Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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nannte russische Schaukel, bei welcher die Gondeln durch 40 
schwebende Eisenbahnwaggons ersetzt sind, ist gänzlich in Stahl 
ausgeführt. Der Durchmesser beträgt 93 Meler (305 Fuß) 
ind die Drehachse ist 220 Fuß über dem Erdboden gelagert. 
Das Gewicht des Rades nebst Waggon beträgt 1430 (00Pfund. 
Rechnet man dazu das Gewicht der Achse und des Gestelles, 
so ergiebt sich ein Gesamtgewicht von 2382 600 Pfund. Jeder 
Waggon kann 30 Passagiere aufnehmen. Die Speichen bestehen 
aus 320 zweizölligen Stahldrähten, sodaß die Maschine von 
vorn gesehen einem ungeheuren Fahrade gleicht. Eine Um— 
rehung dauert inklusive des erforderlichen Aufenthaltes 20 
Minuten. Der Antrieb erfolgt mittels Drahtseil von einer 
120pferdigen Dampfmaschine aus, welche gleichzeitig für die 
elektrische Beleuchtung des Rades in allen seinen Teilen sorgt. 
— Es muß allerdings dieses illuminierte sich langsam drehende 
Riesenrad bei Nacht einen Anblick von überwältigender Pracht 
darbieten, indessen dürfte die Benutzung desselben wohl nur 
vollkommen schwindelfreien Personen zu empfehlen sein. Denn 
wenn auch durch Sicherheitsbremsen u. s. w. allen Unfällen nach 
räften vorgebeugt ist, so wird doch wohl das Bewußtsein, in 
einer Höhe von 315 Fuß zwischen Himmel und Erde zu schweben 
selbst bei dem nervenstärksten Menschen ein gewisses Gefühl 
don Unbehagen nicht verdrängen können. 
* Ein eigentümliches Heizmaterial. Ein Kasseler Ge— 
schäftsmann, der ein großer Nimrod vor dem Herrn ist, kehrte 
dieser Tage mit bedeutender Verspätung von einem Jagdaus— 
flug zurück. Die darob erzürnte Gattin begegnete ihrem Ge— 
bieter zunächst mit eisiger Kälte. Als dies nichts fruchtete, 
wurde sie giftig. In sinnloser Wut ergriff sie die auf dem 
Tische liegende Jagdtasche des Gemahls und warf sie in den 
teis geheizten Ofen. Ein Augenblick — dann ließ sich im 
Innern des Heizapparates ein wohlunterhaltenes Rottenfeuer 
vpahrnehmen. Sämtliche in der Tasche befindlichen Jagd— 
datronen, 50 an der Zahl, explodierten und im nächsten Moment 
hatte sich der Ofen in einen rauchenden Trümmerhaufen ver— 
vandelt. Entsetzt starrte die Jähzornige auf das Unheil, welches 
ie angerichtei, halb erstickt von dem durch das Gemach ziehen— 
den Rauch und den Kohlengasen. Der gestrenge Eheherr ver— 
zielt sich aber auch jetzt noch sehr kühl. Langsam holte er die 
kaum abgelegte Jagdmütze vom Haken herab, stülpte sie auf's 
Haupt, und gelassen sich entfernend, äußerte er mit größter 
Seelenruhe: „Venn Du mich gerne wieder los sein wolltest, so 
brauchtest Du es mir einfach zu sagen, einen ganzen Ofen des— 
— O 
vanderte gelassenen Schrittes nach dem Stammtische in den 
Deei Kronen“ zurück, die entsetzte Gattin zurücklassend. 
* Eine seltsame Quelle, von deren Vorhandensein trotz 
hres hohen Alters in Deutschland sicherlich nur wenige wissen, 
befindet sich beim Dorfe Eichenberg im Grenzgebiete der Pro— 
dinzen Sachsen, Hannover und Hessen. Diese Quelle, der Karls— 
runnen genannt, weil sie Landgraf Karl von Hessen mit einer 
Brotte überbauen ließ, hat die Merkwürdigkeit, daß sie zwei 
Stunden lang stark und eben so lange schwach fließt. Jedes— 
nal, wenn der starke Ausfluß beginnt, läßt sich ein dumpfes 
uinterirdisches Getöse vernehmen, und alsbald entströmen der 
Quelle große Wassermassen, gegen 200 Liter in der Minute. 
Das Waͤsser im Groitenbecken steigt dann schnell um 25 Centi⸗— 
neter, während zur Zeit des schwachen Fließens nur ein Fünftel 
des Wassers vorhanden ist. Da das Wasser außerordentlich 
flar ist, so haben die Eichenberger sich diese Quelle zu Nutze 
remacht, indem sie ihre Wasserleitung damit speisen. 
* Der ertrunkene Häring. Henrik Dahl zu Aalesund in 
Norwegen war ein großer Gelehrter und begeisterter Anhänger 
Darwin's. Sein Streben ging hauptsächlich dahin, die Grenze 
festzustellen, bis zu welcher die Fähigkeit von „Arken“ reicht, 
sich auderen Lebensbedingungen anzupassen. Zu diesem Behufe — — 
Aschaffte er sich einen lebendigen Haring aus dem nächit- VVVVUV 
Verantworflicher Nedaktenr Theodo Rofßel in Saarkrücken DTruck und Verlao- Neue Sagarbrücker Leitung“ 
liegenden Fjord und trug ihn in einem kleinen Kübel heim, den 
er mit Seewasser gefüllt hatte. Täglich goß er nun frisches 
Seewasser in den Kübel, verringerte aber allmählich das Maß, 
damit der Häring sich daran gewöhne, wie „beidlebige“ Ge— 
chöpfe Luft ohne Zusatz von Wasser einzuatmen. Der Ver— 
uch gelang ihm über Erwarten schnell. Er schüttete eines 
Tages den letzten spärlichen Rest des Wassers aus. Dann 
rahm er den Häring aus dem Kübel und setzte ihn auf den Fuß— 
oden, wo er zuerst allerdings recht ungeschickt umherhopfte, 
iber nach und nach lernte das Tier sich freier und rascher fort— 
»ewegen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis alle Schwierig⸗ 
eiten überwunden waren; der Häring folgte seinem Meister wie 
in Schooßhündchen und wurde sein ständiger Begleiter auf der 
Straße. Einige Monate später hatte Dahl eine Brücke zu be— 
zehen, die über einen Teil des Hafens zu dem abgelegenen Teile 
der Stadt führte. Die alte Brücke war schadhaft geworden und 
eigte manche Lücke zwischen den einzelnen Bohlen. Weder Dahl 
noch sein getreuer Häring achteten der Gefahr. Das Tier 
zatte inzwischen die Gewohnheit angenommen, in die Luft zu 
hüpfen, was ihm besonders viel Spaß zu machen schien. Bei 
solchem Luftsprung kam es unglücklicherweise nicht wieder auf's 
dolz der Brücke, sondern gerade in eine Spalte, fiel in's Wasser 
zurch und — ertrank .. .. Wer's nicht alaubt, na, der 
Alaubt's eben nicht. — 
* Naturwunder. „Merkwürdig, heute fällt der länaste 
Tag und die kürzeste Nacht zusammen!“ 
* Ueberzeugender Beweis. Tourist: „Sagen Sie, ist 
die Milch auch unverfälscht?“ Sennerin: „Mein Gott, unsere 
Züh geben so viel Milch, und auf dera Alm ist so a Wasser— 
not, daß mir's Wasser mit da Milch fälschen.“ 
* Faule Ausrede. Lehrer: „Heinrich, Du hast eben falsch 
gespielt.“ Heinrich: „Herr Lehrer, es hat gerade eine Fliege 
auf der Note gesessen!“ 
* Zarter Wink. Tante (zum kleinen Lieschen, das von 
hr eine Pflaume bekommen hat): „Nun, sagst Du nicht danke?“ 
Lieschen: „Das thue ich erst bei der dritten.“ 
* Zerstreute Anweisung. „Ach, Männchen, die Su— 
'anne hat einen von Deinen Pfeifenköpfen zerbrochen!“ — 
Professor: „Doch einen von den beschädigten natürlich.“ — 
Nein, einen ganz neuen.“ — „Dann sag' den Mädchen, sie 
ollen zuerst die beschädigten zerbrechen.“ 
* Die Ehe. Die Ehe ist in zwei Worten von Kopf bis 
zu Fuß erklärt: Das Mädchen kommt unter die Haube. der 
Mann unter den Panioffel. 
* Im Damenklub. „Sie sind doch auch noch nicht ver— 
jeiratet, liebe Kollegin?“ — „Gott sei Dank, leider noch nicht!“ 
* Ein Antrag. Junge Dame: Ich will Ihnen gern eine 
Schwester sein, aber nie mehr. — Er: Danke, das genügt auch 
chließlich. Haben Sie denn schon mit Ihrer Mama darüber 
gesprochen? — Sie: Morüher denn? — Er: Na. üher meine 
Idoption. 
* Gründlich. „Herr Oberkellner, was können Sie mir 
seute empfehlen?“ — „Kalbsbein, Herr Professor!“ — „So—, 
o VGalbsbein! Das rechte oder das linke?“ 
Era gel. Knapuenverein 
Neunkirchen. 
Sountag, den 19. dis. Mts., nachmittags 8 Uhr: 
monatliche Generalversammlung 
m Vereinslokale bei Herrn Friedrich Fried, Heusnersweiher. 
Es wird gebeten, zahlreich zu erscheinen wegen dringenden Be— 
sprechungen. 
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