das einsame Klösterchen im Gebirge?“ mit den Steuerbüchern veranlatzt wird.
Er nichte. Gut, dafelbst wirst Du bletben, bis ich Di
den . Gut, daselbst iben, Dir gerneine Körperschwäche. 440 24 — ausgebildeter Unterleibsbruch
Nachricht gebe. Und vergiß nicht, daß Du einstweilen Disma J der durch ein Bruchband zurücdgehalten werben kann
Verantwortlicher Redakteur: Theodor Vogel in Saarcrücken. Druck und Verlag: „Neue Saarbrücker Zeitung“.
heißt, das ist der Name des guten Schächers, wie Die bekannt
ist. Und nun geh mit Gott!“
Ehe ich es verhindern konnte, fiel er mir nochmals zu
Füßen, dann war ich wieder allein.
Einige Tage darauf entführte mich ein Schiff nach Neapel,
kein Menfsch ahnte den Zweck meiner Reise. Ich erbat sofort
eine Audienz beim Könige und that einen Fußfall für den
Banditen Sutera, indem ich seine ganze außergewöhnliche Ge—
schichte bis ins Kleinste erzählte.
„Und der Erfolg?“ fragte ich gespannt.
„Der Erfolg war die Begnadigung des Gerichteten unter
der Bedingung, daß er sofort das Land verlasse. Und so trug
ihn denn nach wenigen Wochen ein Auswandererschiff nach
Brasilien, in Begleitung seines überglücklichen Weibes. Von
dort, wo er es mit der Zeit zu etwas brachte, hat er mir dann
und wann geschrieben — ich bewahre seine Briefe noch — bis
ihn 1865 das Fieber hinwegraffte.“
* „Was man nicht definieren kann ...“ Radtouristin:
Nun, Herr Wirt, wie ist's mit dem Nachtlogis, Sie wollten mir ja
Bescheid bringen? — Dorfwirt: Ja, ja, ich hab' ja nirx dagegen,
aber was mei Weib dahinten is, die möcht' doch alleweil ersch!
wissen, ob Se a Kirl oder gar a Weibsbild sein thäten!
* Druckfehler. (Aus einer Anzeige.) Krankheitshalber ift
eine flotte Destillation zu mäßigen Preisen zu veräußern. Selbst—
säufer bevorzugt. Gef. Off. sub. Schwabbler 189 erbeten.
* Protzig. „Aber Herr Meyer, was bedeutet denn dort das
eingerahmte Loos?“ — „Das ist die Nummer, die letzthin das große
Loos gewonnen hat. Was thu' ich mit's Geld, deshalb hab' ich das
Loos garnicht eingelöst, sondern einrahmen lassen. Da hat man
doch endlich einmal einen standesgemäßen Zimmerschmuck!“
* Bedenkliche Firma. Gebrüder Meyer, Lumpen En gros
* Scherzfrage. Wenn das Gewehr die „Braut des Soldaten“
ist, ist dann der Büchsenmacher sein Schwiegervater?