Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

Wenn ich, so schließt der Erzähler, jetzt nach vielen 
sahren die verschiedenen Bilder des Krieges an meinem 
zeist vorübergleiten lasse, so bleibe ich stets länger als bei 
len andern bei diesem Bilde aus der Schlacht bei Beaumont 
aften; da sehe ich noch jetzt die blinkende Reiter schaar in 
»ildeni Galopp auf mich losstürmen, verhehle mir auch 
icht, daß es nicht allein der soldatische Gehorsam, sondern 
uch die Großartigkeit des Anblicks und der Ernst des 
lugenblicks war, welche meine Füße an die Stelle fesselten. 
Zum Schein. 
Kine Erzählung von Ludwig Habicht. 
Fortsetzung.) 
Der Bauer raffte sich aus seinem Hinbrüten auf und 
igte mit einer eigentümlichen Unsicherheit: „Ja Georg, so 
it und lieb Du uns bist, aber's wird nicht gehen, schlag' 
ir's aus dem Sinn.“ 
Georg schüttelte statt aller Antwort nur mit dem 
topf. 
vede mußt!“ rief jetzt Margareth in wildem Zorn. 
Das schlechte Frauenzimmer hat Dich nur umgarnt und 
a ihr Netz gezogen, aber so lange ich noch einen Atem⸗ 
ug hab', wird sie nie meine Schwiegertochter!“ 
„Ereifert Euch nicht, Bäuerin,“ entgegnete der Weber 
öhnisch, „und macht mir meine Marie nicht schlecht, es ist 
ar nicht nötig, und wenn der Georg darüber verrückt 
jürde und Ihr, wie Ihr seid, mir vor die Füße fielet, so 
gräch' ich doch nein, zehnmal nein! Eher erwürg' ich sie 
it meinen eigenen Häͤnden, ehe sie Eures Sohnes Frau 
ird.“ 
„Mutter, Du hast ihn gekränkt und Marie beschimpft, 
iach' es wieder gut, eh' es zu spät,“ bat Georg, „laß' ihn 
icht im Zorne fortgehen. Unsere Liebe könnte all' Euren 
aß begraben, Mutter, sei gut gegen mich und lasse mir 
Narie.“ 
„Du bist mein Kind nicht mehr, wenn Du noch länger 
avon schwatzest,“ entgegnete finster Margareth. 
„Vater,“ wandte sich Georg an Valentin, „u Dir 
lüch“ ich mich, Du wirst mich nicht verzweifeln lassen, ich 
ann ja nicht anders, ich liebe sie, so tief, so innig!“ 
„Aber Du siehst, die Mutter will es nicht,“ entgegnete 
er Bauer verlegen. 
„O, sie ist verblendet, sie weiß nicht —“ entgegnete 
beorg, er stodte plötzlich und einen eigentümlichen Blick 
uf seinen Vater wersend, fuhr er leiser fort: „Alles würde 
amit gut werden, Euer Haß, Eure Feindschaft und noch 
eit mehr.“ 
Beide sprachen noch eine Zeit leise und eifrig mit ein— 
nder, während der Weber sie mit mißtrauischen Blicken 
robachtete und Margareth in finsterm Troß vor sich hin⸗ 
arrte. Der Bauer war fich mehrmals über die Stirn ge⸗ 
hren, hatte undeutliche Worte vor sich hingemurmelt und 
im Erstaunen des Webers und Margareih begann er zwar 
och immer langsam, aber doch mit fesier Stimme: „Weber, 
In wirst Vernunft annehmen, das ist sicher, und Du, Mar— 
areth, bedent', daß wir den Georg nicht unglücklich machen 
ürfen, um alter Geschichten willen.“ 
„Bemüh' Dich nicht Valentin!“ entgeguete der Weber 
ihl und machte eine hochmütige Handbewegung. 
„Um alter Geschichten willen!“ bhraus'te Margareth zor— 
g auf, -Mann, das vergeb' ich Dir nicht, so ehrst Du 
eine Mutter?“ 
„Nimm doch Vernunft an, Margareth, was geschehen 
ist, ist geschehen!“ entgeguete der Bauer. 
„Ja, es ist geschehen,“ erwiderte Margareth mit fin⸗ 
sterm Lächeln, „ich seh', Du wärest schlecht genug, dem Georg 
zin Mädel heiraten zu lassen, deren Mutter, pfui der 
Schande, sich gehenkt und deren Voater —“ 
„Halt, Bäuerin! Mein Weib, das läßt mir in Frie⸗ 
den!“ unterbrach sie der Weber und der Ton seiner 
Stimme war förmlich gebieterisch. „Eure Schändlichkeit 
hat sie in den Tod geschickt, sagt von mir, was Ihr 
wollt, aber sie dürft Ihr nicht beschimpfen, oder —“ 
„Oder Ihr zündet uns wieder das Haus über'm Kopf 
an,“ höhnte Margareth, „und daun ist's wieder versichert, 
und dann verbrennt wieder meine Mutter, nein, nein, die 
ist ja tot, ja tot — und Ihr getraut Euch noch, über 
unsere Schwelle zu kommen?“ fuhr sie mit schneidender 
Stimme fort, sich in immer größeren Zorn hineinredend. 
„Ihr fürchtet nicht, daß die Decke üher Euch zusammen⸗ 
hricht, daß Euch der Blitz erschlägt? Hinweg, Mörder 
meiner Mutter! Mordbrenner!“ 
„Seid Ihr nun fertig?“ frug der Weber, den Hohn 
erwidernd, und sein blasses, gelbes Gesicht verzerrte sich, 
„und Ihr wißt es genau, daß ich das Feuer angelegt? 
Und doch konnten's die klugen Herren vom Gericht mir 
nicht beweisen, so viel Mühe sie sich auch gaben.“ 
„Gott wird es schon an's Tageslicht kommen lafsen 
und den Verruchten bestrafen, das ist mein täglich Gebet!“ 
war Margareth's drohende Autwort. 
„Ich bet' es auch,“ entgegnete der Weber fest und 
ruhig, „und ich will nicht eher in die Grube fahren, dis 
es nicht die Sonne an den Tag gebracht hat, und dann, 
Bäuerin, wollen wir sehen, wer der echte Mordbrenner 
war!“ Ohne jetzt die Zurückgebliebenen eines Blickes zu 
vürdigen, verließ er mit der Miene eines Siegers die Stube. 
„Nun ist's vorbei! Jetzt wird's nimmer aut!“ seufzte 
Beorg. 
Der Schurke ist im Stande und zündet uns wieder 
an, ich muß ihm nachsehen, bis er fort ist,“ bemerkte Mar— 
gareth und in gewohnter Hast und Unruhe stürzte sie hin— 
uus. 
Der Bauer starrte düster brütend vor sich hin; als 
seine Frau hinausgegangen war, trat er auf seinen Sohn 
zu, lehnte wie gebrochen, den Arm auf dessen Schulter, 
vährend seine Augen unruhig umherirrten. Ecrst nach eini— 
gjer Zeit richtete er den Kopf wieder ia die Höhe. „Aber 
jetzt muß ich fort,“ fuhr er plötzlich auf, „die Stube er⸗ 
zrückt mich, ich muß andere Menschen sehen, daß ich all' 
das tolle Zeug vergesse!“ und er eilte zur Thür. 
Ju demselben Augenblick trat Margarath wieder in 
die Stube. „Wo willst Du hin? Doch nicht zur Schenle?!“ 
rief sie erschrocken. 
„Ich muß — mir brennt's im Kopfe, als wenn er 
zersptingen sollt'!“ entzegnete der Bauer finster. 
„Meutter, taß' ihn nur gehen, er ist wirklich krank,.“ 
meinte Georg. 
„Und vorhin versprachst Du noch hier zu bleiben, weil 
heut' meiner Mutter Todestag,“ sagte die Bäuecrin vor— 
wurfsvoll. 
„Weib, mach' mich nicht rasend mit diesem ewigen Ge— 
schwätz!“ rief Walther und fuhr mit den Armen wild in 
der Luft herum. „Heu' will ich leben, lustig sein, hei! 
Wie mir das Herz lacht. Fort mit all' dem Trödel, der 
mich noch verrückt gemacht hätte!“ 
„Valentin, ist das Dein Ernst?!“ frug Margareth 
halb schmerzlich, halh drohend
	        
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