Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

hörst Du — ha, ha! — sie lacht — ja, ja, das ist ein 
Jubel, der die Gräber aufmacht und die Toten aus dem 
Schlaf weckt. Leb' wohl, Kind, oder willst Du wieder nach⸗ 
lommen und alles in's Gleis bringen? Heut' kämst Du da⸗ 
mit zu spät, er muß hinaus und wenn er sich an jedem 
Nagel festhalten wollte!“ und Schaum vor dem Munde, 
mit den wilden Geberden eines Rasenden stürzte er hin⸗ 
weg. 
Marie setzte sich auf das Grab der Mutter und sah 
hm lange schmerzlich ergriffen nach. „Er geht, ihn hinaus— 
zutreiben!“ rief sie verzweifelt. Welche Rachsucht kocht in 
seiner Brust! Es ist mein Vater! Konnte es ihm nicht genug 
sein, an dem Brand? Mir schaudert, wenn ich daran denke, 
derbrennen müssen und nirgends, nirgends Hülfe! Und da— 
mit hat er nicht genug — jetzt treibt er ihn hinaus und ich 
sonnt' seinen harten Sinn nicht beugen, konunl' ihn nicht 
von einer That zurückreißen, die uns alle verderben muß!“ 
Sie rang jammernd die Hände und große, helle Thränen 
perlten an ihren Wangen hinunter Unter dem Thränen— 
schleier glaubte sie das Bild ihres Geliebten zu sehen und 
als sie ihre Augen trocknete, siand Georg vor ihr. 
Warum weinst Du, Marie?“ frug er zärilich. 
„Du kommst noch zu mir?“ frug diese zurück, „wo wir 
für immer geschieden sind. Ach, Georg, ich hab' nichts auf⸗ 
zalten können und alles nur verschlimmert!“ 
„Sei ruhig, Marie,“ tröstete Georg, Du bist ein selt— 
Mädchen, das thut Dir sobald keine nach.“ 
„Ach, Du weißt nur nicht, was es mich gekostet hat — 
den eigenen Bater anzuschuldigen — glaub' nur, Georg, so 
twas bricht das Herz.“ 
Beorg's Brust entrang sich ein unwillkürlicher Seufzer. 
„Ja wohl, doch schweigen müssen, ist noch schlimmer, das 
zehrt und nagt wie ein Wurm an uns,“ sagte er traurig 
ind blickte zur Erde. 
„Und so that ich doch Recht d'ran?“ frug Marie, „oft 
ist's mir, als hätt' ich das nicht gedurft, und Gott hat mich 
dafür gestraft, daß ich erst recht Deinen Vater in's Unglück 
erissen.“ 
3— nein, Marie, so schlimm ist es nicht!“ versicherte 
BSeorg. „Mein Vater hat mir gesagt, daß der Kauf in 
Ordnung sei, daß es nicht blos zum Schein.“ 
„Das ist nicht möglich!“ 
„Doch, Marie, mein Vater hat mir's gesagt, und er 
lügt nicht, er hat Angeld erhalten und der Kauf ist richtiq.“ 
Marie schüttelte nur mit dem Kopfe. 
„Du kennst meinen Vater nicht,“ fuhr Georg lebhaft 
fort, „er ist gut, herzensgut, aber eigensinnig wie keiner, 
er kann der Mutter nicht vergeben, daß sie von ihm fort— 
gelaufen ist, sie soll sich argern über den Verkauf und dann, 
meinte der Vater, ist's gleichviel, ob der Weber das Gut 
hat oder ich — Ihr laßt ja doch nicht von einander — 
ich weiß es schon, Georg, meinte er jüngst.“ 
„Wirklich?“ rief Marie mit freudigem Erstaunen. 
„O, wie mir das Herz leicht wird. wenn ich's nur glau—⸗ 
den könnte!“ 
„Du kannst es —“ beteuerte Georg, „der Kauf ist 
keine Betrugssache, wie Du denkst und wie ich's auch ge— 
zlaubt hab'.“ 
Aber Du weißt nicht —“ entgegnete Marie. 
„Alles weiß ich —“ unterbrach fie Georg, „sei ruhig, 
Marie — es geschieht alles nur der Gerichte halber und 
mein Vater hat einen richtigen Kauf zemacht, wie er mir's wobl 
hundertmal gesagt.“ 
„Dann wär' mir eine schwere Last vom Herzeu und 
ich müßzt's meinem Vater abbit ten, daß ich ihn so schwer 
gekränkt hab'.“ 
„Gewiß,“ entgegnete lebhaft Georg, „und glaubst Du 
nun endlich, daß alles noch gut wird? Wenn mein Vater 
nur auf unserer Seite sieht, sind wir geborgen — und ich 
Dußts wohl, daß er mir auf die Lange nicht abschlagen 
ann.“ 
„Aber Deine Mutter?“ äußerte Marie ihre alten Zwei— 
el, „fie wird uns destomehr zürnen, je länger sie mit dem 
Vater in Feindschaft lebt.“ 
„Und ist sie nicht an allem Schuld?“ frug Georg. 
„Warum haßt sie Deinen Vater, und ich hab's ihr doch oft 
yorgeste Ut, daß Dein Vater an dem Tode der Großmuͤtter 
Duldis ist, daß er nimmermehr ein Mörder und Brand— 
tifter.“ 
„Glaubst Du es nicht?“ frug Marie mit schmerzlichem 
dächeln. „Du bist mild und gut, Du kannst von niemand 
Böses denken — Georg, könni' ich's auch!“ und sie brach 
yon neuem in Thränen aus. 
„Du kannst es nicht?“ frug Georg ganz erstaunt, Du 
hältst für möglich, daß Dein Vater —“er stockte. 
Marie blickte schmerzlich bewegt zur Erde, dann warf 
sie sich in überströmender Empfindung an die Brust ihres 
Beliebten. 
„Georg, ich kann nicht anders — ich muß Dir alles 
jagen, was ich kaum zu denken gewagt; ach, meine Lippen 
vollen sich nicht öffnen!“ Sie saäh sich scheu um und fuhr 
zanz leise fort: „Mein Vater ist schrecklich, er haßt Euch 
his auf's Blut und mir ahnt's, er muß der Brandstifter 
ein.“ 
„Wie kommst Du zu dem finstern Verdacht ?“ frug 
Beorg verwundert. „Es muß fürchterlich sein, wenn man 
veiß, daß der eigene Vater ein Brandstifter und man doch 
zum ewigen Schweigen verdammt ist.“ Er hatte das meht 
für sich hingesprochen und wagte dabei nicht aufzublicken. 
„Ja, Georg, das ist entsetzlich, das nagt und wühlt 
an unserm Herzen und läßt uüns nimmer Ruhen“ klagte 
Marie. 
„Ich glaub's,“ sagte Georg, und über sein Gesicht flog 
ein bitteres, trauriges Lächeln; „aber Du warst ja damalẽ 
noch ein Kind — zu Deinem GSlück, Du hast Deinen Va— 
ser nicht sehen können, wie er die finstere That vollbracht 
hat, wie er heimlich um das Haus schleicht, leise nnd vor— 
sichtig, wie er Feuer schlägt, dann die Hand ausstreckt und 
im nächsten Augenblick loht es auf.“ Georg haite in stei— 
gender Aufregung gesprochen und bedeckte jetzt das Geficht 
mit beiden Händen. Marie hatte seine AÄufregung nicht 
jemerkt. 
(Fortsetzung folgt.) 
Auflösung des Rätsels aus voriger Rummer: 
NRegen — Neger—. 
Ptarktpreise am 10. März 1888. 
zu Saarbröcken. zu St. Johanu 
Mark Pig. UMark Piæ. 
ivon 3 — 
bdis 7 — 
von 1 80 
bis 2 26 
von — 80 
bie R 
100 Kilo Kartoffeln. 
l Kils Butier. 
Dutzend Eier. 
4 — 
1 80 
2 20 
80 
90 
Drucker und Verleger: Gebrüder Ho i in Saarbracen. Erveditien der * 
Verantwortlicher Rebactkeur⸗“ 5 Wagner Saarorte 
iFer Qeitundc
	        
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