Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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auch schon durch die Thatsache der Rettung des Schiffes aus eigener 
Kraft voll und inhaltlich bestätigt. 
Fine weitere Meldung sagt folgendes: 
Am Morgen des 5. Februar schien das Schiff zu sinken, als 
drei Dampfer in Sicht kamen. Zwei derselben, die „Weehawken“ 
und „Viktoria“ entsandten Boote, während die „Bulgaria“ zwei 
Boote mit 14 Passagieren und fünf Leuten von der Mannschaft 
herabließ. Ein drittes Boot der „Bulgaria“ wurde weggeschwemmt, 
peil daß Seil brach. Um 2 Uhr nachmittags wütete der Sturm am 
ärgsten, von da ab bis zum 7. Februar arbeiteten Mannschaft und 
Passagiere unablässig daran, die Ladung über Bord zu werfen. Am 
7. nechm. fiel der zur Mannschaft gehörige W. König über Bord 
und wurde nicht wieder gesehen. In den Räumen standen sechs bis 
iieben Fuß Wasser. Am 9. Februar morgens wurde das Wetter aber 
ruhiger und es wurden zehn tote Pferde über Bord geworfen. Bis 
zum 11. war der Wellenschlag fortwährend sehr hoch und das Wasser 
sttand zehn Fuß im Raume; vier Pumpen waren unbrauchbar. Vom 
11. bis 14. war wieder stürmisches Wetter. Am letzten Tage kam 
zer Dampfer „Antillian“ aus Liverpool in Sicht, der die „Bulgaria“ 
his mittags bugsierte, da brach das Seil, aber der „Antillian“ blieb 
zis zum 15. in der Nähe. Nach unaufhörlicher Arbeit gelang es am 
21. das Ruder wieder herzusiellen. Die „Bulgaria“ legte von 10 Uhr 
morgens bis zum 22. mittags 226 Meilen und am nächsten Tage 
254 Meilen zurück. Nach weiteren 194 Meilen ankerte das Schiff 
aim 24. Februar halb 8 Uhr in Punta Delgada. Unter der Mann⸗ 
schaft und den Passagieren wurden viele verleßt. Mehrere Personen 
zaben Arm- und Beinbrüche erlitten. 
* Won unseren Kolonieen. 
Nach einer Erklärung des Herrn Staatssssekretärs von 
Büslow in der Budgetkommission des Reichstages beim Titel des 
r1uswärtigen Amtes ist letzterem ein Telegramm zugegangen. 
nach welchem am 24. abends mehrere Deutsche in der 
Stadt Tsintauangegriffen und beleidigt worder 
fünd, sodaß sie sich in die engeren Seitenstraßen flüchten mußten. 
Wir hatten,“ so führte der Herr Staatssekretär von Bülow aus, 
„schon vor einigen Mochen die Meldunag erhalten, daß in China sich 
eine gewisse Gereiztheit gegen die Fremden geltend macht, und daß 
im Süden von Schantung eine Gärung vorhanden sei. 
Wir haben schon damals der chinesischen Regierung nicht verhehlt, 
vie nötig es sei, daß sie bezüglich der öffentlichen Sicherheit grökere 
Wachsamkeit zeige. Infolge des nunmehr aus Tsintau einge— 
gangenen Telegramms haben wir unseren Gesandten in Peking an— 
gew'esen, der chinesischen Regierung keinen Zweifel darüber zu be— 
lassen, daß, falls derartige Vorkommnisse nicht strenge geahndei 
würden, oder sich gar wiederholen sollten, dies für die schine— 
fische Regierung ernste Folgen nach sich ziehen 
wüerde. Wir haben weder die Veranlassung noch die Absicht, uns 
n die inneren chinesischen Verhältnisse einzumischen, aber wir haben 
die Pflicht, darüber zu wachen, daß Leben und Eigentum unserer 
Peichsangehörigen, unsere Missionen und ihre Anstalten, unsere 
Kaufleute und ihre Handelsunternehmungen, kurz unsere ethischen 
und materiellen Interessen durch die inneren chinesischen Wirren 
nicht berührt werden. Wir werden diese Pflicht vor Augen behalten 
ind die gewichtigen Interessen, die wir in China besiken. mit Nach— 
zruck schützen.“ 
Betreffs der Schantungkohle machte der Herr Staats— 
sekretär folgende interessanten Mitteilungen: „Die Regulierung der 
Vergebung des Bergbaurechtes ist noch in der Schwebe. Diese Frage 
si insofern nicht brennend, als eine Erschließung der Bodenschätze 
nicht vor Herstellung der Eisenbahnverbindung möglich sein wird. 
Auch hier neige ich zu der Ansicht, daß der Wert von Schan-— 
ung für uns zum großen Teil abhängt von der Beschaffen- 
heit der dortigen Kohle. Die bisherigen Nachrichten über 
die Schantungkohle lauten günstig. Als vorsichtiger Mann 
will ich aber nicht verschweigen, daß wir noch größere Mengen der 
Kohle prüfen müssen, um ein abschließendes Urteil über die Güte 
ällen zu können. Wir alauben aber schon jetzt sagen zu dürfen. daß 
»ie Schantungkohle besser ist als die Shanfikohle. 
Letztere ist eine Anthracitkohle und sehr für den Hausbrand geeignet. 
Schantung verspricht eine gute Schiffskohle zu liefern. 
Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes hat übrigens kürzlich be⸗— 
rcits im Reichstage erwähnt, daß auch in der Nähe von Kiau⸗ 
tschou selbst, nicht weit vom Meere, abbauwürdige 
Zohlenlaager gefunden worden sind.“ 
Ausland. 
*Won Sr. Heiligkeit dem Papfte. 
Der Papst ist leicht unpäßlich. Die Empfänge, 
die stattfinden sollten, wurden deshalb verschoben. Einer 
veiteren Meldung zufolge hütet der Pavest wegen Unwohlseins 
das Bett. 
* Schweiz, Lautenbrunnen (Canton Bern), 27. 
Febr. In der Nacht von Sonntag fand beim Laden der ersten 
Zohrmine im Eigertunnel der Jungfraubahn 
eine Dynamitschlagentzündung statt, durch die 
sechs Arbeiter getötet wurden. Die Verunglückten 
ind sämtlich Italiener. Zwei Leichen sind schrecklich ver— 
tümmelt. 
* Genna, 2. März. Sr Majestät Schiff Hertha, 
der stattliche deutscche Kreuzer, der den Kaisser auf 
der Palästinareise begleitet hatte und jetzt hier im Hafen 
iegt zur Ausführung einer größeren Ausbesserung an den Ven— 
tilatoren für die Maschinen und Kessel, hat am 20. Febr. den 
Besuch des Erzbischofs von Genua empfangen. 
Der Erzbischof fuhr im Wagen, begleitet von etwa 10 Geist⸗ 
ichen, zur Hertha, die am Molo des Trockendocks liegt: 
ꝛr wurde vom Schiffskommandanten am Fuße der Schiffs— 
reppe mit den militärischen Ehrenbezeigungen 
inpfangen, die einem Admiralgebühren. Er besichtigte ein— 
gehend alle Einrichtungen des großen Schiffes und begrüßte 
nsbesondere die in drei Gliedern aufgestellten, etwa 60 kat h o— 
ischen Unteroffiziere und Matrosen des 
Schiffes, mit denen er sich einige Zeit unterhielt und die er zur 
seutigen Messe in San Lorenzo einlud. Der Kommandant ließ 
ine Dampfbarkasse bereitstellen und mit derselben den Erz— 
zischof nebst seiner Begleitung, die sich mit dem Ausdruck hoher 
Befriedigung und warmen Dankes verabschiedeten, ans Ufer 
ahren. Die Hertha wird Mitte nächsten Monats unsern Hafen 
nerlassen und sich in die chinesischen Gewässer begeben. 
* Von den Philippinen. Der bisherige Verlauf der 
Kämpfe hat die Philippiner nicht entmutigt. Vielmehr scheinen 
sie entschlossen, den Amerikanern den äußersten 
Widerstand entgegenzusetzen. Der Telegraph berichtet: 
Hongkong, 27. Februar. Die Regierung der Philippinos 
hat eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, daß sie bis 
zum Todegegenden Verrat und die rohe Ge— 
valt der Amerikaner kämpfen wollen und daß 
elbst die Frauen erforderlichen Falls an dem heiligen Kriede 
rür die Unahkändigkeit teilnehmen werden. 
Aus dem GBaarrevier 
Saarbrüchen, 2. März. 1899. 
* Der Herr Regierungspräsident Dr.zur Nedden 
st am Samstag Morgen in Trier durch den Herrn Ober— 
»räsidenten in sein neues Amt eingeführt worden. Die 
eierliche Vorstellung des Regierungskollegiums erfolgte im großen 
Sitzungssaal. Nach beendeter Vorstellung nahmen beide Herren eine 
Besichtigung der Dienstwohnung im Regierungsgebäude vor. Da 
die Renovierungsarbeiten noch nicht beendet sind, wird der Herr 
sdegierungspräsident vorläufig im Hotel „Porta 
aigra“ wohnen bleiben. 
* Der seit Juni v. J. bei der Bergwerksdirektion als 
echn. Hülfsarbeiter beschäftigt gewesene Herr Bergassessor 
LKichtenberger hat gestern seinen einjiährigen Urlaub ange⸗
	        
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