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Es würde zu weit führen, sollten auch jene Apparate
beschrieben werden, mittels deren man im Stande ist, ein—
mal den Wasserzufluß auf's Genaueste regulieren, anderer⸗
seits die fortschreitende Sättigung des Wassers mit gelösten
Salzteilchen unausgesetzt zu kontrolieren, die Soole von
Schlammteilchen bis zur Wasserklarheit zu reinigen und sie
endlich der Abzugsleitung zuzuführen.
Die Ableitung geschieht durch einen Stolln, gegen
welchen das Werk durch den „Wehrdamm“ vollständig ab⸗
geschlossen ist. Früher bediente man sich zu dessen An—
fertigung eines eigens bereiteten Lettens (fester Thon), erst
in uünserem Jahrhundert hat man gelernt, das gleichsam
von der Natur selbst gebotene Malerial, den Laist auch
hierzu zu benutzen. Dieser Wehrdamm wird gewöhnlich
in einer Dicke von 24 Fuß angelegt; der dazu zu ver—
wendende Laist muß fest und wasserdicht geschlagen werden
und verhindert so die Unterspulung und Auslaugung des
umschließenden Gebirges; er muß zu einer festen, mit diesem
gleichsam erwachsenen Masse werden, welche im Stande ist,
dem ungeheuren Druck der zurückgehaltenen Wassermasse zu
widerstehen. Damit der Wehrdamm nicht an den Seiten
umspuͤlt werde, erhält er noch einen Flügelbau, der ringsum
2 bis 3 Fuß tief in das Gebirge eingetrieben und fest mit
Laist verstopft wird.
Die sogenannte Kapelle, in welche der Tourist in den
meisten Salzbergwerken mit Sinkwerksbetrieb geführt wird,
ist nichts anderes, als die durch den Wehrdamm geschlossene
Endigung eines Stollns; der in der Regel angebrachte
Soole ·Springbrunnen kommt aus dem durch den unmittel⸗
dar anstehenden Wehrdamm verdämmten Sinkwerk.
Der unterirdische See aber, über den man mit einer
Bondel, oder durch ein Zugwerk gleichsam von unsichtbarer
Hand gefahren wird, ist der Ueberrest eines Sinkwerks⸗
Betriebes. —
Man kann in der „Versiedung,“ d. h. in der jeweiligen
Betriebsperiode eines Sinkwerkes vier Abschnitte unter—
scheiden: 1. das Einlassen des Süßwassers oder die „Fül⸗
lung;“ 2. den Angriff des Wassers auf den Himmel und
die“ Ulmen, die ‚Verötzung;“ 83. die damit verbundene
Selbstwergütung“ und Saͤttigung, endlich 4. die „Ab⸗
leerung.“
Es kommt auf den größeren oder geringeren Reich—
tum des Berges, dann auf die bereits bei früheren Be—
trieben im selben Werk gemachten Erfahrungen an, ob man
das Wasser rasch oder langsam steigen ünd den Himmel
erreichen läßt; davon hängt auch der Angriff des Wassers
auf die Ulmen und die Form ab, welche sie erhalten; der
Winkel, unter dem sich diese auch bei rasch erfolgter An—
wässerung erheben, beirägt nach dem Verlaufe mehrerer
Anwässerungen („Wasser“) etwa 40 Grad; so lange die
Verätzung dauert, wird stets so viel Wasser nachgelassen,
daß der Wasserspiegel den Himmel berührt, dieses geschieht
so lange, bis die Soole einen Gehalt von 24-26 Prozent
erreicht hat, dann wird der Wasserzufluß abgesperrt und es
beginnt die Sättigung, teils durch die Verdunstung der Was⸗
seueilchen, teils durch Verätzung an den Ulmen; sobald die
Sodle sich ganz abgeklärt und einen Gehalt von mindestens
26113 Prozent bei 159 R. und 1,2008 spezifisches Gewicht
erreicht hat, kaun die Ableerung des Werkes beginnen, zu—
erst längsam, damit sich die Soole nicht trübe, dann rascher,
um alsdann zur Reinigung des Werkes und zu einem neuen
Betrieb schreiten zu können. —
Es folgen hier zur näheren Erläuterung der verschiede—
nen Manipuͤlationen einige Daten über den Betrieb. Die—
delben sind dem Bericht des Berameisters Hailer entunommen
und geben die Resultate von 11 Anwässerungen des Sin we
werks „Pfalz-Zweybrücken.“ me
Die Füllung, welche stets den geringsten Zeitaufwan
in Anspruch nimmt, erforderte durchschnittlich 90 Stunden Tk
und zwar die größte Wassermenge von 403755 Eimen die
(zu 21/3 Cubikfuß) in 4 Tagen 9 Stunden, die kleinste von Ar
211102 Cubitfuß in 2 Tagen 6 Stunden eingelassen, mib«Fi
hin mehr als 1 Cubiksuß per Sekunde. die
Die Aetz- und Sättigungsperiode betrug zwischen 3de.
und 83, also durchschnittlich 88 Tage. Der Unterschied i
der Masse des eingelassenen Süßwassers beruht darin, dahkrr
das Werk immer niedriger wird — die Höhe varirt jd
zwischen 6,9 und 8,1 Fuß —, weil der Laist zurückbleit jo
und das Gebirge da, wo fenchte Luft zutreten kann, ü
Folge der Aufnahmen derselben durch die aeen
Sal ateilchen sich ausdehnt. J.
Die Ableitung erforderte durchschnittlich 39 Tage undse
Jeschah mit der Geschwindigkeit von 0,05 bis 0, 1 Cubikfußtß
in der Sekunde. Der Nutzeffekt, d. h. das aus einemtin
Tubikfuß Gebirge gewonnene Quantum variirt zwischen 29bi
uind 1,1 Cubitfuß Soole, oder 42, beziehungsweise 16
Pfd. Kochsalz, also durchschnittlich 1,9 Cubikfuß Soole dh
27 pid. Kochsalz. 8
Noch muß hier des Baues der Stolln und der Ablaß—⸗
eitungen gedacht werden.
Wie bereits erwähnt, kommt das Abteufen von Schäch⸗
ten nicht vor; von den Stolln haben jene, welche zun
Ablassen der Soole benutzt werder, ein Gefälle von 1.100
gegen das Mundloch, es befindet sich in demselben eine d
Schienenbahn, durch welche der Abraum, der taube Berge
dann das Steinsalz, wo solches gewonnen wird, zu Tage
gefördert werden; man verwendel teils hölzerne, meist aber]
diserne Schienen von 19, Zoll Breite und 4 Linien Dicke
und bringt zur Sicherung unter denselben hölzerne Stroß⸗
bdäume (Langschwellen) an.
Das Eintreiben der Stolln geschieht durch Häuerarbeit
mittels des „Wirkeisens“ eines Eisen-Kegels von 8 bis
413 Pfd., der an einen Helm von Buchenholz gesteckt undꝑ
nmittels eines Keils so an diesen befestigt ist, daß die Spitz'
des Eisens bald mehr, bald weniger vom rechten Winke
abweicht, was sich nach der Stellang des Häuers (Wirkers
bor Octe richtet; natürlich kommt gauch die Sprengung ir
Anwendung, doch darf sie nur mit Vorsicht angewendet wer—
den, um z. B. bei den Wehrbauten nicht Klüfte aufzureißen.
Die Stollen sind am First schmaler als an der Soole,
weil auf letzterer Raum für Wasser- und Sooleleitung sein
nuß. Die Ulmen müssen wenigstens unten so glatt als
nöglich gehalten werden, um dem Wetterzug so wenig als
nöglich Reibungspunkte zu bieten. 9
Der Stollndau im Haselgebirge hat noch eine Eigenan
chümlichkeit desselben zu berücksichtigen: durch den Zurinu
der frischen Lust („Wetterzug“) schwillt nämlich das Salrd
gebirge an; es ist nicht ein Nachdrücken der ganzen Berg⸗
naffe, sondern lediglich ein Anschwellen durch Sättigungs
der hygroskopischen Salzteilchen mit dem Wasserdampf det
duft; kein Druck eines anderen Gebirges ist der Gewalt zu
vergleichen, mit welcher diese Auschwelluag auf die Zim⸗
nerung oder Mauerung wirkt; man hält deshalb die Mau⸗
rung nur im falzermen Gebirge für zweckdienlich und erach⸗
et as auch für desser, die Zunmerung mit schrägeren Höl
ern herzuftellen, weil diese dem Druck nachgeben und si—
biegen, während stärkere Hölzer durch Spannung plötzlich
hrechen; obschon das Holz, welches zur Zimmerung in
Salzgebirge vermendet wird sih als fast unverwüstlich