Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVIII. Jahrgaug. 
Ar. 15. 
—X gmanng eba 
Saarbrücken, 
den 13. April 1888. 
—8* 
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Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute 
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Erpedilion in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und 
388 den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Vierteljahr bei der Expedilivn 80 Mofg., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mupfsg. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Amtliches. 
Versetzt sind die Steiger: 
Friedrich Gräber von Grubenabteilung Quirschied nach 
Grube Friedrichsthal, 
Nikolaus Gerber von Grube Reden nach Grube Göttelborn, 
sed Robert Georg Pitz von Grube Friedrichsthal nach Grube 
Reden. 
Die Bedeutung der Blumen im Haushalt 
der Natur. 
Von allen Wesen, die aus dem ewig verjüngenden 
AVD 
Sinne wohl keine so ausschließlich dem Wohlgefallen des 
Venschen erschaffen dünken, als die Blumenpflanzen in 
hrer üppigen Pracht, ihrer keuschen Anmut, ihrem be⸗ 
auschenden, köstlichen Dufte. Und doch erhält das wahr—⸗ 
jaft Schöne nicht erst durch seine tiefere Bestimmung, seinen 
Beruf jene volle Weihe und Würde, von welcher losgetrennt 
s uns wohl einen flüchtigen Ausruf der Bewunderung zu 
ntlocken vermag, der aber nur wenig gemein hat mit dem 
echten und dankbaren Gefühl, das wir der unerforschlichen, 
unbewußt wartenden Vorsehung in der Natur entgegen— 
zringen. Die Blumen auf diese ihre naive Bestimmung 
hin zu prüfen, ist der Zweck dieser Betrachtung. 
Unter Blumen verstehen wir diejenigen Bluüten, welche 
durch bunte Farben und Wohlgerüche unmittelbar in die 
Sinne fallen. Dem scharfsinnigen Beobachter, Rektor Chri— 
tian Konrad Sprengel aus Spandau, war es vorbehalten, 
den Schleier zu lüfter, der bis zum Jahre 1798 die Be— 
deutung der Blumenorgane und namentlich der bunten 
Blütenblätter verhüllte. Die von ihm gefundenen Ergeb— 
nisse waren ihm so überraschend, daß er seinem Buche den 
Titel gab: „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Baue 
uind der Befruchtung der Blumen.“ Um das Wesen der 
Blüten im üllgemeinen zu kennzeichnen, bedienen wir uns 
am Besten der Worte unseres großen Dichters und Den— 
ers, welcher erkannte, daß in ihnen die Pflanze zu den 
Werken dir Liebe sich rüstet. Run hat die Bestaͤubung 
der Blütennarbe mit Blütenstaub meist nur dann eine volle 
Wirkung, wenn eine Kreuzbefruchtung stattgefunden hat, d. 
P. wenn auf die Narbe der Blütenstaub einer fremden 
Pflanze gebracht wird; dagegen ist eine Bestäubung der 
LVarben mit NRöflen ein ungß de ia Nesanz vässiß 
wirksam oder doch nicht in gleichem Umfange wirksam. Diese 
für die Fortpflanzung der Gewächse notwendige Uebertragung 
des Bluͤtenstaubes auf eine fremde Narbe wird in der ver⸗ 
schiedenartigsten Weise bewerkstelligt, und es ist leicht er— 
sichtlich, daß die Pflanzen hierzu desonderer Uebertragungs- 
mittel bedürfen. Solche Vermitiler der Befruchtung sind 
der Wind, das Wasser und die Tiere (meist Insekten), und 
man unterscheidet hiernach wind-⸗, wasser⸗ und inselten— 
zlütige Pflanzen. Letztere allein tragen Blumen, durch 
deren Faͤrben und Duͤfte die Tierchen beim Einsammeln 
der in den Blumen vorhandenen Honigabsonderungen oder 
— bei fehlenden Nektarien — des ihnen auch als Nahrung 
dienenden Blütenstaubes angelockt werden, und die für diese 
füglich die Bedeutung von Wirtshausschildern haben. Da⸗ 
zegen besitzen wind und wasserblütige Pflanzen durchaus 
inscheinbate Blüten, da farbenprächtige Blätter in der 
Blütenregion und die Entwickelung von Gerüchen hier offen⸗ 
har völlig zwecklos wären. 
Wie schon der Entdecker und Begründer der ange—⸗ 
deuteten Beziehungen zwischen Insekten und Blumen, 
Sprengel, nachwies, erscheinen die Pflanzenarten in ihrem 
Blumenbau bestimmten Insektenarten angepaßt. Die bunte 
Brundfarbe der Krone zeigt oft zarte, abweichend ge— 
färbte Zeichnungen, namentlich in Strichform; es sind 
dies die sogenannten Saftmale, welche von den außen 
leicht sichtbaren Teilen der Blütendecke zu den Honig— 
behältern führen und den Insekten den Weg zur Honig-— 
quelle weisen. Beim Sammeln des Nektars aber vermitteln 
die Tierchen die Kreuzbefruchtung, indem sie beim Auf⸗ 
uchen der Nektarien durch besondere Blüteneinrichtungen 
zenötigt werden, die Staubbeutel bez, die Rarben zu streifen, 
vobei sie an bestimmten Körperstellen den meist klebrigen 
Pollen aufnehmen, den sie beim Besuch einer anderen 
Blume unbewußt an die ebenfalls klebrige Narbe abgeben. 
Hier sei übrigens auf eine häufig wiederkehrende Erscheinung 
Jingewiesen, die schon an sich eine Selbstbestäubhung un— 
nöglich macht. Die Staub⸗ und Fruchtblätter einer und 
derfelben Blüte erlangen oft zu ganz verschiedenen Zeiten 
ihre Reife. Reifen die Staubblatter vor den Fruchtblättern, 
so spricht man von erstmännlichen, im umgekehrten Falle 
hon erstiveiblichen Blüten. Werden die Fruchtblätter empfäng⸗ 
aisfähig, so verwelken die Staubblätter bei den erstmänn⸗ 
ichen Blüten, während bei den erstweiblichen die Staub— 
22465⸗ssich erft zu zfinen begfinnen wenn die Narben ihr—
	        
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