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auch schon durch die Thatsache der Rettung des Schiffes aus eigener
Kraft voll und inhaltlich bestätigt.
Fine weitere Meldung sagt folgendes:
Am Morgen des 5. Februar schien das Schiff zu sinken, als
drei Dampfer in Sicht kamen. Zwei derselben, die „Weehawken“
und „Viktoria“ entsandten Boote, während die „Bulgaria“ zwei
Boote mit 14 Passagieren und fünf Leuten von der Mannschaft
herabließ. Ein drittes Boot der „Bulgaria“ wurde weggeschwemmt,
peil daß Seil brach. Um 2 Uhr nachmittags wütete der Sturm am
ärgsten, von da ab bis zum 7. Februar arbeiteten Mannschaft und
Passagiere unablässig daran, die Ladung über Bord zu werfen. Am
7. nechm. fiel der zur Mannschaft gehörige W. König über Bord
und wurde nicht wieder gesehen. In den Räumen standen sechs bis
iieben Fuß Wasser. Am 9. Februar morgens wurde das Wetter aber
ruhiger und es wurden zehn tote Pferde über Bord geworfen. Bis
zum 11. war der Wellenschlag fortwährend sehr hoch und das Wasser
sttand zehn Fuß im Raume; vier Pumpen waren unbrauchbar. Vom
11. bis 14. war wieder stürmisches Wetter. Am letzten Tage kam
zer Dampfer „Antillian“ aus Liverpool in Sicht, der die „Bulgaria“
his mittags bugsierte, da brach das Seil, aber der „Antillian“ blieb
zis zum 15. in der Nähe. Nach unaufhörlicher Arbeit gelang es am
21. das Ruder wieder herzusiellen. Die „Bulgaria“ legte von 10 Uhr
morgens bis zum 22. mittags 226 Meilen und am nächsten Tage
254 Meilen zurück. Nach weiteren 194 Meilen ankerte das Schiff
aim 24. Februar halb 8 Uhr in Punta Delgada. Unter der Mann⸗
schaft und den Passagieren wurden viele verleßt. Mehrere Personen
zaben Arm- und Beinbrüche erlitten.
* Won unseren Kolonieen.
Nach einer Erklärung des Herrn Staatssssekretärs von
Büslow in der Budgetkommission des Reichstages beim Titel des
r1uswärtigen Amtes ist letzterem ein Telegramm zugegangen.
nach welchem am 24. abends mehrere Deutsche in der
Stadt Tsintauangegriffen und beleidigt worder
fünd, sodaß sie sich in die engeren Seitenstraßen flüchten mußten.
Wir hatten,“ so führte der Herr Staatssekretär von Bülow aus,
„schon vor einigen Mochen die Meldunag erhalten, daß in China sich
eine gewisse Gereiztheit gegen die Fremden geltend macht, und daß
im Süden von Schantung eine Gärung vorhanden sei.
Wir haben schon damals der chinesischen Regierung nicht verhehlt,
vie nötig es sei, daß sie bezüglich der öffentlichen Sicherheit grökere
Wachsamkeit zeige. Infolge des nunmehr aus Tsintau einge—
gangenen Telegramms haben wir unseren Gesandten in Peking an—
gew'esen, der chinesischen Regierung keinen Zweifel darüber zu be—
lassen, daß, falls derartige Vorkommnisse nicht strenge geahndei
würden, oder sich gar wiederholen sollten, dies für die schine—
fische Regierung ernste Folgen nach sich ziehen
wüerde. Wir haben weder die Veranlassung noch die Absicht, uns
n die inneren chinesischen Verhältnisse einzumischen, aber wir haben
die Pflicht, darüber zu wachen, daß Leben und Eigentum unserer
Peichsangehörigen, unsere Missionen und ihre Anstalten, unsere
Kaufleute und ihre Handelsunternehmungen, kurz unsere ethischen
und materiellen Interessen durch die inneren chinesischen Wirren
nicht berührt werden. Wir werden diese Pflicht vor Augen behalten
ind die gewichtigen Interessen, die wir in China besiken. mit Nach—
zruck schützen.“
Betreffs der Schantungkohle machte der Herr Staats—
sekretär folgende interessanten Mitteilungen: „Die Regulierung der
Vergebung des Bergbaurechtes ist noch in der Schwebe. Diese Frage
si insofern nicht brennend, als eine Erschließung der Bodenschätze
nicht vor Herstellung der Eisenbahnverbindung möglich sein wird.
Auch hier neige ich zu der Ansicht, daß der Wert von Schan-—
ung für uns zum großen Teil abhängt von der Beschaffen-
heit der dortigen Kohle. Die bisherigen Nachrichten über
die Schantungkohle lauten günstig. Als vorsichtiger Mann
will ich aber nicht verschweigen, daß wir noch größere Mengen der
Kohle prüfen müssen, um ein abschließendes Urteil über die Güte
ällen zu können. Wir alauben aber schon jetzt sagen zu dürfen. daß
»ie Schantungkohle besser ist als die Shanfikohle.
Letztere ist eine Anthracitkohle und sehr für den Hausbrand geeignet.
Schantung verspricht eine gute Schiffskohle zu liefern.
Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes hat übrigens kürzlich be⸗—
rcits im Reichstage erwähnt, daß auch in der Nähe von Kiau⸗
tschou selbst, nicht weit vom Meere, abbauwürdige
Zohlenlaager gefunden worden sind.“
Ausland.
*Won Sr. Heiligkeit dem Papfte.
Der Papst ist leicht unpäßlich. Die Empfänge,
die stattfinden sollten, wurden deshalb verschoben. Einer
veiteren Meldung zufolge hütet der Pavest wegen Unwohlseins
das Bett.
* Schweiz, Lautenbrunnen (Canton Bern), 27.
Febr. In der Nacht von Sonntag fand beim Laden der ersten
Zohrmine im Eigertunnel der Jungfraubahn
eine Dynamitschlagentzündung statt, durch die
sechs Arbeiter getötet wurden. Die Verunglückten
ind sämtlich Italiener. Zwei Leichen sind schrecklich ver—
tümmelt.
* Genna, 2. März. Sr Majestät Schiff Hertha,
der stattliche deutscche Kreuzer, der den Kaisser auf
der Palästinareise begleitet hatte und jetzt hier im Hafen
iegt zur Ausführung einer größeren Ausbesserung an den Ven—
tilatoren für die Maschinen und Kessel, hat am 20. Febr. den
Besuch des Erzbischofs von Genua empfangen.
Der Erzbischof fuhr im Wagen, begleitet von etwa 10 Geist⸗
ichen, zur Hertha, die am Molo des Trockendocks liegt:
ꝛr wurde vom Schiffskommandanten am Fuße der Schiffs—
reppe mit den militärischen Ehrenbezeigungen
inpfangen, die einem Admiralgebühren. Er besichtigte ein—
gehend alle Einrichtungen des großen Schiffes und begrüßte
nsbesondere die in drei Gliedern aufgestellten, etwa 60 kat h o—
ischen Unteroffiziere und Matrosen des
Schiffes, mit denen er sich einige Zeit unterhielt und die er zur
seutigen Messe in San Lorenzo einlud. Der Kommandant ließ
ine Dampfbarkasse bereitstellen und mit derselben den Erz—
zischof nebst seiner Begleitung, die sich mit dem Ausdruck hoher
Befriedigung und warmen Dankes verabschiedeten, ans Ufer
ahren. Die Hertha wird Mitte nächsten Monats unsern Hafen
nerlassen und sich in die chinesischen Gewässer begeben.
* Von den Philippinen. Der bisherige Verlauf der
Kämpfe hat die Philippiner nicht entmutigt. Vielmehr scheinen
sie entschlossen, den Amerikanern den äußersten
Widerstand entgegenzusetzen. Der Telegraph berichtet:
Hongkong, 27. Februar. Die Regierung der Philippinos
hat eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, daß sie bis
zum Todegegenden Verrat und die rohe Ge—
valt der Amerikaner kämpfen wollen und daß
elbst die Frauen erforderlichen Falls an dem heiligen Kriede
rür die Unahkändigkeit teilnehmen werden.
Aus dem GBaarrevier
Saarbrüchen, 2. März. 1899.
* Der Herr Regierungspräsident Dr.zur Nedden
st am Samstag Morgen in Trier durch den Herrn Ober—
»räsidenten in sein neues Amt eingeführt worden. Die
eierliche Vorstellung des Regierungskollegiums erfolgte im großen
Sitzungssaal. Nach beendeter Vorstellung nahmen beide Herren eine
Besichtigung der Dienstwohnung im Regierungsgebäude vor. Da
die Renovierungsarbeiten noch nicht beendet sind, wird der Herr
sdegierungspräsident vorläufig im Hotel „Porta
aigra“ wohnen bleiben.
* Der seit Juni v. J. bei der Bergwerksdirektion als
echn. Hülfsarbeiter beschäftigt gewesene Herr Bergassessor
LKichtenberger hat gestern seinen einjiährigen Urlaub ange⸗