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erwiderte der Alte, „auch würde ich gerne zugreifen, wenn
ich nur Appetit hätte, was aber heute nicht der Fall ist.
Indessen brauchtest Du gar nicht auf den Koch des Königs
zurück zu greifen, Du hast hier im Hause einen Kochkünstler,
don dem Du und Deine Köchin noch vieles lernen könntet,
namentlich in Bezug auf Bereitung von Braten.“
Alle horchten auf, doch die Frau Oberst sagte etwas
pickiert: „Ei, ei, und das höre ich erst heute, daß ich ein
solches Genie unter meinem Dach beherberge. Welcher von
den neuen Dienstboten ist es denn, der solche Talente ent—
wickelt?“
„Nun, nun,“ meinte der Oberst begütigend, „es ist gar
kein neuer Mann, mein alter Johann ist es, der mir waͤh—
rend des Feldzuges einmal einen Hammelbraten gemacht,
so schön, so zart und schmackhaft, daß ich noch heute in der
Erinnerung daran schwelge, obgleich ich sonst gar kein Freund
von Hammelsbraten bin.“
„Wenn das ist,“ meinte die Frau Oberst lächelnd, „da
ist ja nichts leichter, als daß Johann mir das Rezept gibt,
und dann sollst Du morgen denselben Braten genau wie
damals im Feldzuge bekommen. Nun, Johann!“ wandte
sie sich dann an den eben mit dem Champagner eintreten⸗
den Diener, „Du hast ja wohl gehört, welche Lobsprüche
der Herr Deinen Kochkünsten spendet. Zwar habe ich bis
jetzt nichts davon gewußt, daß Du uns so ins Handwerk
pfuschest, doch möchte ich gern Dein Geheimnis kennen, um
mir auch solches Lob zu verdienen.“
Mit halb ängstlichem, halb pfiffigen Gesicht erwiderte
Johann: „Gnädige Frau wissen wohl, daß ich mich gar
nicht mit Kochkünsten abgebe, daß das auch gar meines
Amtes nicht ist. Der Herr Oberst belieben zu scherzen,
venn Sie meine Kochkunst rühmen.“
„Wie Alter,“ rief der Oberst erzürnt aus, „willst Du
Winkelzüge machen? Erinnere Dich des Abends bei Pont
Mousson. Hast Du da nicht für mich Hammelrippchen
gebraten, und sagte ich Dir nicht gleich ein Kompliment
uͤber Deine Geschicklichkeit? Mache keine Umstände und sage
meiner Frau genau, wie Du damals den Braten zubereitet.“
„Bedenken der Herr Oberst, daß wir damals seit morgens
1Uhr auf dem Marsche gewesen und den ganzen Tag nichts
Jenossen hatten als etwas trockenes Kommisbrod mit einem
Glase schlechten Rotweins dazu,“ entgegnete Johann klein⸗
laut.
auf einem Feldstein, der nahe bei der Kochhütte war und
suchte nach Salz. Leider hatte ich keins und fürchtete schon,
mich ohne das behelfen zu müssen, da fiel mir zum Glück
ein, daß das Pulver ja salzig ist, so öffnete ich eine Patrone
und rieb die Stücke Fleisch tüchtig mit Pulver ein. Zwar
sah das nicht appetitlich aus, doch es war schon etwas dunkel
und wenn der Herr Oberst es gesehen hatte, hätte er ge—
glaubt, es sei Pfeffer am Fleisch.“
„Kerl,“ rief der Oberst, indem er aufsprang, „und das
hast Du mir zu bringen gewagt?“
„Nun, nun, lieber Udo,“ begütigte seine Frau, „laß
doch den Johann auserzählen, ich finde, er spricht sehr
hübsch. Erzähle nur weiter, Johann!“
„Was ein guter Braten werden soll,“ fuhr Johann
fort, „der muß auch gut gefettet werden. Leider hatte aber
der Hammel kein Fett gehabt, und ich hatte auch keins.
Endlich fiel mir ein, daß ich im Tornister noch ein halbes
Talglicht hatte, womit ich meinen Bart zu wichsen pflegte.
Davon kratzte ich die oberste Partie, welche den Bart ge—
vichst hatte, ab, und rieb dann recht sorgfältig mein Koch—
blech mit dem Talglicht aus, ehe ich mein schoͤn gesalzenes
Hammelstück ans Feuer stellte.“
„Drei Tage krummschließen lasse ich Dich!“ rief der
Oberst, während er doch kaum das Lachen verbeißen konnte,
und endlich stimmte er selbst in den lauten Jubel seiner
Umgebung ein.
„Nun, wie isit's, lieber Mann,“ meinte dann die Frau
Oberst mit komisch ernsthastem Gesicht, „soll ich Dir nicht
morgen einige Hammelrippchen nach Johanns Rezept machen
lassen?“
„Brr! mir wird noch jetzt ganz übel, wenn ich daran
denke, daß ich solches Gericht gegessen. Reich mir doch
lieber den Truthahn her, ich will sehen, ob mein Magen
nicht doch etwas annimmt, wenn ich's ihm biete.“
Und er that's.
Gemeinnütziges.
Mischung zum schärfen und schleifen der
Werkzeuge. Man bedient sich seit undenklichen Zeiten
des Oeles, um Werkzeuge, deren Schärfe großer Feinheit
vedarf, zu schleifen. Eine Mischung von Glyzerin und Al—
kohol, die neuerdings viel empfohlen wird, bietet allem An⸗
scheine nach Vorteile gegenüber der alten Methode; sie ver—
meidet das Beschmutzen des Schleifsteines, durch die sonsi
entstehende Schmiere, welche die ganze Arbeit zu einer un—
sauberen macht. Bei Werkzeugen, welche große Oberfläche
bdieten, z. B. Messer, nimmt man drei Teile Glyzerin auf
einen Teil Alkohol, bei kleineren Oberflächen genügt reines
Blyzerin.
„Ach was, da ist nichts zu bedenken, sage nur, wie Du
den Braten zubereitet.“
„Werden der Herr Oberst auch nicht böse werden, wenn
ich alles genau erzähle?“
„Was ist denn da böse zu werden? Du hörst ja, es
hat mir noch niemals so gut geschmeckt als an dem Abend.“
„Nun denn,“ meinte Johann, „so will ich berichten.
Wir kamen also abends an. Die ganze Stadt lag voll
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heiß gewesen, alle Ortschaften, durch die wir gekommen
waren, waren wie ausgestorben, so hatten wir nichts zu
essen, nur einige Hämmel hatten die Soldaten aufgetrieben,
doch waren sie so mager, daß kaum etwas Fleisch davon
zu verteilen war. Ich erlangte für meinen Herrn Obersi,
der damals noch Hauptmann war, einige gute Stückchen
und machte mich daran, sie zuzubereiten. Damit sich das
Fleisch rasch abkühlte, legte ich es in Wasser aus dem nahen
Weiher. Allerdings hatten die Pferde das Wasser etwas
getrübt, als sie in die Schwemme geritten worden, doch ich
hatte nichts anderes. Dann klopfte ich das Fleisch tüchtig
Auflösung des Rätsels in voriger Nummer:
Strumpf — Ter f — Rumpf.
Marktpreise am 15. Dezember 1888.
zu Saarbrücken. zu St. Johaun
Mark Pfg. Mark Pfg.
svon 6 40 6 40
— iblis 7 40 7 40
svon 2 — 2 —
Wis 2 50 2 539
von · 20 — 80
bis Z
100 Kilo Kartoffeln
1 Kiilo Butter
1 Duttzend Fier.
ιαααα
Drucker und Verleger: Gebrüder Sofer in Saarbrücken. Erxpedition der Saarbrucker Zeitungh.
Verantwortlicher Redacteur: H. Wagner in Saarbrücken