hörst Du — ha, ha! — sie lacht — ja, ja, das ist ein
Jubel, der die Gräber aufmacht und die Toten aus dem
Schlaf weckt. Leb' wohl, Kind, oder willst Du wieder nach⸗
lommen und alles in's Gleis bringen? Heut' kämst Du da⸗
mit zu spät, er muß hinaus und wenn er sich an jedem
Nagel festhalten wollte!“ und Schaum vor dem Munde,
mit den wilden Geberden eines Rasenden stürzte er hin⸗
weg.
Marie setzte sich auf das Grab der Mutter und sah
hm lange schmerzlich ergriffen nach. „Er geht, ihn hinaus—
zutreiben!“ rief sie verzweifelt. Welche Rachsucht kocht in
seiner Brust! Es ist mein Vater! Konnte es ihm nicht genug
sein, an dem Brand? Mir schaudert, wenn ich daran denke,
derbrennen müssen und nirgends, nirgends Hülfe! Und da—
mit hat er nicht genug — jetzt treibt er ihn hinaus und ich
sonnt' seinen harten Sinn nicht beugen, konunl' ihn nicht
von einer That zurückreißen, die uns alle verderben muß!“
Sie rang jammernd die Hände und große, helle Thränen
perlten an ihren Wangen hinunter Unter dem Thränen—
schleier glaubte sie das Bild ihres Geliebten zu sehen und
als sie ihre Augen trocknete, siand Georg vor ihr.
Warum weinst Du, Marie?“ frug er zärilich.
„Du kommst noch zu mir?“ frug diese zurück, „wo wir
für immer geschieden sind. Ach, Georg, ich hab' nichts auf⸗
zalten können und alles nur verschlimmert!“
„Sei ruhig, Marie,“ tröstete Georg, Du bist ein selt—
Mädchen, das thut Dir sobald keine nach.“
„Ach, Du weißt nur nicht, was es mich gekostet hat —
den eigenen Bater anzuschuldigen — glaub' nur, Georg, so
twas bricht das Herz.“
Beorg's Brust entrang sich ein unwillkürlicher Seufzer.
„Ja wohl, doch schweigen müssen, ist noch schlimmer, das
zehrt und nagt wie ein Wurm an uns,“ sagte er traurig
ind blickte zur Erde.
„Und so that ich doch Recht d'ran?“ frug Marie, „oft
ist's mir, als hätt' ich das nicht gedurft, und Gott hat mich
dafür gestraft, daß ich erst recht Deinen Vater in's Unglück
erissen.“
3— nein, Marie, so schlimm ist es nicht!“ versicherte
BSeorg. „Mein Vater hat mir gesagt, daß der Kauf in
Ordnung sei, daß es nicht blos zum Schein.“
„Das ist nicht möglich!“
„Doch, Marie, mein Vater hat mir's gesagt, und er
lügt nicht, er hat Angeld erhalten und der Kauf ist richtiq.“
Marie schüttelte nur mit dem Kopfe.
„Du kennst meinen Vater nicht,“ fuhr Georg lebhaft
fort, „er ist gut, herzensgut, aber eigensinnig wie keiner,
er kann der Mutter nicht vergeben, daß sie von ihm fort—
gelaufen ist, sie soll sich argern über den Verkauf und dann,
meinte der Vater, ist's gleichviel, ob der Weber das Gut
hat oder ich — Ihr laßt ja doch nicht von einander —
ich weiß es schon, Georg, meinte er jüngst.“
„Wirklich?“ rief Marie mit freudigem Erstaunen.
„O, wie mir das Herz leicht wird. wenn ich's nur glau—⸗
den könnte!“
„Du kannst es —“ beteuerte Georg, „der Kauf ist
keine Betrugssache, wie Du denkst und wie ich's auch ge—
zlaubt hab'.“
Aber Du weißt nicht —“ entgegnete Marie.
„Alles weiß ich —“ unterbrach fie Georg, „sei ruhig,
Marie — es geschieht alles nur der Gerichte halber und
mein Vater hat einen richtigen Kauf zemacht, wie er mir's wobl
hundertmal gesagt.“
„Dann wär' mir eine schwere Last vom Herzeu und
ich müßzt's meinem Vater abbit ten, daß ich ihn so schwer
gekränkt hab'.“
„Gewiß,“ entgegnete lebhaft Georg, „und glaubst Du
nun endlich, daß alles noch gut wird? Wenn mein Vater
nur auf unserer Seite sieht, sind wir geborgen — und ich
Dußts wohl, daß er mir auf die Lange nicht abschlagen
ann.“
„Aber Deine Mutter?“ äußerte Marie ihre alten Zwei—
el, „fie wird uns destomehr zürnen, je länger sie mit dem
Vater in Feindschaft lebt.“
„Und ist sie nicht an allem Schuld?“ frug Georg.
„Warum haßt sie Deinen Vater, und ich hab's ihr doch oft
yorgeste Ut, daß Dein Vater an dem Tode der Großmuͤtter
Duldis ist, daß er nimmermehr ein Mörder und Brand—
tifter.“
„Glaubst Du es nicht?“ frug Marie mit schmerzlichem
dächeln. „Du bist mild und gut, Du kannst von niemand
Böses denken — Georg, könni' ich's auch!“ und sie brach
yon neuem in Thränen aus.
„Du kannst es nicht?“ frug Georg ganz erstaunt, Du
hältst für möglich, daß Dein Vater —“er stockte.
Marie blickte schmerzlich bewegt zur Erde, dann warf
sie sich in überströmender Empfindung an die Brust ihres
Beliebten.
„Georg, ich kann nicht anders — ich muß Dir alles
jagen, was ich kaum zu denken gewagt; ach, meine Lippen
vollen sich nicht öffnen!“ Sie saäh sich scheu um und fuhr
zanz leise fort: „Mein Vater ist schrecklich, er haßt Euch
his auf's Blut und mir ahnt's, er muß der Brandstifter
ein.“
„Wie kommst Du zu dem finstern Verdacht ?“ frug
Beorg verwundert. „Es muß fürchterlich sein, wenn man
veiß, daß der eigene Vater ein Brandstifter und man doch
zum ewigen Schweigen verdammt ist.“ Er hatte das meht
für sich hingesprochen und wagte dabei nicht aufzublicken.
„Ja, Georg, das ist entsetzlich, das nagt und wühlt
an unserm Herzen und läßt uüns nimmer Ruhen“ klagte
Marie.
„Ich glaub's,“ sagte Georg, und über sein Gesicht flog
ein bitteres, trauriges Lächeln; „aber Du warst ja damalẽ
noch ein Kind — zu Deinem GSlück, Du hast Deinen Va—
ser nicht sehen können, wie er die finstere That vollbracht
hat, wie er heimlich um das Haus schleicht, leise nnd vor—
sichtig, wie er Feuer schlägt, dann die Hand ausstreckt und
im nächsten Augenblick loht es auf.“ Georg haite in stei—
gender Aufregung gesprochen und bedeckte jetzt das Geficht
mit beiden Händen. Marie hatte seine AÄufregung nicht
jemerkt.
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rätsels aus voriger Rummer:
NRegen — Neger—.
Ptarktpreise am 10. März 1888.
zu Saarbröcken. zu St. Johanu
Mark Pig. UMark Piæ.
ivon 3 —
bdis 7 —
von 1 80
bis 2 26
von — 80
bie R
100 Kilo Kartoffeln.
l Kils Butier.
Dutzend Eier.
4 —
1 80
2 20
80
90
Drucker und Verleger: Gebrüder Ho i in Saarbracen. Erveditien der *
Verantwortlicher Rebactkeur⸗“ 5 Wagner Saarorte
iFer Qeitundc