Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVIII. Jahrgang. 
Xr. 12. 
Saarbrücken, 
den 23. März 1888. 
H gmann 95 leb 
—8* 
*2 
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute. 
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedilion in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiestgen Gruben und 
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 80 Mpfg., duͤrch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfgs. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monals zu berichtigen. 
Zum 22. März. 
Es ist geschehn! — wir glaubten kaum, 
Es dürfse je des Todes Hand 
Berühren dieses Purpurs Saum, 
Zersprengen dieser Krone Band! 
Es ist geschehn — es ist vorbei — 
Und doch, aus allen Herzen bricht 
Mit Liebesallgewalt der Schrei: 
Wir glauben's nicht, wir glauben's nicht! 
In stummem Schmerze steht unser Volk, das sich bereits vorbereitete, am 22. März Gott zu danken, 
daß den hohen Jahren unseres teuren Kaisers ein neues, wenngleich unsäglich schweres, hinzugefügt worden, am 
Grabe des teuren, heißgeliebten Monarchen. Mit uns trauern die befreundeten und verbündeten Völker, und 
die gesamte Welt empfindet tief die Bedeutung der Stunde, in welcher ein Leben erlosch, das dem Zeitalter 
seinen Namen gegeben. 
In den Jahrbüchern der Geschichte stehen Kaiser Wilhelms Thaten, welche der Weltgeschichte neue 
Bahnen angewiesen haben, verzeichnet, und eine späte Nachwelt wird das heute lebende Geschlecht, welches sich 
sein Volk nennen durfte, beneiden. In dem Herzen dieses seines Volkes aber leben jene ungezählten Thaten 
unermüdlichen Wohlthuns, durch welche der gütige Herrscher so viele Thränen getrocknet, so viel Leid gemildert, 
so viele Härten des Lebens ausgeglichen hat. 
Entschlossen und unbeugsam in der Zeit ernster Entscheidung, demütig im Glück, ein leuchtendes Vor— 
bild hochherzig ritterlicher Gesinnung, selbstverleugnender Pflichterfüllung, den Blick auf die großen Ziele seines 
Volkes gerichtet, weise wägend und dann mutig wagend — so steht Kaiser Wilhelms Bild in aller Deutschen 
Herzen eingegraben, so wird es fortleben durch die Jahrhunderte von Geschlecht zu Geschlecht. Durch alle 
deutschen Gaue war der Kaiser nicht nur das erhabene Symbol der deutschen Einheit und Macht, der 
lebendige Inbegriff unserer nationalen Größe, er war auch der mit wahrer hingebender Liebe und Verehrung 
begruͤßte Herrscher, dem alle Herzen begeistert zuschlugen, wo immer er inmitten seines Volkes stand. 
Er, der als Knabe den jähen Zusammenbruch des Vaterlandes sah, ist der Wiederhersteller der deut— 
schen Einheit, Macht und Größe geworden! Aber je größer an Erfolgen, je älter an Jahren unser teurer 
Kaiser wurde, um so mehr wuchs das Vertrauen nicht nur der deutschen Fürsten und Stämme, sondern auch 
der fremden Herrscher und Regierungen in die Treue, die Friedfertigkeit, in die Mäßigung seiner Regierung, 
und am späten Abend seines Lebens war es ihm beschieden, der Mittelpunkt des großen Friedensbundes zu 
sein, den er nun Deutschland und Europa als ein kostbares Erbteil hinterlassen hat. 
„Im Frieden läßt Du Deinen Diener fahren,“ hieß das Textwort am Tage der Beisetzung. Ja ein 
Mann des Friedens ist der hohe Entschlafene gewesen, so freudig er auch die Fahnen seines geliebten Heeres
	        
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