Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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Es würde zu weit führen, sollten auch jene Apparate 
beschrieben werden, mittels deren man im Stande ist, ein— 
mal den Wasserzufluß auf's Genaueste regulieren, anderer⸗ 
seits die fortschreitende Sättigung des Wassers mit gelösten 
Salzteilchen unausgesetzt zu kontrolieren, die Soole von 
Schlammteilchen bis zur Wasserklarheit zu reinigen und sie 
endlich der Abzugsleitung zuzuführen. 
Die Ableitung geschieht durch einen Stolln, gegen 
welchen das Werk durch den „Wehrdamm“ vollständig ab⸗ 
geschlossen ist. Früher bediente man sich zu dessen An— 
fertigung eines eigens bereiteten Lettens (fester Thon), erst 
in uünserem Jahrhundert hat man gelernt, das gleichsam 
von der Natur selbst gebotene Malerial, den Laist auch 
hierzu zu benutzen. Dieser Wehrdamm wird gewöhnlich 
in einer Dicke von 24 Fuß angelegt; der dazu zu ver— 
wendende Laist muß fest und wasserdicht geschlagen werden 
und verhindert so die Unterspulung und Auslaugung des 
umschließenden Gebirges; er muß zu einer festen, mit diesem 
gleichsam erwachsenen Masse werden, welche im Stande ist, 
dem ungeheuren Druck der zurückgehaltenen Wassermasse zu 
widerstehen. Damit der Wehrdamm nicht an den Seiten 
umspuͤlt werde, erhält er noch einen Flügelbau, der ringsum 
2 bis 3 Fuß tief in das Gebirge eingetrieben und fest mit 
Laist verstopft wird. 
Die sogenannte Kapelle, in welche der Tourist in den 
meisten Salzbergwerken mit Sinkwerksbetrieb geführt wird, 
ist nichts anderes, als die durch den Wehrdamm geschlossene 
Endigung eines Stollns; der in der Regel angebrachte 
Soole ·Springbrunnen kommt aus dem durch den unmittel⸗ 
dar anstehenden Wehrdamm verdämmten Sinkwerk. 
Der unterirdische See aber, über den man mit einer 
Bondel, oder durch ein Zugwerk gleichsam von unsichtbarer 
Hand gefahren wird, ist der Ueberrest eines Sinkwerks⸗ 
Betriebes. — 
Man kann in der „Versiedung,“ d. h. in der jeweiligen 
Betriebsperiode eines Sinkwerkes vier Abschnitte unter— 
scheiden: 1. das Einlassen des Süßwassers oder die „Fül⸗ 
lung;“ 2. den Angriff des Wassers auf den Himmel und 
die“ Ulmen, die ‚Verötzung;“ 83. die damit verbundene 
Selbstwergütung“ und Saͤttigung, endlich 4. die „Ab⸗ 
leerung.“ 
Es kommt auf den größeren oder geringeren Reich— 
tum des Berges, dann auf die bereits bei früheren Be— 
trieben im selben Werk gemachten Erfahrungen an, ob man 
das Wasser rasch oder langsam steigen ünd den Himmel 
erreichen läßt; davon hängt auch der Angriff des Wassers 
auf die Ulmen und die Form ab, welche sie erhalten; der 
Winkel, unter dem sich diese auch bei rasch erfolgter An— 
wässerung erheben, beirägt nach dem Verlaufe mehrerer 
Anwässerungen („Wasser“) etwa 40 Grad; so lange die 
Verätzung dauert, wird stets so viel Wasser nachgelassen, 
daß der Wasserspiegel den Himmel berührt, dieses geschieht 
so lange, bis die Soole einen Gehalt von 24-26 Prozent 
erreicht hat, dann wird der Wasserzufluß abgesperrt und es 
beginnt die Sättigung, teils durch die Verdunstung der Was⸗ 
seueilchen, teils durch Verätzung an den Ulmen; sobald die 
Sodle sich ganz abgeklärt und einen Gehalt von mindestens 
26113 Prozent bei 159 R. und 1,2008 spezifisches Gewicht 
erreicht hat, kaun die Ableerung des Werkes beginnen, zu— 
erst längsam, damit sich die Soole nicht trübe, dann rascher, 
um alsdann zur Reinigung des Werkes und zu einem neuen 
Betrieb schreiten zu können. — 
Es folgen hier zur näheren Erläuterung der verschiede— 
nen Manipuͤlationen einige Daten über den Betrieb. Die— 
delben sind dem Bericht des Berameisters Hailer entunommen 
und geben die Resultate von 11 Anwässerungen des Sin we 
werks „Pfalz-Zweybrücken.“ me 
Die Füllung, welche stets den geringsten Zeitaufwan 
in Anspruch nimmt, erforderte durchschnittlich 90 Stunden Tk 
und zwar die größte Wassermenge von 403755 Eimen die 
(zu 21/3 Cubikfuß) in 4 Tagen 9 Stunden, die kleinste von Ar 
211102 Cubitfuß in 2 Tagen 6 Stunden eingelassen, mib«Fi 
hin mehr als 1 Cubiksuß per Sekunde. die 
Die Aetz- und Sättigungsperiode betrug zwischen 3de. 
und 83, also durchschnittlich 88 Tage. Der Unterschied i 
der Masse des eingelassenen Süßwassers beruht darin, dahkrr 
das Werk immer niedriger wird — die Höhe varirt jd 
zwischen 6,9 und 8,1 Fuß —, weil der Laist zurückbleit jo 
und das Gebirge da, wo fenchte Luft zutreten kann, ü 
Folge der Aufnahmen derselben durch die aeen 
Sal ateilchen sich ausdehnt. J. 
Die Ableitung erforderte durchschnittlich 39 Tage undse 
Jeschah mit der Geschwindigkeit von 0,05 bis 0, 1 Cubikfußtß 
in der Sekunde. Der Nutzeffekt, d. h. das aus einemtin 
Tubikfuß Gebirge gewonnene Quantum variirt zwischen 29bi 
uind 1,1 Cubitfuß Soole, oder 42, beziehungsweise 16 
Pfd. Kochsalz, also durchschnittlich 1,9 Cubikfuß Soole dh 
27 pid. Kochsalz. 8 
Noch muß hier des Baues der Stolln und der Ablaß—⸗ 
eitungen gedacht werden. 
Wie bereits erwähnt, kommt das Abteufen von Schäch⸗ 
ten nicht vor; von den Stolln haben jene, welche zun 
Ablassen der Soole benutzt werder, ein Gefälle von 1.100 
gegen das Mundloch, es befindet sich in demselben eine d 
Schienenbahn, durch welche der Abraum, der taube Berge 
dann das Steinsalz, wo solches gewonnen wird, zu Tage 
gefördert werden; man verwendel teils hölzerne, meist aber] 
diserne Schienen von 19, Zoll Breite und 4 Linien Dicke 
und bringt zur Sicherung unter denselben hölzerne Stroß⸗ 
bdäume (Langschwellen) an. 
Das Eintreiben der Stolln geschieht durch Häuerarbeit 
mittels des „Wirkeisens“ eines Eisen-Kegels von 8 bis 
413 Pfd., der an einen Helm von Buchenholz gesteckt undꝑ 
nmittels eines Keils so an diesen befestigt ist, daß die Spitz' 
des Eisens bald mehr, bald weniger vom rechten Winke 
abweicht, was sich nach der Stellang des Häuers (Wirkers 
bor Octe richtet; natürlich kommt gauch die Sprengung ir 
Anwendung, doch darf sie nur mit Vorsicht angewendet wer— 
den, um z. B. bei den Wehrbauten nicht Klüfte aufzureißen. 
Die Stollen sind am First schmaler als an der Soole, 
weil auf letzterer Raum für Wasser- und Sooleleitung sein 
nuß. Die Ulmen müssen wenigstens unten so glatt als 
nöglich gehalten werden, um dem Wetterzug so wenig als 
nöglich Reibungspunkte zu bieten. 9 
Der Stollndau im Haselgebirge hat noch eine Eigenan 
chümlichkeit desselben zu berücksichtigen: durch den Zurinu 
der frischen Lust („Wetterzug“) schwillt nämlich das Salrd 
gebirge an; es ist nicht ein Nachdrücken der ganzen Berg⸗ 
naffe, sondern lediglich ein Anschwellen durch Sättigungs 
der hygroskopischen Salzteilchen mit dem Wasserdampf det 
duft; kein Druck eines anderen Gebirges ist der Gewalt zu 
vergleichen, mit welcher diese Auschwelluag auf die Zim⸗ 
nerung oder Mauerung wirkt; man hält deshalb die Mau⸗ 
rung nur im falzermen Gebirge für zweckdienlich und erach⸗ 
et as auch für desser, die Zunmerung mit schrägeren Höl 
ern herzuftellen, weil diese dem Druck nachgeben und si— 
biegen, während stärkere Hölzer durch Spannung plötzlich 
hrechen; obschon das Holz, welches zur Zimmerung in 
Salzgebirge vermendet wird sih als fast unverwüstlich
	        
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