Wenn ich, so schließt der Erzähler, jetzt nach vielen
sahren die verschiedenen Bilder des Krieges an meinem
zeist vorübergleiten lasse, so bleibe ich stets länger als bei
len andern bei diesem Bilde aus der Schlacht bei Beaumont
aften; da sehe ich noch jetzt die blinkende Reiter schaar in
»ildeni Galopp auf mich losstürmen, verhehle mir auch
icht, daß es nicht allein der soldatische Gehorsam, sondern
uch die Großartigkeit des Anblicks und der Ernst des
lugenblicks war, welche meine Füße an die Stelle fesselten.
Zum Schein.
Kine Erzählung von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.)
Der Bauer raffte sich aus seinem Hinbrüten auf und
igte mit einer eigentümlichen Unsicherheit: „Ja Georg, so
it und lieb Du uns bist, aber's wird nicht gehen, schlag'
ir's aus dem Sinn.“
Georg schüttelte statt aller Antwort nur mit dem
topf.
vede mußt!“ rief jetzt Margareth in wildem Zorn.
Das schlechte Frauenzimmer hat Dich nur umgarnt und
a ihr Netz gezogen, aber so lange ich noch einen Atem⸗
ug hab', wird sie nie meine Schwiegertochter!“
„Ereifert Euch nicht, Bäuerin,“ entgegnete der Weber
öhnisch, „und macht mir meine Marie nicht schlecht, es ist
ar nicht nötig, und wenn der Georg darüber verrückt
jürde und Ihr, wie Ihr seid, mir vor die Füße fielet, so
gräch' ich doch nein, zehnmal nein! Eher erwürg' ich sie
it meinen eigenen Häͤnden, ehe sie Eures Sohnes Frau
ird.“
„Mutter, Du hast ihn gekränkt und Marie beschimpft,
iach' es wieder gut, eh' es zu spät,“ bat Georg, „laß' ihn
icht im Zorne fortgehen. Unsere Liebe könnte all' Euren
aß begraben, Mutter, sei gut gegen mich und lasse mir
Narie.“
„Du bist mein Kind nicht mehr, wenn Du noch länger
avon schwatzest,“ entgegnete finster Margareth.
„Vater,“ wandte sich Georg an Valentin, „u Dir
lüch“ ich mich, Du wirst mich nicht verzweifeln lassen, ich
ann ja nicht anders, ich liebe sie, so tief, so innig!“
„Aber Du siehst, die Mutter will es nicht,“ entgegnete
er Bauer verlegen.
„O, sie ist verblendet, sie weiß nicht —“ entgegnete
beorg, er stodte plötzlich und einen eigentümlichen Blick
uf seinen Vater wersend, fuhr er leiser fort: „Alles würde
amit gut werden, Euer Haß, Eure Feindschaft und noch
eit mehr.“
Beide sprachen noch eine Zeit leise und eifrig mit ein—
nder, während der Weber sie mit mißtrauischen Blicken
robachtete und Margareth in finsterm Troß vor sich hin⸗
arrte. Der Bauer war fich mehrmals über die Stirn ge⸗
hren, hatte undeutliche Worte vor sich hingemurmelt und
im Erstaunen des Webers und Margareih begann er zwar
och immer langsam, aber doch mit fesier Stimme: „Weber,
In wirst Vernunft annehmen, das ist sicher, und Du, Mar—
areth, bedent', daß wir den Georg nicht unglücklich machen
ürfen, um alter Geschichten willen.“
„Bemüh' Dich nicht Valentin!“ entgeguete der Weber
ihl und machte eine hochmütige Handbewegung.
„Um alter Geschichten willen!“ bhraus'te Margareth zor—
g auf, -Mann, das vergeb' ich Dir nicht, so ehrst Du
eine Mutter?“
„Nimm doch Vernunft an, Margareth, was geschehen
ist, ist geschehen!“ entgeguete der Bauer.
„Ja, es ist geschehen,“ erwiderte Margareth mit fin⸗
sterm Lächeln, „ich seh', Du wärest schlecht genug, dem Georg
zin Mädel heiraten zu lassen, deren Mutter, pfui der
Schande, sich gehenkt und deren Voater —“
„Halt, Bäuerin! Mein Weib, das läßt mir in Frie⸗
den!“ unterbrach sie der Weber und der Ton seiner
Stimme war förmlich gebieterisch. „Eure Schändlichkeit
hat sie in den Tod geschickt, sagt von mir, was Ihr
wollt, aber sie dürft Ihr nicht beschimpfen, oder —“
„Oder Ihr zündet uns wieder das Haus über'm Kopf
an,“ höhnte Margareth, „und daun ist's wieder versichert,
und dann verbrennt wieder meine Mutter, nein, nein, die
ist ja tot, ja tot — und Ihr getraut Euch noch, über
unsere Schwelle zu kommen?“ fuhr sie mit schneidender
Stimme fort, sich in immer größeren Zorn hineinredend.
„Ihr fürchtet nicht, daß die Decke üher Euch zusammen⸗
hricht, daß Euch der Blitz erschlägt? Hinweg, Mörder
meiner Mutter! Mordbrenner!“
„Seid Ihr nun fertig?“ frug der Weber, den Hohn
erwidernd, und sein blasses, gelbes Gesicht verzerrte sich,
„und Ihr wißt es genau, daß ich das Feuer angelegt?
Und doch konnten's die klugen Herren vom Gericht mir
nicht beweisen, so viel Mühe sie sich auch gaben.“
„Gott wird es schon an's Tageslicht kommen lafsen
und den Verruchten bestrafen, das ist mein täglich Gebet!“
war Margareth's drohende Autwort.
„Ich bet' es auch,“ entgegnete der Weber fest und
ruhig, „und ich will nicht eher in die Grube fahren, dis
es nicht die Sonne an den Tag gebracht hat, und dann,
Bäuerin, wollen wir sehen, wer der echte Mordbrenner
war!“ Ohne jetzt die Zurückgebliebenen eines Blickes zu
vürdigen, verließ er mit der Miene eines Siegers die Stube.
„Nun ist's vorbei! Jetzt wird's nimmer aut!“ seufzte
Beorg.
Der Schurke ist im Stande und zündet uns wieder
an, ich muß ihm nachsehen, bis er fort ist,“ bemerkte Mar—
gareth und in gewohnter Hast und Unruhe stürzte sie hin—
uus.
Der Bauer starrte düster brütend vor sich hin; als
seine Frau hinausgegangen war, trat er auf seinen Sohn
zu, lehnte wie gebrochen, den Arm auf dessen Schulter,
vährend seine Augen unruhig umherirrten. Ecrst nach eini—
gjer Zeit richtete er den Kopf wieder ia die Höhe. „Aber
jetzt muß ich fort,“ fuhr er plötzlich auf, „die Stube er⸗
zrückt mich, ich muß andere Menschen sehen, daß ich all'
das tolle Zeug vergesse!“ und er eilte zur Thür.
Ju demselben Augenblick trat Margarath wieder in
die Stube. „Wo willst Du hin? Doch nicht zur Schenle?!“
rief sie erschrocken.
„Ich muß — mir brennt's im Kopfe, als wenn er
zersptingen sollt'!“ entzegnete der Bauer finster.
„Meutter, taß' ihn nur gehen, er ist wirklich krank,.“
meinte Georg.
„Und vorhin versprachst Du noch hier zu bleiben, weil
heut' meiner Mutter Todestag,“ sagte die Bäuecrin vor—
wurfsvoll.
„Weib, mach' mich nicht rasend mit diesem ewigen Ge—
schwätz!“ rief Walther und fuhr mit den Armen wild in
der Luft herum. „Heu' will ich leben, lustig sein, hei!
Wie mir das Herz lacht. Fort mit all' dem Trödel, der
mich noch verrückt gemacht hätte!“
„Valentin, ist das Dein Ernst?!“ frug Margareth
halb schmerzlich, halh drohend