Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVIII. Jahrgang. 
Xr. 14. 
—8* 
Her — 
Saarbrücken, 
den 6. April 1888. 
* 
** 
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Vergleute. 
— — — 
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiestgen Gruben und 
den benachbarten Orischaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Viertelijahr bei der Expedition 30 Mpfg., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfg. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Amtliches. 
Dem Militäranwärter Karl Noack sind die Geschäfte eines 
Schlafhausmeisters auf Grube Sulzbach übertragen worden. 
Das Benzin. 
Unter den Stoffen, welche dem Bergmann auf seinen 
Wegen im Innern der Erde leuchten und ihm das für sein 
Arbeiten nötige Licht geben, nimmt seit einigen Jahren auch 
das Benzin eine Stelle ein. Auf einigen Bergwerken im 
Saarbrücker Bezirk ist dieser Stoff das ausschließlich in 
Anwendung stehende Beleuchtungsmaterial, auf den meisten 
übrigen wird er von den Beamten bei Befahrung der Grube 
benutzt. Bei der Bedeutung, die somit das Benzin für 
den Bergmann bereits gewonnen hat und welche es voraus— 
ichtlich noch mehr und mehr gewinnen wird, dürfte ein 
näheres Bekanntwerden mit demselben, seiner Gewinnung, 
einen Eigenschaften und dem dadurch bedingten mannig 
achen Gebrauch manchem Leser dieses Blattes erwünscht sein. 
Das Benzin ist in reinem Zustande eine wasserhelle, 
jehr bewegliche, nicht unangenehm riechende Flüssigkeit, 
welche schon bei 820 C. siedet, bei etwa 60 zu einer weißen, 
ampherähnlichen Masse erstarrt. Sie löst Fette und Harze, 
Zautschuk, Guttapercha und verschiedene andere Stoffe auf 
and brennt mit glänzender Flamme von großer Lruchtkraft. 
Diese gut zu verwertenden Eigenschaften würden dem Benzin 
ꝛine noch weit ausgedehntere Verwendung verschaffen, als 
s bis jetzt findet, wenn es neben diesen guten nicht auch 
chlechte Eigenschaften hätte. Solche sind die leichte Ent— 
zündbarkeit und dadurch bedingte Erplosibilität, fowie seine 
zroße Neigung, sich zu verflüchtigen. 
Als Lösungsmittel findet Venzin schon seit laͤngerer 
Zeit ausgedehnte Verwendung: zum Entfeiten der Knochen, 
zum Ausziehen des Oels aus Sämereien, bei der Bestim⸗ 
mung des Fettgehalts der Schafwolle, der Butter. Wie 
ein anderer Stoff eignet es sich zum Entfernen von Fett⸗ 
lecken jeder Art, auch dann, wenn dieselben älteren Datums 
ind. Da es hierbei selbst auf die zartesten Farben einen 
ieselben aͤndernden Einfluß nicht ausübt, kann man es 
ohne Bedenken zur Reinigung auch der kostbarsten Stoffe 
erwenden. Nur habe man ücht darauf, daß man reines 
Benzin anwende. 
Die lösende Kraft des Benrzins wirs vorn⸗ jur Ro- 
reitung von Kautschuk- oder Gummilack benutzt, welchert 
zum Wasserdichtmachen gewebter Stoffe verwandt wird; 
der auf gleiche Weise hergestellte Gummikitt dient zum Aus— 
bessern von Gummigegenständen, zum Befestigen der Sohlen 
an Gummischuhen. 
Benzin eignet sich auch zur Vertilgung kleiner, schäd— 
licher Tiere, die sich in Möbeln, Kleidern, Polstern ein— 
genistet haben, auch ist es ein sehr wirksames Mtittel zur 
Vertreibung von Ungeziefer beim Menschen sowohl als bei 
Haustieren. Im ersteren Fall hilft ein Besprengen mit 
Benzin, im letzteren eine Waschung mit diesem Stoffe. 
Bei jeder Verwendung von Benzin ist aber seine leichte 
Entzündlichkeit wohl zu beachten. Man hüte sich, ein 
Zimmer, dessen Luft mit Benzindunst durchtränkt ist, mit 
einem brennenden Vicht zu betreten; denn wenn die Luft 
in einem geschlossenen Raume mit einer gewissen Menge 
Benzindämpfen gemischt ist, genügt das Änzünden eines 
Schwefelholzes, um eine heftige Explosion hervorzurufen. 
Dem Hantieren mit Benzin muß immer ein sorgfältiges 
Lüften des benutzten Raumes folgen. Auch flüssiges Benzin 
darf man mit einer Flamme nicht in Berührung bringen. 
Besäße, worin dieser Stoff aufbewahrt wird, mussen fiets 
jut verschlossen gehalten werden. 
Eine weitere, namentlich für den Bergmann wichtige 
Verwendung findet das Benzin wegen seiner Leuchtkraft. 
Selbige ist größer als die des Rüböls und des Petroleums 
oder die einer Mischung dieser beiden Oele. Diese wert— 
volle Eigenschaft würde dem Benuzin eine noch ausgedehntere 
Verwendung verschaffen, als es bis jetzt gefunden, wenn 
nicht seine leichte Entzündbarkeit und die Neigung zur Ver— 
düchtung kostspieligere Verpackung und umflandlicheren 
Transport sowie komplizierte Brennopparate bedingten. 
Namentlich der letztere Umstand ist es, welcher die allge— 
meine Einführung des Benzins als Beleuchtungsmittel im 
Bergbau bisher verhindert hat, ja die Ursache geworden 
ist, daß einige Verwaltungen den Gebrauch desselben wieder 
eingestellt und auf die vorher benutzten Oele zurückgegriffen 
haben. Der Preis des für Brennzwecke brauchbaren Ben⸗ 
zins steht gegenwärtig etwa anderthalbmal so hoch als der 
des Petroleums, ist aber immer noch geringer als der des 
Rüböls. 
Wie wird das Benzin gewonnen? Sollte man meinen, 
daß dieser Stoff in dem schwarzen übelriechenden Theer, 
der bei der unvollständigen Verbrennung von Steinkohle
	        
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